Sellerie
Sellerie | |
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Apium graveolens | |
Linné | |
![]() Illustration der Wildform Apium graveolens
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Systematik | |
Klasse | Bedecktsamer Magnoliopsida |
Gruppe | Eudikotyledonen |
Kerneudikotyledonen | |
Asteriden | |
Euasteriden II | |
Ordnung | Doldenblütlerartige Apiales |
Familie | Doldenblütler Apiaceae |
Gattung | Sellerie Apium |
In Deutschland gibt es drei Kulturformen des Selleries, die aus der Wildform Apium graveolens var. graveolens entstanden sind: Bleichsellerie (Apium graveolens var. dulce), Knollensellerie (Apium graveolens var. rapaceum) und Schnittsellerie (Apium graveolens var. secalinum). Die Wildform des Selleries hat sich als Kosmopolit weltweit verbreitet und seine Nutzung kann bis in das griechische Altertum nachgewiesen werden. Bereits die Römer nutzten den Sellerie unter seinem lateinischen Namen Apium. Bis zum 16. Jahrhundert wurde Sellerie als Heilpflanze genutzt, erst später bildeten sich die heutigen Kulturformen heraus.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Biologie
- 2 Ernährungsphysiologische Bedeutung
- 3 Wirtschaftliche Bedeutung
- 4 Saatgut und Keimung
- 5 Sellerie: Zuchtbetriebe und Saatgutlieferanten
- 6 Sortenwahl Sellerie
- 7 Anbau im Freiland
- 8 Pflanzenanzucht
- 9 Pflanzung
- 10 Kulturmaßnahmen
- 11 Nährstoffversorgung und Düngung
- 12 Pflanzenschutz
- 13 Unkräuter
- 14 Ernte
- 15 Wert als Nahrungsmittel
- 16 Siehe auch in Hortipendium
- 17 Quellen
Biologie
Es lassen sich wenig generelle Merkmale von Sellerie nennen. Die Biologie der verschiedenen Kulturformen unterscheidet sich. Der wichtigste Unterschied liegt in der Ausprägung der Pflanzenteile. Charakteristisch für die Biologie des Knollenselleries ist die Ausprägung einer Sprossrübe, der Stangensellerie zeichnet sich durch seine verdickten Blattstiele aus. Die Biologie des Schnittselleries ähnelt der des Stangenselleries, jedoch sind die Blätter stärker ausgeprägt, die Stängel dahingegen weniger. Diese Unterschiede sind auch der Grund dafür, dass von jeder Kulturform ein anderer Teil zum Verzehr genutzt wird.
Ernährungsphysiologische Bedeutung
Die für die Ernährungsphysiologie wichtigen Bestandteile von Sellerie sind die ätherischen Öle, Mineralstoffe und Vitamine, die in ihm enthalten sind. Ebenfalls von Bedeutung sind seine Fruchtsäuren. Im Vitamin- und Mineralstoffgehalt unterscheiden sich die Selleriesorten nicht sonderlich, im Fruchtsäuregehalt jedoch schon.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Hauptanbaugebiete von Knollensellerie liegen in Ost- und Mitteleuropa, die von Stangensellerie in Süd- und Westeuropa. Wirtschaftlich am bedeutendsten ist Stangensellerie jedoch in den Vereinigten Staaten von Amerika, dort wird er ganzjährig angebaut. In Europa ist Italien Hauptproduzent. In Deutschland wird hauptsächlich Knollensellerie angebaut.
Saatgut und Keimung
Sellerie Saatgutdaten | |||||||
TKM Gramm |
Korngröße in mm |
Ein Gramm Kornzahl |
Keimfähigkeit in % |
Keimtemp. in °C |
Keimdauer in Tage |
Saatgutangebot im Handel |
Saattiefe in mm |
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0,4 - 0,6 g | Länge: 1,0 - 1,5 mm Dicke: 0,7 - 0,9 mm |
1.666- 4.000 Korn | Normalsaatgut: 70% Präzisionssaatgut: > 90% Topfpille: > 90% |
18 - 20°C | bei 20°C: 10-15 Tage Primesaatgut: 7-9 Tage |
Normalsaatgut Topfpille Vorgekeimte Pillen (Prestinun-Pille) (Split-Pil, Tempopill) |
5 mm |
- Bilder
Saatgutangebote
- Für die üblichen Sellerei Pflanzenanzucht benutzt man oft pilliertes Saatgut sowohl in üblicher Form als auch mit vorgekeimtem Saatgut (Primepillen).
- Das Saatgutangebot erfolgt heute eher selten in Gewichtseinheiten.
- Stücksaatgut gibt es in Einheiten von u.a. 1.000, 5.000 oder 10.000 Korn.
- Pillensaatgut (Ø 2,0-2,5mm) mit vorgekeimten Saatgut gibt es in Einheiten von u.a. 1.000, 5.000, 10.000, 50.000 oder 100.000 Stück.
- Vorgekeimtes Saatgut muß termingerecht bestellt und etwa bei 4-5°C gelagert werden.
Saatgutübertragbare Krankheiten
- Alternaria petroselini(Schwarzfäule)
- Cercospora apii (Blattflecken
- Colletotrichum acutatum (Blattläsionen und-verdrehungen, Herzfäule)
- Phoma apiicola (Sellerieschorf)
- Pseudomonas syringae pv. apii (Bakterienflecken)
- Septoria apiicola (Septoria Blattflecken)
Weiter Infos
- Saatgutübertragbare Gemüsekrankheiten.
- Die Wirksamkeit einer Heißdampfbehandlung gegen Alternaria spp. und Septoria apiicolabei Karotten- und Selleriesaatgut. BOKU, Wien.
- Josef Schlaghecken (2016): Rund um das Saatgut: Sellerie. In: Zeitschrift "Gemüse". 52. Nr. 4. Seite Basiswissen.
Sellerie: Zuchtbetriebe und Saatgutlieferanten
Für den Anbau der Sellerie unter den unterschiedlichsten Bedingungen gibt es verschiedene Saatgutanbieter. Vor Beginn des Anbaus ist es hilfreich, bedeutende Zucht- und Saatgutbetriebe kennen zu lernen. Hier eine Auswahl wichtiger Betriebe mit ihrem Saatgutangebot. (Stand Febr. 2020).
Schnittsellerie
- Bingenheimer Biosaatgut in Echzell (D)
- Bingenheimer Biosaatgut in Echzell (D)
- Enza Zaden in Dannstadt (D)
- Graines Voltz (Hild) Saatgut in Colmar (F)
- Reinsaat Biosaatgut in Leonhard am Hornerwald (A)
- Vreeken´s Zaden in Dordrecht (NL)
Sortenwahl Sellerie
Es gibt eine große Anzahl an Sorten, deren Eignung für die betriebseigenen Gegebenheiten zu prüfen ist. Hilfreich bei der Sortenwahl sind die verschiedenen Sorten-Versuchsergebnisse, die man online in Hortigate.de lesen oder runterladen kann.
Sorten Versuchsergebnisse
Sellerie Sorten
Eine große Hilfe können auch die jährlich aktualisierten Empfehlungen der Pfälzer Gemüsebauberatung in Neustadt/Wstr. sein. Sie werden in Hortigate.de zum Online-Abruf angeboten. Für Abonnenten sind sie kostenlos, ansonsten gegen eine Gebühr, abrufbar.
Anbau- und Sortenhinweise für den Anbau in der Pfalz
Hortigate: Sellerie, Knollen-, Bund-: Anbau- und Sortenhinweise für Rheinland-Pfalz
Hortigate: Sellerie, Stangen: Anbau- und Sortenhinweise für Rheinland-Pfalz
Anbau im Freiland
Der Sellerieanbau für den Frischmarkt kann sowohl im Gewächshaus, als auch im Freiland geschehen. Eine frühere Ernte im Freiland kann durch ein zeitweiliges Bedecken der Felder mit Flachfolie ermöglicht werden. Auch Mulchpapiere und -folien sind förderlich, da sie eine alternative Unkrautbekämpfung darstellen und die Erträge sichern und steigern.
Standortansprüche
Der Boden sollte mittelschwer, tiefgründig und humos sein. Die Bodenfeuchtigkeit muss relativ hoch sein. Infolgedessen eignen sich vor allem Lösslehmstandorte. Sellerie gedeiht zwar gut auf feuchten Böden, verträgt jedoch keine Staunässe. Gut geeignet sind grundwassernahe Standorte. Für den Ertragsanbau mit maschineller Ernte sollte darauf geachtet werden, dass sich der Boden gut durchsieben lässt und einen geringen Steinbesatz hat. Der Boden sollte einen pH-Wert zwischen 6 und 7,5 aufweisen.
Sellerie ist klimatisch anpassungsfähig. Ideal für den Anbau ist ein mäßig warmes und feuchtes Klima. Versuche haben ergeben, dass die Pflanzen bei 20° C am besten gedeihen. Im Jungpflanzen-Anzuchtstadium sollte beim Anbau von Knollensellerie auf gutes Klima Wert gelegt werden. Spätfröste steigern das Schosserrisiko nach dem Pflanzen.
Des weiteren sollten windoffene Lagen bevorzugt werden um dem Möhrenfliegenbefall vorzubeugen.
Bei mehrjährigem aufeinanderfolgendem Sellerieanbau muss mit Ertragsverlusten gerechnet werden.
In einer Fruchtfolge wird Sellerie bestenfalls nach Getreide, Leguminosen oder Gründüngung angebaut.
Pflanzenanzucht
Sellerie lässt sich generativ und vegetativ vermehren. Für den Erwerbsanbau wird Sellerie generativ durch Aussaat vermehrt. Für Knollen- und Stangensellerie ist eine Jungpflanzenvorkultur im Gewächshaus üblich. Werden für den Knollensellerie frühe Pflanztermine angestrebt, sollte die Aussaat bereits im Januar bis Anfang Februar getätigt werden. Bei Folienflachbedeckung ist für Stangensellerie eine Pflanzung frühstens ab Anfang April möglich. Sellerie muss nicht unbedingt pikiert werden um eine gute Knollenqualität zu erreichen.
Ein Gramm Selleriesamen führen zu etwa 1200 guten Sämlingen. Die Samen sollten bei der Aussaat nur flach oder bei genügend Bodenfeuchtigkeit am besten garnicht bedeckt werden, da Sellerie zu den Lichtkeimern gehört. Eine Zusatzbelichtung im Winter wirkt wachstumsfördernd. Eine warme Anzucht ist wichtig und sollte sichergestellt werden. Vor allem ab dem Zeitpunkt, wenn die Pflanzen bereits zwei Blätter über 2 cm Größe entwickelt haben, sollte darauf geachtet werden, dass die Temperatur nie unter 16° C liegt. Bei Lufttemperaturen über 22° C sollte regelmäßig gelüftet werden.
Gesunde Selleriejungpflanzen sollten 6 bis 10 Gramm wiegen und durchschnittlich sechs bis 8 Laubblätter aufweisen.
Pflanzung
In Südwestdeutschland kann mit zeitweiliger Folienbedeckung schon ab Mitte März gepflanzt werden, in Norddeutschland sollte mit der Pflanzung bis Anfang/Mitte April gewartet werden. Generell sollte nicht in Perioden mit Frostgefahr gepflanzt werden. Wird beim Anbau von Knollensellerie Bundware angestrebt, sollte die Bestandsdichte 14 bis 16 Pflanzen pro m2 betragen. Soll der Sellerie als Knollenware vermarktet werden, sind 5 bis 6 Pflanzen pro m2 ideal. Bei Stangensellerie sollte die Bestandsdichte circa 10 Pflanzen pro m2 betragen. Die Reihen sollten in einem Abstand von 40 bis 50 cm angelegt werden. Erhöht man den Reihenabstand, werden zwar größere Knollen erreicht, der Gesamtertrag sinkt aber und es entsteht eine erhöhte Napfbildungsgefahr. Die Pflanztiefe im Freiland sollte möglichst nicht von der in den Töpfen zuvor abweichen. Zu flaches Pflanzen kann das Wachstum von Nebenwurzeln fördern.
Kulturmaßnahmen
Die Selleriepflanzen sind erst nach Reihenschluss in der Lage Unkraut zu unterdrücken. Im Jugendstadium sind somit unkrautbekämpfende Maßnahmen erforderlich, da das Unkraut die Selleriepflanzen ansonsten im Wachstum hemmt und dem Boden Wasser und Nährstoffe entzieht.
Bei Knollensellerie empfiehlt sich das zeitige Striegeln nach dem Pflanzen, da so der Boden aufgelockert und Unkraut bekämpft wird. Es muss jedoch beachtet werden, dass die Jungpflanzen schon fest genug im Boden verankert sein müssen. Es ist sinnvoll, vor einer ganzflächigen Bearbeitung zuerst einen Striegel-Probestrich zu machen.
Einfachbedeckungen sollten Mitte Mai entfernt werden. Wartet man damit zu lange, wirken sich die zu hohen Temperaturen negativ auf die Laublänge aus. Hat man Mitte März mit einer Doppelbedeckung gepflanzt, so sollte man diese bereits Anfang April entfernen.
Bei Knollensellerie muss beachtet werden, dass die Pflanzen von Mitte Juli bis Anfang September am meisten Wasser brauchen, es muss somit unbedingt zusätzlich bewässert werden. Ein Wasserdefizit beeinflusst die Entwicklung und die Größe der Knolle negativ, die Erträge werden vermindert.
Nährstoffversorgung und Düngung
Pflanzenschutz
Selleriekulturen können von verschiedenen Krankheiten und Schädlingen befallen und geschädigt werden. Ohne angemessene Vorbeuge- und Bekämpfungsmaßnahmen ist eventuell auch mit einem Totalausfall zu rechnen.
Eine umfangreiche Darstellunng aller wichtigen Schadmöglichkeiten gibt es in einem extra Artikel. Hier sind 29 wichtige Schadursachen beschrieben und aktuelle Vorbeuge- und Bekämpfungsmaßnahmen aufgeführt. Eine Anzahl Links führen zu wichtigen Forschungsberichten, zu Videos und zur Pflanzenschutzmittel-Datenbank
Siehe: Sellerie Pflanzenschutz in Hortipendium.
Unkräuter
Einkeimblättrige Unkräuter
- Acker-Fuchsschwanz (Alopecurus myosuroides)
- Einjähriges Rispengras (Poa annua)
- Ausfallgetreide
- Borstenhirse-Arten (Setaria)
- Gemeine Quecke (Elymus repens)
- Gemeiner Windhalm (Apera spica-venti)
Zweikeimblättrige Unkräuter
- Franzosenkraut-Arten, z.B. Behaartes Franzosenkraut (Galinsoga quadriradiata)
- Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli)
- Klettenlabkraut (Galium aparine)
- Kreuzkraut-Arten, z.B. Gemeines Kreuzkraut (Senecio vulgaris)
- Taubnessel-Arten, z.B. Rote Taubnessel (Lamium purpureum)
- Vogel-Sternmiere (Stellaria media)
Ernte
Die Ernte sollte ab Mitte Oktober stattfinden. Sie muss vor stärkeren Frösten unbedingt beendet sein. Eine frostfreie Zwischenlagerung sollte bis Januar/Februar möglich sein. Auf eine sorgfältige Behandlung bei Haufenschüttung des Knollenselleries sollte geachtet werden, da ansonsten die Gefahr einer Erwärmung besteht. Vor der Anlieferung ist maschinelles Putzen notwendig.
Wert als Nahrungsmittel
Der Verzehr von Sellerie kann einen wertvollen Betrag zur gesunden Ernährung des Menschen leisten. So empfehlen z.B. die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ und die
„Deutsche Krebsgesellschaft“ im Rahmen der Kampagne „5 am Tag“, fünf Mal am Tag eine Portion Obst und Gemüse zu essen.
Einen umfassenden Überblick über gesundheitliche Wirkungen von Gemüse findet man über die Internetseite „Gemüse-ist-mehr als eine Nahrungsmittel“. Hier werden Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt in knapper, gut lesbarer Form aufgelistet und die vorbeugende Wirkung von Gemüse auf viele, meist chronische Erkrankungen, dargelegt.
Siehe auch in Hortipendium
- Knollensellerie
- Stangensellerie
- Schnittsellerie
- Selleriefliege
- Portal: Gemüsebau
- Obst- und Gemüse als Nahrungsmittel
Quellen
- Artikelautor: Josef Schlaghecken
- Georg Vogel (1996): Handbuch des speziellen Gemüsebaues. Ulmer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8001-5285-1
- F. Feldmann Phytomed-Wiki. Apium L. (Apiaceae). [1] am 15.06.2016
- Josef Schlaghecken (2016): Rund um das Saatgut: Sellerie. In: Zeitschrift "Gemüse". 52. Nr. 4. Seite 55-56.