Obst und Gemüse – Studien zur Kinderernährung

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[1] Dunkelgrünes und gelbes Gemüse gegen Übergewicht und schwache Knochen bei Kindern
Da Übergewicht und Osteoporose ihren Ursprung in der Kindheit haben, untersuchten Forscher der Institute für Kinderheilkunde und Kardiologie am Kinderkrankenhaus in Cincinnati sowie der Abteilung für Kinderheilkunde am Kinderhospital in Aurora, USA, ob es einen Zusammenhang mit der Ernährung gibt. Vier Jahre nach Beginn zeichnete sich als Ergebnis ab, dass eine Ernährung, die geprägt ist von einem hohen Anteil an dunkelgrünem und „tiefgelbem“ Gemüse, mit einem niedrigen Körperfettanteil und einer hohen Knochendichte der Kinder verbunden ist. In die Studie waren 325 Kinder einbezogen, die in den 4 Jahren 13-mal untersucht bzw. befragt wurden und zwar im Alter von 3-4, 4-5, 5-6 und 6 bis 7 Jahren. Einmal pro Jahr wurde eine sog. Doppelröntgenenergieabsorptiometrie durchgeführt, um die Knochenentwicklung zu erfassen. Die gefundene Beziehung war auch dann statistisch gesichert, wenn andere bekannte oder vermutete Einflussgrößen wie Rasse, Geschlecht, Größe, Gewicht, Kalorienaufnahme, Calciumaufnahme, körperliche Aktivität, Zeit vor dem Fernseher und Spielen im Freien rechnerisch berücksichtigt wurden. Die Forschergruppe um Karen S. Wosje folgert aus ihren Studienergebnissen, dass eine gemüsereiche Ernährung, die schon im Vorschulalter beginnt, zu einer gesunden Entwicklung von Knochenmasse und Körperfettanteil bei Kindern beitragen kann.

[2]Mehr als drei mal Gemüse und Obst pro Tag fördert Knochenbildung bei Mädchen
In einer Studie am Zentrum für Gesundheitswissenschaften der Universität von Tennessee und dem regionalen Zentrum für Medizin in Memphis, USA, wurde bei Mädchen im Pubertätsalter der Zusammenhang zwischen Ernährung und Knochenaufbau untersucht. Die Forschergruppe um Franees A. Tylavsky teilte die Teilnehmerinnen nach dem Obst- und Gemüseverzehr in zwei Gruppen, nämlich „weniger als drei Portionen pro Tag“ und „drei oder mehr Portionen pro Tag“. Die Ergebnisse machten deutlich, dass die Mädchen, die mehr Gemüse und Obst aßen, eine höhere Knochenmasse hatten. Gleichzeitig war die Ausscheidung des für die Knochenbildung wichtigen Calciums verringert und auch die Konzentration des knochenabbauenden Parathormons (Nebenschilddrüsenhormon) lag niedriger. Die gemessenen Werte wurden um die Einflüsse von Alter, Body Mass Index (BMI) und sportliche Aktivität korrigiert, so dass die Ergebnisse gesichert der Ernährung mit Obst und Gemüse zugeordnet werden konnten. Die Autoren kommen zum Schluss, dass sich ein höherer Verzehr von Gemüse und Obst bei Kindern günstig auf die Knochenentwicklung auswirken kann. Ein ähnlich positiver Effekt von Gemüse und Obst auf die Haut wurde schon vor zwei Jahren mitgeteilt (Gemüse 8,2005, Seite 4) und zwar auf Grund der Forschungsergebnisse von Prof. Lademann von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité in Berlin. Prof Lademann führte die Wirkung auf Karotin zurück, dessen Konzentration in der Haut erhöht war. Daraus könnte geschlossen werden, dass Vitamin C oder Karotin nicht alleine wirksam sind, sondern nur in Verbindung mit anderen unbekannten Stoffen oder, dass sie als Anzeiger für weitere Stoffe mit positiven Wirkungen anzusehen wären.

[3] Geringeres Risiko für Asthma bei Schulkindern, wenn sie schon im Kleinkindalter täglich Gemüse oder Obst gegessen haben
Wenn Kleinkinder täglich rohes Gemüse oder Obst bekommen, haben sie im Schulalter ein um 43% geringeres Risiko, an Asthma zu erkranken, als die, die seltener etwas davon gegessen haben. Dies geht aus einer groß angelegten norwegischen Studie hervor. Darin sollte geklärt werden, ob bestimmte Nahrungsergänzungsmittel bei Kleinkindern einen Einfluss auf das spätere Auftreten von Asthma und Allergien haben. Die Studie umfasste mehr als 5000 Kinder. Ein kleinerer Teil davon wurde klinisch auf Allergien untersucht, bei der Mehrzahl stützte man sich auf die Befragung der Eltern. Auffällig war, dass Vitamin- oder Lebertrangaben bei Kleinkindern die Anfälligkeit für Allergien bei den 6 bis 16jährigen Kindern und Jugendlichen erhöhte, während die tägliche Einnahme von Gemüse und Obst das Risiko deutlich verminderte. Die Untersuchung wurde von F.Nja und Kollegen am Geilomo Kinderkrankenhaus für Asthma und Allergien in Geilo und Sandvika, Norwegen, durchgeführt.

[4] Höherer Gemüseverzehr kann Zahngesundheit verbessern
In einer 6-jährigen japanischen Studie wurde untersucht, ob es bei älteren Menschen einen Zusammenhang zwischen der Ernährung und der Zahngesundheit gibt. Hierzu wählten die Forscher nach dem Zufallsprinzip 600 Personen im Alter von 70 Jahren - ungefähr gleichviel Männer und Frauen - aus. Die Studienteilnehmer wurden zu Beginn auf Zahngesundheit (Wurzelkaries und andere Zahn- oder Zahnbetterkrankungen) untersucht und von Ernährungsexperten ausführlich über ihre Verzehrsgewohnheiten befragt. Die Entwicklung von Zahnerkrankungen wurde über einen Zeitraum von 6 Jahren verfolgt. Die Auswertung zu Versuchsende ergab unter anderem, dass Personen, die mehr „dunkelgrünes und gelbes Gemüse“ aßen, innerhalb der 6-jährigen Beobachtungszeit weniger neue Zahnerkrankungen aufwiesen und zwar unabhängig von anderen Einflussfaktoren wie z.B. der Aufnahme von Zucker, Süßstoffen und süßem Konfekt. Die Studie wurde von der Forschergruppe um A. Yoshihara von der Abteilung für präventive Zahnbehandlung am Institut für Mundgesundheitsforschung der Universität Niigata, Japan, durchgeführt.

[5]Obst (und Gemüse) in der Kindheit schützt vor Krebs im Alter
In der Zeit von 1937 bis 1939 wurden in England und Schottland 1352 Familien mit 5000 Kindern in 16 ländlichen und städtischen Gebieten innerhalb einer Studie auf ihr Ernährungsverhalten (Verzehr an Obst und Gemüse, Vitamin C und E, Carotin, Retinol und Gesamtkalorien) und den Gesundheitszustand untersucht. Mehr als 60 Jahre später, im Jahr 2000, suchte und untersuchte Maria Maynard von der „MRC Social and Public Health Sciences Unit“, London, gemeinsam mit Kollegen von anderen Instituten 3878 Personen aus dieser Studie bzw. wertete Sterbe- und Krebsregister aus. Die damals aufgezeichneten Daten boten die einmalige Gelegenheit, Zusammenhänge zwischen der Ernährung in der Kindheit und deren Auswirkungen im Alter zu finden. Bis zum Jahr 2000 waren insgesamt 483 Personen an Krebs erkrankt. Als wichtigstes Ergebnis fanden die Forscher, dass ein erhöhter Obstverzehr in der Kindheit das Auftreten von Krebs im Erwachsenenalter vermindert und zwar von 100% bei der Gruppe mit niedriger Aufnahme auf 62% bei der Gruppe mit hoher Aufnahme. Die anderen untersuchten Nahrungskomponenten zeigten einen geringeren oder keinen Zusammenhang zum Auftreten von Krebs. Als dafür verantwortliche Inhaltsstoffe vermutet man Antioxidantien, die DNA-Schäden vermindern. Für Kinder über neun Jahre empfehlen die Autoren zur Krebsvorbeugung, täglich etwa 400 Gramm Obst und Gemüse zu essen.

[6] Mehr Carotin - weniger Neurodermitis bei Kindern
In einer Untersuchung zum Auftreten von Neurodermitis (atopischer Dermatitis) bei kleinen Kindern wurde die Frage geprüft, ob es einen Einfluss der Ernährung und hierbei besonders der Versorgung mit antioxidativen Stoffen gibt. Hierfür wurden 180 Kinder mit Neurodermitis und 242 Kinder mit gesunder Haut in einem durchschnittlichen Alter von 5,3 Jahren hinsichtlich der Aufnahme von Beta-Carotin, Folsäure, Vitamin C, Vitamin E u.a. untersucht. Die Auswertung ergab, dass Kinder, die mit der Nahrung viel Beta-Carotin bekamen (oberes Fünftel), ein um 56 % niedrigeres Risiko hatten, an Neurodermitis zu erkranken, als die, die sehr wenig aufnahmen (unteres Fünftel). Auch die höhere Versorgung mit Folsäure, Vitamin E und Eisen war mit einem geringeren Erkrankungsrisiko verbunden. Die Autoren um S.Y. Oh kommen zum Schluss, dass eine Ernährung mit viel antioxidativen Substanzen, also reich an Gemüse und Obst, das Risiko für atopische Dermatitis reduziert. Die Untersuchung wurde als Gemeinschaftsprojekt der Abteilung Nahrungsmittel und Ernährung, dem Fachgebiet Kinder- und Familienstudien der Hochschule für Humanökologie sowie dem Institut für Humanökologie der Universität Kyung Hee in Seoul, Korea, durchgeführt.


Einzelnachweise

  1. Wosje, K.S. et al.: « Dietary patterns associated with fat and bone mass in young children ». Am.J. Clin. Nutr. 92 (2): 294-303, August 2010
  2. Franees A. Tylavsky et al.: Fruit and vegetable intakes are an independent predictor of bone size in early pubertal children. American Journal of Clinical Nutrition, Vol 79, No. 2, 311-317, Februar 2004
  3. Effects of early intake of fruit or vegetables in relation to later asthma and allergic sensitization in school-age children. Februar 2005 in Acta Paediatrica, 94 (2), Seite 147-154
  4. Yoshihara, A. et al.: “A longitudinal study of the relationship between diet intake and dental caries and periodontal disease in elderly Japanese subjects“. Gerontology, 26(2), 130 -136, 2009.
  5. Maynard, M. et al: “Fruit, vegetables and antioxidants in childhood and risk of adult cancer: the Boyd Orr cohort”, Journal of Epidemiology and Community Health, 2003;57: 218-225
  6. S. Y Oh et al.: “Antioxidant nutrient intakes and corresponding biomarkers associated with the risk of atopic dermatitis in young children.” European Journal of Clinical Nutrition, 64, 245-252, 2010.

Weitere Studien


Quellen

Hans-Christoph Scharpf (1997 - 2011): Gemüse ist mehr als ein Nahrungsmittel - Neue Erkenntnisse über die gesundheitlichen Wirkungen. Gemüse, das Magazin für den professionellen Gemüsebau. Verlag Eugen-Ulmer. Stuttgart / Ettlingen.