Gemeiner Beinwell

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Gemeiner Beinwell
Symphytum officinale
Synonyme
Gemeine Wallwurz
Symphytum officinale 001.JPG
Gemeiner Beinwell
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledone
Kerneudikotyledone
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung unklare Verwandtschaft
Familie Boretschgewächse
Boraginaceae
Gattung Beinwell
Symphytum

Der Gemeine Beinwell (Symphytum officinale) ist eine hübsch blühende, aber wuchsstarke Wildstaude aus der Familie der Boretschgewächse. Jahrhundertelang wurde Beinwell als wertvolle Heilpflanze geschätzt.

Vorkommen

Beinwell wächst in Auen, feuchten Wiesen und Gräben und ist in den meisten Ländern Europas, außer im Mittelmeerraum verbreitet. Er wächst an feuchten Standorten bis etwa 1500 m.

Merkmale

30 - 80 cm hoch, Ausdauernd; Stängel aufrecht, 4 -kantig, verzweigt; Blätter eliptisch-lanzettlich, lang herablaufend, rauhhaarig, Blüten violett, rosa oder gelblich (Mai - Juli), in eingerollten, nickenden, traubenartigen Blütenständen, Krone glockig mit 5 kurzen, Kelch mit 5 lanzettlichen Zipfeln; Früchtchen vom bleibenden Kelch umgeben; Wurzelstock außen schwarz, innen weiß und schleimig. Geruchlos. Geschmack süßlich, adstringierend.

Beinwell Samen


Eigenschaften

Die vierzig Zentimeter bis zu einem Meter hohe Staude hat große, raue, lanzettliche, herab laufende Blätter, die an ihrem Blattansatz den Pflanzenstängel fest umschließen. Ab Mai erscheinen die hübschen, glockenförmigen, blauen, hellgelben, rosa oder violettfarbenen Blüten, deren Nektar Hummeln eine willkommene Nahrungsquelle bietet. Die Hauptblütezeit liegt von April bis Anfang Juni. Durch einen Rückschnitt wird die Pflanze zur Nachblüte angeregt. Die dickfleischigen, braunschaligen Wurzeln können bis zu einem Meter lang werden, so dass die horstartig wachsende Staude an günstigen Standorten selbst Brennnesseln und Giersch eine Konkurrenz macht.


Im Garten

Im Garten nimmt der Beinwell mit einem halbschattigen bis schattigen Platz mit frischem Boden vorlieb. Wegen seines starken Wuchsdranges sollte er aber einzeln oder nur mit anderen wuchernden Pflanzen wie gelben Goldfelberich, rosafarbenen Schlangenknöterich oder weißer Sumpfschafsgarbe gepflanzt werden. Die Pflanze behauptet sich gut gegen Brennesseln und Giersch.

Beinwell bildet kräftige Wurzeln

Vorsorglich sollte um die Pflanze eine etwa 50 cm tiefe Rhizomsperre wie bei Bambus in die Erde gesteckt haben, denn die Pflanze vermehrt sich sehr stark über Ausläufer. Die langen dicken Wurzeln können über einen halben Meter lang und nur schwer gejätet werden. Jedes kleine Teilstück treibt willig wieder aus. Innerhalb von einem Jahr entwickelt sich ein kaum 10 cm großes Teilstück zu einer Pflanze mit einem Umfang von 0,5 bis 1 qm. Im folgendem Jahr können schon 2 -3 qm besiedelt sein. Dank der fleischigen Wurzeln kann die Staude gut längere Trockenphasen überstehen.

Von der wüchsigen Staude gibt es ein paar verwandte Zierformen die nicht ganz so ausbreitungsfreudig sind. Darunter eine Form mit panaschiertem Laub (siehe Bild)

Beinwell mit weißgrün panaschiertem Blatt


Inhaltsstoffe

Vor allem in der Wurzel sind die meisten Heilstoffe enthalten: entzündungshemmende, Durchblutungsfördernde Allantoine, desinfizierende Gerbstoffe und Kieselsäure. Letztere festigt die das Bindegewebe, fördert das Wachstum von Nägeln und Haaren fsowie die Hautregeneration. Zudem enthält die Wurzel Scheimstoffe, die Hautwunden als auch innere Schleimhäute, (Bronchien, Magen, Darm), mit einer dünnen Schutzschicht überziehen.

Wirksame Teile

Wurzelstock (Frühling oder Herbst) frisch oder getrocknet; waschen, abkratzen, zerteilen, rasch an der Sonne trocknen, gut verschlossen aufbewahren.

Ernte der Wurzeln

Beinwellwurzeln werden im März, April, Oktober, November ausgegraben und auf Fäden aufgereiht an einem dunklen, luftigen Ort getrocknet. Dickere Wurzelstücke sollte man in Scheiben schneiden, so dass sie nicht faulen können. Die getrockneten Wurzeln sind ein Jahr lagerfähig.

Medizinische Eigenschaften

Adstringierend, entzündungshemmend, erweichend, hustenbekämpfend, narbenbildend.

Anwendung

Innerlich und äußerlich; Angina, Durchfall, Haut, Hautgeschwür, Hautkrankheiten, Magen, Nervenentzündung, Schuppenflechte, Verbrennung, Verstauung.

Verwendung als Heilpflanze

Schon in der Antike pries der damals berühmte griechische Kräuterarzt Dioskurides die Heilkraft der Pflanze. Der botanische Name Symphytum ist aus dem griechischen Wort sympheire, zu Deutsch zusammenfügen, zusammenziehen, abgeleitet. Bereits sein Name Beinwell deutet auf die Heilwirkung bei Knochenbrüchen und Gewebeverletzungen hin, so dass die Staude in der Volksmedizin und Naturheilkunde sehr begehrt war. Schulmedizinisch wird auf die innerliche Anwendung des Beinwells, wegen ihrer Giftigkeit (Pyrrolizidinalkaloide) verzichtet.

Anwendung in der Homöopathie

Homöopathisch hingegen wird er häufig genutzt. Seine Wirkstoffkombination hat ein breites Anwendungsgebiet: Knochenbrüche, Gelenkentzündungen Zerrungen, Sehnenscheidenentzündung, bei offenen Wunden und Geschwüren, Zahnfleischentzündungen, Magen- Darmkrankheiten, Nagelbettentzündungen.

Sonstige Nutzung

Lederhersteller und Gerber kochten früher den zähen Schleim der Wurzeln um das Leder geschmeidig zu machen. Ebenso half dieser Schleim den Webern bei der Verarbeitung harter Fasern.

Beinwellblätter helfen frisch gesetzten Stauden und Gehölzen beim Einwurzeln. Vor dem Setzen werden die zerriebenen Blätter ohne Wurzeln oder Stengelanteile, mit der Erde des Pflanzloches vermischt. Die Wirkung hat vermutlich etwas mit dem hohen Kieselsäureanteil und Kaliumgehalt der Pflanze zu tun. Beides sorgt für ein festes Pflanzengewebe.

Die kieselsäurereichen Blätter des eng verwandten Comfreys wurden als Viehfutter aber auch als Blattgemüse verwendet.

Comfrey

blaublühender Comfrey

Aus Sibirien und der Ukraine stammt eine als Comfrey bekannte Beinwellart. Comfrey, Symphytum peregrinum, hat tiefblaue Blüten, ist etwas größer als der Beinwell und genauso wüchsig. Seine Blätter sind nicht so lange mit dem Stängel wie bei der einheimischen Art verbunden. Ihre Wurzel ist ebenso heilsam wie die des Einheimischen, doch ihre Blätter sind weniger rau und enthalten keine Wundheilstoffe. In den siebziger Jahren wurde Comfrey berühmt und seither als gesundes Spinatgemüse geschätzt. Sie enthalten Vitamin C, -A, -B12, -P, Kieselsäure und Mineralstoffe. Die eiweißreichen Blätter des Comfrey waren früher ein beliebtes Tierfutter und können bis zu sechsmal im Jahr geschnitten werden.


Quellen

Gartenakademie Rheinland-Pfalz, Werner Ollig
Natur-Lexikon, 08.03.2011
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold (2002): Zander - Handwörterbuch der Pflanzennamen. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-3573-6

Das große Handbuch der Heilkräuter Richart Wilfort Nikol Verlagsgesellschaft ISBN 3-930656-88-4 mbH Hamburg 1997

Mannfried Pahlow „Das grosse Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur„ Bechtermünz Verlagsgruppe Weltbild, 2001 ISBN 3-8289-1839-5

Die Freiland Schmuckstauden Handbuch und Lexikon der winterharten Gartenstauden Jelitto/ Schacht/ Fessler Ulmer Verlag 4. Auflage 1990 ISBN 3-8001-6378-0