Schlehenspinner
Schlehenspinner, Schlehen-Bürstenspinner, Kleiner Bürstenspinner | |
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Orgyia antiqua | |
Linnaeus, 1758 | |
Synonyme | |
Orgyia recens HÜBNER | |
![]() Männchen des Schlehenspinners
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Systematik | |
Klasse | Insekten Insecta |
Unterklasse | höhere Insekten Pterygota |
Ordnung | Schmetterlinge Lepidoptera |
Unterordnung | Ditrysia |
Überfamilie | Noctuoidea |
Familie | Trägspinner Lymantriidae |
Der Schlehenspinner gehört zur Familie der Trägspinner (Lymantriidae). Die auffällig gefärbten und stark behaarten Raupen fressen an vielen verschiedenen Bäumen und Sträuchern, wo sie häufig als Schädlinge auftreten.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Männchen und Weibchen unterscheiden sich stark voneinander. Die weiblichen Falter sind 10 bis 15 mm lang und besitzen nur sehr kleine Stummelflügel.[1] Ihr gelblich-grauer, wollig behaarter Körper wirkt plump und dick. Der Körper der Männchen ist schlanker und kleiner. Sie besitzen rostbraune Flügel mit dunkler Zeichnung und einem auffälligen weißen, dunkel umrandeten Fleck am Innenwinkel des Vorderflügels. Die Flügelspannweite beträgt 25-33 mm. [2] Auffällig sind auch die stark gefiederten Antennen (Fühler). Die rundlichen Eier haben einen Durchmesser von 0,9 mm, sind grauweiß bis bräunlich- oder rötlichgrau, mit einem Mittelfleck und einem dunklen Ring.[3] Die 30 bis 35 mm langen Raupen sind sehr auffällig gefärbt und stark behaart. Der Körper ist grau oder violett gefärbt, mit leuchtend roten Punktwarzen, die je ein Haarbüschel tragen. Die Segmente vier bis sieben kennzeichnet je eine gelblich-weiße oder bräunliche, rasierpinselartige Rückenbürste. Weitere Haarbüschel aus kurzen braunen und langen schwarzen, am Ende zu kleinen Büscheln verzeigten Haaren finden sich dorsal am Körperende und seitlich an den Segmenten 1, 4 und 5.[4]
Vorkommen und Verbreitung
Der Schlehenspinner kommt holartisch vor und ist in Europa weit verbreitet. Man findet ihn fast überall, in Wäldern, insbesondere an Randstreifen (Waldmäntel), an Gehölzen in offenem Gelände, Siedlungsgebieten, Gärten, Parkanlagen, entlang von Straßen an Gebüschrändern, an Autobahnen sogar an den Gehölzen der Mittelstreifen. [5]
Lebensweise
Die Falter des Schlehenspinners treten von Anfang Juni bis Ende Oktober auf, die Raupen findet man von Anfang Mai bis Mitte September. Unter günstigen Bedingungen und in wärmeren Regionen können zwei Generationen pro Jahr auftreten.
Die flugunfähigen, trägen Weibchen bleiben nach dem Schlupf neben ihrem Kokon sitzen und verströmen aus ihrem Hinterleibsende einen Sexuallockstoff (Pheromon), um ein Männchen anzulocken. Die Männchen können auf ihrem Suchflug mit ihren gefiederten Antennen anhand dieser Pheromone ein unbegattetes Weibchen aufspüren. Nach der Begattung legt das Weibchen meist auf den Resten seines Puppenkokons ein auffälliges Gelege von 100 bis 300 Eiern ab. [6] Kurze Zeit später stirbt das Weibchen. Die von der ersten Generation abgelegten Eier schlüpfen nach wenigen Tagen, die der zweiten Generation überwintern. [7] Die frisch geschlüpften Raupen wandern auf die Blätter ihrer Futterpflanzen, es wird aber auch eine Windverdriftung der stark behaarten Räupchen (1. Larvalstadium) vermutet. [8] Während der Häutung von einem Larvenstadium zum anderen ruhen die Raupen oft in Gruppen auf Blüten oder Blättern. [9] Die Verpuppung erfolgt in großen Seidenkokons, die auch Körperhaare der Raupen enthalten. Die Kokons werden an feste Unterlagen gesponnen, beispielsweise Äste, Zweige, Stämme, Zaunpfosten u.ä.
Futterpflanzen
Eine ausführliche Beschreibung zu den Futterpflanzen der Schlehenspinner-Raupen für den Süddeutschen Raum findet sich bei EBERT (1994). Die allgemein in der Literatur als polyphag bezeichneten Raupen wurden hauptsächlich an holzigen Pflanzen nachgewiesen, mit einer Präferenz für Weiden-, Birken-, Buchen- und Rosengewächse. Für Baden-Württemberg wurde die Art besonders häufig an Schlehe, Brombeere und Sal-Weide beobachtet. In unten stehender Tabelle sind die Angaben verschiedener Autoren zum Nahrungsspektrum des Schlehenspinners aufgeführt. ALFORD (1997) gibt hauptsächlich Zierpflanzen an, an denen der Schlehenspinner als Schädling auftritt, BELLMANN (2003) nennt einheimische Baum- und Straucharten als Futterpflanzen, die in der freien Landschaft vorkommen.
EBERT (1994) | ALFORD (1997) | BELLMANN (2003) |
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Picea abies (Fichte) | Buddleja (Sommerflieder) | Prunus spinosa (Schlehe) |
Populus tremula (Zitterpappel) | Camellia (Kamelie) | Crataegus monogyna (Eingriffeliger Weißdorn) |
Populus nigra ssp. pyramidalis (Pyramiden-Pappel) | Ceanothus (Säckelblume) | Rubus idaeus (Himbeere) |
Populus x canadensis (Kanadische Pappel) | Erica (Heidekraut) | Sorbus aucuparia (Eberesche) |
Salix alba (Silberweide) | Malus (Zierapfel) | Salix caprea (Salweide) |
Salix aurita (Ohr-Weide) | Prunus (Zierkirsche) | Acer pseudoplatanus (Bergahorn) |
Salix caprea (Sal-Weide) | Pyracantha (Feuerdorn) | versch. krautige Pflanzen |
Carpinus betulus (Hainbuche) | Rhododendron | |
Betula pendula (Hänge-Birke) | Rosa (Rose) | |
Betula pubescens (Moor-Birke) | Abies (Tanne) | |
Fagus sylvatica (Rotbuche) | Larix (Lärche) | |
Almus glutinosa (Schwarz-Erle) | Pinus (Kiefer) | |
Quercus robur (Stiel-Eiche) | Pseudotsuga menziesii (Douglastanne) | |
Quercus petraea (Trauben-Eiche) | ||
Polygonum auberti (Schling-Knöterich) | ||
Ribes rubrum (Rote Garten-Johannisbeere) | ||
Cotoneaster dammeri (Teppich-Zwergmispel) | ||
Pyrus communis (Garten-Birnbaum) | ||
Malus domestica (Garten-Apfel) | ||
Crataegus laevigata (Zweigriffliger Weißdorn) | ||
Rubus idaeus (Himbeere) | ||
Rubus caesius (Kratzbeere) | ||
Rubus fruticosus (Brombeere) | ||
Potentilla fruticosa (Strauch-Fingerkraut) | ||
Filipendula ulmaria (Mädesüß) | ||
Rosa canina (Hunds-Rose) | ||
Rosa spec. (Gartenrose) | ||
Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer) | ||
Prunus cerasus (Sauerkirsche) | ||
Prunus cerasifera (Kirschpflaume) | ||
Prunus insititia (Pflaume) | ||
Prunus domestica (Zwetsche) | ||
Prunus padus (Traubenkirsche) | ||
Prunus spinosa (Schlehe) | ||
Sarothamnus scoparius (Besenginster) | ||
Pelargonium zonale (Gewöhnliche Geranie) | ||
Pelargonium peltatum (Efeublättrige Hängegeranie) | ||
Frangula alnus (Faulbaum) | ||
Tilia spec. (Linde) | ||
Lythrum salicaria (Blut-Weiderich) | ||
Cornus alba (Weißer Hartriegel) | ||
Cornus sanguinea (Roter Hartriegel) | ||
Vaccinium myrtillus (Heidelbeere) | ||
Erica herbacea (Schneeheide) | ||
Forsythia spec. (Forsythie) | ||
Melissa officinalis (Zitronen-Melisse) | ||
Artemisia vulgaris (Gewöhnlicher Beifuß) | ||
Canna indica (Blumenrohr) |
Schaden und Bekämpfung
Der durch Schlehenspinnerraupen verursachte Schaden an Zierpflanzen entsteht außer durch Blattverlust auch durch die Schädigung von Knospen und Blüten, ist jedoch selten bekämpfungswürdig. Gelegentlich treten Schäden in Baumschulen und an Jungpflanzen auf.
Dort, wo im Frühjahr Schäden an Zierpflanzen möglich sind, sollten im Winter gefundene Eigelege vernichtet werden. Eine chemische Bekämpfung ist nur bei Jungraupen möglich. Aktuell zugelassene Insektizide für den Einsatz auf Flächen für die Allgemeinheit (öffentliches Grün) und den Haus- und Kleingartenbereich finden sich auf PS Info: http://www.nichtkulturland.pflanzenschutz-information.de bzw. http://www.pflanzenschutz-hausgarten.de.
Auch wenn die ausgewachsenen Raupen Brennhaare besitzen, ist nicht bekannt, dass davon eine Gesundheitsgefährdung ausgeht, wie es beispielsweise durch die Brennhaare der Raupen des Eichenprozessionsspinners Thaumetopoea processionea oder des Goldafters Euproctis chrysorrhoea der Fall ist. Allergische Reaktionen können in Einzelfällen bei empfindlichen Personen trotzdem möglich sein, deshalb sollten die Raupen nicht mit bloßen Händen berührt werden.
Einzelnachweise
- ↑ Alford, D. V.: Farbatlas der Schädlinge an Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1997, S.299
- ↑ Alford, D. V.: Farbatlas der Schädlinge an Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1997, S.299
- ↑ Alford, D. V.: Farbatlas der Schädlinge an Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1997, S.299
- ↑ Bellmann, Heiko: Der neue Kosmos Schmetterlingsführer. Franck-Kosmos Verlags-GmbH und Co., Stuttgart, 2003, S.284
- ↑ Ebert, Günter (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 4: Nachtfalter II. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart, 1994, S. 403f.
- ↑ Alford, D. V.: Farbatlas der Schädlinge an Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1997, S.300
- ↑ Bellmann, Heiko: Der neue Kosmos Schmetterlingsführer. Franck-Kosmos Verlags-GmbH und Co., Stuttgart, 2003, S.284
- ↑ Ebert, Günter (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 4: Nachtfalter II. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart, 1994, S. 406
- ↑ Alford, D. V.: Farbatlas der Schädlinge an Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1997, S.300
Quellen
Alford, D. V. (1997): Farbatlas der Schädlinge an Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag. Stuttgart. ISBN 3-432-27841-1
Bellmann, H. (2003): Der neue Kosmos Schmetterlingsführer. Franck-Kosmos Verlags-GmbH. Stuttgart. ISBN 3-440-09330-1
Ebert, G. (Hrsg.) (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 4 Nachtfalter II. Eugen Ulmer Verlag. Suttgart. ISBN 3-8001-3474-8