Allergien

Aus Hortipendium
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Die Überempfindlichkeit gegen bestimmte Substanzen in unserer Umwelt scheint immer mehr zuzunehmen. Neben einer Vielzahl chemischer und natürlicher Substanzen sind auch Pflanzen hier nicht ausgeschlossen. Man schätzt, dass etwa 200 heimische Wild-, Heil-, Zier- und Zimmerpflanzen bei bestimmten Personengruppen Allergien auslösen können. Bei einer Abhandlung dieses Themenkreises müssen wir zunächst grundsätzlich zwischen Pollenallergien und Kontaktallergien unterscheiden.


Pollenallergien

Vereinfacht dargestellt kommt es bei den Pollenallergien durch die in der Luft schwebenden Pollen zu Reizungen der Schleimhäute und der Atmungsorgane. Ferner können Asthma-Anfälle ausgelöst werden. Die bekannteste Form ist der Heuschnupfen. Etwa 5 % der Bevölkerung - mit steigender Tendenz - sind empfindlich. Wie ernst man diese Pollenallergien nimmt, geht schon daraus hervor, dass sich in den letzten Jahren spezielle Fachärzte mit diesen Fragen befassen und ein regelmäßiger "Pollenwarndienst" über den Rundfunk und die Presse verbreitet wird. Am kritischsten werden in diesem Zusammenhang die Pollen von Gräsern, Weiden, Pappeln, Erlen, Birken, Eschen, Buchen, Ulmen, Eichen und Linden beurteilt.
Pollenallergiker haben kaum eine Möglichkeit, z. B. durch entsprechende Pflanzenauswahl Einfluss zu nehmen, die die Gefährdung stets großräumig auftritt. Lediglich die Pollenflugvorhersagen bieten innerhalb gewisser Grenzen Möglichkeiten, sich entsprechend einzustellen.

Kontaktallergien

Ganz anders ist die Situation bei Pflanzengruppen, die Kontaktallergien auslösen. Hier spielen die Sensibilität der Einzelperson sowie der Allergengehalt der entsprechenden Pflanzenart, der wiederum nach Wachstumsbedingungen und Witterung ebenfalls erheblich schwanken kann, eine wichtige Rolle. Ferner ist selbstverständlich auch die Häufigkeit und die Intensität des Kontaktes von Bedeutung. Gerade aus diesen Gründen sind vor allem Gärtner und Blumenbinder bei entsprechender Anfälligkeit besonders durch Pflanzenallergien gefährdet. Eine ausgeprägte nachgewiesene Allergie kann hier sogar als "Berufskrankheit" geltend gemacht werden. Ausgelöst werden Kontaktallergien durch bestimmte Inhaltsstoffe von Pflanzenhaaren oder Zellen, die bei Berührung freigesetzt werden und auf der Haut, auf den Schleimhäuten oder anderen empfindlichen Körperstellen, die meist rechts typische Reaktionen auslösen. Während bei der klassischen Pflanzenkontaktallergie in der Regel nur ein ganz bestimmter Personenkreis betroffen ist, gibt es auch einige Pflanzenarten, deren aggressive Inhaltsstoffe praktisch alle Personen tangieren. Erinnert sei hier an Brennnesseln , an den Schleim frisch geschnittener Narzissen oder an die tränenden Augen beim Zwiebelschneiden.

Nach einer Auswertung nachgewiesener Kontaktsensibilisierungen bei Gärtnern wurde festgestellt, dass in knapp 62 % aller Fälle Pflanzen aus der Familie der Compositae (heute Asteraceae) Auslöser waren. Eine Spitzenstellung nimmt überraschend hier die Chrysantheme ein. Es folgen mit weitem Abstand die Primulaceae mit 7 %, Liliaceae mit 6,2 % und Umbeliferen mit 5,3 % und 10 weitere Pflanzenfamilien die sich um 1 % bewegen.
Problematisch für betroffene Gärtner ist zusätzlich, dass es in relativ vielen Fällen zu sogenannten Kreuzreaktionen kommen kann. So sind z. B. bei Chrysanthemenallergikern entsprechende Kreuzreaktionen gegenüber Arnika, Schafgarbe, Rainfarn, Kamille, Sonnenblumen, Astern u. a. Compositen bekannt. Das bedeutet, tritt eine entsprechend sensible Person mit einer dieser Arten in Kontakt, so treten gleiche Symptome auf wie bei Chrysanthemum.
Obwohl sie statistisch nur an 2. Stelle rangiert, ist die Primelallergie in der Praxis wohl am bekanntesten. Als Kontaktallergen wirkt hier Primin, das nach neueren Untersuchungen neben der Becherprimel noch in 12 weiteren Primelarten vorhanden ist. So kann auch die Schlüsselblume bei entsprechend empfindlichen Personen gleiche Symptome auslösen. Auch die "priminfreien Züchtungen" sind keine absolute Gewähr. Je nach Umweltbedingungen können hier noch Reste dieses Stoffes enthalten sein, die für eine Allergie ausreichen.

Allergie-auslösende Gattungen

In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Gattungen aufgeführt, die Allergien auslösen können.

Botanischer Name Deutscher Name Bemerkungen
Achilea mileformis Schafgarbe Hautreizungen
Allium cepa Zwiebel Saft aggressiv
Anagallis arvensis Ackergauchheil Hautreizungen
Anemonen-Arten Buschwindröschen Entzündungen
Arnica montana Arnika Hautreizungen
Aster novi-belgii Aster Hautreizungen
Bryonia-Arten Zaunrübe Blasen, Rötungen
Chrysanthemen-Arten Chrysanthemen juckende Rötungen
Convallaria majalis Maiglöckchen Rötungen der Augen
Dahlien-Arten Dahlie Kontakt-Allergie
Daphne mezereon Seidelbast Hautrötungen
Euphorbien-Arten* Wolfsmilch Blasen durch Saft
Fragaria-Arten Erdbeeren Ausschläge
Galanthus nivalis Schneeglöckchen Saft aggressiv
Hedera-Arten* Efeu Hautreizungen
Helianthus annuus Sonnenröschen Hautreizungen
Heracleum-Arten Bärenklau Blasen bei Licht
Juniperus sabina Sadebaum Nekrosen
Ligustrum vulgare Liguster Ekzeme
Myosotis-Arten* Vergissmeinnicht Hautreizungen
Narzissus-Arten* Narzissen Schleim allgemein aggressiv
Orchidaceen Orchideen Hautreizungen
Primula obconica Becherprimel Rötungen, Blasen
Ranunculus-Arten Hahnenfuß Geschwüre, Rötungen
Ruta graveolens Weinraute Blasen, Hautreizungen
Scindapsus aureus* Efeutute Hautreizungen
Sedum acre Fetthenne Hautreizungen
Tagetes-Arten Studentenblume Hautreizungen
Taraxacum officinalis Löwenzahn Hautreizungen
Thuja occidentalis Lebensbaum Ekzeme
Tulpa-Arten Tulpen nach 10 - 12 Stunden Blasen (="Tulpenfinger")
Urtica-Arten* Brennnessel Hautreizungen

Die mit * gekennzeichneten Arten sind nur in den seltensten Fällen Auslöser echter Kontaktallergien. Sie enthalten in erster Linie aktiv hautreizende Stoffe. Obwohl Kontaktallergien durch Pflanzen, wie mehrfach erwähnt wurde, verhältnismäßig selten sind, leiden die direkt Betroffenen doch erheblich, wenn sie mit den entsprechenden Pflanzen in Berührungen kommen.
Besteht der Verdacht einer erhöhten Sensibilität, sollte sofort ein Experte aufgesucht und ein entsprechender Test durchgeführt werden, um Gewissheit zu bekommen. Salben, Puder und Hautöle bringen zwar eine (meist zeitlich begrenzte) Linderung, sind aber keine echt Hilfe. Es nützt überhaupt nicht, an den "Symptomen" zu laborieren. Entscheidend ist, den oder die Auslöser zu ermitteln, sich nach eventuellen Kreuzreaktionen zu erkundigen und strikt jeden Kontakt mit diesen Pflanzen oder Pflanzengruppen zu vermeiden. Für den Laien oder Hobbygärtner mag dies ohne große Probleme möglich sein, problematischer wird dies aber für den Gärtner, der unter Umständen durch solche Allergien zur Berufsaufgabe gezwungen ist.

Quellen

Eva Morgenstern, Gartenakadmie Rheinland-Pfalz

Weblinks