Substratanalyse Schnittblumen

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Hauptartikel: Grundlagen der Bodenanalyse im Zierpflanzenbau


In humusreichen Gewächshausböden ist die Berechnung des Fehlbedarfs schwieriger als in Substraten. Neben den Nährstoffen in der Bodenlösung werden austauschbar gebundene Ionen und Teile aus der organischen und mineralischen Reserve erfasst, besonders Phosphat und Kalium. Daher besteht keine enge Beziehung zwischen Messergebnis und Düngerbedarf, Nachlieferung und Festlegung sind nicht sicher zu erfassen.
Wegen der meist kurzen Kulturzeiten sind aber die leicht löslichen, mobilen Nährstoffe wichtiger als die mobilisierbaren Reserven. Daher ist die direkte Umrechnung des Messwerts für die Bemessung der Düngungshöhe vertretbar.
Vor Kulturbeginn wird ein der jeweiligen Kultur angepasster Nährstoffgehalt im Boden (Richtwerte) eingestellt, der von der Salzverträglichkeit der Kultur abhängig ist. Der dem Richtwert zugeordnete Salzgehalt stellt die Versorgung der Pflanze zu jeder Zeit sicher und kann als ein Mindestvorrat angesehen werden, der benötigt wird, damit die Pflanze überhaupt in ausreichender Menge Nährstoffe entziehen kann.
Der Pflanzenentzug wird während des Kulturverlaufs zusätzlich gedüngt. Die bedarfsgerechte flüssige Nachdüngung während der Kulturzeit hat das Ziel, den Nährstoffgehalt im Substrat im Bereich der Richtwerte zu halten, d.h. der Entzug wird ständig durch die Nachdüngung ergänzt, so dass erst die Nachdüngung an den Entzug der einzelnen Pflanzenarten angepasst ist.
Da das beste Pflanzenwachstum nur bei geringer Schwankung um den Richtwert zu erreichen ist, soll die Nachdüngung in möglichst kurzen Zeitabständen in geringer Menge erfolgen. Auch bei der Schnittblumendüngung ist das am besten geeignete Düngungssystem die Bewässerungsdüngung, bei der mit jedem Gießvorgang eine dem Pflanzenentzug zwischen zwei Düngungsterminen entsprechende Nährstoffmenge zugeführt wird.
Nach den in Betrieben gewonnenen Erfahrungen liegen die Gehalte von Phosphat, Kalium und Magnesium in vielen Fällen über den Richtwerten. In Extremfällen erreichen die Phosphat-gehalte das fünf- bis zehnfache, die Kaliumgehalte das zwei- bis fünffache des Richtwerts. In solchen Fällen kann auf eine Düngung verzichtet werden. Bei geringfügig überschrittenen Richtwerten ist im Einzelfall zu prüfen, ob während der Kulturdauer eine verminderte Düngung angebracht ist. Die Entscheidung ist abhängig von Einflussgrößen wie Bodenart, pH-Wert und Gießwasserqualität.
So sollte auf Böden, die eine langsame Nährstofffreisetzung besitzen, eine geringe Düngung durchgeführt werden, damit die Bodenlösung nicht an dem Nährstoff verarmt. Langfristig findet ein Abbau des Vorrats statt, der in Extremfällen mehrere Jahrzehnte dauern kann. Liegt das Analysenergebnis unter dem Richtwert, entspricht die Differenz dem Fehlbedarf. Dieser ist die Grundlage für die Berechnung der fehlenden Düngermenge für die Grunddüngung.


Einstellung der Richtwerte vor Kulturbeginn

Korrektur bei Nährstoffdefizit

Die Grunddüngung hat das Ziel, die Richtwerte im Boden vor der Pflanzung einzustellen. Der Pflanzenentzug wird während der Kulturzeit in kleinen Mengen verteilt zusätzlich gedüngt.


Ergebnis einer Bodenanalyse
pH
CaCl2
mg/l Substrat
Salz N P2O5 K2O
6,6 1800 75 610 120

Die Berechnung des Düngerbedarfs beginnt mit der Berechnung des Fehlbedarfs an Rein-nährstoffen im Boden durch Vergleich der Analysenwerte mit den Richtwerten. Der Fehlbedarf an Einzelnährstoffen wird dann umgerechnet in Düngerbedarf entweder für Einzel- oder Mehrnährstoffdünger.


Salz N P2O5 K2O
Richtwert
Messwert
2000
1800
150
75
250
610
200
120
Fehlbedarf 75 80


Beispiel:Stickstoff und Kalium befinden sich im Mangelbereich und Phosphat im Überschuss. Der Salzgehalt liegt im Optimalbereich.
Wie viel g pro m2 Kalkammonsalpeter und Kalium-Sulfat müssen zum Auffüllen der Richtwerte gedüngt werden?

Berechnung der Düngermenge aus Einzeldüngern

Rechenweg zur Ermittlung der Düngermenge an Kalkammonsalpeter und Kalium-Sulfat:


A. Berechnung des Bodenvolumens pro m2
Dieses ist abhängig von der Entnahmetiefe der Bodenprobe, üblich sind 30 cm.

Volumen = Länge [cm] x Breite [cm] x Entnahmetiefe [cm]
= 100 x 100 x 30
= 300.000 cm3 = 300 l


B. Berechnung des Stickstoff-Fehlbedarfs pro m2

in 1 l fehlen 75 mg N
in 300 l fehlen x mg N
x = 300 x 75 = 22.500 mg N = 22,5 g N/m2


C. Berechnung der Menge Kalkammonsalpeter aus dem Stickstoff-Fehlbedarf pro m2

27,0 g N in 100 g Kalkammonsalpeter
22,5 g N in x g Kalkammonsalpeter
x = = 83 g Kalkammonsalpeter/m2


D. Berechnung des Kalium-Fehlbedarfs pro m2

in 1 l fehlen 80 mg K2O
in 300 l fehlen x mg K2O
x = 300 x 80 = 24.000 mg K2O = 24 g K2O/m2


E. Berechnung der Menge Kalium-Sulfat aus dem Kalium-Fehlbedarf pro m2

50 g K2O in 100 g Kalium-Sulfat
24 g K2O in x g Kalium-Sulfat
x = = 48 g Kalium-Sulfat/m3

Damit sind folgende Düngermengen abzuwiegen (g/m3):

Kalkammonsalpeter 83
Kalium-Sulfat 48


Berechnung der Düngermenge aus Mehrnährstoffdüngern

Der Stickstoff- und Kaliumfehlbedarf werden durch einen Zweinährstoffdünger aufgefüllt. Zunächst wird das Verhältnis der sich im Mangel befindenden Nährstoffe ermittelt. Dieses liegt im verwendeten Beispiel bei etwa 1 : 1. Ein Dünger, der diesem Verhältnis nahe
kommt, ist Nitroka plus (12% N, 18% K2O). Der Kaliumfehlbedarf wird vollständig mit Nitroka plus aufgefüllt, die Restmenge Stickstoff über Kalkammonsalpeter.


A. Berechnung der Menge Nitroka plus zur Deckung des Kalium-Fehlbedarfs
Der K2O-Fehlbedarf pro m2 beträgt 24 g. (Berechnung s.o.)

18 g K2O in 100 g Nitroka plus
24 g K2O in x Nitroka plus
x = = 133 g Nitroka plus/m2


B. Berechnung der Stickstoffmenge in 133 g Nitroka plus

100 g Nitroka plus enthalten 12 g N
133 g Nitroka enthalten x g N
x = = 16 g N


C. Berechnung der Restmenge Stickstoff der N-Fehlbedarf pro m2 beträgt 22,5 g

g N/m2
Fehlbedarf
durch Nitroka plus geliefert
22,5
16,0
Restmenge 6,5


D. Berechnung der Menge Kalkammonsalpeter zur Deckung des Stickstoff-Fehlbedarfs 27,0 g N in 100 g Kalkammonsalpeter
6,5 g N in x g Kalkammonsalpeter

x = = 24 g Kalkammonsalpeter/m2

Damit sind folgende Düngermengen abzuwiegen (g/m2):
Nitroka plus = 133( g/m2)
Kalkammonsalpeter = 24 g/m2)


Stickstoffkontrolle während der Kulturzeit

Aufgrund äußerer Einflüsse ändert sich der Stickstoffgehalt im Boden ständig. Die wichtigste Ursache ist die mikrobielle Mineralisation von organisch gebundenem Stickstoff in mineralisches Ammonium, das weiter zu Nitrat durch nitrifizierende Bakterien umgewandelt wird. Da die Mineralisierung bei Temperaturen zwischen 20° und 30° C am stärksten ist, kommt es besonders im Sommer in den üblicherweise stark humosen Gewächshausböden zu starken Stickstoffgewinnen. In der Folge wird der Richtwert um ein vielfaches überschritten, so dass Qualitätsverschlechterung auftritt.
Diese kann über die Kontrolle des Nitratgehalts im Boden auf jeden Fall vermindert werden, indem die Termine für den Beginn der Unterlassung und der Wiederaufnahme der Düngung ermittelt werden. Voraussetzung für die Steuerung des Stickstoffgehalts im Bereich des Richtwerts sind regelmäßige Kontrollmessungen in kürzeren Abständen (je nach Jahreszeit ein bis vier Wochen) mit Hilfe des Nitratschnelltests. Diese Messungen können im Betrieb selbst durchgeführt werden. Hilfsmittel sind Nitrat-Teststäbchen und zur genaueren Bestimmung des Ergebnisses ein Reflektometer.


Umrechnung des Messwerts von kg/ha auf mg/l:

mg/l =

Beispiel: Messwert 250 kg N/ha, Bodenschicht 30 cm

mg/l =
= 83 mg/l


Die Düngung mit den übrigen Nährstoffen bleibt davon ausgenommen. Da diese Elemente nicht so starken Schwankungen unterliegen, genügt eine zweimalige Bodenanalyse pro Jahr.


Düngung in stehenden Beständen

Berechnung der Düngungshäufigkeit zum Auffüllen der Richtwerte

Nährstoffgehalte im Jahresverlauf.jpg

Fällt während der Kulturzeit der Messwert unter den Richtwert ab, kann aus dem Fehlbedarf die zu ergänzende Nährstoffmenge berechnet werden.

Beispiel:
Der Stickstoff-Fehlbedarf beträgt 45 mg/l, das entspricht 13,5 g pro m2.
Wie viel Flüssigdüngungen mit Kalksalpeter in einer Konzentration von 2 g pro l sind erforderlich, um den Fehlbedarf aufzufüllen?
Die Wassermenge pro Gießvorgang beträgt 6 l pro m2.


A. Berechnung der Wassermenge zum Auffüllen des Stickstoffbedarfs

Die Stickstoffmenge in 2 g Kalksalpeter (16% N) beträgt 0,32 g.

0,32 g N in 1 l Wasser
13,5 g N in x l Wasser

x = = 42,2 l

B. Berechnung der Anzahl Bewässerungen

6 l Wasser entspricht 1 Düngung
42,2 l Wasser entsprechen x Düngungen

x = = 7 Düngungen

Das Rechenbeispiel gibt nur das Schema wieder, wie der Richtwert aufgefüllt werden kann. In der Praxis muss die Düngergabe in kleinen Schritten vorgenommen und mit Bodenanalysen ständig kontrolliert werden. Eine einmalige Gabe als festes Salz ist zu unterlassen.
Betriebsleiter, die regelmäßig Bodenuntersuchungen vornehmen lassen und die Ergebnisse graphisch aufzeichenen, können erfahrungsgemäß Schwankungen im Nährstoffgehalt sehr gut interpretieren und auf eine folgerichtige Düngungsänderung schließen. Derartige Aufzeichnungen bewahren die Betriebe vor falschen Reaktionen auf das Bodenuntersuchungsergebnis. Die folgende Abbildung zeigt, wie der Verlauf der Ergebnisse dargestellt werden kann.


Korrektur bei Nährstoffüberangebot

Nicht dem Pflanzenbedarf angepasste Düngungsmethoden führen in der Regel zu überhöhten Nährstoffgehalten im Boden. Bei unharmonischer Düngung kommt es zur Anhäufung einzelner Nährelemente. Schnittblumen tolerieren in weiteren Bereichen falsche Düngungsmaßnahmen besser als Topfpflanzen, da das größere Bodenvolumen eine ungünstige Nährstoffzusammensetzung besser ausgleicht als die geringe Substratmenge eines Topfes.


Ergebnis einer Bodenanalyse bei Gerbera
pH CaCl2 mg/l Boden
Salz N P2O5 K2O
6,4 4600 280 960 1230


Der Vergleich mit den Richtwerten macht eine Aussage über den Grad der Überversorgung.


mg/l
Salz N P2O5 K2O
Richtwert
Messwert
  2000
  4600
  150
  280
  250
  960
  200
 1230
Überversorgung   2600   130   710  1030


Die Wachstumsdepressionen sind auf den hohen Salzgehalt und die unharmonische Nährstoffzusammensetzung als Folge der falschen Düngerwahl während der Kulturzeit zurückzuführen. Besonders kritisch ist das Stickstoff-/Kaliumverhältnis zu beurteilen. Während Phosphat und Kalium wesentlich überhöht sind, befindet sich der Stickstoffgehalt noch innerhalb des Richtwertes. Die Korrektur erfolgt über die Berechnung der Düngungspause der sich im Überschuss befindlichen Nährelemente. Grundlage dafür sind der Pflanzentzug pro m2 und der Kulturzeitraum. Bei mehrjährigen Kulturen wie Gerbera bietet sich der Rechenweg
über den Entzug pro Woche an. Auf die Düngung von Phosphat und Kalium muss verzichtet werden. Die Berechnung der Düngungspause geschieht beispielhaft über Kalium.


Stickstoffbedarf und Nährstoffverhältnisse bei Schnittblumen
g N/m2 N: K2O Zeitraum
Rosen (Gewächshauskultur)
Miniaturnelken (Kurzkultur)
Edelnelken
Gerbera
Chrysanthemen
50- 70
30
80-100
50- 60
20- 30
1 : 0,8
1 : 1,5
1 : 1,5
1 : 1,5
1 : 1,3
Jahr
6 Monate
Jahr
Jahr
3 Monate



Beispiel: Wie viel Wochen muss die Düngung ausgesetzt werden, bis die Nährstoffgehalte wieder auf den Richtwert gesunken sind?


A. Berechnung des wöchentlichen Kaliumbedarfs

N-Entzug pro Jahr [g/m2] = 50
N : K2O - Verhältnis = 1 : 1,5
K-Entzug pro Jahr [g/m2] (50 x 1,5) = 75
K-Entzug pro Woche [g/m2] (120 : 50) = 1,5

B. Berechnung des Kaliumüberschusses [g/m2] (Bodenvolumen pro m2 = 300 l)

1 l sind 1030 mg K2O als Überschuss
in 300 l sind x mg K2O als Überschuss

x = 300 x 1030 = 309.000 mg = 309 g K2O/m2

C. Berechnung der Düngungspause 1,5 g K2O in 1 Woche aufgenommen
309,0 g K2O in x Wochen aufgenommen

x = = 206 Wochen

Die Düngungspause muss 206 Wochen (= 4 Jahre) andauern um das Nährstoffniveau wieder dem Richtwert anzupassen. Da der Phosphatentzug nur etwa ein Drittel des Stickstoffentzugs beträgt, muss die Unterlassung der Phosphatdüngung bei der angenommenen Überversorgung noch länger als die Unterbrechung der Kaliumdüngung andauern.
In diesem Beispiel wurde der Nährstoffbedarf in Abhängigkeit vom Pflanzenalter, der Wachstumsphase und der Jahreszeit nicht berücksichtigt. Die tatsächliche Düngungspause kann letztlich nur über regelmäßige Bodenanalysen ermittelt werden. Wenn die Nachlieferung im Boden gebundener Nährstoffe in die Bodenlösung langsamer verläuft als die Aufnahme durch die Pflanze, kann auf die Düngung nicht vollständig verzichtet werden. Es ist zu empfehlen, ständig eine geringe Konzentration der sich im Überschuss befindlichen Nährelemente über die Flüssigdüngung auszubringen, um die Bodenlösung nicht verarmen zu lassen.


Düngung gewachsener Böden (CAL-Methode)

Nährstoffversorgungsstufen
Da der Messwert nicht dem Gehalt gelöster Nährstoffe entspricht, ist der Aussagewert des Messergebnisses dadurch eingeschränkt, dass es direkter Anhaltspunkt für die Düngungshöhe ist.
Die Ursachen sind nicht zu quantifizierende Festlegung und Freisetzung von Nährstoffen aus der organischen und mineralischen Reserve des Bodens. Daher wurden Gehaltsbereiche für die Beurteilung des Nährstoffgehalts festgelegt.

Die Messwerte werden einer bestimmten Stufe, den Nährstoffversorgungsstufen, zugeordnet:

  • der Bereich für eine erhöhte Düngung ist in zwei Stufen unterteilt (Mangelbereich): Stufen A und B
  • im Bereich der Erhaltungsdüngung werden nur Nährstoffverluste ausgeglichen (Entzug, Auswaschung): Stufe C
  • der Bereich für verringerte Düngung ist in zwei Stufen mit Überversorgung unterteilt: Stufen D und E


Die Versorgungsstufe C sollte angestrebt werden. Mit der Düngung werden nur Nährstoffverluste (Entzug und Auswaschung) ausgeglichen. Die Erhaltung des Nährstoffgehalts im Boden sichert im Mittel der Jahre den optimalen Ertrag. Die Höhe der Stufe C ist für verschiedene Böden und Standorte unterschiedlich, abhängig von Bodenart und Klima.
Die Erhaltungsdüngung kann unter dem Entzug liegen, wenn der Boden stark Nährstoffe nachliefert. Bei Düngung über dem Entzug werden größere Nährstoffmengen festgelegt oder ausgewaschen. Die tatsächliche Düngungshöhe ist abzuschätzen aus Entzug, Auswaschung, Festlegung und Nachlieferung.


In einem Düngerbedarfsschema ist das Ziel aller Düngungsmaßnahmen ist die Einstellung der Stufe C:

  • allmähliche Anhebung der Gehalte von Stufe A durch stark erhöhte und von Stufe B durch schwächer erhöhte Düngergaben mit 1,5- bis 2-fachem Entzug
  • Unterlassung der Düngung in Stufe E und Reduzierung in Stufe D führen langfristig zur Absenkung der Messwerte mit 0- bis 0,5-fachem Entzug
  • auf ausreichenden Gehalt in der Bodenlösung ist zu achten, daher evtl. schwache Düngung eines Nährelements trotz hohen Messwerts bei z.B. hoher Austauschkapazität, vor allem bei ton- u. humusreiche Böden → es wird verhindert, dass der Gehalt in der Bodenlösung verarmt; durch die Nachlieferung kann der Pflanzenbedarf nicht gedeckt werden
  • bei anderen Untersuchungsmethoden und bestimmten Elementen (Spurennährstoffe) wird auch eine verringerte oder vergrößerte Stufeneinteilung vorgenommen


Abschätzen der Düngungshöhe aus dem Messwert

Richtwerte für Freilandböden.jpg

Über eine Näherungsrechnung wird die Düngungshöhe so bemessen, dass gleichzeitig der Richtwert eingestellt und der Entzug zusätzlich gedüngt wird. Der Entzug wird auf den Richtwert aufgedüngt.

Richtwerte für Gewächshausböden im Zierpflanzenbau in mg/100 g Boden
niedrig mittel hoch sehr hoch
P2O5 25 25 - 40 40 - 50 50
K2O 30 30 - 50 50 - 60 60
MgO< 10 10 - 15 15 - 18 18


Im einfachsten Fall wird über ein schematisches Vorgehen der Messwert der Versorgungsstufe zugeordnet. Die Nährstoffmenge errechnet sich aus dem Entzug und dem Korrekturfaktor, wobei die Kenntnis der Entzugszahlen notwendig ist.

Nährstoffmenge [kg/ha] = Entzug [kg/ha] x Korrekturfaktor


Korrekturfaktoren.jpg

Korrekturfaktoren:
Messwert entspricht Stufe A = 2 (doppelten Entzug düngen)
Messwert entspricht Stufe B = 1,5 (1,5-fache des Entzugs düngen)
Messwert entspricht Stufe C = 1 (Entzug düngen)
Messwert entspricht Stufe D = 0,5 (0,5-fache des Entzugs düngen)
Messwert entspricht Stufe E = 0 (keine Düngung)


Beispiel:
Entzug = 120 kg K2O/ha
Messwert = Stufe D
Nährstoffmenge = 120 x 1,5 = 180 kg K2O/ha → umrechnen in Dünger

- weitere Vereinfachung: Die Höhe der Grunddüngung wird ohne Berücksichtigung der Kultur pauschal an der Versorgungsstufe orientiert.




Ermittlung der Düngungshöhe über Umrechnungsfaktoren

Umrechnungsfaktoren zur Berechnung der Düngungshöhe (nach Schlaghecken)
Bodenanalyse
mg / 100g
angestrebter Nährstoffgehalt im Boden im mg / 100 g
10 15 20 30 40 50
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
26
28
30
32
34
36
38
40
42
44
46
48
50
52
54
56
58
60
62
64
66
68
70
72
74
76
78
80
82
84
2,0
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
1,0
0,8
0,8
0,6
0,6
0,4
0,4
0,2
0,2
0
0


























2,0
1,8
1,6
1,4
1,4
1,2
1,2
1,0
1,0
0,8
0,8
0,6
0,6
0,4
0,4
0,2
0,2
0
0
























2,0
2,0
1,8
1,8
1,6
1,6
1,4
1,4
1,2
1,2
1,0
1,0
0,8
0,8
0,6
0,6
0,4
0,4
0,2
0,2
0
0





















2,0
2,0

1,8


1,6


1,4


1,2


1,0


0,8


0,6


0,4


0,2


0













2,0


1,8



1,6



1,4



1,2



1,0



0,8


0,6


0,4


0,2


0







2,0



1,8




1,6




1,4




1,2




1,0



0,8


0,6


0,4


0,2


0

Die Verwendung des Umrechnungsfaktors ist eine Verbesserung der Ermittlung der Düngungshöhe über Korrekturfaktoren. Er wird in der folgenden Tabelle aus dem Schnittpunkt zwischen dem Bodenanalysenergebnis und dem angestrebten Nährstoffgehalt im Boden abgelesen.
Der Richtwert wird bei Untervorsorgung erst in einigen Jahren erreicht, dafür entstehen aber keine Versalzungsprobleme. Liegt der Messwert über dem Richtwert, geschieht die Düngung unter dem Entzug, der Messwert sinkt erst langfristig. Dieses Verfahren ist genauer und umweltschonender.


Beispiel:
Analysenergebnis = 16 mg K2O/100 g Boden
angestrebter Richtwert = 20 mg/100 g
Umrechnungsfaktor = 1,4

Grundlage ist der Pflanzenentzug/Kulturperiode → z.B. 120 kg K2O/ha

Nährstoffmenge [kg/ha] = Entzug [kg/ha] x Umrechnungsfaktor
= 210 x 1,4
= 180 kg K2O/ha



Berechnung der Nährstoffmenge zum Auffüllen des Richtwert

Bodenanalyse und Nachdüngung in gewachsenen Böden.jpg

Dieses Verfahren folgt dem Prinzip, dass der Richtwert aufgefüllt und der Pflanzenentzug zusätzlich gedüngt wird. Der Stickstoff bleibt davon ausgenommen. Am Ende der Kulturzeit ist der Richtwert aufgrund des Pflanzenentzugs wieder eingestellt. Diese Vorgehensweise ist die genaueste.

Die Grundsätze für die Düngung nach Bodenanalyse im Freiland sind wie folgt:

  • Richtwerte vor Kulturbeginn nach Bodenart einstellen
    • leichter Boden: niedriger Richtwert
    • schwerer Boden: höherer Richtwert
  • pH-Wert und Kalkversorgung nach Bodenart
    • leichter Boden: niedriger Wert
    • schwerer Boden: höherer Wert
  • Pflanzenentzug zusätzlich düngen
  • Nährstoffverteilung bestimmt durch das Nährelement
    • einmalige Düngung: P, K, Mg, Kalk
    • mehrmalige Düngung: N


Die Ermittlung des Düngerbedarfs beginnt mit dem Vergleich des Analysenergebnisses mit dem Richtwert.

Beispiel: Richtwert liegt über Messwert
Wert mg/100g
Richtwert
  
20
Messwert
  
15
Fehlbedarf (Differenz Richtwert-Messwert)
  
5



Für die Berechnung der zu ergänzenden Nährstoffmenge aus dem Fehlbedarfs müssen die Entnahmetiefe (z.B. 30 cm) und das Volumengewicht (z.B. 1,2) bekannt sein.


mg/100g Boden
K2O P2O5
Messwert
Richtwert
12
20
10
20
Fehlbedarf
8 10


Die Berechnung beginnt mit der Ermittlung des Bodengewichts für 1m2.
Bodengewicht = Fläche [cm2] x Entnahmetiefe [cm] x Volumengewicht
= 10.000 x 30 x 1,2
= 360.000 = 36 kg


Über einen Dreisatz wird die fehlende Nährstoffmenge pro m2 berechnet:

in 100 g Boden fehlen 8 mg K2O
in 360.000 g Boden fehlen x mg K2O


x =


= 28 800 mg K2O/m2 = 28,8 g K2O/m2


Dieser Wert ist in Dünger umzurechnen.

Nährstoffmenge = Volumengewicht x Entnahmetiefe x Fläche x Fehlbedarf


Zu der errechneten Düngermenge kommt noch der Pflanzenentzug hinzu. Die Düngungsart entscheidet über die Höhe der Gesamtdüngung zum Düngungstermin, z.B. Vorrats- und/oder Kopfdüngung.

Quelle

Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße.