Stangensellerie Erwerbsanbau

Aus Hortipendium
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Stangensellerie
Apium graveolens var. dulce
Synonyme
Bleichsellerie, Stielsellerie, Staudensellerie
Starr 070730-7896 Apium graveolens var. dulce.jpg
Stangensellerie
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung Doldenblütlerartige
Apiales
Familie Doldenblütler
Apiaceae
Gattung Sellerie
Apium

Der Stangensellerie, oder auch Bleichsellerie, ist eine Kulturform des Selleries, die aus dessen Wildform Apium graveolens var. graveolens entstanden ist. Von Knollen- und Schnittsellerie unterscheidet sie sich in der Ausprägung der jeweiligen Pflanzenteile und daraus resultierend in ihrem Nutzungsorgan. Die Hauptanbaugebiete von Stangensellerie liegen in Süd- und Westeuropa und im Mittelmeerraum. Wirtschaftlich am bedeutendsten ist er in den USA. Aufgrund seiner Beliebtheit als Rohkostgemüse ist er auch häufig in Hausgärten zu finden (siehe Stangensellerie im Hausgarten).


Biologie

Als Gemüse werden von dieser Kulturform die verdickten, aromatisch schmeckenden Blattstiele genutzt. Diese können in ihrer Länge und Farbe variieren. Sie können kurz-, mittel- oder langstielig und weiß, grün, gelblich, rötlich oder violett gefärbt sein. Da es heute selbstbleichende Sorten gibt, müssen die Selleriestangen nicht mehr wie früher durch Anhäufelung oder Einwickeln in Stroh, Papier oder schwarze Folie gebleicht werden (siehe auch Bleichgemüse). Im Gegensatz zu Knollensellerie bildet diese Kulturform nur eine schwach angedeutete, sehr kleine Knolle.


Saatgut und Keimung

Stangensellerie Saatgutdaten
TKM
Gramm
Korngröße
in mm
Ein Gramm
Kornzahl
Keimfähigkeit
in %
Keimtemp.
in °C
Keimdauer
in Tage
Saatgutangebot
im Handel
Saattiefe
in mm
0,4 - 0,6 g Länge:
1,0 - 1,5 mm
Dicke:
0,7 - 0,9 mm
1.666- 2.500 Korn Normalsaatgut:
70%
Präzisionssaatgut:
> 90%
Topfpille:
> 90%
18 - 20°C bei 20°C:
10-15 Tage
Primesaatgut:
7-9 Tage
Normalsaatgut
Topfpille
Vorgekeimte Pillen
(Prestinun-Pille)
(Split-Pil, Tempopill)
5 mm

Saatgutangebote

  • Für die üblichen Stangensellerei Pflanzenanzucht benutzt man oft pilliertes Saatgut sowohl in üblicher Form als auch mit vorgekeimtem Saatgut (Primepillen).
  • Das Saatgutangebot erfolgt heute eher selten in Gewichtseinheiten.
  • Stücksaatgut gibt es in Einheiten von u.a. 1.000, 5.000 oder 10.000 Korn.
  • Pillensaatgut (Ø 2,0-2,5mm) mit vorgekeimten Saatgut gibt es in Einheiten von u.a. 1.000, 5.000, 10.000, 50.000 oder 100.000 Stück.
  • Vorgekeimtes Saatgut muß termingerecht bestellt und etwa bei 4-5°C gelagert werden.

Saatgutübertragbare Krankheiten

  • Alternaria petroselini(Schwarzfäule)
  • Cercospora apii (Blattflecken
  • Colletotrichum acutatum (Blattläsionen und-verdrehungen, Herzfäule)
  • Phoma apiicola (Sellerieschorf)
  • Pseudomonas syringae pv. apii (Bakterienflecken)
  • Septoria apiicola (Septoria Blattflecken)

Weiter Infos


Sortenwahl Stangensellerie

Es gibt eine große Anzahl an Sorten, deren Eignung für die betriebseigenen Gegebenheiten zu prüfen ist. Hilfreich bei der Sortenwahl sind die verschiedenen Sorten-Versuchsergebnisse, die man online in Hortigate.de lesen oder runterladen kann.
Hortigate: Stangensellerie Sorten


Stangensellerie Bilder


Stangensellerie Anbau

Nährstoffversorgung und Düngung

Sellerie Pflanzen sind relativ salzverträglich. Chlorhaltige Düngemittel können in angemessener Menge verwendet werden. Auf Grund des relativ hohen Borbedarfs ist eine optimale Bodenversorgung sicherzustellen. In Einzelfällen kann eine Bor-Blattdüngung sinnvoll sein.

PDF-Datei zum Runterladen.

Eine detaillierte Anleitung zur Nährstoffversorgung beim Anbau von Stangensellerie gibt es in der angehängten PDF-Datei.

Weitere Infos



Pflanzenschutz

Septoria an Sellerie

Selleriekulturen können von verschiedenen Krankheiten und Schädlingen befallen und geschädigt werden. Ohne angemessene Vorbeuge- und Bekämpfungsmaßnahmen ist eventuell auch mit einem Totalausfall zu rechnen.
Eine umfangreiche Darstellung aller wichtigen Schadmöglichkeiten gibt es in einem extra Artikel. Hier sind 29 wichtige Schadursachen beschrieben und aktuelle Vorbeuge- und Bekämpfungsmaßnahmen aufgeführt. Eine Anzahl Links führen zu wichtigen Forschungsberichten, zu Videos und zur Pflanzenschutzmittel-Datenbank.

Siehe: Sellerie Pflanzenschutz in Hortipendium.

Unkrautbekämpfung

Beispiel Restunkräuter

Die Unkrautbekämpfung beim Anbau von Stangensellerie erfordert einen beachtlichen Zeitaufwand und kostet viel Geld. Eine große Hilfe bietet in jedem Falle die optimierte Feldhygiene sowie das "Falsche-Saatbeet". Diese beiden Verfahren sind zu ergänzen mit einer mechanischen Unkrautbekämpfung und im konventionellen Anbau durch den Einsatz von Herbiziden. Im Einzelfall kann auch der Anbau in Mulchfolie hilfreich sein.

Feldhygiene

Falsches Saatbeet

Hierbei geht es um vorbeugende Maßnahmen. Dauerunkräuter möglichst schon beim ersten Auftreten ausschalten und nicht warten bis sich schon große Bestände gebildet haben. Zur Eindämmung des Samenunkräuter Drucks, diese nie Samen bilden lassen. Wird das konsequent durchgeführt, verringert sich der Unkrautdruck von Jahr zu Jahr. Nähere Infos zur Feldhygiene gibt es unter den folgenden Links.

Falsches-Saatbeet

Beispiel Hackgerät

Eine sofortige, große Erleichterung bei der Unkrautbekämpfung bringt das "Falsche-Saatbeet". Nähere Infos zur Anwendung gibt es unter dem folgenden Link.

Mechanische Unkrautbekämpfung

Bei den üblicherweise gepflanzten Stangensellerie Kulturen kann eine mechanische Unkrautbekämpfung hilfreich und sinnvoll sein.

  • Hilfreich ist es, den Reihenabstand der vorhandenen Hacktechnik anzupassen
  • Lieber in den Reihen enger säen bzw. pflanzen und dafür weitere Reihenabstände wählen
  • Je jünger die Unkräuter, desto leichter die mechanische Bekämpfung
  • In niederschlagsarmen Regionen und auf leichteren Böden ist die mechanische Unkrautbekämpfung am ehesten erfolgreich
  • Video Mechanische Unkrautbekämpfung

Herbizideinsatz

Herbizid Effekt Unkraut

In konventionell arbeitenden Betrieben ist der Einsatz bzw. die Nutzung von Herbiziden üblich. Um damit langfristig erfolgreich arbeiten zu können, sind die Zulassungsbedingungen zu beachten und ein ist sachgerechte Anwendung nötig. Dazu gehört auch eine Begrenzung der Anwendungen innerhalb einer Fruchtfolge, um so die Selektion von nicht erfassten Unkrautarten zu verhindern. Nähere Infos zu Herbiziden und deren Einsatz gibt es unter den folgenden Links.

Link zur Indikationssuche im Gemüsebau 

Mulchfolie

Beispiel Mulchfolie

Zur Unkrautbekämpfung beim Stangensellerie-Anbau ist die Pflanzung in Kunststoff-Mulch Materialien gut möglich. Bei sachgerechter Anwendung erhält man weitgehend unkrautfreie Bestände. Als Materialien ist z.B. schwarze Mulchfolie oder Vliesmaterial geeignet. Damit das Unkraut nicht durch die Pflanzlöcher wächst, müssen diese so klein wie möglich gehalten werden. Da die Radspuren weiterhin verunkrauten ist dort auf anderem Wege das Unkraut zu bekämpfen.
Im Praxisalltag hat sich jedoch gezeigt, dass das Mulch Verfahren den meisten Betrieben wohl zu teuer ist.

Weitere Infos


Stangensellerie Anbau in Deutschland und Holland

Wie sich der Stangensellerie Anbau in Deutschland entwickelt hat, zeigt die folgende Tabelle. Eine eigene Anbauflächenermittlung gibt es erst ab 2008. Die Anbaufläche stieg von 193 ha im Jahre 2008 auf 343 ha im Jahre 2019.

Stangensellerie Anbauflächenentwicklung in Deutschland in ha
Jahr ha
2008
  
193
2012
  
244
2016
  
279
2017
  
325
2018
  
319
2019
  
343
Quelle: Statistisches Bundesamt



Anbauflächenentwicklung in den Niederlanden
Die Stangensellerie Anbauflächen in den Niederlanden liegen im Bereich von 110 bis 200 ha.

Anbaujahr ha Anbau
2012 100
2013 120
2014 160
2015 170
2016 130
2017 150
2018 140
2019 140
2020 170
2021 200

Quelle: StatLine


Stangensellerie Anbauer

Der Anbau von Stangensellerie erfolgt vorwiegend in sehr stark speziallisierten Betrieben. <bt>

HortoForini in Spanien


Stangensellerie Saisonkalender

Gemüse aus der Region kaufen und saisonal verzehren ist meist für den Verbraucher preislich vorteilhaft und bringt ökologische Vorteile. Die Transporte bleiben kurz und die Ware ist im Normalfall nach der Ernte schnell beim Verbraucher. In einem speziellen Saisonkalen der Gemüsearten sieht man an Hand einer großen Grafik, wann einheimischer Stangensellerie, auch im Vergleich zu anderen Gemüsearten, am Markt angeboten wird.


Wert als Nahrungsmittel

Stangensellerie in Küche

Der Verzehr von Stangensellerie kann einen wertvollen Betrag zur gesunden Ernährung des Menschen leisten.
So empfehlen z.B. die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ und die „Deutsche Krebsgesellschaft“ im Rahmen der Kampagne „5 am Tag“, fünf Mal am Tag eine Portion Obst und Gemüse zu essen.
Einen umfassenden Überblick über gesundheitliche Wirkungen von Gemüse findet man über die Internetseite „Gemüse-ist-mehr als eine Nahrungsmittel“.
Hier werden Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt in knapper, gut lesbarer Form aufgelistet und die vorbeugende Wirkung von Gemüse auf viele, meist chronische Erkrankungen dargelegt.


Siehe auch in Hortipendium


Internationale Bezeichnung

20px Deutsch Stangensellerie, Bleichsellerie
Flag of the United Kingdom (3-5).svg Englisch blanched celery
Flag of China.png Chinesisch (Mandarin) ch´iu
Flag of Denmark (WFB 2004).gif Dänisch selleri
Flag of Finland.png Finnisch selleri
Flag of France.png Französisch céleri branche céleri á cotes
Flag of Greece.png Griechisch selino
Flag of India.png Hindi ajmud
Flag of India.png Indisch sederi
Flag of Italy (1946–2003).png Italienisch sedano da coste
Japan flag - variant.png Japanisch oranda-mutsuba
Flag of the Netherlands.svg Niederländisch bleekselderij
Flag of Norway.svg Norwegisch selleri
Flag of Poland.svg Polnisch seler lodygowy
Flag of Portugal.svg Portugisisch apio
Flag of Romania.svg Rumänisch telina cultivata
Flag of Russia.svg Russisch selderej, Сельдерей черешковый
Flag of Sweden.svg Schwedisch selleri
Flag of Slovakia.svg Slowakisch zelena
Flag of Spain.svg Spanisch apio blanco
Flag of Turkey.svg Türkisch kereviz
Flag of Hungary.svg Ungarisch szárzeller, halványító zeller


Quellen

Georg Vogel (1996): Handbuch des speziellen Gemüsebaues. Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-5285-1


Einzelnachweise


Weblinks