Artischocken im Hausgarten

Aus Hortipendium
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Artischocken-Blüte
Artischocken-Pflanze
Artischockenköpfe

Artischocken haben für den Pflanzenliebhaber und Hobbygärtner vor allem einen hohen Zierwert. Im Vordergrund steht der dekorative Teil dieser Distelpflanze, weniger die mögliche Nutzung als Feingemüse. Mit ihren ungewöhnlichen, stattlich gelappten und je nach Sorte blaugrauen bis graugrünen Blättern sowie ihren grünen und purpurnen Blütenknospen stellt die Artischocke in jedem Zier- und Gemüsegarten einen Blickfang dar. Wuchshöhen von 1 – 2 m und eine Ausbreitung von ca. 1 m lassen erahnen, welchen Eindruck Artischocken mit ihren blauvioletten Blüten ab Juli/August im Garten hinterlassen. Neuere Artischocken-Sorten ließen auch in Rheinhessen und der Südpfalz einen umfangreichen Anbau zu.

Vermehrung

Es gibt zwei Möglichkeiten, Artischocken zu vermehren. Artischocken können sowohl generativ durch Aussaat als auch vegetativ durch Teilung vermehrt werden.

Aussaat (Samen)
In Mitteleuropa ist es üblich, Jungpflanzen aus einer Vorkulturanzucht zu setzen, da die Temperaturen für eine Direktaussaat zu niedrig sind. Bei der Vermehrung durch Samen sollte nur neues, keimfähiges Qualitätssaatgut Verwendung finden. Es sollte ab Februar bis März gesät werden, am besten in ca. 8 cm-Töpfe, die auf der Fensterbank im Wintergarten oder im Gewächshaus platziert werden. Es empfiehlt sich, den Samen vor der Aussaat ca. 2 – 3 Stunden in lauwarmem Wasser vorquellen zu lassen. Die Keimtemperatur sollte bei 18 - 22º C liegen. Nach etwa drei Wochen können dann die jungen Sämlinge schon bewundert werden. Bei optimalen Kulturbedingungen sowie bei ausreichend Licht und Wärme kann bei Bedarf ein Umtopfen in größere Töpfe sinnvoll sein.

Vegetativ (Teilung)
Bei der vegetativen Vermehrung über Teilung trennen sie im Frühling mit einem glatten Messerschnitt nur gesunde und kräftige Pflanzen von der Mutterpflanze ab. Jedes der abgetrennten Teilstücke muss mindestens zwei Triebe mit Blättern und ein gutes Wurzelsystem aufweisen. Die Blätter sollten um das obere Viertel eingekürzt werden. Die Pflanzetiefe der sogenannten “Kindel” entspricht der Pflanzetiefe der Mutterpflanze. Spätestens nach dem dritten oder vierten Standjahr sollte eine Teilung erfolgen. Die Pflanzabstände entsprechen denen der Sämlinge.

Pflanzung

Die Pflanzung der nun kräftigen und zuvor abgehärteten Artischocken erfolgt nach den Spätfrösten ab Mitte Mai in einem tiefgründigen, lehmigen und gut mit Stallmist oder Kompost vorbereitetem Boden. Als Standort ist für die kälteempfindlichen und frostgefährdeten Pflanzen eine sehr warme Südlage zu wählen. Der Pflanzabstand an einem vollsonnigen Standort sollte ca. 1 Meter entsprechen. Artischocken zählen zu den Starkzehrern und müssen daher regelmäßig mit Nährstoffen und Wasser versorgt werden. Sie lieben einen pH-Wert von 6,5 – 7,5.


Ernte

Bei günstigen Bedingungen werden bereits im Spätsommer der ersten Saison eigene Köpfe geschnitten. In der zweiten Saison gibt es bereits mehr Blütentriebe. Im ersten Anbaujahr ist mit einer geringeren Ernte im September zu rechnen. Im zweiten Anbaujahr erstreckt sich die Erntezeit von Juni bis September. Geerntet werden die festen Knospen, sobald sie ausreichend groß sind und bevor sich die Schuppen öffnen. Wenn die Blütenköpfe sich purpurrot verfärben und die Schuppen sich zu öffnen beginnen, wird die Artischocke ungenießbar. Zuletzt wird der mittlere Blütenknopf abgeschnitten und der Blütenstiel eingekürzt. Die kleineren Nebenköpfe werden erst geerntet, wenn sie einen Durchmesser von 7 bis 10 cm erreicht haben. Die Lagerfähigkeit beträgt höchstens 1 Tag im Kühlschrank, gefroren halten sie sich 2 - 4 Monate.

Sorten

Kardy ist als Zierartischocke besonders gut geeignet. Sie ist reichblühend, kältetolerant und essbar.

Green Globe eine frühe Sorte, Form schön rund, sehr gleichmäßige Erntereife.

Orlando F1 mit dornlosen Stielen, hochwertige Kopfqualität, sehr geschmackvoll.

Weitere Sorten: Große Grüne und Grüne von Laon.

Überwinterung

Im Spätherbst, wenn sich die Blätter gelb verfärben, schneidet man die langen Blütenstiele soweit wie möglich zurück und bindet die umstehenden Blätter lose zusammen. Die Ausläufer verbleiben am Stock für die Teilung im Frühjahr. Eine Lage lockeres Stroh mit anschließender Erdabdeckung verhindert selbst bei längeren Frostperioden Kälteschäden.

Quellen

  • Gartenakademie Rheinland-Pfalz
  • Josef Schlaghecken (2018): Rund um das Saatgut: Artischocke. In: Zeitschrift "Gemüse". 54. Nr. 11. Seite 30-40.