Alternativen zur chemischen Unkrautbekämpfung auf Wegen und Plätzen

Aus Hortipendium
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Alternativ zur chemischen Unkrautregulierung gibt es auch indirekte Maßnahmen, die das Aufkommen von Unkräutern schon im Vorfeld unterbinden oder minimieren. Dazu zählen insbesondere verschiedene Möglichkeiten der Bodenbedeckung. Daneben stehen auch verschiedene direkte Bekämpfungsmaßnahmen (mechanisch und physikalisch-thermisch) zur Verfügung.

Indirekte Bekämpfungsmaßnahmen

Versiegelung

Die Versiegelung von Flächen, beispielsweise durch Beton und Asphalt, stellt zwar eine pflegeleichte Variante dar, hat aber den Nachteil, dass Regenwasser nicht versickern kann und ein Anschluss an die Kanalisation erforderlich ist.

Bodenabdeckung

Die Abdeckung von Böden durch verschiedene Materialien unterdrückt das Wachstum unerwünschter Pflanzen je nach Methode für mehrere Jahre. In der folgenden Tabelle sind unterschiedliche Methoden der Bodenabdeckung sowie ihre Vor- und Nachteile vergleichend gegenüber gestellt.

Verschiedene Möglichkeiten der Bodenabdeckung [1]
Material Anwendung Bemerkung
Organisch großflächig

(Holzhäcksel, Rindenmulch)

  • arbeitsaufwändig und teuer
  • Haltbarkeit: 3 Jahre
kleinflächig

(Stroh, Pappe, Papier)

Anwachshilfe für neugepflanzte Bäume und Sträucher
Pflanzen

großflächig
z.B. Cotoneaster oder andere Bodendecker

  • standortabhängig verwendbar
  • Pflegeaufwand muss einkalkuliert werden
Kunststoffe großflächig

(Folien, Vliese)

  • Haltbarkeit ca. 10 Jahre
  • Eingeschränkte Begehbarkeit
  • Problem der Entsorgung/Deponierung von Altmaterial
kleinflächig Recyclingmaterial geformt zur dauerhaften Abdeckung spezieller Kleinstflächen

(Schilder- und Leitpfosten)

Direkte Bekämpfungsmaßnahmen

Zur Unkrautbekämpfung auf öffentlichen Wegen und Plätzen gibt es je nach Beschaffenheit des Untergrunds und der Art und Intensität des Unkrautbewuchses verschiedene mechanische und physikalisch-thermische Verfahren.

Mechanische Verfahren zur Unkrautbekämpfung

Zur mechanischen Unkrautentfernung stehen für den Profibereich verschiedene Wildkrautbürsten, Zinken-bewehrte Walzen, Stachelrotoren, Wildkrauteggen u.ä. von verschiedenen Herstellern zur Verfügung. Auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen findet sich eine umfassende Darstellung der derzeit zur Verfügung stehenden Geräte und Methoden (www.landwirtschaftskammer.de, siehe auch Weblinks unten).

Bei der Wahl des Gerätes und des Bürstenmaterials sind die Empfindlichkeit und die Beschaffenheit des Untergrundes zu berücksichtigen. Für empfindliche Untergründe sollten trotz höherem Verschleiß der Borsten Bürsten aus Kunststoff gewählt werden, während zur anfänglichen Entfernung mehrjährig bewachsener, gepflasterter Flächen die aggressiveren Stahlbürsten besser geeignet sind. Für ebene Flächen mit relativ gleichmäßigem Unkrautbesatz sind Walzengeräte die bessere Wahl.

Für kleine Flächen mit Unkrautbewuchs leisten auch altbewährte Methoden wie der Fugenkratzer oder ein fester Besen in Kombination mit heißem Wasser oder Dampf gute Dienste. Hochdruckreiniger sind ebenfalls zur Unkrautbeseitigung geeignet.

Die folgende Tabelle gibt eine vergleichende Übersicht der verschiedenen Möglichkeiten zur mechanischen Unkrautentfernung.

Verschiedene Möglichkeiten der mechanischen Unkrautbekämpfung [2]
Maschine Anwendungsbereich Bemerkung
Hackmaschinen Boden, wassergebundene Flächen Boden- und witterungsabhängige Wirkung
Rotierende Werkzeuge Boden, wassergebundene Flächen
  • Witterungsabhängig
  • Geringe Fahrgeschwindigkeit
  • Hohe Anschaffungskosten
Bürsten- und Kehrgeräte Platten- und Pflasterflächen
  • Variable Arbeitsbreite
  • Geringe Fahrgeschwindigkeit
  • Stahlborsten können Fugenbefestigung und Natursteine beschädigen
Spez. Pflegeräte für Sportanlagen Tennen- und Rasenplätze
  • Variable Arbeitsbreiten
  • Große Schlagkraft
  • Hohe Anschaffungskosten

Physikalisch-thermische Verfahren zur Unkrautbekämpfung

Verfahren zur physikalisch-thermischen Unkrautbekämpfung bewirken durch die Erhitzung des Pflanzengewebes auf 60 bis 70°C die Zerstörung der Eiweißstrukturen und Zellwände des Pflanzengewebes. Die Wirkung tritt zeitverzögert auf.

Die nachfolgend aufgelisteten Verfahren zur thermischen Unkrautbekämpfung sind unter Beachtung der Herstellerangaben fast uneingeschränkt auf allen Untergründen anwendbar.

Verfahren zur thermischen Unkrautbekämpfung [3]
Verfahren Wirkungsweise/Energiequelle Bemerkung
Abflammgeräte Direkte Flammeneinwirkung

Propangas aus der Gasphase

  • Große Brandgefährdung
  • Vergleichsweise hohe Geräuschbelastung
Infrarot-Handgeräte Indirekte Wärmeübertragung durch Wärmeabstrahlung

Propangas aus der Flüssigphase

  • Brandgefahr und Geräuschbelastung vergleichsweise gering
  • Samen werden weitgehend keimunfähig gemacht
Kombinationsgeräte Kombination aus direkter und indirekter Wärmeübertragung

Propangas aus der Flüssigphase

  • Schnelle Anfangswirkung
  • Brandgefahr und Geräuschbelastung relativ hoch
Heißdampfgeräte Indirekte Wärmeübertragung durch Wasserdampf

Heizöl oder Strom

  • Langsame Anfangswirkung
  • Langsame Fahrgeschwindigkeit
  • Derzeit nur Kleinst- oder Großgeräte am Markt
Heißwassergeräte Indirekte Wärmeübertragung durch Wasser

Heizöl

  • Langsame Fahrgeschwindigkeit
  • Hoher Wasserverbrauch
  • Nur Großgeräte am Markt
  • Sehr hoher maschineller Aufwand und dadurch Fixkosten

Die Wirksamkeit der Infrarotgeräte ist abhängig von der Stärke des Bewuchses und der Dicke des Pflanzenmaterials. Da die Wirkung nur oberflächennah stattfindet, werden bei vielen Unkräutern und Gräsern nur die oberirdischen Pflanzenteile geschädigt und sie treiben wieder neu aus. Der Bodenvorrat und der Zuflug von Unkrautsamen führen ebenfalls zu ständigem Neuaustrieb. Daher sind meist mehrere Wiederholungsbehandlungen pro Jahr nötig.

Wirtschaftliche Aspekte

Entscheidend für den Bekämpfungserfolg, sowohl der indirekten als auch der direkten Verfahren, sind auch der Bekämpfungszeitpunkt sowie die entsprechenden Pflegemaßnahmen vor bzw. nach erfolgter Bekämpfung.

So sollte zum Beispiel eine stark eingewachsene Fläche mit starkem Altkrautbewuchs bereits im Herbst behandelt werden, um explodierende Kosten für Pflegemaßnahmen im darauf folgenden Frühjahr zu vermeiden. Generell sollte mit der Unkrautbekämpfung bereits zeitig im Frühjahr begonnen werden, wenn die Pflanzen noch klein und schwach sind. Das Kehren der zu behandelnden Flächen vor und nach der Bekämpfungsmaßnahme erhöht den Bekämpfungserfolg. Neben rein optischen Effekten werden dadurch auch Unkrautsamen entfernt.

Oberflächenbeschaffenheit und -gestaltung beschränken die Wahlmöglichkeit zwischen den einzelnen Alternativverfahren zur Unkrautentfernung. Auch ist die Wirkung der altbekannten alternativen Verfahren im Vergleich zu Herbiziden in der Regel geringer, so dass die Anwendungen häufiger wiederholt werden müssen.

Vergleicht man die Kosten von alternativen Unkrautbekämpfungsmethoden mit dem Einsatz von Herbiziden, so sind Herbizide die eindeutig günstigere Möglichkeit. Hauptkostenfaktor der nicht-chemischen Methoden ist der Arbeitsaufwand (Anwendungshäufigkeit, Fahrgeschwindigkeit und Arbeitsbreite der Geräte). Die Arbeitskosten belaufen sich auf 60 – 80% der Gesamtkosten. Thermische Bekämpfungsmethoden liegen etwa um den Faktor 5-10 über dem Herbizideinsatz. Reine Handarbeit ist sogar bis zu hundertmal teurer als der Einsatz von Herbiziden.

Vor der Anschaffung eines Gerätes zur Unkrautkontrolle sollte folgendes berücksichtigt werden:

  • gute Handhabbarkeit
  • Eignung für die vorgesehenen Flächen
  • Ökologische Aspekte: geringe Brandgefahr, verminderte Geräusch- und Rauchentwicklung, niedriger Energieverbrauch


Fazit:

Jede Gemeinde muss für sich standortangepasste Pflegekonzepte entwickeln, die einer Verunkrautung vorbeugen. Folgende Punkte könnten dabei hilfreich sein:

  • Schon bei der Planung von Flächenumgestaltungen späteren Pflegeaufwand berücksichtigen
  • Personal- und Gerätebestand in die Planung mit einbeziehen
  • Die Ansprüche an die Flächenoptik klären: Entkrautung nur dort, wo unbedingt erforderlich
  • Flächenbestand analysieren und Gefahrenquellen eingrenzen
  • Kombination einzelner Verfahren als Pflegekonzept

Einzelnachweise

  1. Augustin, B. (2005): Umweltschonender Herbizideinsatz an Verkehrswegen - aus der Sicht der Genehmigungsbehörden
  2. Augustin, B. (2005): Umweltschonender Herbizideinsatz an Verkehrswegen - aus der Sicht der Genehmigungsbehörden
  3. Augustin, B. (2005): Umweltschonender Herbizideinsatz an Verkehrswegen - aus der Sicht der Genehmigungsbehörden

Quellen

Text zusammengestellt nach verschiedenen Vorträgen und schriftlichen Beiträgen zum Thema von Dr. B. Augustin, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.

Umweltschonender Herbizideinsatz an Verkehrswegen - aus der Sicht der Genehmigungsbehörden -

Weblinks

Verschiedene Berichte und Präsentationen auf den Seiten des „Arbeitskreises Wasser- und Pflanzenschutz“ und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: