Grundlagen der Düngung im Zierpflanzenbau

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Hauptartikel: Düngung im Zierpflanzenbau

Der Wachstumsfaktor, der ohne großen technischen Aufwand am einfachsten zu beherrschen ist und neben dem Licht und der Temperatur den größten Einfluss auf das Pflanzenwachstum nimmt, ist die Düngung. Sie beeinflusst entscheidend die Größe und die Qualität der Pflanze sowie das Krankheitsrisiko. Bei Arten ohne photoperiodische Reaktion ist das Nährstoffangebot für die Kulturdauer und damit die Produktionskosten wesentlich.
Das Ziel eines Düngungsprogramms ist es daher, in der kürzest möglichen Kulturzeit ein in Größe und Aufbau genau definiertes Produkt in optimaler Qualität zu produzieren. Der Beitrag, den die Düngung dazu liefern kann, ist von der Technik her problemlos zu erreichen.
Neben technischen Aspekten muss eine optimale Pflanzenernährung auch wirtschaftlich vertretbar sein und darf die Arbeitskapazität des Betriebs nicht übermäßig belasten.
Bedarfsorientierte Düngungssysteme leisten ebenfalls einen Beitrag zum Umweltschutz, da Nährstoffauswaschungen weitgehend bzw. vollständig vermieden werden können.

Düngung nach Augenschein und Erfahrung

Eine nicht dem Bedarf angepasste Düngung ist nicht mehr zeitgemäß und gehört aus den Betrieben verbannt. Das Produktionsergebnis kann unliebsame Überraschungen bringen, da z.B. der Platz zum Rücken nicht ausreicht und im schlimmsten Fall ein neues Gewächshaus gebaut wird. Diese Art der Betriebsentwicklung ist nicht zu vertreten.
Betriebe, die so düngen, haben keinen Überblick über den tatsächlichen Ernährungszustand ihrer Kulturen, aber möglicherweise ein Substrat, das ausgleichend wirkt.
Die Bewässerung geschieht mittels offener Systeme, das überschüssige Wasser wird nicht aufgefangen, sondern versickert im Boden. Diese Verfahren sind wegen nicht zu kontrollierender Auswaschung für eine gezielte Produktion nicht zu gebrauchen.

  • Verfahren im Topfpflanzenanbau: gießen mit dem Schlauch
    Vliesmatte mit Befeuchtung der Matte mit Tröpfchenbewässerung (geschlossen möglich)
  • Verfahren im Schnittblumenanbau: Bodenkultur mit Düsenrohr- und Tropfbewässerung
    Substratschichtkultur (geschlossen möglich)
    Steinwollkultur (geschlossen möglich)


Bedarfsorientierte Düngung

Die Pflanze erhält nur so viele Nährstoffe, wie für ein zügiges Wachstum und zum Erreichen eines bestimmten Produktionsziels benötigt wird. Durch regelmäßige Überprüfung des Ernährungszustandes werden Fehlentwicklungen vor dem Sichtbarwerden von Ernährungsstörungen erkannt und korrigiert. Die Boden- und Substratanalyse ist daher ein unerlässliches Hilfsmittel, auch wenn sie nur zur Bestätigung des Düngungsprogramms dient.
Jeder Betriebsleiter hat auf die Gegebenheiten seines Betriebs abgestimmt, für jede Kultur ein individuelles Düngungsprogramm zu erarbeiten. Dabei sind folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen.

  • Nährstoffbedarf

Damit wird entscheidend die Qualität des Verkaufsprodukts festgelegt, die durch die Markterfordernisse vorgegeben ist (Pflanzengröße, Wuchsform).

  • Kulturzeitraum

Im Wesentlichen bestimmt die Einstrahlung (Lichtmenge) die Geschwindigkeit des Pflanzenwachstums. Der Nährstoffbedarf während eines bestimmten Zeitraums ändert sich somit zwischen Sommer- und Winterhalbjahr sowie innerhalb der Jahreszeit zusätzlich mit dem Wechsel strahlungsreicher und -armer Perioden.

  • Wachstumsverlauf

Die Zunahme des Pflanzenwachstums verläuft nicht gleichmäßig, sondern ist abhängig von den Entwicklungsstadien einer Pflanze. Im Jugend- und Reifestadium ist der Nährstoffbedarf geringer als in der Hauptwachstumsphase. Bei Pflanzen, die in Floren blühen (Rosen), ändert sich der Nährstoffbedarf periodisch.

  • Boden-, Substratvorrat

Es muss immer ein Mindestvorrat vorhanden sein, damit die Pflanze zu jeder Zeit ausreichend versorgt ist und überhaupt Nährstoffe aufnehmen kann. Die Höhe des Vorrats richtet sich nach der Salzverträglichkeit der jeweiligen Kultur (Angabe als Richtwert für jeden einzelnen Nährstoff). Der Pflanzenentzug wird zu dem Mindestvorrat zusätzlich in kurzen Zeitabständen (am besten mit jeder Bewässerung) in geringer Konzentration gedüngt.

Jedem Betriebsleiter muss die Qualität seines Gießwassers bekannt sein. Der Salzgehalt bestimmt die Zugabe der Düngermenge, um Grenzwerte des Salzgehalts im Boden nicht zu überschreiten. Enthaltene Nährstoffe (häufig Nitrat) sind auf den Nährstoffentzug anzurechnen. Die Wasserhärte bestimmt den Verlauf des pH-Werts während der Kulturzeit.

Der Zeitabstand zwischen den Nachdüngungen sowie die Wassermenge pro Düngungsvorgang verlangen die jeweilige Berechnung der Nährlösungskonzentration.

  • Betriebliche Faktoren

Das im Betrieb vorhandene Bewässerungssystem bestimmt im wesentlichen das Düngungssystem und damit die Häufigkeit der Düngungstermine. Ein weiterer Faktor ist die Entscheidung, ob Mehrnährstoff- oder Einzeldünger verwendet werden sollen.

Quellen

Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße.