Rübenzystennematode

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Rübenzystennematode
Heterodera schachtii
Schmidt, 1871
Synonyme
Rübenzystenälchen,
Weißer Rübenzystennematode
Nematoden-Rübenzystenälchen-Blumenkohl012-DLR-NW-jk.jpg
Von Rübenzystenälchen befallene Wurzeln
Systematik
Stamm Fadenwürmer
Nematoda
Klasse Secernentea
Ordnung Tylenchida
Familie Heteroderidae


Tiere der Art Heterodera schachtii, die Rübenzystennematoden oder auch Rübenälchen, sind winzig kleine Fadenwürmer, auch Älchen genannt, die die Wurzeln bestimmter Pflanzenarten befallen. Sie richten weltweit enorme Schäden an landwirtschaftlichen und gemüsebaulichen Kulturen an.


Schadbilder

Heterodera-Schaden (im Vordergrund) durch Chinakohl als Vorkultur
Pflanzenwelke durch Heteroderabefall

Durch Heterodera-Nematoden befallene Pflanzen kümmern im Wuchs und welken insbesondere an warmen, sonnigen Tagen viel früher als üblich. In einer Parzelle zeigt sich der Schaden meist nesterweise. Die äußeren Blätter vergilben, vertrocknen und sterben ab. Gräbt man befallene Pflanzen aus, so sieht man je nach Befallsstadium an den stark verzweigten Seitenwurzeln stecknadelgroße, braune, 1 mm große Zysten. 

Für eine professionelle Nematoden-Artenbestimmung sollte man eine vorschriftsmäßige Pflanzenprobe mit ausreichendem Erdanteil in einem Fachlabor untersuchen lassen. In Rheinland-Pfalz kann dies z.B. am DLR-Rheinpfalz in 67435 Neustadt/Wstr. erfolgen.  
 

Biologie des Schädlings

Nematodenvermehrung: Heterodera-Nematoden überdauern in kleinen, stecknadelgroßen Zysten. Darin enthalten sind 250 oder mehr Eier bzw. Larven. In den robusten Zysten können die Larven mehrere Jahre überdauern. Angeregt durch Wurzelausscheidungen ihrer Wirtspflanzen, verlassen die Larven die Zysten und dringen dann kurz hinter den Wurzelspitzen in das Wurzelgewebe ein. Informationen zum weiteren Lebenszyklus sind unter dem Stichwort Zystennematoden zu finden.

Pro Jahr können sich rund 3-4 Generationen entwickeln.


Wirtspflanzen

Wuchshemmung bei der unteren Rübe durch Heteroderabefall

Es gibt über 200 Wirtspflanzen, die von Heterodera schacchtii befallen oder geschädigt werden können.

Wenig Schaden aber starke Vermehrung: Es gibt aber auch Pflanzenarten, die nicht so stark von Heterodera geschädigt werden jedoch deren Vermehrung stark fördern. Dazu gehört insbesondere Porree, aber auch Spinat!

Die wichtigsten Wirtspflanzen sind:

Im Ackerbau: Zuckerrüben, Futterrüben und Raps

Im Gemüsebau: Heterodera-Nematoden können im Gemüsebau vor allem an Blumenkohl, Brokkoli, Kopfkohl, Rosenkohl und anderen Kohlbeständen Kohlarten einen großen Schaden anrichten, ebenso bei Rote Bete uns Mangold. Ein besonders großes Befallsrisiko besteht, wenn in der Fruchtfolge vor allem Rüben und Kohlarten stehen.

Unkräuter: Ackerhellerkraut, Amarant, Hederich, Hirtentäschel, Melde, Senf, Vogelmiere und andere!

Gründüngungsarten: Raps und Senf


Gegenmaßnahmen und Bekämpfung

Die Ausrottung erweist sich als schwierig, da Zysten viele Jahre auch ohne Wirt überdauern können. Ein langfristiges Wechseln in der Fruchtfolge ist wichtig, ebenso sollten Arbeitswerkzeuge gereinigt werden, nachdem mit ihnen an befallenen Pflanzen gearbeitet wurde. Da Nematoden in befallenem Pflanzenmaterial, in der Erde und im Kompost überdauern können, sollten Pflanzenreste aus dem Garten gebracht werden und nicht auf den Kompost gelangen!

Ölrettich geeignet zur Heterodera Bekämpfung

Chemische Bekämpfung:

Eine chemische Bekämpfung von Heterodera-Nematoden ist nicht möglich. Wenn organisierbar, befallene Flächen nicht mehr mit anfälligen Pflanzenarten bestellen (Anbaustopp).

Fruchtfolgeoptimierung:

Vorbeugend eine weite Fruchtfolge anstreben und dabei einen angemessenen Anteil an unempfindlichen Wirtspflanzen einplanen. Befallsneutrale Pflanzenarten sind: Bohnen, Erbsen, Getreide, Hanf, Luzerne, Mais, Möhren, Phazelia, Porree, Roggen, Schwarzwurzeln, Spinat, Weidelgras, Zichorien und Zwiebeln.

Biologische Bekämpfung:
Werden befallene Anbauflächen unbedingt für den weiteren Anbau von Heterodera-Wirtspflanzen benötigt, so kann der  Anbau einer resistenten Ölrettichsorte den Nematodenbefall zurückdrängen. In Anbauversuchen brachte das einen beachtliche Mehrertrag bei anschließend angebauten Rüben. Als eine der wirksamsten Ölrettichsorten gilt ´Commodore'. In einem Versuch reduzierte sich der Heterodera-Befall um rund 80%. Neben resistenten Ölrettich- gibt es auch resistente Senfsorten!

Saatgut und Informationen zu resistente Ölrettichsorten findet man im Internet bei verschiedenen Saatgutfirmen, wie z.B. bei www.freudenberger.net.

Beurteilung von Sudangras

Im Gemüsebau, insbesondere in der Pfalz, spielt der Anbau von Sudangras als Gründüngungspflanze eine hervorragende Rolle. In Versuche zeigte sich, das bei Anbau von Sudangras die Vermehrung von Heterodera schachtii nur sehr gering angeregt wird.

Vorsicht Kohlhernie!

Hat man Kreuzblütler wie z.B. Blumenkohl im Anbau, so ist beim Anbau von Ölrettich (Kreuzblütler) zu bedenken, das dieser evtl. den Befall von Kohlhernie (Plasmodiphora) fördern kann.


Weblinks