Bellis perennis

Aus Hortipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche
Gänseblümchen
Bellis perennis
Synonyme
Maßliebchen
Daisy Bellis perennis 'Habanero Red' Flowers 3000px.jpg
Bellis perennis 'Habanero Red'
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung Asternartige
Asterales
Familie Korbblütler
Asteraceae
Gattung Gänseblümchen
Bellis

Das Gänseblümchen (Bellis perennis) ist in seiner Wildform eine zweijährige, ausdauernde, heimische Blütenpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Wilde Gänseblümchen sind anspruchslose Pflanzen, die sehr häufig auf fetten Wiesen und Weiden, in Garten- und Parkrasen sowie an Wegrändern zu finden sind. Als Beet- und Balkonpflanzen sind Gänseblümchen zweijährige Zierpflanzen, die wegen ihrer Bedeutung als Frühjahrsblüher sehr stark züchterisch bearbeitet worden sind und deshalb nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem Gewöhnlichen Gänseblümchen haben. Der Hauptanbau erfolgt als Topfpflanze mit einem Angebotszeitraum von Februar bis März, in geringem Umfang werden Bellis auch als Schnittblumen angebaut.

Wissenswertes

Die wilden Gänseblümchen mit ihren weißen Blüten von Frühjahr bis Herbst sind an sonnigen bis absonnigen Standorten an mäßig nährstoffreichen, duchlässigen und lehmigen Böden anzutreffen. Die Blüten der max. 10 cm hohen Pflanzen sind bei trockener Luft Frostverträglich und überstehen ohne Schädigung Temperaturen bis zu -15 °C. Charakteristisch für Gänseblümchen sind die geschlossenen Blütenkörbchen bei feuchtem Wetter und in der Nacht. Die Blüten sind wie bei allen Korbblütlern in einem Körbchen zusammen gefasst, das einzeln auf dem blattlosen Stängel steht. Die Blüten sind zusammen gesetzt aus weißen oder rötlichen Zungenblüten im Außenbereich und mit gelben Röhrenblüten im Inneren. Der Körbchenboden ist hohl. Die Blätter der Gänseblümchen sind rosettig angeordnet, sind verkehrt-eiförmig und schwach gekerbt.


In der Homöopathie wird die Wildform von Bellis perennis bei Entzündungen, Hautleiden, Quetschungen und Blutergüssen verwendet. Die Blüten der Wildpflanze sind für die Verzierung und Nahrungsergänzung in Frühlingssuppen und Wildsalaten geeignet. Aus arzneilicher Sicht ist für Bellis perennis keine Wirksamkeit bekannt und sie finden ebenalls keine Verwendung als ätherisches Öl. Für den Naturhaushalt sind Gänseblümchen wichtige Bienen- und Insektenpflanzen.


Jungpflanzenanzucht

Aussaat M Juni - M Juli im Freiland/Kasten für Freilandkultur, A - E Aug. für Gewächshauskultur
Saatdichte 1 g pro m2
Saatgutbedarf 0,5 g für 1000 Pflanzen
Keimtemperatur 18° C
Keimdauer 7 - 14 Tage -> nach dem Auflaufen die Kisten kühler stellen
Jungpflanzenbezug Woche 33 - 43

- Lichtkeimer -> Samen nicht bedecken, darf während der Keimphasse nicht austrocknen

Pflanzung und Pflanztechnik

Topfkultur

Aufstellung frostfrei und so kalt wie möglich, die Töpfe können bei früher Aussaat bis zum Frosteintritt im Freiland aufgestellt werden, die Kulturfläche muß hell und gut lüftbar sein

Topfen 4 - 6 Wochen nach der Aussaat für frostfreie Unterglaskultur
Topfgröße 9 - 10 cm Topf oder Packs
Topftermin bis A Okt
Substrat P- Erde oder vergleichbare Praxiserde -> ca. 25 % Lehmanteil
pH- Wert 5,5 - 6,5
Platzbedarf Freiland 15 - 20 x 20, Gewächshaus 50 - 60 Pfl./m2
Kulturdauer 8 - 10 Mon.

Freilandkultur

Die Freilandkultur hat in der Praxis nur noch wenig Bedeutung. Die hohen Qualitätsansprüche lassen sich nur mit der Gewächshauskultur erfüllen.

  • Pflanzung in humosen, durchlässigen Boden -> ungeeignet sind schwere Böden mit Staunässe
  • bei vorheriger weiter Saat können die abgehäreten Sämlinge direkt in das Beet gepflanzt werden
  • Pflanzenabstand 20 x 20 cm, Pflanztermin Aug, bei Zwischentöpfen kann noch im Sep gepflanzt werden
  • Winterschäden durch zu große und zu dicht stehende Pflanzen -> besonders bei N-Überdüngung
  • bei Kahlfrost Schutz durch Bedecken mit Stroh, Vlies u.a.
  • Verkauf ab M März

Wachstumsfaktoren

1.Temperatur

Vegetatives Wachstum:
nach dem Topfen für einige Wochen 10 - 12° C -> kompakter Wuchs
bestes Wachstum bei 18° C TT und 8° C NT -> große Blumen und s-> hohe Frostverträglichkeit
daher im Herbst und Fruhjahr starke, im Sommer schwache Entwicklung
in sehr warmen Sommern sterben große Pflanzen ab
- im Winter frostfrei halten, Freilandkulturen mit Vlies bedecken
- für einen kompakten Wuchs sind niedrige Temperaturen (< 10° C) günstig aber nicht immer gegeben
über 12° C starke Laubbildung, dünne Stiele und geringere Blütenerträge bei Bellis

- ab E Dez. kann mit 10 - 12° C angetrieben werden -> reichen zur Verfrühung aus

Blütenbildung:
Induktion nach einer Phase niedriger Temperatur -> Vernalisationsbedürfnis
eine niedrige NT scheint besonders wichtig zu sein
je höher die TT und NT, umso weniger zahlreich und kleiner sind die Blüten
- unter 6° C gehemmte Knospenentwicklung


Kulturverfahren

Wachstumsregulierung

Hemmstoffbehandlung: Nach Bedarf mit zunehmendem Rosettenwachstum können Hemmstoffe zur Verkürzung der Blätter eingestzt werden. Je nach Witterung sind mehrere Behandlungen notwendig. Nach der kühlen Überwinterungsphase, wenn die Blütenknospen sichtbar sind, kann mit ein bis zwei weiteren Behandlungen der Blütenstiel kurz und stabil gehalten werden. Geeignete Präparate

  • Dazide Enhance/Alar, 0,3% (mit 80 ml/m²)
  • das Fungizid Tilt 250 EC/Desmel hat mit 0,05-0,075% eine Wirkung auf die Wuchsstärke
  • Regalis kann mit 0,25% den Rosettenwuchs leicht hemmen, bei einer Behandlung im Knospenstadium wird die Blütenfarbe beeinträchtigt
  • Caramba verursacht starke Verbennungen


Bewässerung

Luftfeuchtigkeit:
um 70 %, in diesem Bereich ist der Befallsdruck durch Pilzkrankheiten nicht zu hoch
Spinnmilben können sich nicht niederlassen,
- bei höherer Luftfeuchte kann das Blattflächenwachstum zu stark werden.

Gesamtentzug:
beide Arten sind in der mittleren Bedarfsgruppe anzusiedeln
N- Entzug liegt bei 150 - 200 mg/Pflanze
- übermäßiges Wachstum bei hoher N-Düngung
bei sehr hohen Gehalten im Substrat ist die Wurzelbildung gehemmt, die Anfälligkeit gegen Pilzinfektionen nimmt zu


Düngung

Düngungsverfahren:
Grunddüngung mit 1 bis 1,5 g Salz pro l (Pikiererde)
- flüssige Nachdüngung nach der Durchwurzelung als Bewässerungsdüngung mit 1,0 g Salz pro l 15+10+15
in der zweiten Kulturhälfte auf kalibetonten Dünger umstellen 1,0 - 1,5 g/l 15+5+25 oder Kalisalpeter (13+0+46).
- Intervalldüngung mit 1,5 - 2,0 g Salz (15+10+15) pro l und Woche
nach einem Drittel der Kulturzeit umstellen auf 15+5+25 und in der gleichen Konzentration anwenden


Pflanzenschutz

siehe dazu Schadbilder an Bellis perennis.

Quellen

Ulrich Harm (1997): Neustadter Hefte - Frühjahrsblüher. DRL Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße. 

Kataloge S&G. Walz. 

Frau Berger Kulturbeschreibung Gbr. Hannover. 

Fischer, Baudach (1993): Stickstoffbedarf von Bellis. In: Gb+Gw. 36. 

Janssen (1993): Teelt van Bellis en myosotis in opkomst. In: Vakblad voor de Bloemisterij. 35. 

Bachthaler, E. (1991): Keimung von Myosotis. In: Gb+Gw. 10. 

Aichle, D. und M. Golte-Bechtle (1997): Das neue Was blüht denn da? Wildwachsende Blütenpflanzen Mitteleuropas.. 56. Auflage. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. Stuttgart. ISBN 3-440-07244-4

Schilcher, H., Stadelmann, I. und C. Herb (2012): Duft- und Heilpflanzen: sehen - verstehen - anwenden. 1. Auflage. Stadelmann Verlag. Wiggensbach. ISBN 978-3-943793-03-1

mündl. Mitteilungen und Erfahrungen aus Betrieben

Einzelnachweise


Weblinks