Pseudomonas an Steinobst

Aus Hortipendium
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An Steinobst kann es immer wieder zu Schäden durch pflanzenpathogene Bakterien aus der Gruppe der Pseudomonaden kommen. Landläufig bezeichnet man die Krankheit als Bakterienbrand. Hinter diesem Begriff verbergen sich aber unterschiedlichste Symptome. Mitunter werden Pseudomonas-Bakterien auch für das schlagartige Zwetschensterben, das vor allem in Südwestdeutschland auftritt, verantwortlich gemacht. Da das Auftreten von Pseudomonas sehr stark von den jeweiligen Feuchte- und Temperaturbedingungen abhängt, wechseln sich Befallsjahre und Jahre, in denen fast keine Symptome erkennbar sind, ab. Schäden durch Pseudomonas-Bakterienbrand an Steinobst scheinen allgemein zuzunehmen. Manchmal ist der Befallsverlauf schleichend, manchmal epidemieartig. Dabei besteht eine starke Abhängigkeit von Obstart, Jahr und Region. Die Bekämpfung gestaltet sich schwierig. Nur die Kombination von verschiedenen Maßnahmen verspricht Erfolg.

Krankheitserreger

Es handelt sich hierbei um unterschiedliche Pathovare (pv) der Art Pseudomonas syringae (Pathovare sind Typen oder Stämme von Krankheitserregern, die sich in Infektionsverhalten und ggf. auch Stoffwechseleigenschaften unterscheiden). Aus der Vielzahl der Pseudomonas-Arten und –typen, die in der Literatur beschrieben sind, findet man als wichtige Krankheitserreger an Steinobst


Generell wird Pseudomonas syringae pv. syringae eher als schädigend an Süßkirsche, Pfirsich und Aprikose eingestuft, während Pseudomonas syringae pv. mors-prunorum vor allem Sauerkirsche und Zwetschen schädigen soll.

Daneben tritt in einigen Teilen Europas (in Deutschland nicht bekannt, aber in Frankreich und Großbritannien nachgewiesen) und in Neuseeland ebenso das Pathovar Pseudomonas syringae pv. persicae auf, ein Bakterium, das in der EU Quarantäne-Bestimmungen unterliegt. Der Wirtspflanzenkreis von Pseudmonas syringae pv. persicae umfasst in erster Linie Pfirsich und Nektarine.

Weitere Pseudomonaden, mit eher schwach pathogenen oder saprophytischen Eigenschaften, die man an Steinobst finden kann, sind Pseudomonas viridiflava und Pseudomonas marginalis pv. marginalis.

Aus der Gruppe der Xanthomonaden tritt das als Quarantäne-Erreger beschriebene Bakterium Xanthomonas arboricola pv. pruni an Steinobst auf. Es ist aber bisher in Rheinland-Pfalz noch nicht nachgewiesen worden.

Symptome

Die von Pseudomonas syringae an Steinobst verursachten Symptome sind vielfältig. Man unterscheidet:

  • Blattflecken (Schrotschuss)
  • Blütenbefall
  • Fruchtflecken
  • Rindennekrosen (Rindenbrand)
  • Triebsterben
  • Baumsterben (Zwetschen-….)



Die Art der ausgebildeten Symptome ist mehr vom Zeitpunkt der Infektion und vom betroffenen Pflanzenteil abhängig als von den oben beschriebnen Pathovaren, denn i.d.R. ist anhand der Symptome eine Zuordnung zu den Pathovaren nicht möglich. So konnte beispielsweise aus sechs gleich aussehenden, frischen Rindenbrand-Läsionen im Frühjahr 2011 von unterschiedlichen Standorten in Rheinland-Pfalz 4 x Pseudomonas syringae pv. syringae und 2 x Pseudomonas syringae pv. mors-prunorum isoliert werden.

Bekämpfung

Die Bekämpfung von Pseudomonas an Steinobst ist äußerst schwierig und erfordert das Zusammenspiel möglichst vieler Einzelmaßnahmen, denn jede von ihnen hat nur ein begrenztes Wirkungspotential. Nachfolgend sind die Möglichkeiten und Grenzen stichwortartig aufgelistet.

  • Keine Bakterizide einsetzbar
  • Keine resistenten Sorten bekannt
  • Anfälligkeitsunterschiede zwischen Sorten nicht systematisch dokumentiert
  • Vorbeugend durch Optimierung der Produktionstechnik:
  • Lage (nicht Frost-gefährdet, keine Staunässe, keine Bodentrockenheit)
  • generell robuste Sorten bevorzugen, anfällig sind z.B.
    • Zwetsche: Auerbacher, St. Hubertus, Cacaks Schöne, Hanita, Valjevka
    • Sauerkirsche: Heimanns Rubin
    • Süßkirsche: Neuere Sorten (aber: passt Erntefenster immer,….?)
  • Erziehungssysteme (schnelles Abtrocknen fördern)
  • angepasste Düngung (ruhiger Baum im Herbst)
  • möglichst kein Schnitt in Vegetationsruhe (Schnittstelle lange offen)
  • möglichst kein Schnitt bei nasser Witterung
  • Nekrosen ausschneiden
  • Wundverschlussmittel (derzeitige Praxis?)
  • Kupferbehandlungen
    • Funguran, 2,25 kg, nach Ernte – vor Blüte, derzeit max. 3 x/Jahr
    • "Progress"-Präparate derzeit noch nicht in Steinobst
    • je nach Einsatzzeitpunkt auch Wirkung auf Monilia, Valsa….
  • Weißeln
  • Kalkmilch (1,5 kg Branntkalk auf 10 l Wasser + 600 g Tapetenkleister)
  • gebrauchsfertiger Weißanstrich (z. B. von Neudorff, Stähler, Spieß-Urania etc., Arboflex)

Bestehender Untersuchungs-und Forschungsbedarf

Es besteht Untersuchungs- und Forschungsbedarf, z.B. bei

  • Erfassung der aktuellen Befallssituation in den Regionen
  • Biologie / Epidemiologie / Prognose
  • Bekämpfungskonzepten, inkl. Sortentestung und -empfehlungen

Quelle

  • Dr. H.-J. Krauthausen (2013): Pseudomonas an Steinobst. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin (Gruppe Gartenbau). Neustadt an der Weinstraße.