Bedarfsorientierte Düngungssysteme

Aus Hortipendium
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Das Prinzip der Bewässerung bedarfsangepasster Systeme liegt darin, dass die Nährlösung aus einem Vorratsbehälter auf die Kulturfläche gelangt. Überschüssige Lösung fließt in den Behälter zurück. Die Nährlösung wird ständig wieder verwendet, nur verbrauchte Lösung wird ersetzt. So kommt es zu einem stark gesenkten Wasserverbrauch. Bedarfsorientierte Düngungssysteme setzen sich zusammen aus Grunddüngung und flüssiger Nachdüngung, die beide an der Salzverträglichkeit und dem Pflanzenentzug orientiert sind.

Die Grunddüngung ist den jeweiligen Richtwerten der Pflanzenarten anzupassen, damit keine Versalzungsschäden im Anfangsstadium verursacht werden. Für die flüssige Nachdüngung ist eine Konzentration anzuwenden, die eine Nährstoffmenge liefert, die dem gewünschten Entzug entspricht.


Nachdüngung

Häufige und regelmäßige Nachdüngung ist am günstigsten für die Pflanzenentwicklung, da der Salzgehalt ständig im Optimalbereich verläuft.
In die Berechnung fließen ein:

Nährstoffbedarf einer Kultur
Eine Qualitätsproduktion ist nur möglich, wenn der Pflanzentzug - angepasst an die Bedarfsänderung in unterschiedlichen Entwicklungsstadien - in einem optimalen Bereich ohne Schwankungen in den Überschuss- oder Mangelbereich gedeckt wird.
Düngerauswahl
Sie erfolgt nach dem spezifischen Anspruch an das Nährstoffverhältnis der Kultur.
Ergebnis der Boden- und Substratuntersuchung (besonders bei Schnittblumen)
Die Höhe des Gesamtsalzgehalts entscheidet über die Nährstoffmenge zum Auffüllen des Richtwerts bzw. die Düngungsunterlassung. Der Versorgungsgrad einzelner Nährstoffe entscheidet über gezielte Düngungsmaßnahmen.
Ergebnis der Wasseranalyse
Die Carbonathärte gibt Aufschluss über eine mögliche pH-Wertänderung. Der Salzgehalt im Wasser gibt Auskunft über eine mögliche Anreicherung schädlicher Inhaltsstoffe im Boden bzw. Substrat. Auch einzelne Nährstoffe sind zu beachten.
Witterungsverlauf
Der Witterungsverlauf bestimmt den Wasserverbrauch, daher ist die Nährstoffmenge an die Wassermenge anzupassen. Dieser Zusammenhang ist die Voraussetzung für den Einsatz geschlossener Bewässerungssysteme. Da keine Auswaschung entsteht, ist die zugeführte Düngermenge genau kalkulierbar. Während Schönwetterperioden wird mehr Wasser aufgenommen. Bei Bewässerungsdüngung ist die Nährlösungskonzentration zu senken. Umgekehrt ist sie zu erhöhen, wenn die Bewässerungshäufigkeit aufgrund geringer Lichteinstrahlung abnimmt. Bei feststehenden Düngungsterminen wird die Konzentration nicht verändert.


Einmalige Depotdüngung mit wasserlöslicher Grunddüngung

Verlauf des Salzgehaltes bei einmaliger Depotdüngung

Anpassung an den Bedarf:
Die Gefahr der Salzanreicherung bei umhüllten Depotdüngern besteht heute durch die Entwicklung neuer Hüllen nicht mehr. Die Nährstofffreisetzung ist bei einer Temperatur über 20° C zwar beschleunigt, aber die Gefahr allenfalls zeitweise überhöhter Salzgehalte im Substrat ist gering. Bei Benutzung eines Substrats des P-Typs dient dessen Grunddüngung für die Anfangsentwicklung der Kultur bevor die Nährstofflieferung aus dem Depotdünger beginnt.
Einmalige Düngung mit umhüllten Depotdüngern ist für Betriebe mit geringer Betreuungsintensität der Kulturen (Endverkaufsbetriebe) und bei Topfpflanzenkultur im Freiland optimal. Ein weiterer positiver Gesichtpunkt ist die verringerte Nährstoffauswaschung.
Werden nicht umhüllte Dünger verwendet, liegt lediglich der überwiegende Stickstoffanteil in langsam fließender Form vor, während die anderen Nährstoffe wasserlöslich sind und es bei einmaliger Gabe zu einem hohen Salzgehalt im Substrat käme.

Grunddüngung mit Depotdüngern, Nachdüngung mehrmals wöchentlich mit wasserlöslichen Salzen

Anpassung an den Bedarf:
Die Methode ist gut dem Bedarf angepasst, wenn die Problematik beachtet wird. Die Anwendung von Depotdüngern für die Grunddüngung ist problemlos, wenn rechtzeitig mit der flüssigen Nachdüngung begonnen wird. Bei Pflanzen mit schneller Anfangsentwicklung ist es möglich, dass die Freisetzung der Nährstoffe zu langsam ist. Daher sind Dünger des 3 Monatstyps geeignet.


Anwendungsgesichtspunkte:
Einige Depotdünger enthalten keine Spurennährstoffe

  • Substratmischungen mit Depotdüngern müssen sofort verarbeitet werden
  • die Auswahl des Düngers wird an die Kultur und den Witterungsverlauf über die Freisetzungsgechwindigkeit angepasst (z.B. 3-4 Monate bzw. 5-6 Monate Freisetzungsdauer)
  • die über die Grunddüngung zugeführte Menge an Depotdünger sollte 40-60 % des Gesamt- nährstoffbedarfs nicht überschreiten, bei Bewässerungsdüngung genügen maximal 30 %


Grunddüngung mit wasserlöslichen Salzen, Nachdüngung mehrmals mit wasserlöslichen Salzen

Verlauf des Salzgehaltes bei Intervalldüngung

Anpassung an den Bedarf: Eine dem Bedarf gut anpassbare Düngungsmethode.
Die Höhe der Grunddüngung ist der Salzempfindlichkeit der Kultur anzupassen. Bei mittlerer Empfindlichkeit darf der Salzgehalt im Substrat 2000 mg pro l nicht übersteigen, da sonst die Wurzelbildung der Pflanzen nach dem Topfen gehemmt ist und sogar Wurzelverbrennungen auftreten können. Diesen Anspruch erfüllen von den Fertigerden die Pikiererden, z.B. Einheitserde P (EEP), TKS 1, Floraton 1. Topferden (Einheitserde T, TKS 2, Floraton 2) haben für bewurzelte Stecklinge und Sämlinge, die in den Endtopf verpflanzt werden sollen, einen zu hohen Salzgehalt. Zum Umtopfen größerer Pflanzen und für Kübelpflanzen sind sie dagegen gut geeignet. Ausnahmen machen salzverträgliche Kulturen wie Pelargonien. Bei geringem Betreuungsaufwand überstehen die Pflanzen ohne nennenswerten Schaden auch Phasen, in denen sie nicht gedüngt werden.


Anwendungsgesichtspunkte:
Grundsätzlich sollte die Höhe der Grunddüngung 30 % des Gesamtnährstoffbedarfs nicht überschreiten (diese Menge liegt im Bereich von Pikiererden)
- das Nährstoffniveau im Boden bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit im Optimum, wenn die Nachdüngung in kurzen Zeitabständen in geringer Konzentration durchgeführt wird.


Quelle

Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße.