Eichenprozessionsspinner

Aus Hortipendium
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Eichenprozessionsspinner
Thaumetopoea processionea
Synonyme
Cnethocampa processionea
Eichenprozessionsspinner05DLR-NW-RW.JPG
Eichenprozessionsspinner
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse höhere Insekten
Pterygota
Ordnung Schmetterlinge
Lepidoptera
Unterordnung Glossata
Überfamilie Noctuoidea
Familie Zahnspinner
Notodontidae

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) wandert, wie seine deutsche Bezeichnung beschreibt, als Raupe von Baum zu Baum, Raupe an Raupe in regelrechten Prozessionen. Er zählt zu den Forstschädlingen und lebt an Eiche und seltener auch an Hainbuche. Der Eichenprozessionsspinner ist eine wärmeliebende Schmetterlingsart, deren Hauptverbreitungsgebiet in Südosteuropa liegt. In Deutschland ist er eher selten. Seit den 90er Jahren wird allerdings ein deutlicher Anstieg der Vorkommen beobachtet. Trockene und warme Jahre, insbesondere milde Winter begünstigen die Art und führen zu Massenvermehrungen.

Lebensweise

Der eher unscheinbare, grau gefärbte Schmetterling ist nachtaktiv und schwärmt witterungsabhängig im Zeitraum von Ende Juli bis Anfang September.

Die Weibchen legen die Eier an dünnen Zweigen im oberen Kronenraum in länglichen Paketen ab. Bereits im Herbst entwickelt sich im Ei die Jungraupe, die dann aber in der schützenden Eihülle überwintert und erst Anfang Mai ausschlüpft.

Die Raupen fressen die austreibenden Blätter und durchlaufen bis zum fertigen Schmetterling fünf bis sechs Raupenstadien. Die Raupen bleiben in geselligen Familienverbänden zusammen und sammeln sich tagsüber in zusammengesponnenen Gespinstnestern. Ab dem dritten Raupenstadium bilden die Tiere die gefährlichen Gifthaare aus. Mit jeder erneuten Häutung sammeln sich nun Gifthaare in den Gespinstnestern an, sodass nicht nur die Raupen selbst, sondern auch ihre Nester zur Gefahrenquelle werden.

Ende Juni/ Anfang Juli verpuppen sich die Tiere in ihren Gespinstnestern und verlassen diese dann, nach drei bis fünf Wochen, als fertige Schmetterlinge. Ihre fest gesponnenen Nester, gefüllt mit Häutungsresten, Puppenhülsen und Raupenkot, bleiben zurück und können mehrere Jahre erhalten bleiben. Die Gesundheitsgefährdung besteht damit weiter und kann nicht als kurzfristig angesehen werden.

Allergische Reaktionen

Beim Auftreten von allergischen Reaktionen sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, dabei sollte auf den Kontakt mit den Raupenhaaren des Eichenprozessionsspinners hingewiesen werden.

Gifthaare

Die Raupen tragen ab einem bestimmten Entwicklungsstadium Gifthaare, die sie auf ihren Wanderungen vor Fressfeinden schützen sollen. Diese Gifthaare verursachen bei Berührung auch beim Menschen allergische Reaktionen, die von heftig juckenden Hautausschlägen bis zu Asthmaanfällen reichen können und deren Ausprägung individuell unterschiedlich stark ausfallen. Empfindlichkeit und Reaktionsintensität steigen mit der Anzahl der Einzelkontakte. Da die mikroskopisch kleinen Gifthaare auch mit dem Wind über mehrere Meter verfrachtet werden können, besteht auch ohne direkten Kontakt in der Nähe von Raupenansammlungen eine akute Gesundheitsgefährdung.

Gespinstnester

Professionelle Regulierung: Absaugen der Gespinstnester

Die Gespinstnester finden sich im unteren Stammbereich bis in die Krone hinein und können je nach Raupenanzahl bis zu einem halben Meter groß werden. Besteht eine Gefährdungssituation, müssen diese Nester in jedem Fall fachgerecht entfernt werden.

Die akute Gefahr ist während der Fraßzeit der freifressenden Raupen am größten. In der nächsten Zeit ist in Befallsgebieten daher besondere Aufmerksamkeit geboten. Später nimmt die Gefahr zwar ab, besteht aber weiterhin durch die lange Haltbarkeit der Gespinstnester. Waldbesucher sollten daher die Raupen und Gespinste in keinem Fall berühren und bekannte Befallsareale meiden. Kinder sollten besonders gewarnt werden.


Regulierung

Besteht eine gesundheitliche Gefährdung durch Raupen oder Gespinstnester, die nicht durch Meidung der betroffenen Areale vermindert werden kann (zum Beispiel in Siedlungsnähe, Gartenanlagen, Kinderspielplätze oder Freizeiteinrichtungen), so müssen die Nester entfernt werden. Diese Arbeiten sollten ausschließlich von Fachleuten mit kompletter Schutzausrüstung und spezieller Arbeitstechnik durchgeführt werden, z. B. Schädlingsbekämpfer oder der Feuerwehr. Das als Standardmaßnahme praktizierte Abflammen mit einem Gasbrenner hat sich in manchen Fällen als nicht effizient erwiesen, da trotzdem Häutungsreste und Gifthaare zurückbleiben bzw. zu Boden fallen und ihr allergisches Potential weiterhin entfalten. Deshalb sind Spezialfirmen dazu über gegangen, die Raupen abzusaugen.

Quelle

Weblinks