Richtwerte der Bodenanalyse im Zierpflanzenbau

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Hauptartikel: Grundlagen der Bodenanalyse im Zierpflanzenbau


Bodenanalyse und Nachdüngung bei Topfpflanzen.jpg
Es gilt das Prinzip, dass der Richtwert (auch Mindestvorrat) aufgefüllt und der Pflanzenentzug zusätzlich gedüngt wird. Bei geringer Anzahl Nachdüngungen in hoher Konzentration erfolgt eine starke Schwankung des Salzgehalts. Die Verträglichkeitsgrenze wird bei Intervalldüngung in weiten Zeitabständen zeitweise überschritten bzw. der Mangelbereich erreicht. Mit zunehmenden Düngungsintervallen, z.B. bei Bewässerungsdüngung in geringer Konzentration werden die Schwankungen geringer. Das Pflanzenwachstum ist bei geringen Schwankungen des Salzgehalts verbessert, da kein Salzstress und keine Mangelsituation auftreten.


Richtwerte

Erst der Vergleich der Analysenergebnisse mit Richtwerten macht das Ergebnis interpretierbar. Die Richtwerte geben an, wie hoch ein Substrat im Endtopf oder ein Boden mit Einzelnährstoffen und Gesamtsalz bevorratet werden können, ohne dass Überschuss- oder Mangelerscheinungen zu erwarten sind.Die einzelnen Pflanzenarten besitzen unterschiedliche Salztoleranzen in ihrer Wurzelumgebung. Daher erfolgt eine Einteilung in drei Gruppen verschiedener Salzverträglichkeit:

  • I = gering
  • II = mittel
  • III = hoch

Die angegebenen Richtwerte gelten für die CAT-Methode, die im Zierpflanzenbau neuerdings gebräuchlich ist. Gegenüber der Formiatmethode hat sie den Vorteil, dass bei hohen pH-Werten des Substrats das gemessene Phosphat der Verfügbarkeit entspricht.


Richtwerte für die Untersuchung von Bodenuntersuchungsergebnissen (Gehalte während der Kultur, Bewässerungsdüngung)
Gruppe I II III
Salzgehalt [mg/l] 500 - 1000 (1500) 1000 - 2000 (3000) 1500 - 3000 (4000)
Stickstoff [mg/l] 30 - 100 30 - 150 30 - 200
Phosphat [mg/l] 30 - 100 50 - 150 50 - 200
Kalium [mg/l] 30 - 150 30 - 200 30 - 250
Magnesium [mg/l] 50 - 100 50 - 100 50 - 100
Kulturen
Saintpaulia Cyclamen Chrysanthemen
Anthurien Primeln Pelargonien
Farne Streptopcarpus Hydrangea
Eriken Begonien Dianthus
Kalanchoe
Poinsettien
Fuchsien
Gerbera
Spurennährstoffe
Mangan Eisen Kupfer Bor Zink Molybdän
Optimalbereich [mg/l] 10 - 50 2 - 150 0,4 - 40 0,2 - 1,0 1 - 70 0,1 - 2,0
pH-Werte
Torf lehmhaltige Erde
5,0 - 6,0 5,5 - 6,5
Ausnahmen beachten!


Problematik der Richtwerte

Die Interpretation von Untersuchungsergebnissen lässt nur dann Rückschlüsse auf den Ernährungszustand eines Bestandes zu, wenn sich der Beurteiler über die Grenzen des Aussagewerts klar ist. Jeder Gärtner muss wissen, dass es nicht kalkulierbare Einflussgrößen gibt, die in die Beurteilung der Probe einfließen müssen. Zu den zu beachtenden Gesichtspunkten gehören u.a. folgende.


Beurteilung des Pflanzenbestands

Ständiges Beobachten der Kultur hilft dem Betriebsleiter, die Analysenergebnisse aufgrund von Erfahrung dem Erscheinungsbild der Pflanzen zuzuordnen. Dann kann das Aussehen der Pflanzen in die Entscheidung über die weitere Düngungsstrategie einbezogen werden. Trotz Unterschreiten des Richtwerts kann das Wachstum optimal sein, andererseits trotz leicht überhöhter Werte nicht befriedigen.


Momentaufnahme

Die Bodenanalyse gibt nur den Ernährungszustand zum Zeitpunkt der Probenahme wieder, da ein belebtes Material ständigen Veränderungen unterworfen ist und somit die Nährstoffdynamik im Boden oder Substrat nicht erfasst wird. Es treten Schwankungen im Nährstoffgehalt besonders bei Topfpflanzen auf, da ein rascher Wechsel im Gehalt wegen hohen Entzugs oder periodischer Düngung auftreten kann. Daher ist aus der Entwicklung des Nährstoffgehalts während der Kulturzeit besonders gut auf Fehlernährung zu schließen.
Betriebsleiter, die regelmäßig Bodenuntersuchungen vornehmen lassen und die Ergebnisse graphisch oder tabellarisch aufzeichnen, können erfahrungsgemäß Schwankungen im Nährstoffgehalt sehr gut interpretieren und auf eine folgerichtige Düngungsänderung schließen. Derartige Aufzeichnungen bewahren die Betriebe vor falschen Reaktionen auf das Bodenunter-suchungsergebnis.


Düngungssystem

Wird Intervalldüngung angewendet, muss der Zeitpunkt zwischen zwei Düngungsterminen beachtet werden. Eine Probenahme unmittelbar nach einer Düngung führt zu einem anderen Ergebnis gegenüber einer kurz vorher. Bei Bewässerungsdüngung ist von einem gleichmäßigen Nährstoffgehalt auszugehen.


Wachstumsphase

Im Laufe der Pflanzenentwicklung ändert sich der Nährstoffbedarf. Gehalte, die während der Hauptwachstumsphase ausreichen, können in der Anfangsentwicklung und in der Blühphase zu hoch sein. Starker Entzug während des Hauptwachstums vermittelt bei einer Analyse zu Beginn der Phase verminderten Wachstums den Eindruck der Unterversorgung. Besonders bei Topfpflanzen kann ein rascher Wechsel im Nährstoffgehalt auftreten.


Auswahl der Dünger

Die langsame Freisetzung organischer Dünger führt leicht zu einer Unterbewertung des Nährstoffgehalts im Boden oder Substrat.
Bei Verwendung von Depotdüngern kann es bei hoher Düngung in Verbindung mit hoher Temperatur zu einer stärkeren Nährstofffreisetzung kommen. In der Regel besteht aber keine Gefahr der Salzanreicherung. Die Salzgehalte bewegen sich eher im unteren Bereich. Das Analysenergebnis wird aber verfälscht, wenn Düngerkörner bei der Probenahme zerstört werden. Das Auslesen der Körner vor der Analyse ist zwar hilfreich, löst das Problem aber nicht vollständig.


pH-Wert

Dieser beeinflusst Nährstofffestlegung und -freisetzung. Besonders gut lassen sich bezüglich der Spurennährstoffe Wachstumsdepressionen erklären. Das gilt auch bei Verwendung von spurennährstoffreichen Substratzuschlägen wie Rindenhumus.


Betriebseigene Mischungen

Vor allem nach der Mischung kann die Düngerverteilung inhomogen sein.


Boden- oder Substratzusammensetzung

Hohe Nährstoffgehalte in tonhaltigen Böden und Substraten sind weniger kritisch zu beurteilen als in sandigen Böden bzw. reinen Torfsubstraten, da ein großer Teil der Ionen an Austauschern gebunden ist, während bei austauscherarmen Kulturmedien die Bodenlösung im hohen Maße die Ionen enthält.


Biologische Aktivität

Wegen unkontrollierbarer Mineralisierung und Immobilisierung können besonders bei Stickstoff starke Schwankungen auftreten.
Bestimmte Substratzuschläge besitzen ein besonderes Nachlieferungsvermögen für einzelne Nährstoffe, z.B. Rindenhumus für Kalium. Die verfügbaren Nährstoffmengen müssen auf die Düngungshöhe angerechnet werden.


Gewachsene Böden

Die pflanzenverfügbaren Nährstoffmengen pro Fläche sind nicht exakt berechenbar.


Optimalbereiche

Sie sind teilweise auffallend groß.
Stickstoff: Während der Kultur ist ein mittlerer Wert der Optimalbereiche einzuhalten, da bei Über- oder Unterschreitung Wachstumsstörungen schneller zu erwarten sind als bei den übrigen Nährelementen.
Phosphat und Kalium: Die unteren Optimalbereiche gelten für Jungpflanzen und Bewässerungsdüngung, die oberen für Endtopfware in der Hauptwachstumsphase und für Mutterpflanzen.
Eine Überschreitung der Phosphatwerte führt in der Regel nicht zu Wachstumsstörungen. Phosphatgehalte über 800 mg/l bei Topfpflanzen und 1500 mg/l bei Beetkulturen (Rosen, Gerbera) können Spurennährstoffmangel im niedrigen pH-Bereich induzieren, z.B. kann Eisenphosphat entstehen.
Keine Stallmistanwendung über 800 mg/l Phosphat.
Bei Kalium ist die Schadgrenze erreicht, wenn die Grenzwerte um 50 % überschritten werden.
Magnesium: Das optimale Kalium-/ Magnesiumverhältnis liegt bei 2 bis 3:1. Magnesiumüberschuss behindert die Kalium- und Calciumaufnahme.
Salzgehalt: Sind die Grenzwerte erheblich überschritten, müssen die Bestände durchspült bzw. in Böden und Substraten der Salzgehalt mit Torf verdünnt werden.
Für Salzschäden ist der Salzgehalt der Bodenlösung verantwortlich und nicht der Gehalt im Bodenvolumen. Daher treten Schäden in an Austauschern reichen Böden und Substraten (hoher Gehalt an Tonmineralen, Schwarztorf) später auf als in austauscherarmen (Weißtorf und Sand). Die Kultursicherheit ist in austauscherreichen Böden und Substraten größer.


Analysenmethoden und Probenahme

Wegen ihrer Unvollkommenheit geben die Analysenmethoden die Aufnahmefähigkeit der Wurzel nur unzureichend wieder. Größte Fehlerquelle ist der Mensch, wenn die Proben nachlässig entnommen werden.


Topfpflanzen

Bei gärtnerischen Substraten wird durch Bodenanalyse die verfügbare Nährstoffmenge exakt erfasst, da die verwendeten Torfsubstrate eine geringe biologische Aktivität besitzen und die Nährstoffe kaum nachgeliefert und festgelegt werden. Vom Untersuchungsergebnis kann direkt auf die pro l oder Gefäß verfügbare Nährstoffmenge umgerechnet werden.


Schnittblumen

In humusreichen Gewächshausböden ist die Berechnung des Fehlbedarfs schwieriger als in Substraten. Neben den Nährstoffen in der Bodenlösung werden austauschbar gebundene Ionen und Teile aus der organischen und mineralischen Reserve erfasst, besonders Phosphat und Kalium. Daher besteht keine enge Beziehung zwischen Messergebnis und Düngerbedarf, Nachlieferung und Festlegung sind nicht sicher zu erfassen.
Wegen der meist kurzen Kulturzeiten sind aber die leicht löslichen, mobilen Nährstoffe wichtiger als die mobilisierbaren Reserven. Daher ist die direkte Umrechnung des Messwerts für die Bemessung der Düngungshöhe vertretbar.
Vor Kulturbeginn wird ein der jeweiligen Kultur angepasster Nährstoffgehalt im Boden (Richtwert) eingestellt, der von der Salz¬verträglichkeit der Kultur abhängig ist (Tab. 12, S. 38). Der dem Richtwert zugeordnete Salzgehalt stellt die Versorgung der Pflanze zu jeder Zeit sicher und kann als ein Mindestvorrat angesehen wer¬den, der benötigt wird, damit die Pflanze überhaupt in ausrei¬chender Menge Nährstoffe entziehen kann.
Der Pflanzenentzug wird während des Kulturverlaufs zusätzlich gedüngt. Die bedarfsgerechte flüssige Nachdüngung während der Kulturzeit hat das Ziel, den Nährstoffgehalt im Substrat im Bereich der Richtwerte zu halten, d.h. der Entzug wird ständig durch die Nachdüngung ergänzt, so dass erst die Nachdüngung an den Entzug der einzelnen Pflanzenarten angepasst ist.
Da das beste Pflanzenwachstum nur bei geringer Schwankung um den Richtwert zu erreichen ist, soll die Nachdüngung in möglichst kurzen Zeitabständen in geringer Menge erfolgen. Auch bei der Schnittblumendüngung ist das am besten geeignete Düngungssystem die Bewässerungsdüngung, bei der mit jedem Gießvorgang eine dem Pflanzenentzug zwischen zwei Düngungsterminen entsprechende Nährstoffmenge zugeführt wird.
Nach den in Betrieben gewonnenen Erfahrungen liegen die Gehalte von Phosphat, Kalium und Magnesium in vielen Fällen über den Richtwerten. In Extremfällen erreichen die Phosphat-gehalte das fünf- bis zehnfache, die Kaliumgehalte das zwei- bis fünffache des Richtwerts. In solchen Fällen kann auf eine Düngung verzich¬tet werden. Bei geringfügig überschrittenen Richtwerten ist im Einzelfall zu prüfen, ob während der Kulturdauer eine verminderte Düngung angebracht ist. Die Entscheidung ist abhängig von Einflussgrößen wie Bodenart, pH-Wert und Gießwasserqualität.
So sollte auf Böden, die eine langsame Nährstofffreisetzung besitzen, eine geringe Düngung durchgeführt werden, damit die Bodenlösung nicht an dem Nährstoff verarmt. Langfristig findet ein Abbau des Vorrats statt, der in Extremfällen mehrere Jahrzehnte dauern kann. Liegt das Analysenergebnis unter dem Richtwert, entspricht die Differenz dem Fehlbedarf. Dieser ist die Grundlage für die Berechnung der fehlenden Düngermenge für die Grunddüngung.

Quelle

Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße.