Trauermücken

Aus Hortipendium
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Trauermücke
Sciaridae
Synonyme
Lycoriidae
Trauermückenlarven.JPG
Larve einer Trauermücke
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse höhere Insekten
Pterygota
Ordnung Zweiflügler
Diptera
Unterordnung Mücken
Nematocera

Die Trauermücken (Sciaridae) bilden eine Familie der Zweiflügler (Diptera) und gehören der Unterordnung der Mücken (Nematocera) an. Sie können besonders bei Stecklingen und Sämlingen Problemen verursachen, für gesunde, erwachsene Pflanzen stellen sie kaum Gefahr dar. Sie weisen dennoch auf eine feuchte Umgebung hin.

Schadbild

Bei starkem Auftreten zeigen die Pflanzen Kümmerwuchs. Da die Larven sich nur wenig bewegen, treten die Pflanzenschäden eher lokal auf. Sie haben keine bevorzugte Wirtspflanzen, Voraussetzung für eine Befall ist lediglich eine feuchte Umgebung. Meist werden die kleinen Mücken als lästig empfunden (vor allem von den Kunden beim Verkauf).

Typische Anzeichen für einen Befall mit Trauermücken:

  • Absterben von Jungpflanzen oder Stecklingen
  • Stängel hohlgefressen
  • weiße Larven an befallenen Pflanzen

Die Trauermücken schädigen die Pflanzen im Gewächshaus sowohl dirket als auch indirekt. Ein direkter Schaden tritt durch das Fressen der Larven an den Wurzel der Pflanzen auf. Die Larven schädigen besonders junge Pflanzen durch Wurzelfraß, z.B. Stecklinge und Sämlinge. Indirekt schaden die Trauermücken durch die Verbreitung von Krankheitserregern wie Viren, Pilzen (z.B. Pythium, Phytophthora und Verticillium), Milben und Nematoden.

Lebensweise

Lebenszyklus der Trauermücke

Trauermücken sind wie viele andere heimische Insekten nur in den Sommermonaten im Freiland anzutreffen. Im Gewächshaus überleben und vermehren sie sich hingegen das ganze Jahr hindurch. Die adulten Trauermücken leben oberirdisch, sind langsame Flieger und sind in der Regel auf der Topferde in der Nähe der Pflanzen zu finden, wo die Weibchen ihre Eier auf die feuchte Erde ablegen. Daher fördert ein ständig feuchtes Substrat die Entwicklung der Trauermücken. Aus den oberirdisch abgelegten Eiern schlüpfen die Larven, die unterirdisch leben und an den Wurzeln der Pflanzen fressen. Nach vier Larvenstadien verpuppen sie sich in einen kleinen Loch im Erde. Die Entwicklung dauert im Gewächshaus etwa drei Wochen [1]

Aussehen

Die kurzlebigen, erwachsenen Trauermücken sind einfarbig schwarz, 1-5mm lang, haben lange Beine, lange Fühler, und klar geaderte Flügel.

Die Larven haben eine schwarzen Kopf und einen glasig weißen ca. 5-10mm langen Körper.

Die Puppe ist 2-5 mm lang, und verwandelt sich von weiß zu gelbbraun.

Trauermücken können leicht mit der Sumpffliege verwechselt werden. Sumpffliegen haben allerdings einen robusteren Körper und sehr kurze Fühler sowie fünf helle Punkte auf ihre Flügeln. Sie können außerdem schneller fliegen. Die Larven der Sumpffliegen unterscheiden sich zu den Trauermückenlarven durch eine braunere Körperfarbe und das Nichtvorhandensein einer Kopfkapsel.

Bekämpfung

Kulturmaßnahmen:
Dauerfeuchte Bereiche unter Tischen, am Fundament etc. sollten im Gewächshaus vermieden werden. Zum Beispiel kann bei offenen Böden Kies aufgestreut werden oder gefährdete Stellen werden mit Kalk bestäubt.

Des Weiteren sollten nicht fertiggereifte Komposte im Idealfall vermieden werden. Falls sie doch eingesetzt werden, sollten sie vor dem Einsatz sterilisiert und anschließend mit einem trauermückenfreiem Kompost geimpft werden.

Sie können vor der Verwendung den Kompost und/oder die Erde auf Trauermücken testen: ein Teil in eine Saatschale tun, und mit eine Gelbtafel daneben mit Netz verschließen(1mm Maschenweite). 3-4 Wochen bei Zimmertemperatur stehen lassen, dabei Substrat feucht halten. Anschließend Gelbtafel auf Trauermücken untersuchen.

Die Pflanzen im Bestand sollten regelmäßig mit Hilfe von Gelbtafeln auf einen Befall untersucht werden (Abfangen der Adulten).


Biologische Bekämpfung:
Eine Methode der biologischen Bekämpfung der Trauermücken ist der Einsatz der Nematoden Steinernema feltiae. Diese Nematoden ernähren sich von den Körperflüssigkeiten der Larven im Darm und infizieren die Larven gleichzeit mit einem Bakterium (Xenorhabdus), dass für die Larven tödlich ist. Dieses Bakterium befindet sich im Darm der Nematoden und vergiftet die Trauermückenlarven durch bestimmte Ausscheidungsprodukte. Die Trauermückenlarven sterben ca. 3 - 4 Tage später ab. Die Nematoden dringen durch Körperöffnungen in die Trauermückenlarven ein und durchdringen die Insekten bis zur Darmwand. Bei einem Nematodeneinsatz liegt die optimale Substrattemperaturen zwischen 15-25° C (min. 12 und max. 30° C). Zudem muss das Substrat immer feucht (nicht naß) gehalten werden, damit sich die Nematoden in der Feuchtigkeit fortbewegen können. Übermäßiges Gießen kann Nematoden auswaschen oder am Topfgrund versammeln, während die Eiablage der Trauermücken an der Substratoberfläche stattfindet. Die Hauptschadstellen der Trauermücken liegen in der oberen Substratschicht (Knollen oder Stecklingsgrund), deshalb sollte keine starke Bewässerung von oben erfolgen. Damit die Nematoden zur optimalen Verteilung in der Lösung schweben, ist während der Nematoden-Ausbringung die Lösung ständig zu rühren. Als günstigste Tageszeit biete sich der Abend an, weil die Nematoden empfindlich gegen UV- Licht sind (Freiland, unter Folie) und schnell austrocknen. Es ist wichtig Befallsherde z.B. Tropfstellen unter den Tischen zu erkennen und in die Behandlung einzuschließen, evtl. kann dort auch chemisch bekämpft werden. 0,5 Millionen Nematoden/m2 sind die gebräuchliche Konzentration, bei häufigerem Einsatz auf einer Fläche kann die Anzahl halbiert werden. Ausbringung erfolgt entweder auf kleineren Flächen per Gießkanne, mit Gießgeräten mit Hilfe einer Pumpe (Kreisel- und Zahnradpumpen sind nicht tauglich, weil sie die Nematoden zerstören können), mit Spritzgeräten und einem Druck von 2,5 - 3,0 bar (Düsenöffnung mindestens 0,8 mm, Prallkörper und Filter entfernen) oder über das Ansetzen einer Stammlösung und der Ausbringung über Düngerdosierer.


Eine andere Möglichkeit der biologischen Bekämpfung ist der Einsatz der Raubmilbe Hypoaspis miles gegen die Larven und Nymphen.


Übersicht Biologische Behandlungsmethoden gegen Larven:

Nematoden Bacillus thuringiensis Hypoaspis sp.
Suchverhalten gegenüber Trauermücken aktiv passiv aktiv
Tolerant gegenüber hohen Temperaturen nur bis 28°C gut gut
Zustand des Substrates regelmäßig feucht feucht (Mobilität der TM-larven) eher trocken
Selektivität nur Trauermücken nur Trauermücken auch Sumpffliegen und Thripspuppen
Wirkungsdauer 3-4 Wochen nur wenige Tage aktiv gut 3-4 Wochen, aber langsam
Anwendung angießen (via Bewässerung möglich) angießen (via Bewässerung möglich) einfach, steuerbar

Chemische Bekämpfung:
Die Eier und Nymphen der Trauermücken sind chemisch nur schwer bzw. gar nicht bekämpfbar. Aktuelle Zulassungsituation aus PS Info für Trauermücken im Zierpflanzenbau


Quelle

M.H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing - The biology of glasshouse pests and their natural enemies. Reed Business Information. Doetinchem. 

Martin Koller (2004): Trauermücken - Empfehlungen zur Regulierung. FiBL. Frick. 


Einzelnachweise

  1. W. Wohanka (Hrsg.): Pflanzenschutz im Zierpflanzenbau. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart, 2006, Seite 129.

Weblinks