Eretmocerus eremicus

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Schlupfwespe
Eretmocerus eremicus

Bild fehlt

Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Hautflügler
Hymenoptera
Überfamilie Erzwespen
Chalcidoidea
Familie Aphelinidae

Die Schlupfwespenart Eretmocerus eremicus ist im Südwesten der USA beheimatet. Sie parasitiert die Weiße-Fliege-Arten Bemisia tabaci und Trialeurodes vaporariorum, wird seit 1994 in der biologischen Bekämpfung eingesetzt und seit 1995 auch in Deutschland angeboten.

Biologie

Entwicklungszyklus und Erscheinungsbild

Ei – 3 Larvenstadien – Puppe – Insekt

Zunächst sind die birnenförmigen Eier transparent, nach 2 bis 3 Tagen werden sie hellbraun. Die Eier werden unter Weiße-Fliege-Larven, bevorzugt des 2. und 3. Larvenstadiums, gelegt. Die Larven schlüpfen aus, wenn sich die Larve der Weißen Fliege im 4. Stadium befindet. Die birnenförmige Larve beißt mit ihren Mundwerkzeugen ein kleines Loch in den Wirt, sie benötigt 2 Tage für das Eindringen. Im Innern des Wirts erfolgt die Weiterentwicklung zum 2. Larvenstadium, die Larve ernährt sich nun von der Larve der Weißen Fliege. Während des 3. Larvenstadiums füllt die Larve größtenteils das Puparium des Wirtes aus. Während der Entwicklung über das Puppenstadium zum adulten Tier, färbt sich die Hülle des Weiße-Fliegen-Pupariums gleichmäßig gelb. Durch ein rundes Loch verlässt die Schlupfwespe ihren Wirt. Der Körper des weiblichen Tieres ist zitronengelb und etwa 0,75 mm lang mit grünen Facettenaugen und 3 roten Ocellen (Einzelaugen). Das Männchen ist dunkelgelb bis braun und etwas dünner als das Weibchen. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal sind die Antennen, die beim Weibchen 5 Segmente, beim Männchen nur 3 Segmente haben. Das letzte Segment beim Männchen ist stark verlängert.


Das Populationswachstum von Eretmocerus eremicus[1]

Kultur Wirt Temperatur (°C)
  14     20     22     24     25     30  
Entwicklungszeit Ei – adultes Tier in Tagen
Tabak Trialeurodes vaporariorum 44 22 19
Poinsettien Trialeurodes vaporariorum 20
Poinsettien Bemisia tabaci 16
Anzahl abgelegter Eier pro Tag
Tabak Trialeurodes vaporariorum 10,4 14,2 17,3
Poinsettien Trialeurodes vaporariorum 8
Poinsettien Bemisia tabaci 3
Lebensdauer in Tagen
Tabak Trialeurodes vaporariorum 13,5 4,8 2,5
Poinsettien Trialeurodes vaporariorum 20
Poinsettien Bemisia tabaci 10

Da die Larven nicht ausschlüpfen, bevor die Weiße Fliege das 4 Larvenstadium erreicht hat, kann die Entwicklungsdauer variieren. Encarsia formosa entwickelt sich etwas schneller als Eretmocerus eremicus, aber da Eretmocerus die Larven in einem früheren Stadium parasitiert, schlüpft das adulte Tier früher aus. Danach kann die adulte Schlupfwespe fast sofort Eier an einem neuen Wirt ablegen. Eine Paarung ist notwendig, sonst gibt es nur männliche Nachkommen. Die Population besteht in der Regel zu 60% aus Weibchen und 40% aus Männchen. Eretmocerus eremicus scheint Bemisia tabaci besser zu parasitieren, aber es ist auch die Produktion einer hohen Zahl von Nachkommen auf Trialeurodes vaporariorum möglich. Ein weibliches Tier kann 50 bis 200 Eier legen. Die Lebenszeit von E. eremicus ist kürzer als die von Encarsia formosa, aber in den ersten Tagen als adultes Tier legt sie mehr Eier. Ein Vorteil von E. eremicus ist, dass die Aktivität auch bei Temperaturen von 30-40°C erhalten bleibt. Optimale Temperaturen liegen bei über 25°C. Wie Encarsia formosa auch, betreibt das adulte Insekt Host-feeding (Hämolymphe-Aufnahme), scheinbar aber in geringerem Maße. Da der Ovipositor (Legebohrer) von Eretmocerus nicht besonders stark ist, kann die Weiße-Fliege Larve nur an der Ausscheidungsöffnung angestochen werden. Bei der Flüssigkeitsaufnahme stirbt die Weiße-Fliegen-Larve. Die Schlupfwespe kann so bis zu 30 Larven pro Tag vernichten. E. eremicus ist unempfindlicher gegenüber Pflanzenschutzmitteln als E. formosa.

Ausbringung

Die Schlupfwespen werden als Larven in Weiße-Fliegen-Nymphen auf Kärtchen aufgeklebt oder in Sägespänen als Trägermaterial geliefert. Die Kärtchen werden gleichmäßig im Bestand verteilt. Die Sägespäne werden auf mehrere schattige, leicht feuchte Stellen des Pflanzbodens (Erde oder Substrat) ausgebracht. Die Stellen sollten vor Gießwasser geschützt sein. Die Behälter sollten noch 14 Tage im Bestand verbleiben, damit alle Schlupfwespen aus dem Behälter in den Bestand gelangen können. Es werden ein bis fünf Tiere pro qm ausgebracht. Die Färbung der durch Eretmocerus parasitierten Nymphe der Weiße Fliegen ist nicht eindeutig, die Nymphen färben sich gelblich. Durch ein kreisrundes Loch verlässt das adulte Insekt die Weiße-Fliege-Nymphe, die Weiße Fliegen verlassen ihre Nymphe dagegen durch T-förmige Schlupflöcher. Eretmocerus-Schlupfwespen werden in botanischen Gärten bei tropischen und subtropischen Pflanzen und bei Poinsettien, Hibiscus und Begonien eingesetzt. Der Standardnützling gegen die Weiße Fliege ist aber die Schlupfwespe Encarsia formosa, die Wirksamkeit von Eretmocerus-Schlupfwespen scheint in der Praxis deutlich geringer zu sein. In der Regel wird Eretmocerus zusammen mit Encarsia eingesetzt.

Quellen

  1. Daten von Koppert (Tabak) und Hoddle, M.S., van Driesche, R. G., Sanderson, S. 1996: A grower´s guide to using biological control for silverleaf whitefly on poinsettias in the northeast United States. University of Massachusetts Cooperative Extension Publication, Floral Facts: 4 pp

R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 

Katz Biotech AG Schlupfwespe Eretmocerus eremicus[1] 

SAUTTER & STEPPER Schlupfwespe Eretmocerus mundus[2] 

Weblinks