Bärlauch

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Bärlauch
Allium ursinum
Linné
Synonyme
Wilder Knoblauch, Waldknoblauch, Hexenzwiebel
Bärlauch Pflanze wild.jpg
Bärlauchpflanze im Wald.
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Monokotyledonen
Ordnung Spargelartige
Asparagales
Familie Amarillisgewächse
Alliaceae
Gattung Lauch
Allium

Bärlauch gehört zu den ältesten Nutz- und Heilpflanzen Europas. Erstaunlich häufig treten Funde von Überresten des Bärlauchs in steinzeitlichen Pfahlbauten auf. Schon die Germanen und Kelten wussten die Vorteile des Bärlauchs zu schätzen. Karl der Große bezeichnete im 8. Jahrhundert in seiner königlichen Verordnung über die Landgüter (Capitulare de villis) den Bärlauch als anbauwürdige Gartenpflanze.

Botanik

Bärlauchpflanze


Der Bärlauch ist ein ausdauerndes, etwa 20-30 cm hoch werdendes Zwiebelgewächs und gehört zur Familie der Amarillisgewächse sowie der Unterfamilie der Lauchgewächse. Er ist eng verwandt mit dem Knoblauch und der Küchenzwiebel. In vielen Gebieten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz wächst der Bärlauch wild, vor allem in basen- und nährstoffreichen bzw. feuchten, halbschattigen Laubwäldern. Oft bedeckt er mit seinem grünen Teppich, große Gebiete.
Da die Laubwälder zur Zeit des Bärlauchaustriebs noch kein Laub haben, erhalten die Bärlauchpflanzen genügend Licht. Mit beginnendem Austrieb der Bäume im Bärlauchwald entsteht eine Schattiereffekt, der jedoch durch die zunehmende Intensität der Sonneneinstrahlung mehr als wett gemacht wird.
Schon zeitig im März treiben die etwa 15-50 cm lang werdenden, lanzettlich gestielten Blätter aus dem Boden und bringen je nach Region und Höhenlage, Ende April bzw. im Mai weiße Blütenstände (Scheindolden) mit den kleinen, schönen Blüten. Pro Zwiebelchen entwickeln sich meist 2-4 gestielte Blätter. Die Blattstiele sind dreikantig.
Auf einem Blütenstiel stehen in einer Scheindolde bis zu 20 sternförmige, kleine Blütchen mit einem Durchmesser von 12-20 mm. Etwa im Juni, mit zunehmender Wärme und Trockenheit, bilden sich die Samen, die Blätter werden langsam gelb und sterben ab. Bis dahin hat sich auch die kleine, längliche Zwiebel, etwa 4-5 cm lang, voll entwickelt.
Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Bienen und anderen Insekten. Auf Grund der geringen Bestäubungs- bzw. Befruchtungsrate bei den Bärlauchpflanzen entstehen nur etwa an der Hälfte der Blüten Samen. Laut Untersuchung der Universität Vechta verwendet der Bärlauch rund 40% seines jährlichen Photosynthesegewinns für die Blüten- und Samenproduktion, der Rest steht für die Blatt- und Zwiebelbildung zur Verfügung. Die schwarzen Samen haben einen Durchmesser von 2-3 mm.
Die Namen des Bärlauchs:
Der lateinische Gattungsname "Allium" bedeutet "Lauch" und deutet auf die Verwandtschaft zu Porree (Lauch), zum Knoblauch und den Zwiebeln hin. Der lateinische Artname "ursinum" bedeutet "Bär". Im Volksglauben dachte man, dass die Bären, wenn sie aus dem Winterschlaf erwachten, als Erstes das frische Grün des Bärlauchs suchen. Die Liste der Internationalen Namen siehe extra Artikel.

Stadien der Bärlauchentwicklung


Der Lebenszyklus des Bärlauchs:
Nach der Keimung entwickelt sich die Bärlauchpflanze über mehrere Jahre bis sie wieder abstirbt. Nach W.H.O. Ernst, beginnen die Bärlauchpflanzen im 4. Jahr mit der sexuellen und vegetativen Reproduktion. Sie bilden dann neue Zwiebeln sowie Samen. Die meisten Pflanzen werden nicht älter als 8 Jahre.

Medizinalpflanze des Jahres:
Im Jahre 1992 wurde der Bärlauch von der "Gesellschaft für den Schutz und die Erforschung von europäischen Medizinalpflanzen" zu Pflanze des Jahres erklärt.
Der Genuß von Bärlauch ist ähnlich positiv zu bewerten wie generell bei "Obst und Gemüse". Näheres dazu unter "Gesundheitliche Wirkung von Obst und Gemüse.

Ameisen bei der Verbreitung von Bärlauchsamen?


Die Bedeutung der Ameisen!
Verschieden Fachleute berichten, dass die Ameisen eine wichtige Rolle bei der Verbeitung der Bärlauchsamen spielen. Karin Böhnung-Gaese vom Institut für Zoologie an der der Johannis-Gutenberg-Universität in Mainz hat mit verschiedenen Kollegen ein große Untersuchung zur Bedeutung der Ameisen für Bärlauch untersucht. Das Verhalten von sieben aktuellen Ameisenarten konnte man dabei quantifizieren. Es waren die Arten: Formica cunicularia, Formica rufibarbis, Lasius niger Leptothorax nylanderi, Lasius fuliginosus, Myrmica rubra und Myrmica ruginodis. Im Gegensatz zu den Samen des Echten Beinwells (Symphytum officinalis), die sehr beliebt waren bei den aufgeführten Ameisenarten, waren die Bärlauchsamen wenig attraktiv. Das trotzdem vorhandene, geringe Interesse, war bei den im Wald vorkommenden Ameisenarten größer als bei den auf dem Grünland vorkommenden Ameisenarten. So wird berichtet in dem Buch: "Seed dispersal by ants: are seed preferences influenced by foraging strategies or historical constraints? 2003, Urban & Fischer Verlag.
Zu anderen Erbebnissen kommt R. Sernander, 1906, in seiner Veröffentlichung: "Entwurf einer Monographie der europäischen Myrmekochoren". Band 41, K. Sven. Vetenskapsakad. Handl., Stockholm. Hier wird berichtet, dass die Ameisenart Formica rufa, die Rote Waldameise, die üblicherweise im Wald vorkommt, sehr wohl eine Rolle beim Verbreiten von Bärlauchsamen spielt. Leider wurde dieser Ameisenart bei der Untersuchung der Forscherguppe um Karin Böhnung-Gaese nicht einbezogen.

Mysteriöse Kreise in Bärlauchbeständen:
Medien berichteten im Frühjahr 2012 von mysteriösen Kreisen in den Bärlauchbeständen. Auf runden Flächen mit ca. 20 m Durchmesser fehlt auf einmal, in ansonsten dichten Beständen, der Bärlauch. Näheres zur Ursache für dieses Phänomen ist im Artikel Pflanzenschutz beim Bärlauchanbau beschrieben.


Bärlauchbestände

An vielen Standorten in Deutschland wächst der Bärlauch in großen Beständen. Eine große Anzahl Bürger erntet ihn zur Selbstversorung mit Wildgemüse. An bestimmten genehmigten Stellen wird wild wächsender Bärlauch auch professionelle geerntet und vermarktet. Wo man wildwachsenden findet zeigen die Fotos und angaben in extra Artikel Bärlauchbestände.


Bärlauch Anbau

Ein Anbau von Bärlauch ist gute möglich. Am einfachsten geht mit Hilfe von gekauften Zwiebeln.
Nähere Informationen gibt hier sowohl für den Profi als auch für den Selbstversorger.


Bärlauch als Nahrungsmittel

Der Verzehr Bärlauch Blätter wird vielfach als gesundheitsfördernd bezeichnet. Beim Ernte, vermarkten und Verzehr ist jedoch darauf zu achten, dass man nicht irrtümlicherwesie mit ähnliche aussehende Giftpflanzen verwechselt. Näheres dazu siehe im Artikel:


Darf man Bärlauchknospen und Bärlauchblüten essen?

Etwa ab Ende April oder je nach Region auch erst im Mai, findet man in den Bärlauchbeständen viel Blütenknospen bzw. vollentwickelte Blütenstände. So mancher Bärlauchsammler fragt sich dann ob diese auch eßbar sind. Kein Problem! Dem Verzehr steht nichts im Wege. Auch beim Einkauf von Bärlauchblätter kann man evtl. auch einmal eine Blütenknospe oder Blütenstand vorfinden. Eine Beschwerde beim Verkäufer ist überflüssig!


Weitere Informationen zum Thema Bärlauch

Vermarktung

Verbraucher


Bärlauch Bildersammlung

Im Internet gibt es eine große Anzahl von Bilder, die alle Stadien der Bärlauchpflanzeen, der Standorte, des Anbau, der Verpackung, der Verwendung usw. gut darstellen.


Bärlauch Forschung

Weltweit interessieren sich auch viele Forscher für die als besonders gesund geltende Wild-Gemüse-Pflanze Bärlauch (Allium ursinum).
Eine Literaturliste mit Grafik mit nach Jahrgang geordneten Forschungsberichten seit 1926, gibt es bei "Australian New Crops Web Site".
Die Virtuelle Fachbibliothek bietet auch eine umfachreiche Liste von Forschungsberichten zum Thema Bärlauch (Allium ursinum) die man auch direkt online abrufen kann.

Internationale Bezeichnung

20px Deutsch Bärlauch, Hexenzwiebel, Ramser,Waldknoblauch, Waldlauch, Wilder Knoblauch, Wilder Lauch, Zigeunerlauch
Flag of Austria.png Österreichisches Deutsch Bärlauch, Knoblauchspinat
Bandera de Suiza.png Schweizerdeutsch Bärlauch, Latschenknofel
Flag of the United Kingdom (3-5).svg Englisch Ramsons, Bear´s garlic, Wild garlic, Buckrams, Woodgarlic
العربية Arabisch Sirkhars
Flag of Belgium.png Belgisch (Flämisch) Aslook, Beerlook, Berelook, Boslook, Wilde Knoflook, Daslook
Flag of Belgium.png Belgisch (Wallonisch) A des oûsses
Flag of Bulgaria.png Bulgarisch Левурда, Лук мечи, Levurda, Luk Mechi, Luk Meči
Flag of China.png Chinesisch (Mandarin) Ye Cong
Flag of Denmark (WFB 2004).gif Dänisch Ramsløg, Ramsløg
Flag of Estonia (1990–2006).png Estnisch Karulauk
Flag of Finland.png Finnisch Karhunlaukka
Flag of France.png Französisch Ail des ours
Flag of Greece.png Griechisch Ágrio Skordo
Flag of Italy (1946–2003).png Italienisch Erba orsina, Aglio orsino
Japan flag - variant.png Japanisch Ariumu Urushinumu, Ramusomuzu
Flag of Latvia.svg Lettisch Lakši, Laksis
Flag of Lithuania.png Litauisch Meškinis česnakas
Flag of the Netherlands.svg Niederländisch Daslook, Beerlook, Berelook, Boslook, Wilde Knoflook
Flag of Norway.svg Norwegisch Ramslauk, Ramsløk
Flag of Poland.svg Polnisch Czosnek niedzwiedzi
Flag of Portugal.svg Portugisisch Alho-De-Urso, Alho-Porró
Flag of Romania.svg Rumänisch Leurdă
Flag of Russia.svg Russisch Дикий чеснок, лук медвежий, чеснок медвежий,chesnok medvezhij,luk medvezhij
Flag of Sweden.svg Schwedisch Ramslök
Flag of Slovakia.svg Slowakisch Cesnak medvedí, Medvedí cesnak
Flag of Slovenia.svg Slowenisch Divji česen, Medvedji česen, Čemaž
Flag of Spain.svg Spanisch Ajo de oso, Ajo silvestre
Flag of the Czech Republic.svg Tschechisch Medvědí česnek
Flag of Turkey.svg Türkisch Ayı Sarımsağı, Yabanî Sarmsak, Yabanî Sarımsak
Flag of Hungary.svg Ungarisch Medvehagyma


Quellen

Abrami G. (1971): Life Cycle and Temperature Requirements of 7 Herbaceous Species.. In: Giornale Botanico Italiano. 105. Seite 295-318. 

Boss-Teichmann Claudia und Thomas Richter (2002): Garten-Fit, Bärlauch und Knoblauch. Ulmer Eugen Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8001-3905-7

Ellenberg Heinz (1974): Zeigerwerte der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. Erich Goltze KG. Göttingen. ISBN 978-3884525098

Ernst W.H.O. (1979): Population biology of Allium ursinum in northern Germany. In: Journal of Ecology. 67. Seite 347-362. 

Jandl R. und G.Glatzel (1991): Bodenwasserchemismus eines Allium ursinum Buchenwaldes. In: Mitteilungen der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. 66/I. Seite 337-340. 

Kösslinger Andrea und Sibylle Reiter (2002): Das Bärlauch Kochbuch. Verlag Schnell. Warendorf. ISBN 9783877167717

Peters Marcell, Reik Oberrath und Katrin-Boehning-Gaese (2003): Seed dispersal by ants: Are seed preferences influenced by foraging strategies or historical constraints?. In: Flora (Jena). Nr. 198. Seite 413-420. 

Schlaghecken Josef (2008): Neustadter Hefte - Rund um den Bärlauch. DRL Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße. 

Schmitt B, H. Schulz, J.Storsberg und M.Keusgen (2005): Chemical characterization of Allium ursinum L. depending on harvesting time.. In: Journal of Agricultural and Food Chemistry. Nr. 53. Seite 7288-94. 

Schulz Hartwig, Jörg Storsberg, Barbara Schmitt und Michael Keusgen (2003): Bärlauch-Modekraut. In: Gemüse. 6. Seite 14-15. 

Sernander, R. (1906): Entwurf einer Monographie der europäischen Myrmekochoren. In: K. Sven Vetenskapsakad. Handl.. 41.. Stockholm. 

Starostenkova M. (1974): Life Cycle of the Ramsons Allium-Ursinum.. In: Biologicheskie Nauki (Moscow). Nr. 17. Seite 74-82. 

Georg Vogel (1996): Handbuch des speziellen Gemüsebaus. Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-5285-1

"145 Gemüsearten und Küchenkräuter mit Bilder und Namen in 9 Sprachen" Hortigate: Gartenbau Informationssystem Autoren: Josef Schlaghecken (Neustadt/Wstr.), Guido Drexler (Speyer), Irina Dünnebacke (Welver), Allessandro Gulino (Haßloch), Jochen Kreiselmaier (Ludwigshafen), Josefa Kreiselmaier (Ludwigshafen), Philippe Le Rest (Frankreich), Jose Luis (Spanien), Frans Maes (Belgien), Johanna Malik (Neustadt/Wstr.), Philip May (England), Saiz Moya (Spanien), Ewald Pauz (Schifferstadt), Johannes Pfeifer (Edemissen), Teresa Martin del Pozo (Spanien), Gerhard Renner (Neustadt/Wstr.), Bettina Riedel (Haßloch), Jürgen Schäfer (Neustadt/Wstr.), Anna Schweinsberg (Italien), Pawel Strauchmann (Polen), Artem Sychev (Russland), Catherine Veillerobe (Frankfurt) und Slupia Wielka (Polen).


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Weblinks

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Rezepte


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