Definition des N-Sollwerts - Nmin-System, KNS und N-Expert

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Die Nutzung von N-Sollwerten zur Bemessung der Stickstoffdüngung von Gemüse ist in Deutschland seit vielen Jahren etabliert. Ein Blick in die Literatur zeigt jedoch, dass der Begriff N-Sollwert nicht einheitlich definiert wird. Häufig wird gefragt, ob die erwartete N-Mineralisierung von den N-Sollwerten abgezogen werden muss, oder ob sie bereits enthalten ist. Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, welcher N-Sollwert gemeint ist.


N-Sollwerte mit oder ohne Mineralisierung?

Die ersten N-Sollwerte für den Gemüsebau wurden aus Düngungsversuchen abgeleitet [1]. Dazu wurden Versuche mit steigenden N-Angeboten (Nmin-Vorrat + N-Düngung) durchgeführt. Als N-Sollwert wurde das N-Angebot definiert, mit dem – im Mittel vieler Versuche – der Höchstertragsbereich gerade erreicht wurde. Während der Laufzeit von Düngungsversuchen trägt natürlich auch die N-Mineralisierung zur N-Versorgung der Pflanzen bei und beeinflusst dadurch die Versuchsergebnisse, aus denen der N-Sollwert abgeleitet wurde. Das heißt, dass die N-Mineralisierung in die Festlegung des N-Sollwertes bereits eingeflossen ist und daher von in Düngungsversuchen ermittelten Sollwerten nicht noch zusätzlich abgezogen werden darf.

Als Alternative zur Durchführung von Düngungsversuchen ist es möglich, N-Sollwerte zu kalkulieren, so wie es z.B. im KNS-System [2]und im Düngungsberatungsprogramm N-Expert [3] beschrieben ist. Die Abbildung zeigt, dass in allen drei Systemen die gleichen Komponenten der N-Bilanz berücksichtigt werden, um die N-Düngungsempfehlung abzuleiten. Die Kalkulationen berücksichtigen die von den Pflanzen aufgenommene N-Menge, den notwendigen Nmin-Rest im Boden am Erntetermin, die N-Mineralisierung und den Nmin-Vorrat im Boden vor Kulturbeginn. Für das KNS-System ist zu beachten, dass dort der N-Sollwert als Summe von N in den Pflanzen und Nmin-Rest im Boden definiert ist. Deshalb muss die geschätzte N-Mineralisierung von KNS-Sollwerten noch abgezogen werden.

Komponenten der N-Sollwert-Systeme im Überblick

Es spricht nichts dagegen, dass es unterschiedliche Definitionen für den Begriff N-Sollwert gibt. Aber die Unterschiede müssen bei der Berechnung der N-Düngungsempfehlung unbedingt beachtet werden. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte jeder Nutzer von N-Sollwerttabellen prüfen, ob die N-Mineralisierung in den Sollwerten bereits berücksichtigt wurde. In der Datensammlung zur Düngung im Freilandgemüsebau sind berechnete N-Sollwerte sowohl mit als auch ohne Berücksichtigung der Mineralisierung angegeben (http://www.igzev.de/publikationen/Fink_Hrsg._et_al._2007_DE.pdf).

Wie die N-Mineralisierung aus organischer Bodensubstanz (Humus) geschätzt werden kann, ist hier erläutert. Abschließend ist festzuhalten, dass die erwartete N-Mineralisierung aus Ernterückständen und aus organischen Düngern immer vom N-Sollwert abgezogen werden muss, unabhängig davon, ob der Sollwert im Düngungsversuch ermittelt, oder nach dem KNS- oder N-Expert-System berechnet wurde.

Einzelnachweise

  1. Scharpf, H.C. 1991. Stickstoffdüngung im Gemüsebau. Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bonn. AID-Nr. 1223, 35 S.
  2. Lorenz, H.P., Schlaghecken, J., Engl, G. 1989. Ordnungsgemäße Stickstoffversorgung im Freiland-Gemüsebau nach dem Kulturbegleitenden Nmin-Sollwerte(KNS)-System. Ministerium Landwirtschaft, Weinbau Forsten Rheinland-Pfalz, 85 S.
  3. Fink, M., Scharpf, H.C. 1993. N-Expert – A decision support system for vegetable fertilization in the field. Acta Horticulturae 339, 67-74.