Gummistängelkrankheit

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Gummistängelkrankheit
Didymella bryoniae
(Fuckel) Rehm, 1881
Synonyme
Sphaeria bryoniae, weitere siehe Species Fungorum
Didymella bryoniae.jpg
Didymella bryoniae, Befallssymptome auf Wassermelone
Systematik
Abteilung Schlauchpilze
Ascomycota
Unterabteilung Echte Schlauchpilze
Pezizomycotina
Klasse Dothideomycetes
Ordnung Pleosporales
Familie Incertae sedis
Gattung Didymella
Nebenfruchtform Phoma cucurbitacearum (Stagonosporopsis cucurbitacearum)

Didymella bryoniae ist eine Art aus der Ordnung der Pleosporales in der Abteilung der Schlauchpilze und ruft die weltweit verbreitete Gummistängelkrankheit bei verschiedenen Kulturpflanzen hervor. 1891 wird das erste Mal über Gummistängelkrankheit aus Frankreich berichtet.[1]Der Pilz befällt hauptsächlich Gurkengewächse (Cucurbitaceae), besonders die Salatgurke, gelegentlich auch Melonen.[2][3][4] Selten kommt die Krankheit auch auf Nachtschattengewächsen (Solanaceae), Melonenbaumgewächsen (Caricaceae) und Primelgewächsen (Primulaceae) vor.[5] Didymella bryoniae hat eine Reihe von Synonymen wie Mycosphaerella citrullina Gross. und Mycosphaerella citrullinaPass.. Die Anamorphe (Nebenfruchtform) wird Phoma cucurbitacearum (syn. Ascochyta cucumeris, smith) genannt. Der Name der Krankheit leitet sich vom gummiartigen Zustand des Stängels ab wenn der Stängel befallen ist.

Beschreibung

Lebenszyklus

Der Pilz kommt sowohl im Boden (bodenbürtig) wie auch am und im Samen übertragen vor (samenübertragbar). Didymella bryoniae ist auch ohne Pflanzenreste zwei Jahre im Boden überlebensfähig.[1] Die Krankheit hat die Fähigkeit schon ab 5 °C Sporen zu bilden und abzugeben. Sporenabgabe erfolgt besonders nach Sonnenuntergang.[2] Die Sporenlager werden durch zunehmende Feuchte aufgeweicht und vor allem im Freiland durch aufspritzendes Wasser von Bewässerungsanlagen und Regen verbreitet. Das aus Sporen wachsende Myzel kann bei Melonen durch die Fruchthaut innerhalb von 48 oder über Verletzungen der Frucht in 14 Stunden eindringen. Weitere 3 bis 10 Tage nach der Infektion erscheinen die ersten Symptome.[1] Optimal wuchs der Pilz unter Laborbedingungen bei 20 bis 24 °C teils auch bei 26,5 °C sehr gut. Er wächst jedoch von 7 bis 28 °C. Über 29,5 °C beginnt die Temperatur das Wachstum zu erschweren.[6]

Symptome

Auf Blättern verursacht die Gummistängelkrankheit Flecken, die sich vom Blattrand her zur Mitte hin ausbreiten.[1] Dabei bilden sich Nekrosen, die zum Blattrand hin heller werden und nach und nach eintrocknen. Zwischen gesundem und krankem Gewebe ist das Blatt matt und dunkler grün. Auf den nekrotischen, braun bis hell beigen Flecken bilden sich Sporenkörper (Pyknidien und Pseudothezien), die als schwarze kleine Punkte erscheinen und zuweilen ringartig angeordnet sind. Die Pünktchen können gut ohne Lupe erkannt werden.[2]

Der Stängel wird ebenfalls befallen, wo sich ähnliche Symptome zeigen. Von Weitem betrachtet erscheinen die Stellen durch die vielen Pyknidien grau. Sie sind meist im unteren Bereich der Pflanze und vor allem bis zum Wurzelhals zu finden. Im oberen Teil der Pflanze treten sie eher an Verzweigungsstellen bei Seitentrieben auf.[7] In späterem Stadium kann der Befall den gesamten Stängel umschließen und die Pflanze zum Welken oder Absterben bringen. Dies führt zu einer gummiartigen Konsistenz des Stängels, was der Krankheit den Namen gab.[2] Am Stängel wird kann es zu gelblich transparentem gummiartigem Saftausscheidungen (Exudat) kommen, der eintrocknet und als feste Tropfen bleiben.[1]

Auch Früchte können befallen werden, wobei der Pilz an der Blütenansatzstelle eintritt. In fortgeschrittenem Stadium der Frucht sieht die Spitze zusammengezogen aus. Beim Aufschneiden von der Spitze her ist der Fruchtkern hell- bis dunkelbraun verfärbt. Später schrumpft die Spitze vollständig ein. Auch dort bilden sich sehr viele Pyknidien, was die Fruchtspitze schwarz aussehen lässt. Diese Form des Befalls wird auch "Schwarze Spitzen" bezeichnet.[7][8] Auch nach der Ernte (postharvest, Nachernte) kann sich der Pilz noch weiterentwickeln und Früchte zerstören.[2] Bei Melonen oder Kürbis bilden sich braune, je nach Sorte und Art teils bis schwarze, wässrige eingesunken runde Stellen. In diesen können sich in fortgeschrittenem Stadium auch Fruchtkörper, die Pyknidien oder Pseudothezien bilden. Werden die Früchte länger unter feuchten Bedingungen gelagert kann sich auf den eingesunkenen Stellen (Läsionen) auch weißlicher Mycelrasen bilden.[9] Der Pilz bildet teilweise konzentrisch eingesunkene verfärbte runde Flecken.[3]

Vorkommen und Verbreitung

Geographisch: Die Krankheit ist weltweit verbreitet.[5] Besonders in den Subtropen wirkt sich die Krankheit sehr stark aus. Im gemäßigten Klima kommt sie vor allem im Treibhaus vor.[1]

Pflanzen: Gummistängelkrankheit kommt hauptsächlich, im Treibhaus seltener im Freiland, auf Salatgurken vor. Außer Salatgurken werden auch Melonen befallen. In ganz wenigen Fällen ist auch Befall auf Stängeln und Früchten der Tomate zu finden.[2]

Auf der Pflanze: Meist Befall der Blätter, Stängel, später Früchte und sehr selten auch Wurzeln.[2]

Übertragung und Ausbreitung: Die Krankheit wird durch Sporen (Askosporen und Konidien) übertragen. Diese haften an Samen (samenübertragbar), Pflanzenteilen und bei der Arbeit an Kleidung und werden so in der Kultur übertragen und weitergetragen.[2] Er überlebt in Form von Clamydosporen auf Pflanzenresten und in und am Samen, die nach der Kultur eingearbeitet werden. Auch Kartoffelkäfer sind für das Weitertragen der Sporen bekannt.[10] Die Übertragung mit Schnittwerkzeugen wurde ebenfalls berichtet.[6] Sporen überleben auch an Einrichtungen und Konstruktion des Gewächshaus.[4]


Gegenmaßnahmen

Sortenwahl: Bei Melonen wurden in den USA tolerantere (niedrige Resistenz) gefunden.[6]

Kulturtechnik: Wichtig sind bei Anbau im Gewächshäusern abgehärtete Pflanzen. Diese wurden im Voraus an Temperaturschwankungen gewöhnt und haben dadurch eine etwas robustere Zellstruktur. Während der Kultur im Treibhaus sollten größere Temperaturunterschiede von über 15 °C vermieden werden. Auch große Schwankungen in der Luftfeuchte sind für die Krankheit förderlich und sollten deshalb vermieden werden.[7] Zur Produktion von Jungpflanzen nur Samen verwenden, der nicht infiziert ist oder eine sehr geringe Infektionsrate aufweist. Beim Pflanzen werden kranke Jungpflanzen aussortiert.[9] Daher zu hoher Luftfeuchte (> 95%) entgegenwirken und nicht mehr von oben beregnen (Überkopfbewässerung). Schneller Temperaturanstieg am Morgen hemmt das Pilzwachstum auch wenn damit die Blattnässedauer durch den morgendlichen Tau verkürzt oder verhindert wird. Besonders hohe Luftfeuchte in Verbindung mit viel Sporenflug ist gefährlich.[2] Guttationstropfen an Blättern und Taubildung auf den Blättern und Früchten sind Zeichen schlechter Klimaführung im Treibhaus. Sie fördert Infektionen.[8] Wichtig für die gute Eindämmung der Krankheit ist eine gute Kontrolle, frühzeitiges Erkennen und Behandeln der Befallsstellen.[10] Dazu kann auch das in den USA entwickelte Vorhersagemodell Melcast verwendet werden. Damit werden Situationen gezeigt, die eine hohe Wahrscheinlichkeit für Infektion bieten. Kam der Pilz auf einer Kulturfläche vor sollten Kulturpausen von mindestens 2 Jahren eingehalten werden.[9]

Pflanzenschutzmittel: Frühes Erkennen und Behandeln ist entscheidend für den Bekämpfungserfolg. Bei Kürbissen sind Verletzungen der Fruchthaut zu vermeiden. Dort können die Sporen eindringen und sich auch bei Lagerung entwickeln. Früchte aus einem befallenen Feld sollten desinfiziert werden. Am besten bei 23 bis 29 °C trocknen und anschließend bei 10 bis 12 °C lagern.[10] Besonders Triazole sind mit ihrer systemischen und abstoppenden Wirkung effektiv. Die Wirkstoffe (z.B. Benomyl, Chlorothalonil, Captafol, Dichlofluanid, Dithiocarbamate, Triforine, usw.), teils auch gegen Echten Mehltau, haben eine Wirkung auf Gummistängelkrankheit.[2][6] Auch die Wirkstoffgruppe der Strobilurine wirken vorbeugend gegen diese Krankheit. Die Krankheit wird jedoch relativ schnell gegen diese Gruppe der Wirkstoffe resistent und soll deshalb nicht zu oft eingesetzt werden.[9] Behandelt wird während feuchter Witterungsbedingungen, wenn der Druck durch die Krankheit am höchsten ist.[8] Die Bekämpfung bleibt aber trotz häufiger Einsätze schwierig, weil die Kulturpflanze eine hohe Zuwachsrate hat.[4]

Lagerungstechnik: Melonen möglichst nahe an 10 °C oder etwas darunter lagern. Bei empfindlichen Sorten sind jedoch Kälteschäden an der Frucht möglich.[6] Auf dem Lager kann eine Spätinfektion stattfinden, die noch nachträglich zum Verderb der Früchte führt. Die Früchte waren dann im Voraus mit Sporen kontaminiert.[3]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f A.F. Sherf und A.A. McNab: Vegetable diseases and their control, 2. Auflage, ISBN 0-4710-5860-2, 1986, S. 340-346.
  2. a b c d e f g h i j G. Crüger: Pflanzenschutz im Gemüsebau, 3. neu bearbeitete Auflage, ISBN 3-8001-5135-9, 1991, S. 200-201.
  3. a b c A.A. Kader: Postharvest technology of horticultural crops, 3. Auflage, ANR Publications, ISBN 3-8001-5135-9, 2002, S. 224.
  4. a b c I.M. Smith: European handbook of plant diseases, Wiley-Blackwell, ISBN 0-6320-1222-6, 1988, S. 349-350.
  5. a b USDA: USDA ARS Fungual Database - Systematic Mycology and Microbiology Laboratory Database, Stand: 27. April, 2005, Online
  6. a b c d e P. Holliday: Fungus diseases of tropical crops, CUP Archive, ISBN 0-5212-2529-9, 1980, S. 200-201.
  7. a b c E. Meyer et al.: Taschenbuch des Pflanzenarztes, 45. neu bearbeitete Folge, Landwirtschaftsverlag GmbH Münster-Hiltrup, 1996, S. 130-137
  8. a b c M.R. Howard: Hydroponic Food Production, 6. Auflage, Lawrence Erlbaum Associates, ISBN 0-9312-3199-X, 2001, S. 488.
  9. a b c d T. Steven, P. Gladders und O.P. Albert: Vegetable diseases: a color handbook, Gulf Professional Publishing, ISBN 0-1237-3675-7, 2006, S. 230-232.
  10. a b c G.N. Agrios: Plant Pathology, 5. Auflage, Academic Press, ISBN 0-1204-4565-4, 2005, S. 516-518.

Quellen


Weblinks