Aphidoletes aphidimyza

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Gallmücke
Aphidoletes aphidimyza
Aphidoletes.aphidomyza.possibly.jpg
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Zweiflügler
Diptera
Familie Gallmücken
Cecidomyiidae

Die Räuberische Gallmücke Aphidoletes aphidimyza wurde ab 1989 zur Bekämpfung von Blattläusen in Gewächshäusern eingesetzt. Sie ist in Mitteleuropa beheimatet, also kann die Gallmücke von außen in die Gewächshäusern zuwandern. Die Larven von Aphidoletes aphidimyza können alle im Gewächshaus vorkommenden, über 60 Blattlausarten, fressen. Die Gallmücke ist ein unspezifischer Blattlausräuber.

Biologie

Entwicklungszyklus

Ei – 4 Larvenstadien –Puppe – adultes Insekt

Schematische Darstellung des Entwicklungszykluses der Gallmücke Aphidoletes aphidimyza im Freiland

Die Eier sind oval, glatt, glänzend, orangefarben und etwa 0,3 x 0,1 mm groß. Die Eiablage erfolgt einzeln oder in Gruppen blattunterseits in Blattlauskolonien. Nach 2 bis 4 Tagen schlüpfen die orangeroten Larven, die im ersten Stadium 0,4 mm lang sind, aus. Im Laufe der Entwicklung kann sich die Farbe je nach Farbe der Beute in gelb, orange, rot, braun oder grau ändern. Im 4. Larvenstadium erreicht die Larve eine Größe von 2,8 mm und ist leicht auf den Blättern zu entdecken. Nach 7-14 Tagen Entwicklungszeit lassen sich die Larven zu Boden fallen und verpuppen sich in ein bis drei Zentimeter Bodentiefe. Die Puppe ist etwa 2 mm lang. Nach weiteren 10-14 Tagen schlüpfen die adulten Gallmücken, die nach 2 Tagen mit der Eiablage beginnen. Die Tiere sind 2,5 mm lang, die Flügellänge der Weibchen beträgt 2,5 bis 3,5 mm. Die Beine sind lang und dünn. Die Männchen haben lange, nach hinten gebogene mit langen Haaren bedeckte Fühler, die der Weibchen sind kürzer.


Entwicklungsdauer in Tagen der verschiedenen Stadien von Aphidoletes aphidimyza bei verschiedenen Temperaturen[1]

Stadium/ Temperatur 15 20 21 25
Ei 5,1 2,5 2,3 1,7
Larve 10,4 7,1 6,6 5,4
Puppe 16,6 10,8 10,1 8,0
Gesamtentwicklungsdauer 32,1 20,4 19 15,1

Die Entwicklungsdauer ist hauptsächlich von der Temperatur, von der Art und Dichte der Beute und der relativen Luftfeuchtigkeit abhängig. Die Gallmücken sind nachtaktiv, die Paarung und Eiablage erfolgt hauptsächlich zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. Eine Paarung ist zur Eiablage notwendig und jedes Weibchen produziert Männchen und Weibchen. Die Blattlausarten, die als Nahrung genutzt werden, haben einen geringen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Die Eiablage erfolgt wegen der feuchteren und dunkleren Bedingungen bevorzugt auf den unteren Blattetagen, die meisten Eier werden bei Nachttemperaturen von mehr als 16°C und hoher Luftfeuchtigkeit abgelegt. Je höher die Beutedichte desto mehr Eier werden abgelegt. Die meisten Eier werden in den ersten 2 bis 3 Tagen nach dem Schlupf der Weibchen abgelegt. Je nach Klima, aufgenommene Nahrungsmenge während der Larvenstadien und der aufgenommenen Menge von Honigtau als adultes Tier werden 80-200 Eier pro Weibchen produziert. Ohne Honigtau werden weniger Eier gelegt, die Lebensdauer der Gallmücke ist geringer. Auch bei trockeneren Klimabedingungen ist die Lebensdauer kürzer.

Winterruhe

Im Freiland sind die ersten Gallmücken im Mai zu finden, Ende September unter 16 Stunden Tageslänge und Temperaturen unter 10°C verpuppen sich die letzten Larven im Boden. Auch im Gewächshaus gehen die Gallmücken in Winterruhe (Diapause) und können im nächsten Frühjahr wieder schlüpfen. Diese Gallmücken und Tiere aus der Offenen Zucht sind effektiver als frisch eingesetzte Tiere. Durch eine Belichtung von 40 bis 60 Watt/qm bei entsprechenden Temperaturen im Gewächshaus kann die Induktion zur Winterruhe gebrochen werden.

Fraßverhalten

Die Gallmückenlarven spritzen den Blattläusen ein Gift ein, die Blattläuse werden binnen weniger Minuten betäubt und abgetötet. Dann saugt die Larve je nach ihrer Größe die Blattlaus innerhalb von Minuten bis Stunden aus. Bei hoher Bestandsdichte der Blattläuse werden mehr Blattläuse getötet als ausgesaugt werden. Jede Gallmückenlarve saugt je nach Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Größe, Alter und Art der Blattlaus zwischen 10 bis 100 Tiere aus, die Hälfte davon im letzten Larvenstadium. Der Verzehr dauert je nach Alter und Ernährungszustand des Räubers zwischen ein paar Minuten und einigen Stunden. Gallmücken können nicht mit Mehlmilben oder Schildläusen als Nahrung überleben, es scheint aber so, als ob sie jede Art von Blattlaus verzehren können.

Ausbringung

Die Gallmücken werden als Puppen in einem Gemisch von Torf, Vermiculit oder Sand in Dosen verschickt. Diese werden wegen eventuell bereits geschlüpfter Gallmücken erst im Gewächshaus geöffnet und der Inhalt in Haufen auf mehrere schattige und feuchte Stellen auf dem Gewächshausboden verteilt. Es ist auch möglich, die geöffneten Dosen in der Nähe von Blattlauskolonien an schattigen Stellen geschützt vor Tropfwasser aufzustellen. In der Regel erfolgen 2 Freilassungen mit 2 Tieren/qm im Abstand von 10 bis 14 Tagen. Als Schlupfkontrolle kann in Spinnweben nach den Mücken gesucht werden. Es kann 7 bis 14 Tage dauern, bis eine Wirkung sichtbar wird. Eine andere Möglichkeit ist die Installation einer „Offenen Zucht der Blattlausgegenspieler“, bei der auf Getreideaussaaten Getreideblattläuse ausgebracht werden, um Blattlausgegenspieler zu vermehren. Der Einsatz erfolgt unter Glas bei Gemüsekulturen wie Tomaten und Gurken sowie bei verschiedenen Zierpflanzen. Die Gallmücke reagiert auf viele Pflanzenschutzmittel, selbst auf sonst mit dem Nützlingseinsatz kombinierbare Präparate wie Neudosan oder Öle, sehr empfindlich.

Quellen

  1. Havelka, J., 1980: Effect of temperature on the developmental rate of preimaginal stages of Aphidoletes aphidimyza (Diptera, Cecidomyiidae). Entomologia Experimentalis et Applicata 27(1): 83-90


R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

B. Lamparter (1992): Nützlingseinsatz im Gemüsebau unter Glas. Thalacker Verlag. Braunschweig. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 


Weblinks