Unkräuter im kommunalen Bereich

Aus Hortipendium
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Allgemeines

Als Unkräuter (Unkräuter, Ungräser, Moose und Algen) bezeichnet man allgemein unerwünschte Schadpflanzen, die

  • mit der Kulturpflanze um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren,
  • Wirtspflanzen für Krankheiten oder Schädlinge der Kulturpflanzen darstellen können,
  • störend bei der Ernte sein können oder das Erntegut verunreinigen,
  • den Futter- oder Zierwert der Nutzpflanze beeinträchtigen,
  • störend bei Pflegemaßnahmen sind.

Unkräuter, die auf Flächen im Zuständigkeitsbereich von Kommunen auftreten (z.B. auf Eh da Flächen), können

  • den Zierwert von öffentlichen Anlagen beeinträchtigen,
  • eine Gefährdung für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellen,
  • die Arbeitssicherheit beeinträchtigen,
  • die Verkehrssicherheit beeinträchtigen,

und somit ein Eingreifen erforderlich machen.


Unterscheidung von Unkräutern und Ungräsern

Als Unkräuter bezeichnet man Schadpflanzen, die zwei Keimblätter besitzen. Die Blätter sind unterschiedlich gestaltet und die Blattadern mehr oder weniger verzweigt. Ungräser zeichnen sich durch längliche, schmale Blätter mit längs verlaufenden unverzweigten Blattnerven aus. Sie besitzen nur ein Keimblatt.


Vergleich von Einkeimblättrigen und Zweikeimblättrigen


Viele Unkräuter verbreiten sich über den Wind, aber auch Gewässer und eine Verschleppung durch Tiere oder den Menschen können bei der Ausbreitung von Unkräutern von Bedeutung sein.

Unkrautsamen können mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte im Boden überdauern, was zusammen mit einem ständigen Neueintrag (Samenzuflug usw.) immer wieder aufs Neue Bekämpfungsmaßnahmen nötig macht. Die Keimfähigkeit der Samen im Boden wird beeinflusst durch die Lagerungstiefe (allg.: je tiefer desto länger), abiotische Faktoren (Temperatur, Feuchtigkeit, Bodenluft, Nährstoffe) und die Zusammensetzung der Mikrofauna im Boden (Mikroorganismen). Die Eigenschaft vieler Unkrautarten, bei ungünstigen Umweltbedingungen der Samen über eine längere Zeitspanne hinweg eine Keimruhe einzugehen (Dormanz), erhöht ihre Überlebenschancen im Boden. [1]


Keimdauer verschiedener Unkrautarten
Pflanze Keimdauer in Jahren
Trespen 1
Gemeines Kreuzkraut 3
Flughafer 3-8
Quecke 10
Ackerkratzdistel 21
Vogelmiere 39
Ehrenpreis 58
Ampferarten 10-70

Betroffene Flächen im kommunalen Bereich

Gehweg mit starkem Unkrautbewuchs

Unkräuter treten im kommunalen Bereich auf sehr unterschiedlich gestalteten Flächen auf. Einerseits sind regelmäßig gärtnerisch genutzte Flächen wie beispielsweise Parkanlagen, Friedhöfe oder Zier- und Sportrasen betroffen, andererseits kommt unerwünschter Pflanzenbewuchs auf sogenanntem „Nichtkulturland“ vor. Darunter versteht man Flächen, die nicht der Pflanzenproduktion oder der planmäßigen Entwicklung von Pflanzenbeständen dienen. Im Wesentlichen unterscheidet man drei verschiedene Arten von Flächen:

  1. Flächen mit harten Oberflächen (Wege- und Verkehrsflächen, Gleis- und Industrieanlagen)
  2. Flächen mit Pflanzenbeständen, die weder landwirtschaftlich noch gärtnerisch oder forstwirtschaftlich genutzt werden (z.B. Eh da-Flächen)
  3. Flächen an Gewässern und Gräben

Bei der Bekämpfung von unerwünschtem Pflanzenbewuchs auf diesen Flächen wird meist nicht von „Unkrautbekämpfung“ sondern von „Vegetationskontrolle“ gesprochen.

Bei der Pflege all dieser verschiedenen Flächen müssen die unterschiedlichsten Interessen und gesetzlichen Vorgaben berücksichtig werden, beispielsweise

  • Betriebssicherheit von Wegen und Verkehrsflächen
  • Ästhetische Aspekte
  • Kosten für Bekämpfungsmaßnahmen
  • Wünsche der Bürger


Flächen mit harten Oberflächen (Wege und Plätze)

Kanadisches Berufkraut (Conyza canadensis) am Straßenrand

Flächen mit harten Oberflächen müssen bestimmten Belastungen standhalten und weisen deshalb einen planmäßigen Aufbau aus Unterbau (verdichtetes Material) und Oberbau (Frostschutz- oder Dränschicht, Tragschicht aus Schotter/Split/Brechsand, Ausgleichsschicht aus Split/Sand, Wegdecke) auf. Die Wegdecke selbst kann verschieden gestaltet sein: betoniert, asphaltiert, mit verschiedenen Platten/Steinen belegt oder aus verdichtetem Grobmaterial bestehend. Kennzeichnend für solche Flächen sind extreme Standortbedingungen: Trockenheit, hohe Temperaturschwankungen, wenig Wurzelraum, Nährstoffmangel, mechanische Belastungen, Eintrag von Schadstoffen. Unter diesen Standortbedingungen fassen hauptsächlich einjährige bzw. ausdauernde Arten Fuß, die sich durch eine hohe Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umweltbedingungen auszeichnen (siehe Tabelle unten). Die Besiedlung harter Oberflächen erfolgt beispielsweise von den Rändern her auf wassergebundenen Decken, in Belagsrissen, Ritzen und Fugen, in Rinnsteinen, an Verkehrsschildern, Straßenlampen und Begrenzungspollern. Wo bereits Unkrautbewuchs stattgefunden hat, sammelt sich organisches Material an und bildet die Grundlage für die Besiedlung durch weitere Pflanzen.

Breitwegerich
Häufig vorkommende Unkrautarten auf Flächen mit harten Oberflächen (verändert nach [2])
Deutscher Name Lateinischer Name Lebensform
Unkräuter
Gemeine Schafgarbe Achillea millefolium L. ausdauernd
Quendel-Sandkraut Arenaria serpyllifolia L. einjährig
Gemeiner Beifuß Artemisia vulgaris L. ausdauernd
Laubmoose z.B. Silbermoos Bryum argenteum L. ausdauernd
Kratzdistel-Arten Cirsium spec. ausdauernd
Kanadisches Berufkraut Conyza canadensis (L.) CRONQ zweijährig
Kompass-Lattich Lactuca serriola L. einjährig
Schutt-Kresse Lepidium ruderale L. einjährig
Strahlenlose Kamille Matricaria discoidea DC. einjährig
Breit-Wegerich Plantago major L. ausdauernd
Vogel-Knöterich Polygonum aviculare L. einjährig
Liegendes Mastkraut Sagina procumbens L. einjährig
Gemeiner Löwenzahn Taraxacum officinale WIGGERS ausdauernd
Gräser
Gemeine Quecke Agropyron repens (L.) P.B. ausdauernd
Rotes Straußgras Agrostis capillaris tenuis SIBTH. ausdauernd
Rot-Schwingel Festuca rubra L. ausdauernd
Mäuse-Gerste Hordeum murinum L. einjährig
Einjähriges Rispengras Poa annua L. einjährig


Die Entfernung von unerwünschtem Pflanzenbewuchs auf harten Oberflächen stellt meist ein zeit- und arbeitsintensives und damit teures Verfahren dar. Nachfolgende vorbeugende Maßnahmen helfen bei konsequenter Durchführung, aufwändige Arbeitsgänge zu minimieren und somit Kosten für Pflegemaßnahmen zu sparen:

  • Bei Tiefbauarbeiten auf eine ausreichend mächtige Tragschicht achten
  • Für Auffüllarbeiten keine mit Samen oder vegetativen Pflanzenteilen belastete Erde verwenden
  • Verwendung von dicht schließendem Randmaterial oder Folien in Betracht ziehen
  • Fugen und Ritzen schmal halten
  • Platten und Steine sauber verlegen (beugt Ablagerung von Feinmaterial durch Wind vor)
  • Regelmäßiges Kehren
  • Bekämpfungsmaßnahmen frühzeitig durchführen!


Unkrautbekämpfung auf Wegen und Plätzen

Auf der Seite "Alternativen zur chemischen Unkrautbekämpfung auf Wegen und Plätzen" finden sich weiterführende Informationen zu vorbeugenden Maßnahmen sowie zu physikalischen und thermischen Verfahren der Unkrautkontrolle.

Nähere Informationen zur chemischen Unkrautbekämpfung finden Sie hier.

Sport- und Zierrasen

Gänseblümchen im Rasen

Sport- und Zierrasen müssen in erster Linie sport- und freizeitfunktionellen Anforderungen genügen. Das bedeutet insbesondere eine ständige und sichere Bespielbarkeit und Begehbarkeit der Flächen, also eine dichte und gleichmäßige Grasnarbe ohne Lücken.

Für Sportrasenflächen werden spezielle Rasengräsermischungen eingesät, die je nach Verwendungszweck folgende Grasarten in unterschiedlichen Anteilen enthalten:

  • Weißes Straußgras
  • Rotes Straußgras
  • Rot-Schwingel Unterarten
  • Schaf-Schwingel
  • Wiesen-Rispengras
  • Deutsches Weidelgras
  • Rohr-Schwingel

Neu angelegte Flächen erhalten meist eine Rasentragschicht. Dabei handelt es sich um eine Bodenschicht, die durchlässig, belastbar und intensiv durchwurzelbar ist. Sie kann einen Teil des einsickernden Oberflächenwassers speichern und gibt den Überschuss an den darunter liegenden Baugrund oder eine Entwässerungseinrichtung weiter.

Je nach Verwendungszweck und Anforderungen an die Rasenfläche kann die Einwanderung bestimmter Unkrautarten die Funktionsfähigkeit herabsetzen. Rasenflächen können auf unterschiedliche Weise durch Unkräuter/Ungräser besiedelt bzw. die Besiedelung begünstigt werden:

  • Eintrag durch mit Samen/vegetativen Vermehrungseinheiten verunreinigtes Bodenmaterial
  • Einschleppung durch Wind, Wasser, Tiere und Menschen
  • Ausbreitung/Vermehrung durch Samen, Rhizome, Wurzelsprosse, Wurzeln
  • Ausbreitung durch Verletzungen der Grasnarbe (z.B. auf Fußball- oder Golfplätzen)
  • Trockenperioden begünstigen die Ausbreitung tiefwurzelnder Unkrautarten (z.B. Disteln)

Insbesondere Pflanzen mit Rhizomen (z.B. Gemeine Quecke) oder Sprossausläufern (z.B. Weißklee) breiten sich an Stellen mit beschädigter Grasnarbe schnell aus. Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht zu einzelnen ausgewählten Pflanzenarten und deren Schadwirkung auf Rasenflächen.


Schadwirkung ausgewählter Unkräuter/Ungräser in Rasenflächen (verändert nach [3])
Eigenschaft Schadwirkung Beispielpflanzen
Bildung oberirdischer Ausläufer Dadurch leichtes Herausschlagen flächenhafter Rasenstücke, z.B. beim Fußballspielen Kriechender Hahnenfuß, Gemeines Rispengras, Weißes Straußgras
Rosettenbildung Dadurch unebene Oberfläche des Rasens oder Funktionsbeeinträchtigung beim Golfspielen auf Spielbahnen Breitwegerich, Mittelwegerich, Gemeiner Löwenzahn, Gemeines Ferkelkraut
Bültigkeit durch Horste Dadurch Behinderung bei Ballspielen, erschwertes Mähen, heterogenes Gesamtbild Rasen-Schmiele, Wolliges Honiggras, Einzelhorste von Deutschem Weidelgras und Rot-Schwingel
Grobstängeligkeit oder Grobblättrigkeit Dadurch verändertes Balllaufverhalten Kratzdistel- und Ampferarten auf Fußball- oder Hockeyrasen, Einjähriges Rispengras auf Grüns
Raschwüchsigkeit Dadurch höhere Schnittfrequenz Gemeiner Löwenzahn, Deutsches Weidelgras als Einzelhorste
Ungleiches Wachstum Dadurch Beeinflussung des Balllaufs, besonders auf Golfgrüns Wiesenrispengras, Liegendes Mastkraut, Gemeines Hornkraut, Moose
Heterogenes Gesamtbild Einjähriges Rispengras auf Grüns
Auffällige Blütenfarbe Dadurch insbesondere auf Spielbahnen und Halbrau-Flächen Erschwernis bei der Ballsuche auf Golfplätzen
Hochstehende, vom Mäher nicht erfassbare biegsame Blütenstiele Dadurch Erschwernis beim Mähen Wegerich-Arten, Gemeines Hirtentäschel, Gemeiner Löwenzahn

Inwieweit ein gewisser Bewuchs durch unerwünschte Pflanzenarten auf Rasenflächen tolerierbar ist, hängt von der Art und den Ansprüchen der Nutzung sowie dem erforderlichen Aufwand für die Pflege ab. Auf Golfgrüns werden keine unerwünschten Pflanzen geduldet während auf den meisten Fußballplätzen ein gewisser Deckungsgrad mit diesen Pflanzenarten tolerierbar ist.


Unkrautbekämpfung auf Rasenflächen

Aufgrund der Änderungen im Pflanzenschutzgesetz gelten für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Flächen für die Allgemeinheit besondere Regelungen (§ 17 PflSchG). Bislang können auf öffentlichen Flächen nur Mittel angewendet werden, die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit für diesen Zweck genehmigt worden sind. Die Definition dieser „Flächen für die Allgemeinheit“ ist noch nicht endgültig abgeschlossen. Zu weiteren Einzelheiten siehe Artikel zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf Flächen für die Allgemeinheit (§ 17 PflSchG).

Zu den indirekten Bekämpfungsmethoden zählen folgende Maßnahmen:

1. Sachgerechte Fertigstellungspflege von Rasenflächen:

  • Verwendung von Saatgut und Bodenmaterial das frei von Verunreinigungen durch Unkrautsamen usw. ist
  • gute Saatbettvorbereitung und Pflege (günstige Saatzeiten im Frühjahr und Spätsommer wählen, Wässern während Trockenperioden, ausreichende und kontinuierliche Nährstoffversorgung)
  • Anpassung des Rasenschnitts an das Vorhandensein von schnittverträglichen bzw. schnittempfindlichen Unkrautarten: häufiger Rasenschnitt kann beispielsweise schnittverträgliche Arten fördern
  • Beseitigung einzelner störender Fremdarten durch Ausstechen

2. in Dauerbeständen:

  • angepasste Stickstoffdüngung (fördert Wachstum und Konkurrenzfähigkeit von Gräsern, am wirkungsvollsten im Frühjahr)
  • angepasste Beregnung

3. zur Verdrängung unerwünschter Gräser auf Sportplätzen kann hingegen eine Stickstoffmangelphase und Trockenperiode hilfreich sein

4. intensive ganzflächige Benutzung hält Arten gering, die wenig trittfest bzw. scherfest sind (Moose, Gemeines Hornkraut, Vogelmiere, Ehrenpreis-Arten)

Neben indirekten (vorbeugenden) Bekämpfungsmaßnahmen können alternativ zum Herbizideinsatz mechanische Methoden zur Unkrautbekämpfung auf Rasenflächen eingesetzt werden:

1. Narbenpflege

  • Ausstechen einzelner Horst- und Rosettenpflanzen
  • Nachsaat bei entstehenden Lücken
  • Vertikutieren: großflächige mechanische Narbenpflege zur Bekämpfung von Moosen, Kräutern mit polsterartigem Wuchs, Weiß-Klee
  • Bei unerwünscht hohem Besatz vor dem Vertikutieren: Tiefschnitt mit Beseitigung des Schnittguts, nach Abfuhr der Vertikutierguts Stickstoffgabe zur Förderung der Gräser
  • Auf Golfplätzen: regelmäßiges Durchkämmen (Groomern) der Rasennarbe zur Entfernung kriechender Pflanzen und des Einjährigen Rispengras

2. Bodenpflege durch intensive oberflächennahe Lockerung, dadurch

  • Bekämpfung von Rosettenpflanzen wie Gänseblümchen, Wegerich-Arten, Löwenzahn
  • Gleichzeitige Verbesserung der Wasser- und Luftdurchlässigkeit
  • Förderung der Stickstoffmineralisation

Sollte doch eine Herbizidanwendung nötig sein, so ist zu überlegen, ob Horst- oder Einzelbehandlungen bzw. Teilflächenbehandlungen (Seitenbehandlung von Sportplätzen, stärker belastete Bereiche von Golfspielbahnen) ausreichend sind.

Allgemein sollte bei großflächiger Herbizidanwendung von vornherein eine Nachsaat eingeplant bzw. auf eine schnelle Ausbesserung großer Lücken mit Fertigrasen in Erwägung gezogen werden. Außerdem sollte vor einer großflächigen Herbizidanwendung immer eine Beratungsstelle kontaktiert werden, um Mittelauswahl, Aufwandmenge, Bekämpfungszeitpunkt und mögliche weitere Pflegemaßnahmen zu erörtern. Eine Auswahl geeigneter Herbizide für diesen Anwendungsbereich siehe Liste des BVL "Genehmigte Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind".

Gleisanlagen

Unkrautbewuchs auf Gleisanlagen

Unkrautbewuchs auf Gleisanlagen stellt aus verschiedenen Gründen eine Gefährdung der Betriebssicherheit dar. Die chemische Unkrautbekämpfung ist für Gleisbetreiber eine schnelle und kostengünstige Variante, bringt aber auch Probleme mit sich. Viele Unkrautarten sind auf Gleisen chemisch schwer zu bekämpfen, beispielsweise weil sich die Mutterpflanze außerhalb der Gleisbereichs befindet (z.B. Brombeere, Ackerwinde) oder Wirksamkeitslücken vorhanden sind (z.B. Ackerschachtelhalm). Auch aus Gründen des Gewässerschutzes steht eine chemische Unkrautbehandlung oft in der Kritik. Die bereits existierenden alternativen Verfahren sind jedoch derzeit weniger effizient, aufwändiger und teurer als chemische Verfahren. Sie werden als Ergänzungsmaßnahmen in sensiblen Bereichen genutzt, beispielsweise in und an Trinkwasserschutzgebieten.

Wie so oft ist bei der Unkrautbekämpfung auf Schienenwegen ein Bekämpfungskonzept gefragt („integriertes Vegetationsmanagement“), das verschiedene chemische, physikalische und mechanische Methoden kombiniert, unterstützt durch eine planmäßige Entwicklung der Vegetation entlang von Bahnanlagen.


Flächen mit landwirtschaftlich nicht genutzten Pflanzenbeständen

Giersch (Aegopodium podagraria) am Wegrand

Auf Flächen, die nicht landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt bzw. gepflegt werden, ist generell ein permanenter Pflanzenbestand erwünscht. Abhängig vom Standort und der Eingriffsintensität durch den Menschen kann die Artenzusammensetzung und Struktur dieser Bestände sehr unterschiedlich sein.

Zu diesen Flächen zählen insbesondere

  • Straßen- und Gleisrandflächen
  • Trassen für Energie-, Öl- oder Gasleitungen
  • Aufgelassene Wirtschaftsflächen
  • Schutzflächen aller Art
  • Landschafts- und Naturschutzgebiete

Beim Auftreten unerwünschter und bekämpfungswürdiger Pflanzenarten in diesen Beständen sind immer selektive Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich.

Auf den oben genannten Flächen treten überwiegend ausdauernde und mehrjährige Unkrautarten auf, die charakteristisch für die jeweils angrenzenden Bereiche sind (z.B. Grünland, harte Oberflächen, Forst- und Gehölzflächen). Es handelt sich dabei meist um hochwachsende Arten (Giersch, Wiesen-Bärenklau, Kratzdistel-Arten, Ampfer-Arten, Große Brennnessel), verholzende Arten und vor allem auch invasive neophytische Arten (Wilde Robinie, Riesenbärenklau, Goldrute).

Die Bekämpfung dieses unerwünschten Pflanzenbewuchses kann aus nachfolgenden Gründen erforderlich sein:

  • Unfallgefahr durch Sichtbehinderung
  • Erschwerung von Pflegemaßnahmen
  • Erhaltung der Funktionsfähigkeit von Schutzflächen
  • Bestandssicherung der charakteristischen Flora schützenswerter Biotope
  • Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier (invasive neophytische Arten, Jakobskreuzkraut)

Eine Bekämpfung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln ist hier nur in besonders begründeten Fällen nach erfolgter Genehmigung durch die zuständige Behörde möglich (siehe Anwendungsverbote von Pflanzenschutzmitteln nach § 12(2) PflSchG).

Flächen an Gewässern und Gräben

Japanischer Staudenknöterich (weiß blühend) an Uferböschung

Prinzipiell ist Pflanzenbewuchs durch Gräser, Kräuter und vereinzelt Gehölze entlang von Gewässern zur Uferstabilisierung erwünscht, insbesondere an Gräben und Uferböschungen. Dort, wo sich invasive gebietsfremde Arten ausbreiten und die heimische Vegetation weitgehend verdrängen, kann es zu einer Beeinträchtigung der Uferstabilisierung kommen. Hier ist unter anderem der Japanische Staudenknöterich zu nennen, der sich stark entlang von Bächen und Flüssen durch unterirdische Rhizome ausbreitet, aber kaum Feinwurzeln ausbildet. Über Winter sterben die oberirdischen Pflanzenteile des Japanischen Staudenknöterichs ab. Dort wo er andere Pflanzen gänzlich verdrängt hat, bleibt auf den befallenen Flächen der Boden bis ins Frühjahr hinein gänzlich unbedeckt. Durch Hochwasser werden die betroffenen Uferböschungen oftmals stark abgetragen. So heißt es in einer Veröffentlichung der Gewässerdirektion Necker: „Fast alle Neophyten im Uferbereich führen zur Instabilität der Uferzonen und sind daher auch aus der Sicht des Wasserbaus Problempflanzen.“ [4] Zu den eingewanderten Problempflanzen an Gewässern zählen auch Späte Goldrute, Kanadische Goldrute, Topinambur, Riesen-Bärenklau, Indisches Springkraut und Sacchalin-Knöterich.

Um die Funktionalität von Entwässerungsgräben zu erhalten, ist ein mehr oder weniger regelmäßiges Entfernen des Pflanzenbewuchses in Grabensystemen erforderlich. Neben der manuellen Beseitigung können je nach Gewässertiefe verschiedene Mähgeräte, Häcksler, Grabenfräsen oder Räumharken eingesetzt werden. Bei größeren Gewässertiefen können Mähboote neben der Grabenentkrautung zusätzlich eine Ausformung der Gräben vornehmen.

Der Einsatz von Herbiziden in der Nähe von Oberflächengewässern ist praktisch nicht genehmigungsfähig (siehe Anwendungsverbote von Pflanzenschutzmitteln nach § 12(2) PflSchG).

Problem-Unkräuter

Riesenbärenklau

Nachfolgend sollen drei der wichtigsten Problemunkräuter kurz vorgestellt werden. Sie nehmen bei der Unkrautbekämpfung eine besondere Stellung ein, da es sich um Arten handelt, die eine Gesundheitsgefährdung für Mensch und/oder Tier mit sich bringen können.


Einzelnachweise

  1. H. Börner: Unkrautbekämpfung,Gustav Fischer Verlag, Jena, 1995, S..
  2. Zwerger, P. und Ammon, H. U.: Ukraut - Ökologie und Bekämpfung. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2002, S. 352.
  3. Zwerger, P. und Ammon, H. U.: Ukraut - Ökologie und Bekämpfung. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2002, S. 318.
  4. Gewässerdirektion Necker (Hrsg).: Ökologische Verbesserungen am Neckar – Chancen einer naturnahen Entwicklung. In: IKoNE Heft 2, 2000


Quellen

  • Abschnitt "Allgemeines":
Text und Tabelle zusammengestellt nach verschiedenen Vorträgen zum Thema von Dr. B. Augustin, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bad Kreuznach


  • Die Inhalte der Abschnitte über Betroffene Flächen im kommunalen Bereich (Flächen mit harten Oberflächen (Wege und Plätze), Sport- und Zierrasen, Gleisanlagen, Flächen mit landwirtschaftlich nicht genutzten Pflanzenbeständen, Flächen an Gewässern und Gräben) sind entnommen aus:
Zwerger, P. und Ammon, H. U. (2002): Unkraut - Ökologie und Bekämpfung. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-3846-8