Apfelwickler

Aus Hortipendium
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Apfelwickler
Cydia pomonella
Bild-2.JPG
Apfelwicklerlarve
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse höhere Insekten
Pterygota
Ordnung Schmetterlinge
Lepidoptera
Unterordnung Glossata
Überfamilie Tortricoidea
Familie Wickler
Tortricidae

Der Apfelwickler gehört zu der Familie der Wickler und ist ein bekannter Schädling an Apfel. Seine Larven verursachen enorme Fruchtschäden, bei starkem Befall kann es zu bis zu 5% Vermadung der Erträge kommen. Vor allem in warmen Regionen kann der Apfelwickler zu einem Problem werden.

Schadbild

Es tritt Fruchtfall auf, die Äpfel sind wurmig und lassen sich leicht abnehmen. An abgefallenen Früchten findet man das Bohrloch, durch das die Raupe ins Innere gekommen ist. Die Bohrgänge sind mit Kot gefüllt und reichen bis zum Kerngehäuse. Meist fressen die Larven auch die Kerne an. Um das Bohrloch bildet sich meistens ein roter Hof.

Biologie

Schematische Darstellung des Entwicklungszykluses bei einer Generation pro Jahr
Schematische Darstellung des Entwicklungszykluses bei zwei Generationen pro Jahr

Generationen

In Regionen mit warmen Klimaten, wie z.B. die Pfalz und Rheinhessen, tritt der Apfelwickler in zwei vollständig ausgeprägten Generationen auf (bivoltine Generation). In Regionen mit weniger günstigen Klimaten wie z.B. das Alte Land, macht er mindestens eine vollständige Generation, kann dort aber auch in Jahren mit warmen Frühsommern mit einer zweiten zumindest partiellen Generation auftreten, die zu erheblichen Ertragsausfällen führen kann.

Aussehen

Die Falter sind ca 1 cm groß und grau gefärbt. Sie haben je einen bronzefarbenen Spiegel an den Flügelenden. Die Eier des Apfelwicklers sind circa 1 mm groß. Die Raupe durchlebt fünf Stadien, in denen sich ihre Größe ändert. Im fünften Stadium erreicht sie eine Größe von 18 - 20 mm. Sie ist rosa gefärbt und hat ein braunes Kopf- und Nackenschild.

Eiablage und Entwicklung

Das Weibchen legt ca. 20 - 50 Eier. Die Entwicklungsdauer beträgt 18 Tage bei 15°C, 6 Tage bei 25°C, die Entwicklungsdauer der Larven ca. 20 - 30 Tage. Die Verpuppung dauert 20-28 Tage. Die 2. Generation verursacht größeren Schaden, da hier die schon reifenden Früchte geschädigt werden.

Bei 14 bis 16° C fliegen die Falter in der Dämmerung. Die Eiablage erfolgt kurz nach dem Schlupf der Weibchen. Beginn und Dauer der Eiablage ist stark temperaturabhängig und somit von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Im Mai werden die Eier fast ausschließlich auf die Rosettenblätter abgelegt. Die Raupen schlüpfen circa 8-14 Tage nach der Eiablage und fressen dann an der Apfelschale. Nach einigen Stunden, teilweise jedoch auch erst nach bis zu 3 - 4 Tagen bohren sie sich in die Frucht ein. Sie tritt entweder durch die Seiten der Äpfel, oder durch den Kelch ein. Einbohrungen durch den Kelch sind schwer zu erkennen. Die Bohrgänge sind mit Kot gefüllt und reichen bis zum Kerngehäuse, die Kerne werden von den Raupen angefressen. Während des Einbohrens durchläuft die Larve die fünf Larvenstadien. Nach vier Wochen, im Juli werden die Früchte verlassen und die Raupen verpuppen sich. Manchmal verlassen die Larven den Apfel auch erst, wenn dieser vom Baum gefallen ist.

Der Schlupf der 2. Generation ist im September, nach ca. 2 Wochen. Die Verpuppung der Larven der neuen Generation erfolgt erst nach der Winterruhe im April des nächsten Jahres. 70% der Larven verpuppen sich hinter den Borkenschuppen am Baum, die restlichen 30% im Boden mit zunehmender Dichte Richtung Stamm. In den letzten Jahren war zu beobachten, dass der Wickler von Anfang Mai bis Ende August durchgehend fliegt. Somit ist die Eiablage über einen Zeitraum von etwa 3 Monaten möglich. Es gibt keine klare Trennung zwischen den Faltergenerationen.

Überwinterung

Die Überwinterung erfolgt als Raupe in festem Gespinst in der Borkenschuppe, in Baumpfählen oder in aufgeplatzten Tonkienstäben. Die Larven sind unempfindlich gegenüber strengen Frösten. Die Raupen verpuppen sich Ende April und schlupfen als Falter ungefähr Mitte Mai. Die Verpuppungsdauer wird von den vorherrschenden Temperaturen reguliert.

Bekämpfung im Hausgarten

Die Bekämpfung des Apfelwicklers ist schwierig, zumal in vielen Gärten der Befallsdruck recht hoch ist. Als Möglichkeit zur Befallsminderung bietet sich das Anlegen von Wellpappegürteln ab Ende Juni an. Die unterhalb der Krone am Stamm angelegten etwa 10 cm breiten Wellpapperinge werden von den Larven der ersten (Juni/Juli) und zweiten (August/September) Generation des Apfelwicklers gern als Unterschlupf zur Verpuppung und Überwinterung aufgesucht. Sie sind jeweils Ende Juli und nach der Ernte zu entfernen und mit den eingesponnenen Larven zu vernichten. Leider werden mit dieser Methode nur wenige Apfelwickler gefangen, so dass sie nur geringen Erfolg verspricht. Die Wellpapperinge sind nicht mit den Leimringen zu verwechseln, die ausschließlich zur Frostspanner-Bekämpfung eingesetzt werden. Der Einsatz von Nützlingen (Apfelwickler-Granulosevirus, Trichogrammma-Schlupfwespen, Steinernema-Nematoden) eignet sich gut zur Apfelwicklerbekämpfung im Garten. Die in Fachgeschäften angebotenen Obstmadenfallen dienen nur zur Beobachtung des Schädlingsauftretens. Eine Bekämpfung des Apfelwicklers ist mit diesen Lockstofffallen nicht möglich.
Aktuelle Zulassungssituation für den Einsatz im Hausgarten

Bekämpfung im Erwerbsobstbau

Zur Überwachung des Falterfluges sind Pheromonfallen empfehlenswert. Der Flug der ersten Generation findet meist von Ende April/Anfang Mai bis Anfang Juli statt. Die zweite Generation fliegt ungefähr von Mitte Juli Bis Ende August/Anfang September. In kühlen Regionen tritt teilweise nur eine Generation auf. Diese fliegt ca. von Ende Mai bis Anfang August. Die Pheromonfallen sollten jeweils in diesen Zeiten in den Bäumen hängen. Sie sollten im Kernbereich der Anlage und möglichst nicht im Kroneninneren aufgehängt werden. Nach ungefähr 8 Wochen muss das Pheromon ausgewechselt werden.

Um den Bekämpfungserfolg zu kontrollieren, sollten die Früchte auf Einbohrungen untersucht werden. Die Zahl der Einbohrungen stellen eine Prognose für den Befallsdruck im Folgejahr dar. Der Einsatz von Pheromonfallen eignet sich hauptsächlich in größeren, zusammenhängenden Anbaugebieten.

Der Bekämpfungserfolg hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu diesen gehören die Populationsdichte, die Anzahl der Generationen, die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln und die Behandlungsintensität. Für die Wahl der Bekämpfungsstrategie ist der Vorjahresbefall entscheidend. Lag im vorangegangenen Jahr nur ein leichter Befall vor (< 0,5%), reichen chemische Bekämpfungsmethoden aus. War der Befall jedoch stärker, so sollten zusätzlich zur chemischen Bekämpfung Verwirrungsstrategien (z. B. Pheromonfallen) angewendet werden. War der Befall im Vorjahr extrem hoch (> 5% Vermadung), sollte eine intensive chemische Bekämpfung erfolgen, um den Befallsdruck auch auf lange Sicht zu senken. Hierfür sind enge Spritzabstände erforderlich. Bei der Wahl der Spritzfolgen muss die Wirkungsdauer der jeweiligen Insektizide berücksichtigt werden. Des weiteren sollte zwischen den Wirkstoffgruppen abgewechselt werden, damit Resistenzen vermieden werden. Um den Erfolg einer Bekämpfung abzuschätzen, sollten die Äpfel einmal wöchentlich auf Einbohrungen kontrolliert werden. So findet man heraus, ob der Apfelwickler sich noch weiter vermehrt. Werden erste Einbohrungen gefunden, empfiehlt sich der Einsatz lavizider Insektizide. Die Bekämpfung der ersten Larven ist am wichtigsten, da aus ihnen die neue Generation im Sommer entstehen kann. Durch fehlende Bekämpfung dieser Larven wird der Befallsdruck im Spätjahr gesteigert. Für die Auswahl der Pflanzenschutzmittel gilt, dass zunächst die wirkungsstärksten Mittel ausgebracht werden sollten.
Aktuelle Zulassungssituation für den Erwerbsanbau aus PS Info

Siehe auch

Quellen

  • Prof. Dr. Fritz Winter (2002): Lucas' Anleitung zum Obstbau. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-5545-1
  • Uwe Harzer (2012): Mittelempfehlungen und Hinweise zum Pflanzenschutz in Kernobst 2012. In: Fachzeitschrift für den Obstbau-Profi. Nr. 3. Seite 149 - 163. 
  • Isabelle Lampe (2010): Mit Wirkstoffwechsel gegen den Apfelwickler. In: Poma Magazin für den erfolgreichen Obstbau-Profi. Seite 8 - 12.