Blattdüngung

Aus Hortipendium
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Die Blätter der Pflanzen können Nährstoffe in wässriger Lösung direkt aufnehmen. Generell wäre sogar die ausschließliche Ernährung über die Blätter möglich. Über den Regen erhalten Pflanzen eine gewisse Düngung, die jedoch nur gering ist. Eine ausschließliche Pflanzenernährung über das Blatt ist in der Regel zu aufwendig.

Nährstoffaufnahme

Überraschend ist, dass die Spaltöffnungen der Blätter bei der Nährstoffaufnahme keine Rolle spielen. Sieht man sich den Aufbau der Wachsschicht genauer an, findet man Wachsplättchen, die in ein Grundgewebe eingelagert sind. Normalerweise liegen sie schuppenartig lückenlos beieinander und behindern so den Wasserdurchgang, bzw. die Verdunstung. Bei hoher Luftfeuchtigkeit quillt das Grundgewebe auf, wodurch zwischen den Wachsplättchen feinste Poren entstehen. Durch diese kann die Nährlösung in das Blatt eindringen und erreicht schließlich die Zellmembranen der obersten Zellschicht. Ab hier verläuft die Nährstoffaufnahme genau wie bei der durch die Wurzel. Auch die anderen oberirdischen Organe, wie Stängel oder Früchte, sind in der Lage, Nährstoffe aufzunehmen. Da die Blätter jedoch die größte Oberfläche und einen regen Stoffwechsel haben, nehmen sie die wichtigste Rolle ein.

Düngung

Bei der Blattdüngung gilt es, einiges zu beachten. Bei starker Sonneneinstrahlung verdunstet das Wasser der Düngerlösung und die Salzkonzentration im Blatt steigt und entzieht dem Blattgewebe Wasser. Es kann schließlich sogar zu Verbrennungsschäden, wie Blattnekrosen, kommen. Um diesen Schäden vorzubeugen, sollte die Nährsalzaufnahme möglichst schnell erfolgen. Des weiteren sollte die Konzentration der Nährlösung nicht zu hoch sein, sodass auch empfindliche Blätter keinen Schaden davontragen. Je nach Nährstoff und Pflanzenart unterscheidet sich die Aufnahmegeschwindigkeit erheblich. Diese kann wenige Stunden bis mehrere Tage dauern. Da sich die Poren des Blattes nur bei hoher Luftfeuchtigkeit öffnen, sollte die Ausbringung idealerweise bei bedecktem Himmel oder in den Abendstunden erfolgen. Bei Temperaturen von unter 15°C können die Nährsalze nur zu einem geringen Teil aufgenommen werden, da der Stoffwechsel gebremst ist. Die Wachsschicht der jüngeren Blätter, die auch einen aktiveren Stoffwechsel haben, ist dünner und begünstigt deshalb eine schnelle Nährsalzaufnahme. Bei älteren Blättern oder bei solchen mit einer dicken Wachsschicht, ist es sinnvoll ein Netzmittel einzusetzen. Dadurch wird die Oberflächenspannung des Wassers gemindert und die Spritzlösung läuft nicht so schnell ab. Bei vielen Pflanzen genügt hierfür schon eine geringe Menge handelsüblichen Spülmittels. Des weiteren wird das zu schnelle Abtropfen durch eine Feinzerstäubung der Nährlösung verhindert.
Für die Blattdüngung eignen sich sowohl das Spritz-, als auch das Sprühverfahren. Beim Spritzverfahren werden etwa 400 l/ha Lösunf in feinen Tröpfchen von 0,1 bis 0,2 mm verteilt. Beim Sprühverfahren hingegen wird eine geringere Lösungsmenge, nämlich etwa 100 bis 200 l/ha gegen die Blätter geblasen. Auch die Tröpfchengröße ist teilweise geringer. Im Obstbau wird meist im Überschussverfahren gedüngt, das heißt, eine größere Menge Spritzmittel mit einer niedrigen Konzentration wird ausgebracht und tropft von den Blättern ab. Die Nährsalze werden bei der Blattdüngung besser ausgenutzt als bei der Bodendüngung. Die Konzentration der Spritzlösung sollte jedoch 2 bis 3 % nicht übersteigen. Meist wird mit niedrigen Konzentrationen von 0,1 bis 0,5 % gearbeitet. Die folgende Tabelle beinhaltet einige Richtwerte für die Konzentration der Düngung.

Nährelement/Dünger Konzentration (%) Düngermenge (kg/ha)
N Harnstoff 1 (bis 8) 4 (bis 30)
N Kalksalpeter 1 4
Mg Bittersalz 2 8
Fe Eisenchelat 0,25 1
Mo Na-Molybdat 0,05 0,2

Aufgrund des hohen Bedarfs wären bei den Hauptnährelementen viele Behandlungen nötig. Bei Phosphor und Kalium spielt die Blattdüngung nur eine geringe Rolle. Aufgrund der geringen Auswaschungsgefahr bietet sich bei diesen Elementen auch eine Vorratsdüngung über den Boden an. Bei Stickstoffmangel hingegen ist die Harnstoffspritzung sehr gebräuchlich. Harnstoff ist kein Salz, dissoziiert nicht und hat deshalb nur eine geringe osmotische Wirkung. Bei gleicher Lösung enthält Harnstoff außerdem mit 46 % doppelt so viel Stickstoff, wie andere N-Dünger. Bei günstigen Bedingungen hat die Pflanze nach 24 Stunden bereits 85 % des Harnstoffes aufgenommen. Der Vorteil der N-Düngung ist außerdem, dass das ganze Molekül ins Blatt eindringt. <vr> Aus diesem Grund wird auch Eisen meist als Chelat gedüngt. Hierbei handelt es sich um ringförmige Verbindungen, die das Eisen umschließen. Ähnlich wie das Harnstoffmolekül werden Chelate bei der Blattdüngung vollständig aufgenommen oder es kommt zu einer Abspaltung des Nährions an der Blattaußenseite. Auch andere Spurenelemente, wie Bor und Molybdän wirken am effektivsten als Chelate.
Auch Magnesium, ein Bestandteil des Blattgrüns, ist als Blattdünger gut wirksam. Die Verwendung von Bittersalt (Magnesiumsulfat). Kieserit, das auch Magnesiumsulfat enthält, ist hingegen aufgrund seiner schlechten Wasserlöslichkeit und des Gehaltes an Verunreinigungen für die Blattdüngung ungeeignet. Die Wasserlöslichkeit und die Pflanzenverträglichkeit sind wichtige Aspekte von Blattdünger. Handelt es sich um empfindliche Pflanzen, ist eine Probespritzung empfehlenswert. Es werden etwa 400 l pro Hektar benötigt. Als Granulat, Pulver oder Suspension werden Blattdünger häufig mit Zusatz von Netzmitteln angeboten. Die Blattdüngung hat Vor- und Nachteile, die in der folgenden Tabelle dargestellt sind.

Vorteile Nachteile

+ hohe Düngerausnutzung
+ schnelle Wirkung ("Feuerwehrmaßnahme")
+ keine Auswaschung
+ keine Festlegung im Boden
+ auch bei Bodentrockenheit wirksam
+ Kombination mit Pflanzenschutz-, Wuchs- oder Hemmstoffbehandlung möglich

- nur in geringer Konzentration anwendbar
- Gefahr von Verbrennungsschäden
- keine nachhaltige Wirkung → häufige Behandlungen nötig
- teure Spezialdünger

Quellen

  • Martin Degen, Karl Schrader (2002): Grundwissen für Gärtner. Ulmer Verlag. Stuttgart. ISBN 3800111888
  • Arnold Finck (1989): Dünger und Düngung. VCH Verlag. Weinheim. ISBN 3527258051