Echter Mehltau an Gehölzen
Als Echten Mehltau bezeichnet man eine Gruppe von Pflanzenkrankheiten, deren Symptome sich als weißlicher Belag auf der Blattoberfläche der Wirtspflanzen äußern. Das Krankheitsbild wird von Pilzen aus der Familie der Erysiphaceae verursacht. Es sind zahlreiche Gattungen mit unterschiedlichen Arten und sogar Unterarten (so genannte formae speziales) bekannt. Die meisten von ihnen sind hochgradig spezialisiert auf eine einzige Wirtspflanzenart. Da sie meist ähnliche Witterungsbedingungen für eine Epidemie benötigen, treten sie oft zeitgleich auf. Dies führt gelegentlich zu der fälschlichen Einschätzung, dass es sich um ein und denselben Erreger handeln würde, der zahlreiche Pflanzen befällt. Echten Mehltau findet man an Gräsern, wie Getreide oder Quecke, an zahlreichen Gemüse- und Obstarten, an vielen Zierpflanzen und Gehölzen. Bei starkem Befall kann es zu erheblichen Ernteausfällen und Qualitätseinbußen kommen. Gehölze können Befall mit Echtem Mehltau längere Zeit tolerieren.
Inhaltsverzeichnis
Schadbild
Charakteristisch für den Echten Mehltau ist der mehlige Belag auf den Blättern. Dabei können sowohl Blattober- als auch die Blattunterseite befallen werden. Je nach Wirtspflanze zeigen sich auch deutliche Symptome an Stielen (z.B. Rosen), Trieben (z.B. Apfel) und Früchten (z.B. Weinrebe, Stachelbeere).
Lebensweise
Der Echte Mehltau bildet im Gegensatz zu den meisten anderen pflanzenparasitären Pilzen sein Myzel nicht im Pflanzengewebe, sondern er wächst auf dem Blattgewebe und dringt nur mit den so genannten Haustorien in das Blattgewebe ein. Sie entziehen der Wirtspflanze die Nährstoffe. Der Echte Mehltau ist ein obligater Parasit, d.h. er ist für seine Entwicklung auf lebendes Wirtspflanzengewebe angewiesen. Da er auch bei Trockenheit keimt und eine Luftfeuchte von 70 % für ihn ausreichend ist, nennt man ihn auch einen "Schönwetterpilz". Die Verbreitung des Echten Mehltaus erfolgt über Sporen, die mit dem Wind verdriften. Echte Mehltaupilze bilden in der Regel zwei unterschiedliche Sporenformen aus. Die asexuell gebildeten, kettenförmig abgeschnürten Konidien (Abb. links) bilden sich in mehreren Zyklen und dienen der Ausbreitung während der epidemischen Phase im Sommer. Die sexuell gebildeten Ascosporen können in speziellen Lagern (Abb. links) ungünstige Bedingungen überdauern. Bei Getreidemehltau ist dies beispielsweise der Spätsommer nach der Getreideernte, bei anderen Wirtspflanzen ist es meist die Winterzeit. Die Überwinterung kann aber vielfach auch als Myzel in Knospenschuppen oder Trieben erfolgen.
Häufig auftretende Echte Mehltaupilze an Gehölzen
Häufig findet man Echten Mehltau an folgenden Gehölzen:
Ahorn | Phyllactinia guttata an Feldahorn |
Uncinula bicornis an Feldahorn und Berghorn | |
Uncinula tulasnei an Feldahorn und Spitzahorn | |
Rosskastanie | Phyllactinia guttata |
Erle | Microsphaera penicillata |
Phyllactinia guttata | |
Weißdorn | Podosphaera clandestina |
Phyllactinia mespili | |
Apfel/Zierapfel | Podosphaera leucotricha |
Podosphaera clandestina | |
Phyllactinia mali | |
Pappel | Uncinula adunca |
Phyllactinia guttata | |
Eiche | Microsphaera alphitiodes |
Phyllactinia guttata | |
Rose | Sphaerotheca pannosa |
Platane | Erysiphe platani (Microsphaera platani) |
Daneben kann Echter Mehltau auch an Berberitze, Birne, Birke, Buche, Buchsbaum, Catalpa, Eberesche, Esche, Esskastanie, Euonymus, Feuerdorn, Flieder, Hainbuche, Hartriegel, Haselnuss, Holunder, Kreuzdorn, Linde, Magnolie, Maulbeerbaum, Mispel, Paulownie, Platane, Prunus-Arten, Ribes-Arten, Robinie, Rose, Schein- und Zierquitte, Seidelbast, Ulme, Viburnum, Weide, Wilder Wein und anderen Gehölzen auftreten.
Bekämpfung
Gehölze können Befall mit Echtem Mehltau längere Zeit tolerieren. Allerdings kann der Zierwert dann erheblich eingeschränkt sein. Sofern es die Anlage und die Größe der Gehölze erlauben, kann man versuchen, durch präventive (d.h. vorbeugende) Maßnahmen den Befallsdruck zu reduzieren.
Hierzu zählen
- Engstand vermeiden
- für gute Belichtung sorgen
- widerstandsfähige Sorten bevorzugen, z. B. bei Rosen
Sollte eine chemische Bekämpfung notwendig werden, findet man eine aktuelle Liste zugelassener Pflanzenschutzmittel unter PS Info (Pflanzenschutzinformationssystem).
Aktuelle Zulassungssituation in der Baumschule
Aktuelle Zulassungssituation im Zierpflanzenbau
Aktuelle Zulassungssituation im Öffentlichen Grün
Aktuelle Zulassungssituation im Haus- und Freizeitgarten
Quellen
Butin, H. (1989): Krankheiten der Wald- und Parkbäume. Thieme Verlag. Stuttgart. ISBN 3-13-639002-4
Nienhaus, F. und Kiewnick, L. (1998): Pflanzenschutz bei Ziergehölzen. Ulmer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8001-5291-6
Obst, A. und Paul, V. H. (1993): Krankheiten und Schädlinge des Getreides. Verlag Th. Mann. Gelsenkirchen-Buer. ISBN 3-7862-0096-3
Echte Mehltaupilze an Ziergehölzen, Gartenakademie Rheinland-Pfalz