Tomatenbronzeflecken-Virus

Aus Hortipendium
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Bronzefleckenkrankheit
Tomato spotted wilt virus
Synonyme
Tomato spotted wilt tospovirus, TSWV, bronze leaf of tomato, kromnek virus, spotted wilt of tomato, yellow spot of pineapple
Tomato with Tomato Spotted Wilt Virus.jpg
Tomatenbronzefleckenvirus an Tomate
Systematik
RNA-Viren
Einzel-(−)-Strang-RNA-Viren (ss(−)RNA: negative single-stranded RNA)
Ordnung Mononegavirales
Familie Bunyaviridae
Gattung Tospovirus


Das Tomatenbronzefleckenvirus (Tomato spotted wilt virus, TSWV) kommt inzwischen weltweit vor, man findet es sowohl in den Subtropen als auch in den gemäßigten Breiten, und dort im Freiland sowie in Gewächshäusern. Die Ausbreitung wurde durch den internationalen Warenverkehr gefördert und verlief parallel zur Verbreitung derjenigen Thripse, die das Virus übertragen. Durch TSWV können große wirtschaftliche Schäden entstehen, da es sowohl bei Zierpflanzen- als auch Gemüsekulturen zu starken Ernte- bzw. Produktionsverlusten kommen kann. TSWV gehört in die Gruppe der Tospoviren und ist in der EU als Quarantäneschadorganismus gelistet. Es tritt häufig vergesellschaftet mit dem Impatiens necrotic spot virus (INSV) auf.

Tomatenbronzefleckenvirus an Beetpflanzen

Über 500 Pflanzenarten aus mehr als 50 Pflanzenfamilien (sowohl Monokotyle als auch Dikotyle) können von den beiden Tospoviren befallen werden. Besonders betroffen sind Zierpflanzen- und Gemüsekulturen. Als Tospovirus-anfällige Zierpflanzen, die auch für Beetpflanzungen oder in Kübeln verwendet werden, gelten zum Beispiel Argyranthemum (Argyranthemum frutescens), Anemone (Anemone sp.), Aster (Aster sp.), Begonie (Begonia sp.), Pantoffelblume (Calceolaria-Hybriden), Celosie (Celosia sp.), Chrysanthemen (Chrysanthemum sp.), Diascie (Diascia sp.), Dahlie (Dahlia sp.), Gladiole (Gladiolus sp.), Hortensie (Hydrangea sp.), Impatiens (Impatiens sp.), Lobelie (Lobelia sp.), Kapmargeriten (Osteospermum sp.), Pelargonie (Pelergonium sp.), Primel (Primula sp.), Ranunkel (Ranunculus asiaticus), Surfinie (Petunia-Hybriden), Tagetes (Tagetes sp.), Eisenkraut (Verbena sp.), Calla (Zantedeschia sp.),und Zinnie (Zinnia elegans). Daneben werden auch zahlreiche Unkräuter befallen, die ein dauerhaftes Virusreservoir darstellen können.

Krankheitsbild

Die Symptomausprägung bei Befall mit TSWV oder INSV ist bei der großen Anzahl von Wirtspflanzen sehr vielfältig. Dies gilt umso mehr, als häufig auch Mischinfektionen mit anderen Viren vorkommen. Typischerweise können vergilbte oder nekrotische Blattflecken auftreten, konzentrische Ringe auf den Blättern, Blattadernnekrosen, Deformationen aller Pflanzenteile, Triebschwärzung, Blattfall, reduzierte Blühfähigkeit und gestauchter Wuchs.

Eine Auswahl möglicher Symptome an Zierpflanzen zeigen die nachfolgenden Bilder. Die Verwechselungsgefahr mit Symptomen von Spritzschäden, Saugschäden von Insekten (z.B. Wanzen), Bakteriosen u. ä. ist groß.

Lebensweise

Kalifornischer Blütenthrips

Die Verbreitung von TSWV erfolgt hauptsächlich durch verschiedene Fransenflügler (Thripse), wobei dem Kalifornischen Blütenthrips (Frankliniella occidentalis) die größte Bedeutung zukommt. Aber auch Überträger wie Thrips tabaci oder Thrips palmi sind weit verbreitet.

Die Virusaufnahme erfolgt durch das Saugen der Thripslarven (Larvenstadien L1 und L2) an befallenen Pflanzen. Hierfür muss die Dauer des Saugens etwa 30 Minuten betragen, der bloße Kontakt zwischen der infizierten Pflanze und einer Thripslarve reicht also nicht aus, um das Virus erfolgreich aufzunehmen. Die Zeitspanne, bis der Thrips Viruspartikel weitergeben kann, beträgt etwa 3 und 10 Tage. Die Infektion neuer Pflanzen erfolgt nur durch erwachsene Thripse, auch hierbei ist eine Saugzeit von etwa 15 Minuten notwendig. Ein einmal infizierter Thrips kann dann sein ganzes Leben lang Viren übertragen, die Viren werden aber nicht an Nachkommen weitergegeben.

Durch die Übertragung gelangen die Viren in die Zellen der neuen Wirtspflanze. Dort vermehren sie sich und anschließend beginnt eine Ausbreitung von Zelle zu Zelle und über das Leitbahnensystem in alle Pflanzenteile.

Neben der Übertragung durch Thripse sind auch weitere Übertragungswege bekannt, wie beispielsweise die vegetative Vermehrung von infiziertem Ausgangsmaterial, infizierte Pflanzenrückstände, die nicht rechtzeitig weggeräumt wurden, die mechanische Übertragung bei Pflegearbeiten oder die Übertragung in kontaminierten Bewässerungssystemen. Eine mögliche Übertragung durch Saatgut ist in Einzelfällen belegt.


Bekämpfung

Eine direkte Virusbekämpfung ist nicht möglich. Umso wichtiger ist das sorgfältige Einhalten von Empfehlungen zur Vorbeuge. Hierzu zählen:

  • Kauf von gesundem Pflanzenmaterial (inkl. stichprobenweise Laboruntersuchungen um latenten Befall auszuschließen)
  • regelmäßige Kontrollen im Bestand
  • umgehende Entfernung von infizierten Pflanzen, inkl. der notwendigen, anschließenden Desinfektionsmaßmahmen von Stellflächen und Gerätschaften
  • Unkrautbekämpfung im Innen- und Außenbereich
  • Überwachung des Thripsbefalls (z.B. mit Blautafeln) und evtl. Thripsbekämpfung (Akutelle Zulassungsituation aus PS Info)



Siehe auch in Hortipendium


Quellen

  • Daughtrey, M. L., Wick, R. L., Peterson, J. L. (1995): Compendium of Flowering Potted Plant Diseases. APS Press. St. Paul, USA. ISBN 978-0-89054-202-6
  • Sutic, D. D., Ford, R. E., Tosic, M. T. (1999): Handbook of Plant Virus Diseases. CRC Press. Boca Raton, USA. ISBN 978-0-8493-2302-7


Weblinks