Düngung Weißtorfsubstrat

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Das Analysenergebnis für Weißtorf ist der Tabelle zu entnehmen.

pH-Wert mg/l Substrat
Salz N P2O5 K2O
3,1 200 20 6 20


Einstellung des pH-Werts

Die Spalte pH (CaCl2) gibt Auskunft über den aktuellen pH-Wert der Probe, die Spalten daneben zeigen das Ergebnis der Kalkbedarfsbestimmung. Diese Werte geben an, wie viel kg Branntkalk (CaO) pro m3 erforderlich sind, um den gewünschten pH-Wert einzustellen.


Ergebnis einer Kalkbedarfsbestimmung
Nummer Bezeichnung pH
CaCl2
kg/m3 Branntkalk (CaO) für pH
5,0 5,5 6,0 6,6
1 Kompost 6,2 - - - -
2 Weißtorf 3,1 2,4 2,9 3,5 4,2
3 Landerde 6,7 - - - -


Bei dem Ziel, einen pH-Wert von 6,0 zu erreichen ist eine Beimischung von 3,5 kg Branntkalk erforderlich. Für Zierpflanzensubstrate kann dieser schnell lösliche Kalk jedoch nicht verwendet werden, da es aufgrund der schlechten Pufferung zu einem plötzlichen pH-Anstieg käme, der zur Festlegung von Spurennährstoffen führt. Daher kommt nur der schwer lösliche kohlensaure Kalk (CaCO3) in Frage, der den pH-Wert über einen längeren Zeitraum anhebt.
Der kohlensaure Kalk weist jedoch gegenüber dem Branntkalk eine um 50 % geringere Kalkwirkung aus, so dass der in der Kalkbedarfsbestimmung ermittelte Wert für Branntkalk verdoppelt werden muss.


Umrechnungsfaktor in kohlensauren Kalk = 2
Bedarf an kohlensaurem Kalk = Branntkalkbedarf x Umrechnungsfaktor = 3,5 x 2
= 7,0 kg/m3 kohlensaurer Kalk


Die in dem Beispiel errechneten 7,0 kg kohlensaurer Kalk pro m3 weichen evtl. von den bisherigen Erfahrungen eines Betriebsleiters ab, sind aber für Weißtorf heute die Regel. Faustzahlen mit 4 kg kohlensaurer Kalk pro m3 Weißtorf gelten nicht mehr, da der Torf aus tieferen Schichten abgebaut wird, einen höheren Zersetzungsgrad aufweist und damit besser gepuffert ist. Nur durch eine Kalkbedarfsbestimmung bei den Bodenuntersuchungsinstituten ist eine exakte Angabe des Kalkbedarfs möglich.
Betriebliche Routinen gelten nicht mehr.
Bei baltischen Weißtorfen reichen 3,2 - 3,5 kg pro m3 kohlensaurer Kalk aus.
In Abhängigkeit von der Carbonathärte des Gießwassers kann die Kalkzugabe betriebsspezifisch angepasst werden.


Kalkzugabe in Abhängigkeit von der Carbonathärte [1]
Carbonathärte Torfsubstrate [kg CaCO3/m3]
5° dH
5 - 6
5 - 10° dH 4 - 5
10 - 15° dH 2 - 3
> 15° dH bis 2


Auch bei der Auswahl des kohlensauren Kalks können Fehler gemacht werden. Die Wirkungsgeschwindigkeit und der Kalkgehalt bestimmen die Anwendbarkeit:

  • Für eine rasche und nachhaltige Wirkung muss der kohlensaure Kalk fein vermahlen sein. 0,1 bis 0,2 mm Körnung ist der optimale Vermahlungsgrad. Grob gemahlene Kalke beginnen erst zu einem sehr späten Zeitpunkt mit der pH-Steigerung, auch die weitere Anhebung verläuft langsam.
  • Der verwendete kohlensaure Kalk muss mindestens 85 % CaCO3 enthalten.


Einfluss der Korngröße (Mahlfeinheit) von kohlensaurem Kalk auf die Veränderung des pH-Werts von Weißtorf bei einer Gabe von 6 kg pro m3
Korngröße [mm] pH-Wert nach 10 Tagen
1,0 - 2,0 3,5
0,75 - 1,0 3,6
0,5 - 0,75 3,7
0,2 - 0,5 4,5
0,1 - 0,2 6,5
0,063 - 0,1 7,3
0,063 7,5


Andere Kalke sind ungeeignet. Branntkalk wirkt zu schnell (Spurennährstofffestlegung) und kann wegen seiner starken basischen Wirkung die Pflanzenwurzeln schädigen.

Hüttenkalk hat eine zu geringe Kalkwirkung und unerwünscht hohe oder stark wechselnde Spurennährstoffanteile. Außerdem werden pflanzenschädliche Sulfide freigesetzt.


Grunddüngung

Da die Salzverträglichkeit der Pflanzen es nicht zulässt, den gesamten Bedarf über das Substrat zu bevorraten, kann nur eine salzverträgliche Menge beigemischt werden (Teilbevorratung). Substrate, in die bewurzelte Jungpflanzen oder Sämlinge getopft werden, dürfen lediglich einen Salzgehalt aufweisen, der dem einer Pikiererde entspricht (1 - 1,5 g Salz pro l). Von der Verwendung von Topferden (Einheitserde T, TKS 2, Floraton 2) ist dringend abzuraten, da der Salzgehalt von ca. 3 g/l bereits die Toleranzgrenze von Jungpflanzen überschreitet und eine verlangsamte Anfangsentwicklung bis hin zum Verbrennen von Wurzelspitzen hervorrufen kann. Damit steigt die Kulturdauer und die Pflanzenqualität sinkt.
Die Grunddüngung hat damit das Ziel, den Pflanzen über eine angemessene Salzkonzentration im Substrat einen zügigen Wachstumsbeginn zu garantieren, während der unterschiedliche Nährstoffbedarf der verschiedenen Pflanzenarten ausschließlich durch die Nachdüngung gewährleistet wird. Auch im Verlauf der Kulturzeit darf der Salzgehalt nicht in unverträgliche Bereiche steigen.
Eine Versalzungsgefahr über die Grunddüngung besteht mit zunehmender Topfgröße nicht, obwohl der Salzgehalt bei gleicher Düngermenge im Substrat mit zunehmender Größe ansteigt. Die Richtwerte für die Salzverträglichkeit beziehen sich auf die Salzmenge pro Volumen. Mit steigender Topfgröße werden gleichzeitig größere Pflanzen anvisiert, so dass ein Zusammenhang zwischen dem Entzug der Pflanze und der Höhe der Bevorratung pro Topf besteht.
Die Grunddüngung mit wasserlöslichen Salzen liegt bei Verwendung von Erden des P-Typs im Bereich von 30 % des Entzugs. Bei Verwendung von 0-Erden kann die Höhe der Grunddüngung auch nach der Salzverträglichkeit der Kulturen spezifiziert werden.


Höhe der Grunddüngung in Abhängigkeit von der Salzverträglichkeit
Gruppe I II III
wasserlösliche Mehrnährstoffdünger [kg/m3] 0,5 - 1,0 1,5 - 2,0 2,5 - 3,5
umhüllte Depotdünger [kg/m3] 0,5 - 2,0 2,5 - 4,0 4,0 - 7,0

Die niedrigen Werte gelten für Kulturzeiten vom Herbst in den Winter hinein, die höheren für das Sommerhalbjahr. Aus Sicherheitsgründen (ungestörtes Wurzelwachstum) ist jedoch eine schwache Aufdüngung vorzuziehen. Dabei ist aber zu beachten, dass früher mit der flüssigen Nachdüngung begonnen und in kürzeren Abständen nachgedüngt werden muss.
Die Berechnung des Düngerbedarfs beginnt mit der Berechnung des Fehlbedarfs an mg/l Reinnährstoffen im Substrat durch Vergleich der Analysenwerte mit den Richtwerten. Der Fehlbedarf an Einzelnährstoffen wird dann umgerechnet in Düngerbedarf, entweder für Einzeldünger oder Mehrnährstoffdünger.


Salz N P2O5 K2O
Richtwert
Messwert
1500
200
150
20
150
6
200
20
Fehlbedarf - 130 144 180



Düngermenge aus Einzeldüngern

Folgende Tabelle enthält die für die Grunddüngung von Topfpflanzensubstraten geeigneten Einzeldünger. Für die Anwendung von Einzeldüngern spricht die Kosteneinsparung gegenüber Mehrnährstoffdüngern sowie die Möglichkeit, einer pH-Wertveränderung während der Kulturzeit entgegenzuwirken. Von besonderer Bedeutung ist hier das Gießwasser. Hartes Wasser erhöht den pH-Wert des Substrats, gegenzusteuern ist durch die Wahl physiologisch saurer Dünger.
Der pH-Absenkung durch weiches Wasser wird durch physiologisch alkalische Dünger entgegengewirkt. Die Wirkung wird hauptsächlich durch die Stickstoffform verursacht.
Ein weiterer Vorteil von Einzeldüngern ist die genaue Dosierung eines jeden einzelnen Nährstoffs. Das Nährstoffverhältnis von Mehrnährstoffdüngern entspricht in den seltensten Fällen dem Nährstoffverhältnis des Fehlbedarfs der Einzelnährstoffe.
Diese Entscheidungskriterien gelten auch für die flüssige Nachdüngung.


Einzel- und Zweinährstoffdünger für die Grunddüngung
Dünger
N
%
P2O5
%
K2O
%
MgO
%
Ammonium-Nitrat, NH4NO3
Schwefelsaures Ammoniak, (NH4)2SO4
Kalkammonsalpeter, NH4NO3 • CaCO3
Kalksalpeter, Ca(NO3)2
34,5
21,0
27,0
15,5
Nitroka plus
Floranid NK
Kalimagnesia, K2SO4•MgSO4
Schwefelsaures Kalium, K2SO4
12
14

18
19
30
50


10
Superphosphat, Ca(H2PO4)2
Ammonium-Phosphat, NH4H2PO4
Kalium-Phosphat, KH2PO4

12
18
60,5
52,0


34,0
Magnesium-Sulfat (Bittersalz), MgSO4 16,0

Der Lösungsweg beginnt mit der Prüfung, welcher Nährstoff durch einen und welcher durch zwei oder mehr Dünger aufgefüllt wird. Die Berechnung beginnt mit dem Dünger, der zwei Nährstoffe enthält, von denen einer lediglich einmal in allen ausgewählten Düngern vorkommt. Das ist in allen Beispielen der Phosphatdünger.

Düngermenge für physiologisch saure Wirkung

  • Stickstoff enthalten in Ammonium-Phosphat und schwefelsaurem Ammoniak
  • Phosphat enthalten in Ammonium-Phosphat
  • Kalium enthalten in schwefelsaurem Kalium
  • Magnesium enthalten in Bittersalz

Rechenbeispiel für die Anwendung eines Düngers mit physiologisch saurer Wirkung

Düngermenge für phsiologisch alkalische Wirkung

  • Stickstoff enthalten in Calcium-Nitrat
  • Phosphat enthalten in Kalium-Phosphat
  • Kalium enthalten in Kalium-Phosphat und Kalium-Sulfat
  • Magnesium enthalten in Bittersalz

Ist ein Nährstoff in drei Düngern enthalten (Kalium), muss vor der Berechnung festgelegt werden, wie viel Prozent des Bedarfs durch den Dünger gedeckt werden soll, der nur diesen Nährstoff enthält.

Rechenbeispiel für die Anwendung eines Düngers mit physiologisch alkalischer Wirkung

Düngermenge für physiologisch neutrale Wirkung

  • Stickstoff enthalten in Ammonium-Nitrat und Kalium-Nitrat
  • Phosphat enthalten in Kalium-Phosphat
  • Kalium enthalten in Kalium-Phosphat, Kalium-Nitrat und Kalium-Sulfat
  • Magnesium enthalten in Bittersalz

Ist ein Nährstoff in drei Düngern enthalten (Kalium), muss vor der Berechnung festgelegt werden, wie viel Prozent des Bedarfs durch den Dünger gedeckt werden soll, der nur diesen Nährstoff enthält.

Rechenbeispiel für die Verwendung eines Düngers mit physiologisch neutraler Wirkung

Düngermenge aus Mehrnährstoffdüngern

Der fehlende Nährstoffbedarf der einzelnen Elemente ist nie exakt zu ergänzen. Daher ist zu empfehlen, die Berechnung über den Stickstoff als wichtigstes Nährelement durchzuführen und die Kaliummenge über das Stickstoff-/Kaliumverhältnis anzubinden. Das Nährstoffverhältnis der Dünger passt häufig nur annähernd zum Nährstoffverhältnis des Fehlbedarfs, die Vereinfachung ist aber vertretbar.
Bei hohem Bedarf einzelner Nährstoffe und gleichzeitig niedrigem Nährstoffgehalt im ausgewählten Dünger muss mit Einzeldüngern ausgeglichen werden. Sollten diese noch einen zweiten Nährstoff enthalten, ist dessen Nährstoffmenge ebenfalls zu berücksichtigen.

Beispielsrechnung für den Rechenweg mit einem Dünger mit den Nährstoffgehalten 15 - 10 - 15 und der Ergänzung des Fehlbedarfs an Phosphat und Kalium mit Einzeldüngern

Beispielsrechnung für den Rechenweg mit einem Mehrnährstoffdüngers mit ähnlichem Stickstoff-/ Kaliumverhältnis wie die Fehlbedarfe (16•8•22)

Quellen

Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße. 


Einzelnachweise

  1. Papenhagen, A. u. G. Sprau: "Gute Kombination - Stabiler pH-Wert durch Verwendung verschiedener Kalkarten", GbGw 26, 1995

Weblinks