Wanzen
Wanzen | |
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Heteroptera | |
![]() Wanze
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Systematik | |
Klasse | Insekten Insecta |
Unterklasse | Ectognatha |
Überordnung | Schnabelkerfe Hemiptera |
Ordnung | Wanzen Heteroptera |

Die Wanzen (Heteroptera) sind die bekannteste Ordnung der Schnabelkerfe. Von den etwa 40.000 bekannten Arten leben 1.000 Arten in Mitteleuropa. Wanzen sind zum Teil Land- und teils Wasserinsekten mit sehr unterschiedlichen Lebensweisen, Gestalt, Färbung und Größe (von 1 mm bis 10 cn). Das Verhalten der Larven und der ausgewachsenen Tiere ist weitgehend gleich. Wanzen saugen sowohl tierische als auch pflanzliche Säfte. Der bekannte Wanzengeruch ist durch vorhandene "Stinkdrüsen" bedingt. In der Regel durchlaufen Wanzen fünf Larvenstadien mit einer unvollkommenen Verwandlung. Die Überwinterung findet häufig als Imago oder Ei, seltener als Larve, statt. Pro Jahr tritt eine Generation auf.
Inhaltsverzeichnis
Morphologie
Wanzen besitzen wie alle Schnabelkerfe stechend-saugende Mundwerkzeuge, mit denen sie, je nach Art, sowohl tierische als auch pflanzliche Säfte saugen. Am Kopf befindet sich ein schnabelartiger Rüssel. Wanzen besitzen Komplexaugen mit zwei Ocellen. Die Beine sind in der Regel als Schreitbeine gut entwickelt, einige Arten besitzen zudem ein gutes Springvermögen. Bei räuberischen Wanzen sind die Vorderbeine nicht selten zum Ergreifen und Festhalten der Beute ausgebildet und bei gut schwimmenden Wasserwanzen die Hinterbeine zu Schwimmbeinen. Die beiden Flügelpaare sind bei Wanzen meist gut ausgebildet. Dabei sind die Vorderflügel stark sklerotisiert und liegen in Ruhe flach auf dem Rücken. Die zarten Hinterflügel liegen längsgefaltet unter den Vorderflügeln und sind im Flug durch eine Bindevorrichtung mit dem Vorderflügel verbunden. Meist ist ein dreieckiges Schildchen zwischen den Basen der Vorderflügel sehr deutlich zu erkennen, bei Schildwanzen (Pentatomidae) bedeckt dieses Dreieck zuweilen fast den ganzen Rücken.
Verhalten
Das "Sich-tot-stellen" oder "Sich-fallen-lassen" nach störenden Reizen ist in manchen Wanzengruppen sehr ausgeprägt. Wie die Springschrecken können auch die Wanzen Laute durch Schrillorgane erzeugen, die je nach Art an verschiedenen Körperteilen zu finden sind. Evolutionstechnisch weißt dieser Umstand darauf hin, dass diese Fähigkeit unabhängig voneinander ivon den Arten erworben wurde. Bei manchen Arten können sowohl weibliche als auch männliche Tiere Laute erzeugen. Zum Teil findet sich diese Fähigkeit auch schon bei den Larven.
Wanzen Videos
- Stinkwanzen: Gefährliche Invasion der asiatischen Schädlinge. BR Doku 43:40 Minuten, vom 09.10.2021
Familien
Die Familien der Wanzen werden in unterschiedliche Gruppen zusammengefasst. Es werden folgende Gruppen unterschieden:
Cimicomorpha
In der Gruppe Cimicomorpha sind die Arten sehr unterschiedlich nach Körperbau und Lebensweise. Viele Arten sind in ihrer Ernährung hochgradig auf eine bestimmte Pflanzenart oder ein Beutetier spezialisiert. Bei einigen Arten ist eine parasitische Lebensweise bekannt.
- Familie Anthocoridae - Blumenwanzen
- Familie Cimicidae - Platt- oder Bettwanzen
- Familie Microphysidae - Flechtenwanzen
- Familie Miridae oder Capsidae - Weichwanzen oder Blindwanzen
- Familie Nabidae - Sichelwanzen
- Familie Reduviidae - Raubwanzen
- Familie Tingidae - Netzwanzen
Pentatomorpha (Land-, Erd- und Baumwanzen)
Die Wanzen der Gruppe Pentatomorpha sind Land-, Erd- und Baumwanzen. Sie variieren in ihrer Körpergröße zwischen mittelgroß (4 bis 5 mm) und groß (10 bis 15 mm). Die Lebenweise dieser Familien ist sehr unterschiedlich. So sind grabende und im Boden lebende Formen bekannt, manchen Arten leben in der Kraut- und Baumschicht, andere ernähren sich von Samen - und Pflanzensäften und manche Familien haben eine räuberische Lebensweise.
- Familie Acanthosomatidae - Bauchkielwanzen oder Stachelwanzen
- Familie Alydidae - Krummfühlerwanzen
- Familie Aradidae - Rindenwanzen
- Familie Berytidae - Keulenwanzen oder Stelzenwanzen
- Familie Coreidae - Randwanzen oder Lederwanzen
- Familie Cydnidae - Erdwanzen
- Familie Lygaeidae - Langwanzen oder Bodenwanzen
- Familie Pentatomidae - Baumwanzen oder Schildwanzen
- Familie Piesmatidae- Meldewanzen
- Familie Plataspidae - Kugelwanzen
- Familie Pyrrhocoridae - Feuerwanzen
- Familie Rhopalidae - Glasflügelwanzen
- Familie Scutelleridae - Schildwanzen
- Familie Stenocephalidae - Wolfsmilchwanzen
- Familie Thyreocoridae
Dipsocoromorpha
In der Regel sind die Tiere der Gruppe Dipsocoromorpha klein (2 bis 3 mm). Sie leben versteckt in den obersten Bodenschichten (Streu, Calluna, Moos u.a.) an feuchten und schattigen Standorten. Sie scheinen allesamt unspezialisierte Räuber zu sein.
- Familie Ceratocombidae
- Familie Dipsocoridae
Leptopodomorpha (Räuberische Arten)
In der Gruppe Leptopodomorpha sind ausschließlich räuberische Arten bekannt, die sich von anderen Insekten und von totem Tiermaterial ernähren.
- Familie Leptopodidae
- Familie Saldidae - Ufer- oder Springwanzen
Nepomorpha (Wasserwanzen)
Die Gruppe der Nepomorpha sind Wasserwanzen. Sie sind an das Leben im Wasser angepasst. Das Luftholen findes meist an der Wasseroberfläche statt. In der Regel sind die ausgewachsenen Tiere flugfähig, verlassen das Wasser aber nur für einen Ortswechsel. Alle Wasserwanzen sind Räuber mit geringer Spezialisierung auf bestimmte tierische Nahrung.
- Familie Aphelocheiridae - Grundwanzen
- Familie Corixidae - Ruderwanzen
- Familie Naucoridae - Schwimmwanzen
- Familie Nepidae - Skorpionswanzen
- Familie Notonectidae - Rückenschwimmer
- Familie Pleidae - Zwergrückenschwimmer
Gerromorpha (Wasserläufe)
Bei der Gruppe Gerromorpha, den Wasserläufern, gibt es sehr kleine und sehr große Arten (Körpergröße variiert zwischen 2mm bis 5 cm). Ihr Vermögen auf der Wasseroberfläche zu laufen erlangen die Tiere durch den wasserabweisenden dichten Haarbesatz auf der Körperunterseite.
- Familie Gerridae - Wasserläufer
- Familie Hebridae - Uferläufer
- Familie Hydrometridae - Teichläufer
- Familie Mesoveliidae - Hüftwasserläufer
- Familie Veliidae - Bachläufer
Siehe in Hortipendium
Quelle
W. Jacobs, M. Renner und K. Honomichl (1998): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8274-0799-0
H. Bellmann (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer. Kosmos. Stuttgart. ISBN 3-440-07682-2
D. V. Alford (1997): Farbatlas der Schädlingean Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag. Stuttgart. ISBN 3-432-27841-1