Pseudomonas syringae pv. syringae

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Pseudomonas syringae pv. syringae
Pseudomonas syringae pv. syringae
Synonyme
Fliederseuche, Fliederkrankheit, Feuchter Brand
Pseudomonas-Blattsymptome an Zwetsche.jpg
Pseudomonas-Blattsymptome an Zwetsche
Systematik
Abteilung Proteobacteria
Klasse Gammaproteobacteria
Ordnung Pseudomonadales
Familie Pseudomonadaceae
Gattung Pseudomonas

Pseudomonas syringae pv. syringae ist der bakterielle Erreger des Bakterienbrands im Steinobst und der Fliederseuch an Flieder (Syringa spp.) die häufig an Steinobst, wie zum Beispiel der Pflaume, auftritt. Weltweit gesehen kann Pseudomonas syringae pv. syringae an mehr als 100 Ein- und Zweikeimblättrigen Pflanzenarten auftreten. Dazu zählen neben Stein-, Kern- und Beerenobst auch viele Gemüse-, Zierpflanzen- und Ackerbaukulturen, Gehölze sowie Unkräuter. Nachgewiesen wurde der Erreger in Europa, Südafrika und vereinzelt in Nordamerika.

Erreger

Die Bakterien sind stäbchenförmig und besitzen in der Regel 2 bis 4 Geißeln. Sie sind vor allem im April/Mai nachweisbar. Pseudomonaden infizieren selten sekundär, sondern besiedeln fast ausschließlich gesundes Holz (keine saprophytische Lebensweise). Frühfröste fördern die Infektionen. Bei Zwetschen scheinen vor allem Wunden durch Winterschnitt und Frostrisse die wichtigsten Eintrittspforten zu sein, letztere ermöglichen dem Erreger die Stämme zu infizieren.

Symptome

Steinobst

Auf der Rinde bilden sich nach erfolgreichen Infektionen an Stamm und Ästen rillige, eingesunkene schwarz-rote Läsionen. Diese reissen im April/Mai auf und es kommt zu Gummifluss (Harzfluss), bei stärkeren Stamminfektionen sterben die Bäume komplett ab. Das Bakterium stirbt Ende Mai/Anfang Juni im Holz ab und ist dann nicht mehr nachweisbar. Ab Ende Mai treten Blattinfektionen mit schrotschußähnlichen Symptomen auf. Die Löcher sind jedoch ölig durchscheinend und von einem gelblichen Ring umgeben.

Flieder

Auf der Rinde junger Triebe bilden sich im Frühjahr streifig braune Flecke. Später welken die Triebe, knicken ab und verfärben sich schwarz. Vor allem in niederschlagreichen Frühjahren in denen zu Triebbildung Spätfröste auftraten, kommt es häufiger zu Infektionen.

Auftreten im Steinobst

Der Erreger ist an allen Steinobstkulturen zu finden, vorallem aber an Zwetschen und Kirschen. Die Unterlagen ‚Myrobalane’ und ‚INRA 655/2’ gelten als anfällig, die Unterlage ‚Fereley’ als hoch anfällig für Ast- und Stammnekrosen [1].

Infektionsverlauf

Die Überdauerung des Erregers kann kurzfristig in Boden und Wasser, epiphytisch (d.h. auf Pflanzenoberflächen) sowie latent im Wirtspflanzengewebe (z.B. in Nekrosen oder in Knospen) oder auf zahlreichen Unkräutern oder anderen Wirtspflanzen erfolgen. Von dort gelangt der Erreger bei Vorhandensein ausreichende Feuchte, insbesondere nach Regen, über Spaltöffnungen der Blätter, Hydatoden, Blüten (Narbe, Blütenboden), Rindenrisse (Frost, mech. Verletzungen, Astgabeln….), Blattnarben oder noch offene Schnittstellen in die Wirtspflanze. Als häufige Phasen der Krankheitsentwicklung sind die Infektionen über Blattnarben, Infektionen über Blattknospen und junge Blätter im Frühjahr sowie Infektionen über Frostrisse nachgewiesen.

Infektionen über Blattnarben

Infektionen über Blattnarben im Herbst mit Ruhephase bis Frühjahr: Als Folge der weiteren Befallsausbreitung sterben im Frühjahr Knospen und Triebe ab, danach Vordringen in das Rindengewebe kleinerer Äste, Gummifluss; meist kommt es zum Entwicklungsstillstand ab Frühsommer; der Erreger dringt nicht bis in den Stammbereich vor;

Infektionen über Blattknospen und junge Blätter

Infektionen im Frühjahr, ausgehend von epiphytischen Populationen: Hier sind vor allem Blattknospen und junge Blätter betroffen; von dort greift der Erreger über Gefäßbündel auf Triebe über (mit Bakterienschleim); anschließend erfolgt sekundäre Verbreitung auf Blüten/Früchte und Ausbreitung über Fruchtstielnarben; Bei diesem Befallsverlauf kann man häufig die sog. "Eiskern-Aktivität" dieser Pseudomonaden beobachten: Sie führt dazu, dass schon bei Frostgraden, die normalerweise dem befallenen Gewebe (z.B. Blüten) noch nicht schaden, typische Symptome auftreten.

Infektionen über Frostrisse

Infektionen über Frostrisse: Hier erfolgt die Ausbreitung direkt im Rindengewebe und es kommt zu starkem Gummifluss. Breitet sich die Nekrose Stamm umfassend aus, dann wird das Leitgewebe des Baumes zerstört und damit die Krone von der Nährstoffversorgung abgeschnitten. Die Folge ist eine plötzliche Welke. Während sich ein Baum in der Vegetationsperiode durch die Bildung von Kallusgewebe und anderen unspezifischen Abwehrreaktionen gegen Pseudomonas-Infektionen wehren kann, ist das während der Vegetationsruhe aufgrund der reduzierten Stoffwechselaktivität nicht der Fall.

Witterungsbedingungen

Günstige (optimale) Witterungsbedingungen für die Ausbreitung der Krankheite liegen zwischen 15° - 17°C. Als Temperaturspanne für das Bakterienwachstum gelten: Min. >0°C / Opt. 25°C / Max. <35°C

Günstig für die Krankheitsentwicklung wirken sich niederschlagsreiches Wetter während der Vegetationsperiode und Winter, mit abwechselnden Frostperioden und mild-feuchten Phasen, aus.

Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit

Steinobst

Ungünstige Lagen, wie Frostlagen und staunasse Böden, sind für den Steinobstanbau zu meiden. Der Baumschnitt sollte nach der Ernte und nicht im Winter stattfinden, da die Schnittwunden im Winter schlechter verheilen. Befallene Ast- und Stammpartien sollten bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden. Versuche am LTZ Augustenberg in Stuttgart haben gezeigt, dass das Weißeln der Stämme die Gefahr von Frostrissen mindert und damit Stamminfektionen verringert [2]. Unmittelbar nach dem Entstehen von Wunden durch Schnitt oder Frost sollten Kupferspritzungen durchgeführt werden.

Flieder

Zur Bekämpfung bakterieller Erkrankungen stehen keine Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. Eine Bekämpfung ist nur "durch die Schere" möglich. Man schneidet kräftig bis ins gesunde Holz zurück. Die Schere sollte entweder über einer offenen Flamme oder in hochprozentigem Alkohol (Spiritus) desinfiziert werden.

Einzelnachweise

  1. Trautmann, Moltmann: 2008
  2. Hinrichs-Berger: 2005

Quelle

  • Uwe Harzer (2011): Praxisanleitung "Zwetschen, Pflaumen, Mirabellen" - Qualitätsproduktion. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Rheinbach. 
  • Dr. H.-J. Krauthausen (2013): Pseudomonas an Steinobst. DLR Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin. Neustadt an der Weinstraße.