Blattläuse

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Blattläuse
Aphidina
Aphis-nerii.jpg
Aphis nerii auf Nerium oleander
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse Ectognatha
Überordnung Schnabelkerfe
Hemiptera
Ordnung Pflanzenläuse
Sternorrhyncha


In der Unterordnung der Blattläuse (Aphidina) sind in Mitteleuropa ungefähr 850 Arten bekannt. Sie sind Pflanzensaftsauger. Dabei schädigen sie die Pflanze durch den Entzug von Pflanzensaft und bei manchen Arten auch als Überträger pflanzlicher Viruskrankheiten. Einige Blattlausarten haben in manchen Kulturen bei einem Massenauftreten eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Blattläuse saugen sowohl im Blattgewebe (Parchenchymsauger) als auch in den Siebröhren (Phloemsauger) der Wirtspflanzen, wobei die Wirtsspezifität der Arten sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Allen Phloemsaugenden Blattläusen ist die Abgabe von Honigtau gemein, der über den After ausgegeben wird und von einer Vielzahl von Insekten wie Bienen (Waldhonig oder Tannenhonig) oder Ameisenarten aufgenommen wird. Die Anwesenheit von Ameisen kann die Honigtauabgabe noch verstärken, da die Ameisen die Blattläuse durch das "Betrillern" der Hinterteile mit den Antennen zur Abgabe anregen.

Wirtspflanzen

Die Wahl der Wirtspflanzen erfolgt über chemische Substanzen. Diese sind in den oberen Zellschichten oder im Phloem vorhanden oder werden von der Pflanze ausgesendet. Die Wirtsspezifität ist bei den Blattlausarten sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die meisten Blattlausarten wechseln den Wirt innerhalb eines Jahres, da der Wirt entweder nicht ganzjährig vorhanden ist oder nicht geeignet ist, d.h. die Blattlausarten leben diözisch. Bei einer monözischen Lebensweise wird die Wirtspflanze nicht gewechselt. Die Sommerwirte sind meist krautige Pflanzen, die den Sommer über wachsen und somit einen hohen Anteil an Aminosäuren im Pflanzensaft aufweisen und den Blattläusen optimale Vermehrungsbedingungen liefern.

Da viele Arten jedoch auf eine ganz bestimmte Pflanzenart spezialisiert sind, ist die Bestimmung der Blattlausart am einfachsten über die Wirtspflanzen. Manche Blattläuse treten auch an einer Pflanzenfamilie auf. So findet man die Mehlige Kohlblattlaus an den unterschiedlichsten Kohlgewächsen (Kreuzblütler) oder die Erbsenblattlaus an vielen Lippenblütlern. Schließlich gibt es noch wenige Arten, die wahre "Allessauger“ sind. Ein Beispiel ist die Grüne Pfirsichblattlaus mit mehr als 400 Wirtspflanzenarten.

Familien

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Vermehrung

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Lebendgeburt von Blattläusen auf Zuckermais


Die Vermehrungs- bzw. Entwicklungsgeschwindigkeit kann bei Blattläusen bei optimalen klimatischen Bedingungen sehr schnell sein. Die kurze Entwicklungsdauer von der Geburt bis zum erwachsenen Tier dauert in der Regel 8 bis 14 Tage. Positiv auf die hohe Entwicklungsgeschwindigkeit wirkt sich ebenfalls die Fähigkeit zur ungeschlechtlichen Vermehrung (Parthenogenese) sowie die Lebendgeburten (Viviparie) aus. In wärmeren Klimaten überwintern die Blattläuse als Adulte, in kälteren Klimazonen als Ei. Die Blattlauseier sind extrem frostresistent. Überwinternde adulte Blattläuse werden bei länger anhaltenden Frostperioden unter - 11 °C abgetötet. Das Temperaturoptimum der Blattlausarten ist sehr unterschiedlich. Ein besonders günstiger Faktor für die Vermehrung ist die Polyphagie, die Besiedlung mehrerer Pflanzenarten.



Entwicklung

Bei Blattläusen werden zwei Entwicklungszyklen unterschieden:

Holozyklus

Holozyklus - der vollständige Zyklus. Dieser beginnt mit dem Eischlupf der Stammmutter (Fundatrix) im Frühjahr aus dem Winterei. Die Fundatrix gebärt die ersten Nachkommen, die Fundatrigenien. Diese Nachkommen bringen mehrere Generationen von Blattläusen lebendgebärend hervor, die alle Weiblich sind (Virgines). Die Populationsdichte an der Pflanze entscheidet darüber, ob diese Tiere geflügelt sind und den Wirt wechseln oder nicht. Die Nachkommen der Weiblichen Tiere sind Geschlechtstiere (Sexuparen), die wiederum teils geflügelt und teils ungeflügelt sind. Sexuparen, die grundsätzlich männliche Nachkommen hervorbringen, heißen Androparen. Sexuparen, die grundsätzlich weibliche Tiere hervorbringen, heißen Gynoparen. Die Geschlechtstiere paaren sich und legen die Wintereier für die neue Generation der Fundatrix im nächsten Frühjahr ab.

Die Ausbildung von Geschlechtstieren ist abhängig von der Tageslänge, die für jede Art spezifisch ist. Registriert wird die Tageslänge durch die Haut. Bei unterirdisch lebenden Blattläusen wird die Tageslänge vermutlich durch die Änderung der Nahrung wahrgenommen.

Anholozyklus

Anholozyklus - der unvollständige Zyklus. Bei diesem Zyklus gibt es keine geschlechtliche Vermehrung. Die Vermehrung findet ausschließlich über die eingeschlechtliche, weibliche Phase (Parthenogenese) statt. Auf den Wirtspflanzen, die die Tiere im Sommer besiedeln, befinden sich außer der geflügelten Herbstform, die zu den Winterwirten abwandern, auch ungeflügelte Weibchen, die Nachkommen absetzen und auf dem Sommerwirt überwintern wollen. Dies ist an geschützten Stellen häufig vertreten.

Virusübertragung

Eine Virusübertragung erfolgt nur, wenn neben den Blattläusen auch viruskranke Pflanzen vorhanden sind. Im Frühjahr ist die Gefahr der Übertragung von Viren größer, wenn der Winter sehr mild war und dadurch noch Blattläuse vorhanden sind, die sich schon in der letzten Vegetationsperiode infiziert haben. Diejenigen, die aus einem überwinterten Ei geschlüpft sind, können keinen Virus enthalten. Durch Blattläuse übertragbare Virosen sind z. B. Scharka-Virus bei Steinobst, Mosaikvirus an Gurken.

Die Virusübertragung erfolgt beim Wirtswechsel, wenn die Tiere zuvor an viruskranken Pflanzen gesaugt haben. Es gibt drei verschieden Formen der Virusübertragung:

Stilettbürtige, nicht persistente Viren (am Stilett hängende, nur kurzfristig übertragbare Viren)
Diese Viren vermehren sich nur in den oberen Zellschichten der Pflanzen und nicht in der Blattlaus und werden bereits bei Probeanstichen auf potentiellen Wirtspflanzen von den Tieren aufgenommen. Diese Viren können nur kurzfristig übertragen werden, da die Viren im Nahrungskanal der Stechborsten hängen bleiben und nach kurzer Zeit ihre Infektiosität verlieren, u.a. auch durch UV-Licht zerstört werden. Spätestens bei der Häutung der Tiere geht das Virus verloren. Beispiel: Mosaikviren, Kartoffel Y Virus (Potyviren)
Persistente, zirkulative Viren (dauerhaft übertragene Viren)
Diese Viren können dauerhaft übertragen werden und die Läuse bleiben bei einmaliger Aufnahme ihr Leben lang Virusüberträger. Die Viren vermehren sich hauptsächlich im Phloem der Pflanzen oder im Mesophyll. Manche Viren können sich sowohl in der Pflanze als auch in der Blattlaus vermehren. Während der Nahrungsaufnahme gelangen die Viren mit dem Phloemsaft in den Darm. Von dort werden sie durch die Darmzellen in die Hämolymphe transportiert und zirkuliert mit dieser zwischen verschiedenen Organen. In der Nebenspeicheldrüse wandern sie durch das Drüsengewebe in das Speichellumen und können dann von den Blattläusen bei der Nahrungsaufnahme mit dem Speichel in eine andere Pflanze übertragen werden. Nach der Virusaufnahme (Virusakquisition) besteht bis die Viren in den Speichel gelangt sind eine Latenzphase ,in der die Blattläuse Viren tragen, aber nicht infektiös sind. Beispiele: Blattrollvirus der Kartoffel, Gerstengelbverzwergungsvirus des Getreides, Rübenvergilbungsvirus, Erbsenenationenvirus, Kräuselkrankheit der Erdbeere.
Semi-persistente Viren (Pseudo-persistente Viren, "Falsch-dauerhafte" Viren)
Diese Viren bleiben wie die nichtpersistenten Viren an den Stechborsten hängen. Da die Virusaufnahme aus dem Phloem erfolgt benötigen sie eine den persistenten Viren vergleichbare Aufnahmezeit, können danach aber sofort übertragen werden. Die Infektiösität geht mit der Häutung der Insekten verloren.

Natürliche Feinde

Natürliche Feinde sind verschiedene Schlupfwespen (Aphidiidae), manche Grabwespen (Sphecidae), Larven und Adulte des Marienkäfers (Coccinellidae) und die Larven mancher Schwebfliegen (Syrphidae) sowie Florfliegen (Chrysopidae).

Bekämpfung im Hausgarten

Befallene Pflanzen enthalten meist mehr Eiweiße und bieten deshalb den Blattläusen bessere Entwicklungsmöglichkeiten. Daher werden manchmal aus einem Bestand nur einige bestimmte Pflanzen befallen. Um einem starken Blattlausbefall vorzubeugen, sollten folgende Punkte Beachtung finden:

Die Bekämpfung der Blattläuse ist im Hausgarten nur in einigen Ausnahmefällen sinnvoll.

  • Biologisch:
    • Schmierseifen- (z. B. Neudosan neu Blattlausfrei- gegen saugende Insekten an Blatt-, Stiel-, Fruchtgemüsen, Erdbeere, Zierpflanzen) und Rapsölpräparate (z. B. Schädlingsfrei Hortex gegen Blattläuse, Spinnmilben, Weiße Fliege an Gemüsekulturen, Zierpflanzen, Kern- und Steinobst) haben keine Wartezeit. Die Wirkung von Brennnesselauszügen ist recht unterschiedlich und häufig schwach. Hier ist keine zuverlässige Empfehlung möglich.
  • Klassisch:


Quellen

W. Jacobs, M. Renner und K. Honomichl (1998): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8274-0799-0

H. Bellmann (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer. Kosmos. Stuttgart. ISBN 3-440-07682-2

D. V. Alford (1997): Farbatlas der Schädlinge an Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag. Stuttgart. ISBN 3-432-27841-1

H. Dubnik (1991): Blattläuse - Artenbestimmung, Biologie, Bekämpfung. Verlag Th. Mann. Gelsenkirchen-Buer. ISBN 3-7862-0091-2

M. Höhnle (2001): Bestimmung der Kapsidproteindeterminanten für die Übertragung von Geminiviren durch die Weiße Fliege Bemisia tabaci. Fakultät Geo- und Biowissenschaften der Universität Stuttgart. Stuttgart. [1] 
Blattläuse - Gartenakademie Rheinland-Pfalz

Weblinks