Technik der chemischen Unkrautbekämpfung

Aus Hortipendium
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Herbizidanwendungen werden in der Regel im Spritzverfahren mit folgenden Geräten durchgeführt:

  • Rückenspritzen
  • Spritzung über Schlauchleitung (z.B. vom Schlepperanbaugerät)
  • Schlepperanbauspritzen mit Unterstockspritzeinrichtung in Raumkulturen wie Wein oder Hopfen (Frontanbau oder im Zwischenachsbereich)

Sprühgeräte sind ungeeignet, weil der Sprühnebel leicht verweht wird und auf Nicht-Zielpflanzen gelangt.

Spritzdruck

Der Spritzdruck muss niedrig sein und sollte 3 bar (bei der Schaum-/Injektordüse max. 5 bar) nicht übersteigen. Schlepperanbaugeräte sind mit einem Reduzierventil, einem Niederdruckmanometer (Anzeigebereich 1-6 bar) und einem Dreiwegehahn ausgerüstet. Das Niederdruckmanometer muss im ständigen Sichtbereich des Anwenders liegen. Bei handgeführten Spritzrohren (Rückenspritze und Schlauchspritzung) ist der Einbau eines Manometers in Verbindung mit einem einstellbaren Druckreduzierventil empfehlenswert.

Arten von Düsen

Die Herbizidwirkung auf Unkräuter ist nur dann ausreichend, wenn die auszubringende Flüssigkeit gleichmäßig über die zu behandelnde Fläche verteilt wird. Für die Unterzeilenspritzung in Raumkulturen haben sich asymmetrische LP-OC-Flachstrahldüsen (LP: low pressure, niedriger Druck; OC: off center) bewährt, die auch bei schrägem Spritzfächer die Flüssigkeit gleichmäßig ausbringen. Seit einiger Zeit werden zunehmend auch asymmetrische Injektordüsen (z.B. IC-Düsen) zur Ausbringung eingesetzt. Diese Düsen zeichnen sich durch eine besonders geringe Abdrift aus.

Für handgeführte Spritzrohre ist neben den üblichen Flachstrahldüsen ebenfalls die Injektordüse empfehlenswert. Rundstrahldüsen, Hohlkegeldüsen und verstellbare Düsen (Regulierdüsen, justierbare Düsen), wie sie im Lieferumfang von tragbaren Geräten enthalten sind, sollten für die Herbizidanwendung für berufliche Anwender nicht benutzt werden. Sie sind nicht abdriftgemindert und können ein unregelmäßiges Spritzbild aufweisen.

Gestänge und Zubehör: Spritzschirm und Spritzrechen

Sowohl für die Flächenbehandlung als auch für die Spritzung größerer Einzelpflanzen wie Bäume und Sträucher können an am Rücken getragene Geräte auch Einzeldüsengestänge, Verlängerungs- oder Teleskoprohre angebracht werden. Dadurch wird der Einsatzbereich erhöht, gleichzeitig muss aber auch ein höherer Druck aufgebracht werden (meist Verwendung mit Hochdruckspritzgeräten).

Zur flächenhaften Ausbringung von Herbiziden (und anderen Pflanzenschutzmitteln) werden Spritzrechen verwendet. Aufgrund der meist niedrigen Drücke bei tragbaren Pflanzenschutzgeräten werden die Spritzrechen oftmals nur mit zwei bis drei Düsen bestückt.

Zur Abschirmung der Tröpfchen und somit Adriftminderung können Spritzschirme eingesetzt werden, die entsprechend dem Spritzbild der Düse eine angepasste Form aufweisen. Bei Verwendung von Flachstrahldüsen müssen beispielsweise länglich-ovale Spritzschirme gewählt werden, bei Kegeldüsen runde Spritzschirme.

Herbizidgeräte für den Unterstockbereich

Zur Reduzierung des Eintrages von Herbizidwirkstoffen in die Umwelt werden taster- oder sensorgesteuerte Punktspritzeinrichtungen für die Unterzeilenspritzung angeboten. Somit kann die Herbizidapplikation auf den Stamm bzw. den Pfahl beschränkt werden. Hauptziel solcher technischer Einrichtungen ist es, den Herbizideinsatz auf das notwendige Minimum zu reduzieren. Neuerdings setzt man auch mit Rotationszerstäubern ausgestattete Hand- oder Anbaugeräte ein, die mit hochkonzentrierten Herbizidpräparaten arbeiten.

Spezialgeräte für den Herbizideinsatz im Kommunalen Bereich

Für den kommunalen Bereich ist der Einsatz von Herbiziden durch den Gesetzgeber stark eingeschränkt. Zum einen steht nur eine sehr begrenzte Menge an Wirkstoffen zur Verfügung, die eingesetzt werden dürfen. Zum anderen muss jede geplante Anwendung eines Herbizids auf Nichtkulturland beantragt und von der zuständigen Behörde genehmigt werden (siehe Herbizide im kommunalen Bereich, §12(2)-Flächen). Die zur Verfügung stehenden Mittel der kommunalen Haushalte sind jedoch knapp bemessen und der Einsatz von Herbiziden stellt bislang noch die kostengünstigste Art der Unkrautbekämpfung dar (siehe Alternativen zur chemischen Unkrautbekämpfung auf Wegen und Plätzen).

Versiegelte Flächen von denen die Gefahr einer Abschwemmung von Herbiziden ausgeht, wie Bürgersteige, Wege und Plätze, sind nicht genehmigungsfähig, wenn die Applikation mit den üblichen Unkrautspritzen erfolgt. Abhilfe schafft der Einsatz von Walzenstreichgeräten, die zur Unkrautbekämpfung auf harten Oberflächen geeignet sind. Diese Geräte benetzen bauartbedingt nur die Pflanzen, jedoch nicht den Untergrund, wodurch die Gefahr einer Abschwemmung nicht gegeben ist.

Hinweis: Der Einsatz von Herbiziden mit Hilfe von Streichgeräten auf Nichtkulturland ist selbstverständlich ebenfalls genehmigungspflichtig.

Karrenstreichgeräte

Mit einer entgegen der Fahrtrichtung rotierenden aufnahmefähigen Walze wird das Herbizid auf die vorhandenen Unkräuter gestrichen. Um Tropfverluste zu vermeiden wird mit einem Herbizid-Schaumgemisch gearbeitet. Die höhenverstellbare Walze wird mit dem erforderlichen Sicherheitsabstand über der Bodenoberfläche geführt, so dass nur die Unkräuter, nicht aber der Oberflächenbelag mit dem Mittel in Kontakt kommen.

Das Rotofix®-Gerät wurde vom Julius-Kühn-Institut geprüft und in die Liste anerkannter Pflanzenschutzgeräte aufgenommen. Intensive Untersuchungen belegen, dass durch die neue Gerätetechnik auch auf kritischen Flächen ein unbeabsichtigter Austrag von Glyphosat fast vollständig zu verhindern ist. Aus diesem Grunde besteht im Gegensatz zur üblichen Spritzanwendung die Möglichkeit, Genehmigungen für Glyphosat-Einsatz mit dem Walzenstreichgerät zu bekommen. Das Rotofix®-Gerät darf laut Herstellerangaben ausschließlich mit einer 10%igen Roundup®Roto-Lösung angewendet werden. Zur Schaumbildung werden haushaltsübliche Spülmittel empfohlen.

Folgende Bedingungen für den Einsatz des Gerätes müssen allerdings gewährleistet sein:

  • Anwendung nur auf harten Oberflächenbelägen wie Steinen und Platten, damit die Räder nicht einsinken und der Abstand zwischen Walze und Belag gewahrt bleibt
  • Oberflächenbelag ohne größere Löcher, die beim Überfahren zu Bodenkontakt führen können
  • Die Flächengestaltung muss den Einsatz des Gerätes zulassen (schwierige Bereiche, z.B. Parkbänke oder Papierkörbe, müssen mit anderen Verfahren gepflegt werden)

Das Walzenstreichgerät ist mit 60 cm Arbeitsbreite für den Handbetrieb ausgelegt. Da kleine Unkrautpflanzen beim ersten Mal nicht erreicht werden, muss eine zweite Behandlung eingeplant werden. Im Vergleich zum Spritzverfahren bedeutet das natürlich einen höheren Arbeitsaufwand, garantiert aber eine wurzeltiefe Unkrautbeseitigung.

Anbau- und Anhänge-Walzenstreichgeräte

Mit dem gleichen Prinzip sind auch Anbaugeräte für Einzelpflanzenbehandlung im Grünland auf dem Markt, die zur selektiven Bekämpfung von über den Pflanzenbestand heraus ragenden Unkräutern wie beispielsweise Ampfer, Große Brennnessel oder Acker-Kratzdistel eingesetzt werden können.

Dochtstreichgeräte

Eine Behandlung von Einzelpflanzen ist durch die Verwendung eines handgeführten Dochtstreichgerätes möglich. Dabei tränkt die Herbizidlösung den Docht am Ende des Gerätes und läuft über den Stiel automatisch nach.

Achtung: Auch bei diesem Verfahren ist auf eine sorgfältige Arbeitsweise zu achten. Es kann vorkommen, dass der Docht tropft, wodurch unabsichtlich auch Nicht-Zielpflanzen getroffen werden können.

Diese Pflanzenschutzmaßnahme ist besonders bei größeren Flächen zwar zeit- und dadurch arbeitsintensiv, aber der große Vorteil liegt in der zielgerichteten und damit umweltverträglichen Anwendung.

Schwamm-Streichgeräte (Unkraut-Ball)

Diese Geräte sind vergleichbar mit den Dochtstreichgeräten, nur dass anstelle eines Dochtes ein schwamm-artiger Ball über den Stiel mit der Herbizidlösung getränkt wird und durch Streichen oder Abrollen das Herbizid punktgenau auf die Zielpflanze appliziert.

Unkraut-Stick

Bei diesem ebenfalls handgeführten Gerät wird über eine Einzeldüse auf Knopfdruck eine definierte geringe Herbizidmenge abgegeben.

Reinigung von Herbizidgeräten

Alle Geräte sind nach der Spritzung gründlich zu reinigen. Bei Verwendung wuchsstoffhaltiger Mittel sollte dem Reinigungswasser 0,1 % Aktivkohle (100 g / 100 l Wasser) zugesetzt werden. Diese Brühe eine Nacht in dem Gerät, den Schläuchen usw. stehen lassen, nach dem Entleeren nochmals gründlich mit Wasser nachspülen. Vorsicht: Reste von Herbiziden und Spülwasser unter keinen Umständen in Gewässer gelangen lassen!

Nach Möglichkeit sind für Pflanzenschutzmaßnahmen und Unkrautbekämpfung verschiedene Geräte zu verwenden.

Weiterführende Informationen

Quellen

  • Klaehre, D. P. (2012): Sachkundenachweis – GaLaBau. Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 978-3-8001-7580-2
  • B. Altmayer, B. Fader, A. Kortekamp, R. Ipach, U. Ipach, H.-P. Lipps, K.-J. Schirra, B. Ziegler (2012): Sachkunde im Pflanzenschutz (Weinbau). Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin. Neustadt an der Weinstraße, 7. überarbeitete Auflage. 
  • Augustin, B. (2004): Chemische Unkrautkontrolle – Hohe Hürden für ein neues umweltschonendes Verfahren. In: Das Grüne Blatt. 1. 

Weblinks