Naturnahe Spielplätze

Aus Hortipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche

Vielfach kommt die Initative, Spielplätze bei der Neuanlage oder Sanierung naturnah zu gestalten, von Eltern, Kindergärten oder Schulen. Die Vorstellungen jedoch, was ein naturnaher Spielplatz ist, gehen oft auseinander: Viel "Wildnis", etwas Matsch und evtl. ein paar Holzspielgeräte - so stellen sich viele einen naturnahen Spielplatz vor. Bei anderen wächst die Angst, dass so ein Spielplatz mehr Gefahren bergen könnte, angefangen von unübersichtlichem Gebüsch, in dem sich jemand verbergen könnte, über erhöhte Unfallgefahr durch ungesicherte Klettermöglichkeiten bis hin zu giftigen Pflanzen.

Gemeinsam planen, umsetzen und betreuen

Um hier eine möglichst optimale Lösung zu finden, sollten die zukünftigen Nutzer - dies sind in erster Linie die Kinder und Jugendlichen, aber auch deren Eltern und Großeltern - sich bereits bei der Planung beteiligen. Gemeinsam entstehen neue Ideen, die auch in Zeiten knapper öffentlicher Mittel umsetzbar sind. Oft findet sich auch Unterstützung aus dem Bereich der örtlichen Vereine: Bei Naturschutz- und Gartenbauvereinen ergeben sich schnell Gemeinsamkeiten und Angebote, die weit über die Hilfe bei der Anlage hinausgehen können. Denkbar wäre z.B., dass der örtliche Obst und -Gartenbauverein die Patenschaft für den auf dem Spielplatz gepflanzten Apfelbaum übernimmt oder dass die Naturschutzgruppe zusammen mit den Jugendlichen ein Insektenhotel erstellt und betreut. Hier bietet sich die Möglichkeit zu aktiver Jugendarbeit und dies beugt Vandalismus vor.

Attraktivität erreichen

Kinderspielplätze sind Plätze, an denen Kinder (gefahrlos) spielen können und sollen. Damit die Kinder dies auch tun, müssen sie sich an deren Bedürfnissen ausrichten. Die sind je nach Altersgruppe, aber auch bei Mädchen und Jungen, unterschiedlich. Jeweils unterschiedliche Bedürfnisse haben Kleinkinder (- 6 Jahre), Schulkinder (6 - 12 Jahre) und Jugendliche (12 - 18 Jahre). Hier entscheidet oft schon die Lage des Spielplatzes, ob er angenommen wird: Der Aktionsradius von Kleinkindern ist eben wesentlich kleiner als der von Jugendlichen. Die für naturnahe Spielplätze oft bevorzugte Ortsrandlage ist daher vielleicht für Jugendliche attraktiv, für Eltern oder Großeltern, die ihn mit Kleinkindern nutzen wollen, u.U. schon zu abseits gelegen. Außerdem brauchen kleinere Kinder mehr Übersichtlichkeit und kleinere Spielhügel als ältere Kinder. Im Artikel "Naturnahe Spielplätze und ihre Nutzung durch Mädchen" fordert Grit Hottenträger: "...vor allem für die Altergruppe der 6 bis 12 jährigen Mädchen sollten:

  • Sand-Geräte-Spielplätze in ausreichender Quantität zur Verfügung stehen (auch um räumliche Verdrängungen zu vermeiden).
  • Spielplätze soziale Sicherheit bieten, d. h. zentrale Lage aufweisen, sozialkontrolliert sein, etc.
  • Die räumliche Struktur sollte differenziert sein, vor allem sollten Spielräume überschaubare offene Spielbereiche umfassen, z. B. auch Spielangebote in Eingangsbereichen aufweisen.
  • Auf Spielplätzen sollten von Mädchen präferierte Spielangebote, d. h. auch konventionelle Geräte, vorhanden sein.

Darüber hinaus würde man sich auf allen Spielplätzen Angebote für kreatives Spielen wünschen, wie sie Sand-Matsch-Bereiche und Wasser in anderen Formen darstellen. In der Praxis bedeutet dies, dass der Spielplatz am Rande zwar eine kleine "Wildnis" zum Hüttenbauen haben kann, aber doch überwiegend aus frei überschaubaren Flächen besteht, die z. B. durch Geländemodulation (Hügel, Senken) oder Wege in einzelne Spielbereiche gegliedert sind. Verschiedene Gestaltungselemente geben dort Anregungen und Möglichkeiten zu aktivem Spiel aber auch Ruhe und Beobachtungen.

Bedürfnisse und Gestaltungselemente

  • Bewegen: Kletterhügel, Wiese (toben, Ball spielen), Schaukel, Rutsche, Kletternetz, Baumstämme (balancieren)
  • Kreatives Spiel: Wasser, Pumpe, Matschmöglichkeiten, Sand, Wasser, Sein, Holz, Lehm
  • Rückzugsmöglichkeiten: Bäume, Höhlen, Tunnel, Versecke (Weidentipi, Hecken)
  • Beobachten und be"greifen": Hochbeet, Kinder-Garten, Kräuterschnecke, Duftpflanzen, Holzstapel (Insekten beobachten), Fühlwege aus unterschiedlichem Material

Pflanzen als Spiel- und Bastelmaterial

Bot. Name Deutscher Name Verwendung
Acer campestre Feldahorn Frucht als Nasenzwicker, robustes Heckengehölz
Corylus avellana Strauchhasel Material für Pfeil und Bogen, Früchte, robust
Fraxinus excelsior Esche Pfeifen anfertigen
Rosa spec. Wildrosen Kerne der Hagebutten als Juckpulver
Aesculus hippocastanum Roßkastanie Kastanien zum Basteln von Männchen und anderen Spielfiguren
Salix spec. Weide Körbe u.ä.; Steckhölzern Weidentunnel, -zelte usw.

Obst

Bot. Name Deutscher Name Bemerkung
Tafeltrauben Kletterhilfe erforderlich
Actinida arguta Minikiwi Früchte auch mit Schale genießbar, Kletterhilfe erforderlich
Corylus avellana Haselnuss Nüsse können gegessen werden

Wildobstarten

  • Strauch (1-2m hoch, geringer Standraumbedarf): Scheinquitte, Apfelbeere, Fruchtrose
  • Großstrauch (bis zu 6m hoch, mittlerer Standraumbedarf): Feige, Felsenbirne, Mispel, Kirschpflaume, Wilde Heckenrose, Kornelkirsche
  • Baum (10-20m hoch, hoher Standraumbedarf): Mehlbeere, Eberesche, Esskastanie, Elsbeere, Mandel, Maulbeere, Speierling



Quellen

Eva Morgenstern, Gartenakademie Rheinland-Pfalz