Wespen

Aus Hortipendium
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Faltenwespen
Vespidae
AD2009Sep09 Vespula germanica 05.jpg
Vespula germanica im Landeanflug
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Hautflügler
Hymenoptera
Unterordnung Stechimmen
Apocrita

Der Begriff Wespen bezeichnet umgangsprachlich die Unterfamilie der Echten Wespen (Vespinae), zu denen die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gemeine Vespe (Vespula vulgaris) gehören (siehe dazu auch Faltenwespen). Wissenschaftlich gesehen beschreibt der Begriff Wespe nicht nur die Echten Wespen, sondern schließt eine Vielzahl unterschiedlicher Familien ein, die sich in zwei Gruppen einteilen laseen: In die Gruppe der Stechwespen und in die Gruppe der Schlupf- und Gallwespen (siehe dazu Stechimmen).

Bedeutung in der Natur

Auch wenn den meisten Menschen Wespen als ausschließlich lästig und überflüssig erscheinen, übernehmen sie in der Natur viele wichtige Aufgaben. Zum einen spielen Wespen in der Pflanzenproduktion im biologischen Pflanzenschutz eine wichtige Rolle, da sie natürliche Gegenspieler bestimmter Schädlinge sind. Als Bespiel seien die Schlupfwespen Encarsia formosa und Aphidius colemani oder die die Blattlauswespen der Gattung Praon genannt. Wespen sind aber auch im eigenen Garten als unbemerkte Schädingsbekämpfer unterwegs, da sie auf der Suche nach tierischer Nahrung für die Nachkommen jagt auf andere Insekten wie Fliegen, Maden und Raupen machen.

Wespen erfüllen ebenso die Aufgabe der "Müllabfuhr", da sie überreife Früchte auffressen oder die vom Mensch in der Natur zurückgelassenen Lebensmittel verwerten. Für den Nestbau verwenden Wespen altes Holz. Da die Nahrung der meisten ausgewachsenen Wespen aus Fruchtsäften, Blütennektar oder Honigtau besteht, bestäuben sie als Blütenbesucher, wie die Bienen, die Pflanzenwelt. Wespen sind aber nicht nur Jäger, sondern auch Beutetiere für andere Tiere wie zum Beispiel dem Wespenkäfer (Metoecus paradoxus), Dickkopffliegen (Conopidae), Schwebfliegen der Gattung Volucella und den Raupen des Hummelnestmotte Aphomia sociella. Die Parasitierung zwischen unterschiedlichen Wespenarten ist ebenfalls bekannt.

Ungeliebte Lästlinge

Nur zwei von acht der bei uns heimischen Wespenarten können wirklich lästig werden. Dies sind die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris), da sie sich auch für menschliche Nahrungsquellen wie Süßwaren, zuckerhaltige Getränke und Frischfleisch interessieren. Alle anderen Wespen-Arten sind nicht an den Speisen auf dem Tisch anzutreffen.

Da die Wespennester der Gemeinen und der Deutschen Wespen etwa parallel zur Ferienzeit ihre größte Stärke erreichen, beginnen die Arbeiterinnen zu vagabundieren und sind vermehrt auf der Suche nach süßen Speisen. Das können Fallobst im Garten oder süße Säfte oder Speisen auf dem Kaffeetisch sein. Eine gedeckte Kaffeetafel ist für Wespen eine attraktive Futterstelle. Auch bei starkem Auftreten von Wespen regelt sich diese "Plage" im Herbst von selbst: Die Völker sterben ab, nur die Königinnen überwintern

Wespen sind grundsätzlich nützlich, manchmal lästig, aber von sich aus nicht aggressiv. Wespenstiche sind zwar schmerzhaft, aber in der Regel ungefährlich (Ausnahme: Allergie gegen Wespengift, Stiche im Mund-Rachenbereich).

Folgend einige Tipps für den Umgang mit Wespen:

  • Allgemein:
    • glatte, helle, geschlossene Kleidung tragen
    • starken Schweiß- und Alkoholgeruch vermeiden
    • Abstand von Wespenquellen (Wespennester, Abfalleimer, Komposthaufen mit Obstabfällen) halten
    • nie nach Wespen schlagen, wedeln o.ä.
  • im Haus:
    • Fliegengitter anbringen
  • Auf der Terrasse:
    • Speisen erst direkt vor dem Essen auftragen und danach sofort (incl. Teller mit Resten) abräumen
    • Getränkegläser abdecken
    • Beim Essen von Kuchen und Obst genau hinschauen, um ein versehentliches Verschlucken einer Wespe zu vermeiden
    • Nach dem Essen Gesicht und Hände abwischen bzw. -waschen.
    • Bei zu starkem Befall "Wespenfallen" anbringen

Alternativ kann ein Falleneinsatz bzw. eine Ablenkungsfütterung mit Saftflaschen gewisse Teilerfolge erzielen. Dabei ist zu bedenken, dass aufgestellte Wespenfangflaschen nur weitere Wespen aus der Umgebung anlocken. Die Zahl der hier gefangenen Tiere ist viel zu gering, um den im August weit mehr als tausend Individuen zählenden, Völkern zu schaden. Durch das Anlocken der Wespen wird das Problem im eigenen Garten eher verstärkt.

Rezepturen der Fangflüssigkeit:

Zutat Schweiz Deutschland Südtirol
Apfelsaft --- 200 ml 25 ml
Himbeersirup 50 ml --- ---
Melasse (Zuckerrübensirup) --- 37,5 g 5 g
Obstessig --- 12,5 ml 25 ml
Wasser 100 ml --- 200 ml
Bier 100 ml --- ---
Netzmittel (flüssige Seife/Pril) wenige Tropfen wenige Tropfen wenige Tropfen
Fangflüssigkeit/Falle 250 ml 250 ml 255 ml

Wespen als Schädlinge?

Ein alljährlich wiederkehrendes Problem sind Fruchtschäden, die augescheinlich durch die Fraßtätigkeit von der Gemeinen Wespe un der Deutschen Wespe verursacht werden. Ob die Wespen aber tatsächlich als Primärschädlinge einzustufen sind, d.h. ob sie gesunde Früchte anfressen, ist schwer zu sagen. Mit großer Sicherheit gehen sie aber an verletzte Früchte. Verletzungen können entstehen durch Pilzliche Infektionen, Wachstumsrisse in der Fruchtschale, maschinelle Schäden, Pickverletzungen durch Vögel oder Fraßstellen von Ohrwürmern.

Dennoch gibt es Wespen-Arten die als Pflanzenschädlinge bekannt sind. Dazu zählen einige Gallwespen-Arten wie beispielsweise die Rosengallwespe (Diplolepis rosae) oder die Eichenlinsengallwespe (Neuroterus quercusbaccarum)

Wespennester

Große Wespennester, wie sie in Hohlräumen oder in Bäumen und Sträuchern zu sehen sind, werden nur von Faltenwespen gebaut die in Staaten leben. Dies wird in besonders schöner und eindrucksvoller Form von den Echten Wespen wie der Deutschen und der Gemeinen Wespe beherrscht, aber auch in kleinerem Ausmaß von Feldwespen wie der Mittleren Wespe und der Zierlichen Feldwespe. Ihre Nester sind kleiner und hängen, wie bei der Sächsischen Wespe, oft frei unterm Dach, in Sträuchern oder Hecken. Da sie leicht zugänglich sind, werden diese kleineren Nester oft zerstört, obwohl diese Wespenarten dem Menschen in keinster Weise lästig oder gefährlich sind. Die Nester der Deutschen und Gemeinen Wespe hingegen finden sich gut getarnt in dunklen Räumen, im Boden oder geschützt im Dachgebälk. Eingänge zu Nestern sind an regem Flugverkehr auf kleiner Fläche zu erkennen. Alte Nester werden im nächsten Jahr nicht wieder bezogen sondern es werden an anderer Stelle neue gebaut.

Die Nester der Wespen-Staaten bestehen aus papierartigem Material. Dies besteht bei Echten Wespen aus verwittertem und/oder frischem Holz und bei bei den Feldwespen aus Pflanzenfasern. Damit die Holz- bzw. Pflanzenfasern zu einem wasserunlöslichen, hornartigen Material verarbeitet werden können, geben die Wespen ein chitinhaltiges Sekret ab, das als Bindemittel dient. Jede Wespenart baut Nester mit einer artspezifischen Form.

Beseitigung von Wespennestern

Bitte bedenken Sie: Alle Wespenarten mit Ausnahme der Gemeinen Wespe und der Deutschen Wespe stehen unter Naturschutz. Wenn Sie ein Wespennest entfernen wollen, muss dies zuvor von der Unteren Landespflegebehörde genehmigt werden. Diese Genehmigung wird aber nur in Ausnahmefällen erteilt. Klären Sie den Sachverhalt zuvor mit einem Fachbetrieb für Schädlingsbekämpfung oder Gebäudereinigung ab. Die Feuerwehr ist in diesem Fall nicht der richtige Ansprechpartner. Wespennester sollten nicht entfernt werden, wenn sie nicht direkt in Bereichen liegen, in denen eine Störung nicht zu vermeiden ist (z. B. über der Eingangstür). Wenn es doch ausnahmsweise notwendig ist, sollte man einen Fachmann mit Schutzkleidung beauftragen.

Wespen sind allgemein weniger lästig und gefährlich als man ihnen nachsagt. Dies gilt insbesondere für die Bewohner der Nester, die sichtbar aufgehängt sind, entweder frei in Hecken oder in hellen Dachräumen und Gartenhäuschen. Diese Arten wie beispielsweise die Mittlere Wespe oder die Zierliche Feldwespe bilden eher kleine Völker von höchstens einigen hundert Arbeiterinnen und sterben schon früh ab (Ende der Flugzeit ist August/September). Die Tiere sind meist friedlich, solange man ihr Nest nicht unmittelbar bedroht. Daher ist in aller Regel die Beseitigung solch eines Wespennestes unnötig. Wenn das Nest - meist im September - auffällt, dauert es nur noch wenige Wochen, bis das Volk von selbst abstirbt. Das Nest wird in keinem Fall wieder besiedelt oder gar noch vergrößert.

Etwas anderes sind die Nester der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe. Sie bauen bevorzugt in dunklen Räumen wie Zwischendecken, Rollladenkästen, dunkle Dachböden und Erdlöcher ihre Nester. Diese beiden Arten können Völker mit bis zu mehreren tausend Tieren bilden, die bis in den November ausdauern können und etwas aggressiver sind. Bei richtigem Umgang und Abstand vom Nest lässt sich auch mit ihnen leben. Da auch geschützte Arten, unter ihnen die Hornisse, zu den Dunkelnest-Bewohnern zählen, ist zur Beurteilung solcher Fälle die Artbestimmung durch einen Fachmann unerlässlich.

Weitere Informationen

Quellen

  • W. Jacobs, M. Renner und K. Honomichl (1998): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8274-0799-0
  • H. Bellmann (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer. Kosmos. Stuttgart. ISBN 3-440-07682-2

Weblinks