Vogelmiere

Aus Hortipendium
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Vogelmiere
Stellaria media
Kaldari Stellaria media 01.jpg
Stellaria media
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Kerncaryophyllales
Ordnung Nelkenartige
Caryophyllales
Familie Nelkengewächse
Caryophyllaceae
Gattung Sternmieren
Stellaria
sich öffnende Knospe
junge Pflanze
einreihige Behaarung

Die Vogelmiere (Stellaria media) kann sich wie ein grüner Teppich über Gartenbeete und Äcker legen und fast jeder Witterung trotzen. Seit der Steinzeit begleitet diese Wildpflanze den Menschen und gehört somit zu den mitteleuropäischen Archäophyten.

Bezeichnung im Volksmund

Hühnerabbiss, Hühnerdarm, Mäusedarm, Meier, Sternenkraut, Vögelichrut, engl. chickweed, starweed, franz. mouron des oiseaux

Vorkommen

In gemäßigten Breiten trifft man die Vogelmiere auf der ganzen Welt. In Gärten, auf Weinbergen und auf Äckern sowie auf Schuttplätzen und Brachland findet sie gute Bedingungen. Sie liebt sonnige bis halbschattige Plätze. Als Pionierpflanze bedeckt sie schützend den aufgerissenen Boden und verhindert Auswaschung, Erosion und Austrocknung.

Name

Dass Linné ein Naturliebhaber war, erkennt man an der Namensgebung. Stellaria bedeutet „Sternchen“ und somit gab er der Pflanze einen Namen, der ihre zarte Schönheit beschreibt. Die deutsche Bezeichnung leitet sich von der Tatsache ab, dass Vögel gern vom grünen Kraut und den Samen fressen.

Eigenschaften und Merkmale

Die einjährige kriechende Pflanze wird etwa 5-40 cm hoch und hat sehr dünne Stängel, deren Querschnitt rund ist. Eine einreihige Haarlinie entlang des Stängels dient der Wasserversorgung. Über diese Härchen kann zusätzlich Wasser aufgenommen werden, denn die Wurzeln breiten sich nur flach im Boden aus. Stängelknoten, die den Boden berühren bilden leicht feine Wurzeln. Die ovalen Blätter enden in einer Spitze und die im Durchmesser ca. 4 – 7 mm weißen Blüten sind bei günstigen Bedingungen das ganze Jahr über zu sehen. Die 5 Kelchblätter überragen die 5 Kronblätter kaum. Die Kronblätter sind fast bis zum Grund eingeschnitten.

Blütezeit: Bei günstigen Bedingungen (milde Witterung oder geschützter Platz) blüht sie das ganze Jahr über.

Besonderheiten

Die Vogelmiere verbreitet sich sehr schnell, kann sie im Jahr doch bis zu sechs Generationen hervorbringen und dabei pro Generation 10.000 bis 20.000 Samen produzieren. Die Samen bleiben im Boden ca. 60 Jahre keimfähig. Selbst bei Temperaturen knapp über den Gefrierpunkt keimt das robuste Kraut und wächst zum Ärger der Bauern sogar unter der Schneedecke. Die vielen kleinen Samen werden gern von Vögeln gefressen. Den kurzrüsseligen Insekten dient der Nektar der kleinen Sternblüten als Nahrungsquelle. Überdies mögen auch größere Tiere (Kaninchen, Hasen) dieses Gewächs. Bei Regen oder kalt-feuchter Witterung umhüllen Blätter schützend die jungen Triebe und die weißen Blüten sind geschlossen.

Wirkstoffe

Vogelmiere enthält reichlich Vitamin C und andere Vitamine, sowie Saponine, Flavonoide, Cumarine, Mineralien, Oxalsäure, Zink und ätherische Öle. Zudem weist sie noch seltene Elemente in organischer Form wie Phosphor, Magnesium, Kupfer und Silizium als Kieselsäure auf.

Verwendung als Heilpflanze

Sammelzeit ist das ganze Jahr über.

Frisch ist das Kraut am wirkungsvollsten.

Pfarrer Kneipp verordnete dieses Wildkraut bei Hämorrhoiden, Lungenleiden und bei Verschleimung der Nieren und der Blase. Er schätzte es besonders als beruhigendes und schleimlösendes Mittel bei Entzündungen der Atemwege. Die enthaltenen Saponine sind es, die schleimlösend wirken, die Verdauung fördern, den Stoffwechsel anregen und den Harn treiben. Außerdem wird die Resorption anderer Wirkstoffe begünstigt. Bewährt hat sich auch Tee bei rheumatischen Beschwerden und bei Hautausschlägen. Wer im Winter sein Immunsystem stärken möchte, trinkt am besten frisch gepressten Saft oder isst die grünen oberirdischen Pflanzenteile als Salat. Da der Saponingehalt recht hoch ist, sollte man jedoch nicht zu viel davon essen.

Eine gute Wirkung ist auch gegeben bei:

Lungenleiden, Tuberkulose, Bluthusten, Blutbrechen, Anemie, Augenentzündung, Wassersucht, Wunden, Geschwüren, Nasenbluten( In die Nase ziehen) und Hornhauttrübung. In der Homöopathie setzt man Vogelmiere ein bei Rheuma, Gicht und Psoriasis. Man kann diese Heilpflanze als Tee, Saft oder Absud verwenden. Als wertvolles mild schmeckendes Wildgemüse gibt man die grünen Pflanzenteile in den Salat, in den Quark, aufs Butterbrot usw..

Tipp: Wer den Geschmack nicht mag oder sich erst langsam daran gewöhnen möchte, kann zusammen mit etwas Obst (Banane, Apfel Avocado) einen leckeren grünen Smoothie mixen.

Verwechselungsgefahr

Verwechselungsgefahr besteht mit dem leicht giftigem Gauchheil (Anagallis arvensis), mit der verwandten Sternmiere (Stellaria nemorum) und dem Ackerhornkraut (Cerastium arvense). Ein sicheres Erkennungsmerkmal der Stellaria media ist die einreihige Haarlinie.

Im Garten

Vogelmiere wächst nicht zufällig irgendwo, sondern nur dort, wo sie entsprechende Bedingungen hat. Sie gehört zu den so genannten Zeigerpflanzen und signalisiert dem Gärtner, dass es sich hier um lockeren, humus- und nährstoffreichen Boden handelt. Der kluge Gärtner freut sich also über Vogelmiere und lässt sie in Phasen der Ruhe (Winter) als schützende „Decke“ liegen.

Quellen

Marie-Luise Kreuter (2007): Der Biogarten. BLV Verlag, 23. Auflage. München. ISBN 978-3-8354-0198-3


Steffen Guido Fleischhauer (2010): Kleine Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen. AT Verlag. Aarau und München. ISBN 978- 3- 03800-492-9


Sr. Hedwig Mein Klostergarten. St. Benno-Verlag GmbH. Leipzig. ISBN 978-3-7462-2851-8


Wolf- Dieter Storl (2012): Wandernde Pflanzen. AT Verlag. Aarau und München. ISBN 978-3-03800-680-0


Wolf- Dieter Storl (Taschenbuchausgabe 2007): Heilkräuter und Zauberpflanzen. AT Verlag. Aarau und München. ISBN 978-3-426-87324-3


Wolf- Dieter Storl (2008): Der Kosmos im Garten. , AT Verlag,3. Auflage. Aarau und München. ISBN 978-3-85502-735-4


(2010): Heilpflanzen. GU Verlag,7.Auflage. München. ISBN 978-3-7742-5692-7