Quitten im Hausgarten

Aus Hortipendium
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Die Quitte
Quitten am Baum

Die Wildformen der Quitten stammen aus Transkaukasien, Turkestan und Persien und kamen von dort über Kleinasien, Nordafrika nach Südeuropa. Heute sind Quitten weltweit zu finden, in Deutschland selbst gibt es allerdings nur sehr wenige Erwerbsanlagen. Die Quitte ist die einzigste Art der Gattung Cydonia und unter den Rosengewächsen am nächsten verwandt mit der Gattung der Scheinquitte (Chaenomeles).

Standort

Wegen ihrer späten Blüte (Mai/Juni) ist die Quitte auch für Spätfrostlagen geeignet. Der Baum ist selbst fruchtbar und wird hauptsächlich von Bienen bestäubt. Die einzelstehenden, großen Blüten haben wie die Früchte einen hohen Zierwert. Quitten lieben warme, mittelschwere, humus- und nährstoffreiche Böden mit ausreichender Durchlüftung und genügender Feuchtigkeit. Ausgesprochen kalte und nasse Böden sind unbedingt zu meiden, windgeschützte Lagen sind dagegen zu bevorzugen. Ausreichende Kaliversorgung ist wichtig, sonst können Blattaufhellungen in Fruchtnähe auftreten (Konkurrenz zwischen Blättern und Früchten). Wichtig ist auch der Kalkgehalt des Bodens.


Pflanzung

Frisch gepflanzte Quittenbäumchen erweisen sich häufig als nicht standfest. Es ist deshalb unbedingt zu empfehlen, mit dem Baum einen Pfahl zu setzen. Ist der Jungbaum gut eingewachsen, entwickelt er sich zügig und erweist sich als ziemlich robust, denn es gibt kaum Probleme durch Befall mit Krankheiten oder Schädlingen. Die Frostempfindlichkeit des Holzes bleibt allerdings erhalten. Deshalb schneidet man die Quitte möglichst erst im ausgehenden Winter. Es empfiehlt sich, durch Pflanz- und Aufbauschnitt eine Rundkrone zu erziehen, wie sie von Apfel und Birne bekannt ist. Im Ertragsalter werden Quittenbäume nur ausgelichtet. Bei Bedarf kann Verjüngungsschnitt durchgeführt werden. Wer Quitten anpflanzt, wünscht sich eine gleichmäßige Baumentwicklung. Dies erreicht man - wie bei den anderen Kernobstarten auch - durch Veredlung. Quitten werden auf Quitte veredelt. Die Marken-Obstbaumschulen verfügen über ausgewählte [[Quittenanbau|Quittenunterlagen.

Die Bäume werden am besten als einjährige Pflanzen im Frühjahr gepflanzt. Der Pflanzenabstand sollte bei Quitten-Unterlagen auf guten Böden 5 m zwischen den Reihen und 3-3,5 m in der Reihe betragen (weitester Abstand für einzelne Gehölze 4-5 m). Die Bäume sollten in der Jugend möglichst in die Breite gezogen werden, damit eine große Kronenoberfläche entsteht, da die Quitte wegen ihres hohen Lichtbedarfs nur im peripheren Bereich fruchtet.
Die Stammverlängerung und Leittriebe unter Schonung des Kurzholzes kräftig zurückschneiden, Schnittstellen verstreichen (Frühjahr). Üblicher Erziehungsschnitt in den ersten Standjahren (nicht unbedingt erforderlich, auch ohne Schnitt lockere, strauchförmige Krone, im Alter gelegentlicher Auslichtungsschnitt zur Fruchterneuerung.

Ernte

Die Quitten können geerntet werden, wenn sich die Früchte von grün nach gelb verfärben (je nach Sorte etwa Mitte bis End Oktober). Die Pflückzeit dauert rund vier Wochen. Die Quittenernte kann nach Abschluss der Apfelernte vorgenommen werden, insofern lässt sich die Frucht arbeitswirtschaftlich gut in einen Obstbaubetrieb einordnen. Die Ernte ist unbedingt vor Frosteintritt abzuschließen, da die Frucht schon bei –2,2°C erfriert, bzw. nach Frost geerntete Früchte nach wenigen Tagen starke Fleischbräune erleiden.
Reife Quitten haben eine einheitlich goldgelbe, glatte (keinen bzw. kaum Flaum) Schale und haben einen ausgeprägten, aromatischen Duft. Unreife Früchte reifen im Lager nach, jedoch muss man den auf diesen Früchten noch vorhandenen Flaum vor der Verarbeitung entfernen. Quitten sollten möglichst schonend gepflückt und transportiert werden, da Druckstellen sehr schnell zum Faulen der Früchte führen. Angeschlagene Früchte und Fallobst müssen daher sofort verwertet werden.
Die Erträge liegen zwischen 15 und 30 kg Früchte pro Baum. Das entspricht bei einem Pflanzenabstand von 5 x 3 - 3,5 m einen Hektarertrag von 100-200 dt. In der Hauptertragsphase (8.-10. Standjahr) sind durchaus auch 300-400 dt/ha möglich. Das Fruchtgewicht beträgt bei Wildformen 100 bis 200g, bei Kultursorten sogar bis zu 400g.

Lagerung

Gesunde, unbeschädigte Früchte lassen sich etwa sechs bis acht Wochen lagern, wobei die optimal Lagertemperatur bei 1,5°C - 2°C liegt. Eine maximale Lagerdauer ist erreichbar, wenn die Ernte zum Zeitpunkt des Farbumschlags der Grundfarbe von grün nach gelb vorgenommen wird, doch je länger die Früchte gelagert werden, umso mehr verschwindet das Aroma. Außerdem verfärbt sich das Fruchtfleisch bei ausgedehnter Lagerdauer von gelb nach braun ohne dass dies äußerlich sichtbar ist. Bei Lagerung mit anderen Früchten kann der intensive Quittengeruch den Geschmack der anderen Früchte beeinträchtigen.

Da es für Birnen bislang keine schwachwachsenden Unterlagen aus der eigenen Gattung gibt, nimmt man dazu die nahe verwandte Quitte. Von zahlreichen Klonen hat sich die in East Malling (England) ausgelesene Quitte A (= Quitte aus Angers) am besten bewährt. Sie bewirkt kleine Bäume und frühe, hohe, gleichmäßige Erträge. Auch die Fruchtgröße ist besser als auf Birnensämlingen. Der Nachteil ist jedoch der anfängliche Standfestigkeitsmangel und die Frostanfälligkeit im Gegensatz zu Birnenunterlagen.
Eine Reihe von Birnensorten sind unverträglich mit Quitte, ausgleichbar durch die Verwendung virusfreier Unterlagen und Sorten.


Quelle

Werner Ollig und Eva Morgenstern, Gartenakademie Rheinland-Pfalz

Prof. Dr. Fritz Winter (2002): Lucas' Anleitung zum Obstbau. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-5545-1