Heterorhabditis bacteriophora

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Heterorhabditis bacteriophora
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Heterorhabditis bacteriophora infiziert die Larve von Galleria mellonella
Systematik
Stamm Fadenwürmer
Nematoda
Klasse Secernentea
Unterklasse Rhabditia
Ordnung Rhabditida
Familie Heterorhabditidae


Entomopathogene Nematoden sind auf der ganzen Erde verbreitet. Sie sind polyphag, parasitieren also jeweils mehrere Insektenarten. Es gibt große Unterschiede in der Effektivität der Nematoden. Heterorhabditis bacteriophora wird zur Bekämpfung des Gefurchten Dickmaulrüßlers (Otiorhynchus sulcatus) eingesetzt, ist der effektivste Nützling für diesen Schädling und wirkt auch gegen den Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola).

Biologie

Entwicklungszyklus und Erscheinungsbild

Dauerlarve (3. Larvenstadium) – zwittriges 4. Larvenstadium (Entwicklung im Wirt) – Eier – 4 Larvenstadien – Adulte (Weibchen und Männchen) – Eier – 2 Larvenstadien (Entwicklung in der weiblichen Nematode)

Die Nematoden der Gattung Heterorhabditis sind kleine, unsegmentierte Nematoden. Die zwittrige Larve (4. Larvenstadium) kann bis zu 6 mm lang werden. Die Dauerlarve im 3. Larvenstadium ist 1 bis 1,5 mm lang. Die im Boden lebende infektiöse Dauerlarve des dritten Larvenstadiums sucht aktiv nach einem Wirt und dringt durch eine der Körperöffnungen wie dem Darmkanal oder dem Atemröhrensystem oder direkt durch die Haut in die Blutbahn der Käferlarve ein. Ein Zahn am Kopf der Nematodenlarve dient als Werkzeug. Die Larve enthält ein Zellpaket von Bakterien (Photorhabdus sp.) im Darm, das im Wirt abgegeben wird. Die Käferlarve stirbt innerhalb von zwei Tagen ab und wird braun. Das Bakterium zersetzt das Gewebe des Wirtes, Zellmaterial wird in organisches Material umgewandelt und dient der Nematodenlarve neben den Bakterien als Nahrung.

Das vierte Larvenstadium entwickelt sich in der Käferlarve zur zwittrigen adulten Nematode. Diese produziert männliche und weibliche Geschlechtszellen, die Eier werden im Innern der Nematode befruchtet. Je nach Nahrungsangebot werden bis zu 1500 Eier gelegt, von denen nur wenige überleben. Aus den intakten Eiern schlüpfen Larven, die schnell die vier Larvenstadien schnell durchlaufen und aus denen die Adulten der 2. Generation hervorgehen. Diese Generation enthält Männchen und Weibchen, nach der Paarung sterben die Männchen ab. Bei ausreichendem Nahrungsangebot legen die Weibchen die Eier in den Wirt, bei unzureichendem Angebot entwickeln sich die Eier und die ersten zwei Larvenstadien in der weiblichen Nematode. Das erste Larvenstadium entwickelt sich im Ei, das zweite Larvenstadium schlüpft aus dem Ei, die Larve verlässt im dritten Stadium den Wirt und sucht sich einen neuen Wirt. Nur diese Dauerlarve kann außerhalb des Wirtes überleben, da sie keine Nahrung benötigt. Das Aussehen ist charakterisiert durch die alte Hülle des zweiten Larvenstadiums, das nach der Häutung locker an der Larve hängt und beim Eindringen in den Wirt abgeworfen wird. Zwei bis drei Dauerlarven reichen aus, um den Engerling abzutöten.

Insekten, die durch Heterorhabditis infiziert werden, verändern ihre Farbe von pink zu rot und können auch braun werden. Das Bakterium zersetzt die Kutikula des Insekts nur sehr langsam, so dass das Insekt einigermaßen intakt bleibt.

Populationswachstum

Die Anzahl der infektiösen Dauerlarven, die in den Wirt eindringen und die Größe des Wirtes bestimmen die Anzahl der sich weiter entwickelnden Larven, die am Ende den Wirt verlassen. In einem Engerling können in zwei bis drei Wochen bis zu 300 000 neue Dauerlarven heranwachsen. Im Boden hängt das Populationswachstum hauptsächlich von der Bodenart und -beschaffenheit, der Temperatur und der Feuchtigkeit ab. Schimmelpilze und Räuber können die Anzahl dezimieren. Einige Tage nach dem Verlassen des Wirts haben in der Regel nur noch ein paar Prozent der Larven überlebt, die Anzahl fällt in der folgenden Zeit noch weiter. Ein Wachstum der Population gibt es nur bei einer ausreichenden Anzahl von Käferlarven, ohne Wirt können die Larven auf Dauer nicht überleben.

Ausbringung

Heterorhabditis bacteriophora wird bei Baumschulgehölzen wie Thuja, Rhododendron und Eiben, bei Erdbeeren, bei Zierpflanzen wie Hortensien, Bergenien, Efeu, Cyclamen und Rosen unter Glas und im Freiland eingesetzt. Der Einsatz ist auch in anderen Kulturen möglich. Es kommen infektiöse Dauerlarven aus dem 3. Larvenstadium zum Einsatz. Die Boden- bzw. Substrattemperatur sollte mindestens 12°C, besser 14°C bis 25°C betragen. Als Alternative kann bei Temperaturen ab 5°C Steinernema kraussei eingesetzt werden. Sobald die Temperaturen im April erreicht sind, können Heterorhabditis-Nematoden bei einem Anfangsbefall bis Anfang Juni eingesetzt werden, eine zweite Behandlungsperiode liegt in der Zeit von Ende August bis Oktober. Der Gartenlaubkäfer sollte von Mitte Juli bis Ende September bekämpft werden. Die Einsatzperioden können sich auf Grund der Witterung auch etwas verschieben. Da die Nematoden lichtempfindlich sind, sollte die Anwendung in den frühen Morgenstunden, in den Abendstunden oder an trüben Tagen erfolgen. Die Aufwandmenge sollte mindestens 0,5 Millionen Tiere pro Quadratmeter betragen, bei größeren Containern sollte sie höher sein. Bei Topf- und Containerkulturen sollte bei der Gießbehandlung der ganze Topf bzw. Container durchfeuchtet werden. Nach der Behandlung sollten die Pflanzen kurz mit Wasser abgebraust werden, um auf den Pflanzen verbliebene Nematoden abzuspülen. Die Ausbringung kann mit Gießkannen, Karrenspritzen mit Kolbenpumpe, Düngemitteldosiergeräte und Tauchpumpen erfolgen. Kreiselpumpen können die Nematoden schädigen. Siebe und Filter sind zu entfernen, Düsen mit Prallkörper zu vermeiden. Gut eignen sich Flachstrahldüsen. Der Druck darf 3 bar nicht überschreiten.

Sind genügend Käferlarven im Boden, können sich die Nematoden weitervermehren und parasitieren. In der Regel beträgt die Wirkungsdauer 4 bis 6, manchmal 8 Wochen. Die Nematodenlarven können im Boden etliche Zentimeter zurücklegen, in Sandböden schneller als in schweren Lehmböden. In Steinwolle oder anderen künstlichen Substraten können die Nematoden mit der Bewässerung weggespült werden.

Quellen

R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 

M. Ruisinger (2013): Larven des Dickmaulrüßlers jetzt noch mit Nematoden bekämpfen. Informationsdienst Nr. 35 vom 04.09.13 der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. 

www.e-nema.de/unser-unternehmen/insektenpathogene-nematoden/ 

www.nuetzlinge.de/produkte/unter-glas/heterorhabditis-bacteriophora/ 

Weblinks