Europäische Kirschfruchtfliege
Europäische Kirschfruchtfliege | |
---|---|
Rhagoletis cerasi | |
Linnaeus | |
![]() Rhagoletis cerasi auf einer Süßkirsche
| |
Systematik | |
Klasse | Insekten Insecta |
Unterklasse | höhere Insekten Pterygota |
Ordnung | Zweiflügler Diptera |
Unterordnung | Fliegen Brachycera |
Familie | Bohrfliegen Tephritidae |
Die Europäische Kirschfruchtfliege Rhagoletis cerasi gehört zu der Familie der Bohrfliegen (Tephritidae). Sie gehört zu der Gruppe Fruchtfliegen, die alle Sorten von Kirschen befallen. Sie ist vor allem in den warmen Teilen von Süd- und Mitteleuropa ein bedeutender Schädling im Kirschenanbau. In den nördlichen Kirschenanbaugebieten ist sie von geringer Bedeutung. [1][2] In Deutschland ist Rhagoletis cerasi der wichtigste Schädling im Süßkirschenanbau. Sie befällt hauptsächlich mittelfrühe bis späte Sorten. [3] Das Risiko eines Befalls von kultivierten Süßkirschen ist durch dauerhafte Fortpflanzungs- und Nahrungsquellen wie wilde Kirschbäume und alternative Wirtspflanzen erhöht. In vielen Landschaften findet sich dieser Zustand im Überfluss. Beobachtungen für die Bestimmung der Populationsdichte der Adulten ist durch die Nutzung von Gelbtafeln möglich. [4]
Inhaltsverzeichnis
Wirtspflanzen
Zu ihren primären Wirtspflanzen gehören Prunus avium (Süßkirsche), Prunus cerasus (Sauerkirsche), Prunus mahaleb (Steinweichsel) und Prunus serotina (Spätblühende Traubenkirsche).[5] Alternative Wirtspflanzen sind in der Familie der Caprifoliaceae in einigen Arten der Gattung Lonicera zu finden.
Schadbild
Nahe am Stielansatz entstehen braune, eingesunkene Stellen, die Früchte sind glanzlos. Weißliche Maden befinden sich in Kernnähe. Das Fruchtfleisch wird zerstört, der Kern lässt sich verschieben.
Biologie


Die Europäische Kirschfruchtfliege teilt sich in zwei Rassen, wobei nach nördlicher und südlicher Rasse unterschieden wird. Die südliche Rasse wurde in Italien, der Schweiz, Süddeutschland, im Südwesten Deutschlands, in Frankreich und in südlichen Gebieten von Österreich gefunden. Die nördliche Rasse wurde nördlich der Gebiete vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer entdeckt. [6]
Rhagoletis cerasi durchläuft eine Generation pro Jahr (univoltine Entwicklung). Der Flug der Europäischen Kirschfruchtfliege beginnt ab Mitte Mai. [7] Nach Reifungsfraß und Paarung legt das Weibchen ungefähr 200 Eier in die Früchte der Bäume, normalerweise ein Ei pro Frucht. Eine Mehrfachbelegung ist aber auch möglich. Das Ei der Kirschfruchtfliege ist michlich weiß und 0,7 mm groß.[8] Die Eier werden unter die Haut der Frucht der Wirtspflanze gelegt. Während der ersten Eiablage werden die Kirschfruchtfliegen durch gelbe Farbtöne, sowie den Gelbanteil in Blättern angelockt. Sie sprechen aber auch auf rote oder dunkle Kugeln etwa von der Größe der Kirschfrucht oder größer an. [9] [7] Nach 6 bis 8 Tagen beginnt der Larvenschlupf, die Larvenentwicklung dauert insgesamt etwa 21 Tage und umfasst drei Larvenstadien. Die Larve ist beinlos, weiß und vier bis sechs Millimeter lang. Die Larven bohren sich aus der Frucht heraus, fallen zu Boden und überwintern als Puppe in etwa 3 cm Bodentiefe. Die Puppen sind strohgelb und drei bis fünf Millimeter groß.[8] Die Puppe überwintert einige Zentimeter (bis zu 3 cm) tief im Boden, wenn der Boden erwärmt (Mai/Juni) erfolgt der Schlupf, nach ca. 10 Tagen die Kopulation.[7]
Der dunkle Körper und die charakteristische Flügelzeichnung (akzessorische Querband) der adulten Tiere sind bezeichnend für die europäische Art. [10]
Bekämpfung
Siehe Bekämpfungsvorschläge im Artikel Kirschfruchtfliegen.
Einzelnachweise
- ↑ Stuke, J.-H.: Die Tepheritoidea (Diptera) Niedersachsens und Bremens.Abh. Naturwiss. Vereins Bremen, 46/2. Seite 329 - 355, 2008
- ↑ Lohrer, T. (1995): Kirschfruchtfliege. Pflanzenschutz-Info Nr. 3. Institut für Botanik und Pflanzenschutz, Informationsstelle Weihenstephan der Fachhochschule Weihenstephan. gefunden am 06.04.2004 unter http://www.faunistik.net
- ↑ Boller, E.F. (1966): Der Einfluss natürlicher Reduktionsfaktoren auf die Kirschfruchtfliege Rhagoletis cerasi L. in der Nordwestschweiz, unter besonderer Berücksichtigung des Puppenstadiums. Schweizerische Landwirtschaftliche Forschung, 5. Seite 153 - 210
- ↑ Prokopy, R. und Boller, E. (1971): Response of European cherry fruit flies to colored retangles. Journal of Economic Entomology, 64. Seite 1441 - 1447
- ↑ Crop Protection Compendium, 2001, CAB International, Walingfort, UK, CD-ROM
- ↑ CIE - Commission International de l'Eclariage (1989): Rhagoletis cerasi, Dipter: Tephritidae, cherry fruit fly. CAB International Institute of Entomolgy, Distribution Maps of Pests, series A (Agricultur), 65, revised, 1-3. CAB International, Wallingford, UK
- ↑ a b c Heinze, K. (1978): Leitfaden der Schädlingsbekämpfung, Band II: Schädlinge und Krankheiten im Obst- und Weinbau. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart. Seite 318 - 320
- ↑ a b Christenson, L.D. und Foote, R.H. (1960): Biology of fruit flies. Annual Review of Entomology, 5. Seite 171 - 192
- ↑ Howitt, A. (1993): Common Tree Fruit Pests, NCR 63 Michigan State University, gefunden am 07.04.2004 unter http://www.msue.msu.edu
- ↑ White, I.M. und Elson-Harris, M.M. (1992): Fruit Flies of Economic Significance. Their Identification and Bionomics. CAB International, Wallingford 1992. Seite 353 - 357
Quellen
- Werner Dahlbender und Günter Hensel (2010): Pflanzenschutz in Süßkirschen. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Oppenheim.
- W. Jacobs, M. Renner und K. Honomichl (1998): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8274-0799-0