Phytoseiulus persimilis

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Raubmilbe
Phytoseiulus persimilis
DSC05872 British Spiders, Phytoseiulus persimilis.jpg
Systematik
Klasse Spinnentiere
Arachnida
Ordnung Milben
Acarina
Familie Phytoseiidae

Die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis stammt aus Chile und gelangte 1958 auf Orchideen nach Deutschland. Nach der Entdeckung durch einen Wissenschaftler wurde sie auf Forschungsstationen in der ganzen Welt verteilt. Ende der sechziger Jahre begann mit dem Einsatz von Phytoseiulus persimilis gegen die Gemeine Spinnmilbe Tetranychus urticae die biologische Bekämpfung im Gewächshaus. Heute wird diese Raubmilbenart in vielen Kulturen im Gewächshaus und Freiland effektiv eingesetzt.

Biologie

Entwicklungszyklus

Ei – Larve – 1. Nymphenstadium (Protonymphe) – 2. Nymphenstadium (Deutonymphe) – adultes Tier

Die Eier sind oval, erst hellrosa-durchsichtig, später dunkler, und doppelt so groß wie Spinnmilbeneier. Sie werden in der Nähe einer Nahrungsquelle abgelegt. Die Larve hat drei Beinpaare, die Protonymphe und die Deutonymphe haben vier Beinpaare. Die adulte Milbe hat eine leicht rötliche Farbe und lange Beine und frisst alle Stadien der Spinnmilbe. Die weiblichen Tiere sind 0,6 mm lang. Männliche Tiere sind etwas schmaler, flacher und langgestreckter, aber schwer von Weibchen zu unterscheiden. Die adulten Milben sind bei ausreichenden Temperaturen sehr aktiv.

Entwicklungsdauer in Tagen bei verschiedenen Temperaturen in Tagen[1]

Temperatur (°C) Ei Larve Nymphen Gesamt Präovipositionszeit* Gesamt Ei-Ei
15 8,6 3,0 8,0 19,6 5,6 25,2
20 3,1 1,1 3,0 7,2 1,9 9,1
30 1,7 0,6 1,6 3,9 1,1 5,0

* Zeit vom Beginn adultes Tier bis zu ersten Eiablage


Die weiblichen Raubmilben legen bei 20°C mehr Eier ab als die Spinnmilbenweibchen. Die mittlere Generationsdauer der Raubmilben ist kürzer, die Population enthält im Verhältnis mehr Weibchen als die der Spinnmilben. Das führt zu einer schnelleren Populationsentwicklung schon bei 20°C, bei 22°C ist sie doppelt so schnell wie die der Spinnmilben. Ein paar Stunden nach der Entwicklung zum adulten Tier beginnt die Raubmilbe sich zu paaren. Häufig paart sich ein Weibchen mit mehreren Männchen. Ein einmal befruchtetes Weibchen kann während ihrer Lebensdauer bei Temperaturen von 17-28°C und einer Luftfeuchtigkeit von über 60% 40-60 Eier legen. Unter 10°C findet keine Eiablage mehr statt. Neben der Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist die Eiablageleistung abhängig von der Spinnmilbendichte.

Phytoseiulus sind empfindlicher als Spinnmilben gegenüber Temperaturen von über 30°C. Das führt zu einer schlechteren Bekämpfung bei hohen Temperaturen. An heißen, trockenen Tagen kann das Übersprühen der Kultur mit Wasser die Effektivität der Raubmilbe steigern.

Fraßverhalten

Phytoseiulus persimilis ist ein monophager Antagonist, das heißt, sie ernährt sich fast ausschließlich von Spinnmilben der Familie Tetranychidae. Die Larve ist inaktiv. Protonymphe und Deutonymphe fressen Eier, Larven und Protonymphen der Spinnmilben, die adulten Milben alle Stadien. Unter günstigen Bedingungen werden 5 Spinnmiben oder 20 Jungmilben oder Eier täglich ausgesaugt, in der Eiablagephase auch deutlich mehr. Junge Raubmilbenstadien fressen etwa ein Viertel dieser Menge. Da die Entwicklung der Raubmilben unter günstigen Bedingungen doppelt so schnell ist wie die der Spinnmilben, kann die Spinnmilbenpopulation schnell dezimiert und auch vollständig bekämpft werden. Bei abnehmender Spinnmilbendichte steigt die Suchaktivität des Räubers, die Tiere können die Pflanzen wechseln, wenn diese einander berühren, und suchen neue Spinnmilbenherde. Die Nymphen verbleiben häufig auf der Pflanze. Falls keine Beute vorhanden ist, ernähren sich die Raubmilben kannibalisch oder von Wasser und Nektar. Die Überlebensdauer ohne Spinnmilben beträgt 3 Wochen.

Phytoseiulus können zwischen 15 bis 30°C eingesetzt werden, das Optimum liegt bei 25°C. Das Temperaturminimum beträgt 7-15°C für die Weiterentwicklung. Die Luftfeuchtigkeit sollte 65% betragen, optimal sind 75-80%. An trockeneren Tagen sollte der Pflanzenbestand mindestens einmal täglich, besser häufiger, mit Wasser besprüht werden. Bei niedrigen Luftfeuchtigkeiten wandern die Raubmilben in untere Blattetagen ab, während die Spinnmilben auf den oberen trockeneren Pflanzenteilen verbleiben. Dadurch lässt die Effektivität des Räubers nach. Ab 30°C verringert sich die Fraßleistung der Raubmilbe, ab 35°C wird nicht mehr gefressen.

Ausbringung

Die Ausbringung der adulten Raubmilben erfolgt auf einem Trägermaterial wie Sägemehl oder Vermiculit, bei der Ausbringung auf Bohnenblättern werden Raubmilben in allen Entwicklungsstadien ausgebracht. In der Praxis ist die Ausbringung auf Bohnenblättern erfolgversprechender. Die Raubmilben sollten hauptsächlich in Befallsherde und auf Nachbarpflanzen in geringerer Zahl ausgebracht werden, eine gleichmäßige Belegung in der Fläche ist seltener. In Gemüsebaukulturen wie Gurken, Bohnen und Auberginen im Gewächshaus reicht häufig eine zweimalige Ausbringung mit 5 Tieren/m2 im Abstand von 10-14 Tagen aus. Im Zierpflanzenbau unter Glas werden Raubmilben hauptsächlich bei Rosen und Efeu ausgebracht. Für Rosen empfiehlt sich eine Menge von 10 Tieren/m2. Bei günstigen Bedingungen kann eine zweimalige Ausbringung ausreichen, eventuell muss aber häufiger behandelt werden. Ab Ende Mai/Anfang Juni ist auch im Freiland ein Einsatz an Busch- und Stangenbohnen, Erdbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren und Rosen möglich.

Quelle

  1. Sabelis, M.W., 1981: Biological control of two-spotted spider mites using phytoseiid predators. Part I: Modelling the predator-prey interaction at the individual level. Agr.REs.Rep., 910. Wageningen: Centre for Agr. Publ. and Doc., 242 pp


R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

B. Lamparter (1992): Nützlingseinsatz im Gemüsebau unter Glas. Thalacker Verlag. Braunschweig. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 

E. Richter (Hrsg.) (2009): Nützlingseinsatz im Zierpflanzenbau unter Glas. DPG Selbstverlag. Braunschweig. 


Weblinks