Pilzkrankheiten

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Bei Pilzen handelt es sich um eine vielgestaltige Organismengruppe, die von den Hefenpilzen über Schimmelpilze bis zum Fliegenpilz reicht. Ihre äußere Form ist in der Regel (mit Ausnahme der Hefen) aus mehrzelligen, fadenförmigen Hyphen (Myzel) aufgebaut. Pilze sind Eukaryonten und ihre Zellwände enthalten meist Chitin, in seltenen Fällen auch Cellulose. Es sind mehr als 45.000 Arten bekannt. Sie ernähren sich ausnahmslos C-heterotroph und leben entweder saprophytisch (als Bestandszersetzer) oder parasitisch. Während nur wenige Arten als Human- oder Tierpathogene in Erscheinung treten, sind sie als Erreger von Pflanzenkrankheiten von großer Bedeutung. Die Vermehrung erfolgt typischerweise über asexuell oder sexuell gebildete Sporen (hier gibt es eine große Formenvielfalt an Sporen und Sporenlagern) oder über Hyphenteile.

Klassifizierung

Die taxonomische Gliederung ist keine abstammungsbasierte Klassifikation der Pilze, sondern sie beruht mehr auf morphologischen Kriterien der unterschiedlichen Pilzstrukturen, wie Ähnlichkeiten im Aussehen des Fruchtkörpers, der Sporen oder der Hyphen. Trotz mehrfacher, grundlegender Überarbeitung ist auch heute noch keine allgemeingültige Einteilung in Klassen und Ordnungen erreicht worden. Neuere Erkenntnisse aufgrund molekularbiologischer Untersuchungen machen auch weiterhin regelmäßig Anpassungen der Pilzsystematik notwendig.

Für die Belange des praktischen Pflanzenschutzes ist es meist ausreichend, die fünf großen Hauptgruppen zu kennen, aus denen sich die pflanzenparasitären Pilze rekrutieren. (Der wissenschaftlichen Korrektheit wegen ist es notwendig, darauf hinzuweisen, dass einige der nachfolgend genannten "Pilze" inzwischen anderen Organismengruppen zugeordnet sind.)

Nach Agrios, 2005 unterscheidet man

Myxomycota ("Schleimpilze"), hierzu zählt z.B. der Erreger der Kohlhernie,
Oomyceten, hierzu zählen z.B. die "Falsche-Mehltaupilze",
  • aus der Gruppe der Eumycota (Echte Pilze) die
Ascomyceten (Schlauchpilze), hierzu zählen z.B. die "Echte-Mehltaupilze",
Basidiomyceten, hierzu zählen z.B. die Brand- und Rostpilze,
Deuteromyceten (Fungi imperfecti, ohne bekannte sexuell gebildete Sporenformen);


Hier einige Beispiele für die oben genannten Pilzgruppen und ihre Schadbilder an verschiedenen Pflanzen:

Infektionsverlauf

Schematische Entwicklung einer Pilzkrankheit an einem Blatt

Pflanzenparasitäre Pilze sind in der Lage, die gesunde, unverletzte Kutikula der Blätter zu durchdringen oder über Spaltöffnungen oder Verletzungen der Pflanzenoberfläche aktiv in die Wirtspflanze einzudringen. Die anschließende Besiedlung des Wirtsgewebes erfolgt meist durch aktive Ausbreitung in der Pflanze und endet in der Regel mit der Bildung von Sporen, die nach Keimung und Eindringung in einem neuen Wirt den Infektionszyklus einer neuen Generation einläuten. Die nachstehende Abbildung zeigt dies beispielhaft am schematischen Entwicklungskreislauf eines Falsche-Mehltau-Pilzes. Nur wenige Pilze siedeln sich auf ihrer Wirtspflanze an, hierzu gehört vor allem die Gruppe der Echte-Mehltaupilze, die lediglich mit ihren Haustorien, die der Nährstoffaufnahme dienen, in die obersten Zellschichten der Pflanze eindringen. Die Latenzzeit (Zeitspanne von Infektion bis zur Symptomausprägung) kann unterschiedlich lange betragen und reicht von wenigen Tagen bis zu Wochen oder Monaten.

Bekämpfung

Die Bekämpfung von pflanzenparasitären Pilzen kann sowohl über vorbeugende als auch über direkte Maßnahmen erfolgen. Die jeweils zu bevorzugenden Verfahren richten sich an der Biologie des jeweiligen Schadpilzes und den Anbaubedingungen seiner Wirtspflanze aus. Zu den vorbeugenden Maßnahmen zählen beispielsweise die Einhaltung einer ausreichend weiten Fruchtfolge, der abgewogene Einsatz geeigneter Bodenbearbeitungs- und Bewässerungsverfahren, Feldhygiene und sorgfältige Hygiene bei Pflegemaßnahmen und die Verwendung gesunden Saat- und Pflanzgutes. Auch eine angepasste Düngung, insbesondere bei Stickstoff, kann den Befallsdruck reduzieren. Gegen einige Schadpilze lassen sich resistente Sorten der Wirtspflanze verwenden.

Eine direkte Maßnahme gegen den Mehltau, beispielsweise in Äpfeln oder Rosen, ist der so genannte Mehltauschnitt, bei dem befallene Triebe rechtzeitig aus dem Baum bzw. Strauch entfernt werden. Eine verbreitete direkte Bekämpfungsmaßnahme – vor allem im Erwerbsanbau - ist heute der Einsatz von Fungiziden. Eine Übersicht der aktuellen Pflanzenschutzmittelzulassung bekommen Sie auf der Seite von PS Info, dem Pflanzenschutzinformationssystem (http://www.pflanzenschutz-information.de).

Quellen

Hoffmann, G.M., Nienhaus, F., Schönbeck, F., Weltzien, H.C., Wilbert, H. (1976): Lehrbuch der Phytomedizin. Verlag Paul Parey. Berlin. ISBN 3489672267


Hoffmann, G.M., Nienhaus, F., Poehling, H.-M., Schönbeck, F., Weltzien, H.C., Wilbert, H. (1994): Lehrbuch der Phytomedizin. Blackwell Verlag. Berlin. ISBN 3826330080


Agrios, G.N. (2005): Plant Pathology, 5th Edition. Elsevier. Amsterdam. ISBN 9780120445653

Weblinks

Nomenklatur der Pilze: Index fungorum

Pilze auf Wikipedia