Aphidius colemani

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Schlupfwespe
Aphidius colemani
250px
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Hautflügler
Hymenoptera
Unterordnung Stechimmen
Apocrita
Überfamilie Schlupfwespen
Ichneumonoidea
Familie Brackwespen
Braconidae

Die Schlupfwespe Aphidius colemani ist beheimatet im Nahen Osten, wurde in vielen Gegenden eingeführt und ist z.B. in den Niederlanden eingebürgert. Sie parasitiert über 40 Blattlausarten.

Biologie

Entwicklungszyklus

Ei – Larve (4 Larvenstadien) – Puppe – adultes Tier

Das Schlupfwespenweibchen streckt den Hinterleib zwischen die Beine hindurch nach vorn und legt in Sekunden mit dem Ovipositor ein Ei in die Blattlaus. Auch Jugendstadien und geflügelte Blattläuse werden parasitiert. In dieser Phase nimmt die Blattlaus besonders viel Nahrung auf, scheidet viel Honigtau aus und produziert noch Nachkommen (außer die Jugendstadien). Die Blattläuse sondern ein Alarmpheromon ab, was häufig dazu führt, dass sich die so gewarnten Blattläuse zu Boden fallen lassen. Viele Blattläuse sterben dabei, viele überleben aber auch und bilden auf anderen Pflanzen neue Kolonien.

Während der Lebensdauer von 7 bis 14 Tagen kann die Schlupfwespe 200 bis 500 Eier legen. In den ersten 4 Tagen werden die meisten Eier gelegt. Nach frühestens 3 Tagen bei 21°C schlüpft die Larve aus. Nach dem Durchlaufen von 4 Larvenstadien spinnt die Larve sieben Tage nach der Eiablage in der Blattlaushülle einen Kokon. Die Blattlaushülle schwillt an, wird hart und färbt sich bronzefarben und wird als Mumie bezeichnet. Vier Tage nach Beginn der Kokonbildung schlüpft die Schlupfwespe durch ein kreisrundes Loch aus.

Aphidius colemani ist 2 bis 2,5 mm groß, dunkel gefärbt und hat lange Antennen. Die Männchen sind dunkler gefärbt als die Weibchen. Der Hinterleib des Weibchens ist spitz zulaufend, der des Männchens abgerundet. Das Verhältnis von Weibchen zu Männchen beträgt in der Regel 2:1. Die Größe ist abhängig von der parasitierten Blattlaus. Die Paarung findet innerhalb eines Tages nach dem Schlupf statt, Weibchen paaren sich einmal, Männchen können sich öfters paaren. Weibchen legen befruchtete Eier, aus denen Weibchen hervorgehen, und unbefruchtete Eier, die Männchen hervorbringen. Die Gesamtentwicklungszeit vom Ei zum adulten Tier beträgt bei 20°C 13 Tage, bei 25°C 10 Tage, die der Blattlaus unter günstigen Bedingungen nur 9 Tage. Die Lebensspanne beträgt etwa 10 Tage bei 18 bis 22°C.

Über 30°C lässt die Wirkung von Aphidius colemani nach. Im Sommer, und hier besonders im Spätsommer, kann das sich Populationswachstum durch das Auftreten von Hyperparasiten, besonders durch Dendrocerus carpenteri, verlangsamen. Eine Hyperparasitierung ist an einem gezackten Schlupfloch in der Blattlausmumie zu erkennen. Aphidius colemani ist ein effektiver Parasit von Blattläusen der Arten Aphis und Myzus. Sie hat ein sehr effektives Suchverhalten, das es ihr ermöglicht, auch Blattläuse in geringer Anzahl aufzuspüren. Durch Botenstoffe, die von befallenen Pflanzen abgegeben werden, finden die Schlupfwespen ihre Beute auf großer Entfernung. Bei kurzer Entfernung reagieren sie auf den Geruch des Honigtaus, der als Nahrung gebraucht wird.


Entwicklungszeit in Tagen von Aphidius colemani auf Aphis gossypii bei 20°C und 25°C[1] und bei 18°C, 22°C und 26°C[2]

Temperatur (°C) Ei - Puppe Ei – adultes Tier
18 11,2
20 13
22 8,3
25 10
26 6,5

Ausbringung

Die Schlupfwespen werden in Form von parasitierten Blattlausmumien in Kunststoffdosen geliefert. Gelegentlich sind schon einige Tiere ausgeschlüpft, deswegen sollten die Dosen erst geöffnet werden, wenn sie im Bestand verteilt sind. Die Mumien dürfen nicht nass werden. Der Einsatz sollte vorbeugend mit 0,3 Tieren/qm erfolgen, bei erstem Befall sollte die Einsatzmenge erhöht werden. Eine andere Möglichkeit ist die Installation einer „Offenen Zucht der Blattlausgegenspieler“, bei der auf Getreideaussaaten Getreideblattläuse ausgebracht werden, um Blattlausgegenspieler zu vermehren. A. colemani parasitiert dort die Haferblattlaus Rhopalosiphum padi. Bei Befall werden bei der erstgenannten Methode ein bis zwei Tiere/qm zweimal im Abstand von 14 Tagen ausgebracht. Der Einsatz von Aphidius colemani ist ganzjährig möglich, Temperaturen von 15-20°C sind optimal, die Ansprüche an die Luftfeuchtigkeit sind gering. Es empfiehlt sich ein Einsatz im Frühjahr und Frühsommer gegen die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) und die Baumwollblattlaus (Aphis gossypii). Aphidius colemani wird in Zierpflanzen in Chrysanthemen, Cyclamen u.a. und im Gemüsebau in Gurke, Paprika, Aubergine u.a. eingesetzt. Um das Wirkungsspektrum zu erweitern, wird Aphidius colemani auch zusammen mit Aphidius ervi eingesetzt.

Quellen

  1. Steenis, M. van, 1995: Evaluation and application of parasitoids for biological control of Aphis gossypii in glasshouse cucumber crops. Proefschrift, Landbouwuniversiteit Wageningen:217
  2. Schelt, J. van, 1994:The selection and utilisation of parasitoids for ahid control in glasshouses. Proceedings of Experimental & Applied Entomology, N.E.V. Amsterdam, 5: 151-157


R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 


Weblinks