Wurzelgemüse

Aus Hortipendium
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Möhren in ihrer ganzen Vielfalt

Die Einteilung der Gemüsearten in Wurzelgemüse, Blatt-, Kohl-, Zwiebel- und Fruchtgemüse sowie Hülsenfrüchte ist historisch gewachsen. Für die Zuordnung zu einem Teil dieser Gruppen ist die Verwendung in der Küche ausschlaggebend, also welche Pflanzenteile (Blätter, Wurzeln, Früchte) gegessen werden. Außerdem spielen ähnliche Ansprüche im Anbau eine Rolle, was bei den anderen Gruppen zu einer Zusammenfassung nach Pflanzenfamilien führte (Brassica-Arten, Allium-Arten, Leguminosen). Bei den Wurzelgemüsen finden beide Kriterien Anwendung, da hierzu alle Gemüse zählen, deren verdickte Wurzeln bzw. Knollen gegessen werden und die gleichzeitig Doldenblütler sind. Die zur Familie der Nachtschattengewächse zählende Kartoffel, von der ausschließlich die Knollen gegessen werden, zählt dagegen nicht zu den Wurzelgemüsen.

Anbau im Hausgarten

Im Hausgarten üblicherweise angebaute Wurzelgemüse sind:

  • Möhren (synomym: Möhren, Karotten)
  • Rote Bete (synomym: Rote Rüben, Rahnen)
  • Knollensellerie
  • Schwarzwurzel
  • Rettich

regional auch

  • Speiserübearten (Mairübe, Teltower Rübchen, Gatower Kugel, Herbstrübe)
  • Steckrübe (synomym: Kohlrübe)


Weniger bekannte Wurzelgemüse:

Wenn heute Gemüse im Garten angebaut wird, steht nicht die preisgünstige Nahrungsmittelerzeugung im Vordergrund, sondern das frische Gemüse in einer Geschmacksvielfalt, die der Supermarkt nicht liefern kann. Deshalb finden sich im Hausgarten eine Vielzahl von Liebhabersorten. Der Gemüsegarten bietet auch die Möglichkeit, seltene, zum Teil alte, in Vergessenheit geratene Gemüse anzubauen. Hier einige Beispiele aus dem Bereich der Wurzelgemüse:

Name  Beschreibung/ Verwendung Kultur
Haferwurzel (Tragopogon porrifolius)   Alte Kulturpflanze. Etwas dünner und hellschaliger als Schwarzwurzeln. Verwendung wie diese. Aussaat Februar bis März an Ort und Stelle in Reihen, Ernte ab Oktober, vor dem ersten Frost. Blühen im 2. Jahr violett. Säen sich dann gern selbst aus.
Kerbelrübe (Chaerophyllum bulbosum Kleine Wurzeln mit kastanienartigem Aroma. Gegart wie Kartoffeln oder als Püree. Auch als Rohkost. Blätter auch für Salat und Suppen geeignet. Frostkeimer: Aussaat im November ins Freiland, keimt im darauffolgenden Frühjahr. Aussaat in Reihen, vereinzeln auf 4 - 6 cm Abstand. Standort gerne halbschattig. Ernte ab Juli (Vergilben der Blätter).
Pastinake (Pastinaca sativa)   Gut lagerfähige, dicke, weiße Rüben. Suppen, Eintöpfe Pürees, Aufläufe, auch Rohkost. Aussaat im Mai in Reihen von ca. 30 cm Abstand. Pflanzen vereinzeln auf ca. 8 cm. Ernte im Oktober.
Zuckerwurzel (Sium sisarum Galt im 16. Jahrhundert als Delikatesse. Fleischige und etwas mehlige, süßliche Wurzeln. Verwendung wie Schwarzwurzeln. Bis zu 1,70 m hohe ausdauernde ( Dauerbeet!) Pflanze. Sehr robust, bevorzugt sonnige Lagen und nährstoffreiche Böden (Starkzehrer). Aussaat Februar bis Mai oder August bis Oktober in Reihen, Abstand 40 cm oder Teilung durch abbrechen von Seitentrieben. Ernte ab Oktober, danach das ganze Jahr über möglich. Die Zuckerwurzel sät sich leicht selbst aus.

Ansprüche

Alle Wurzelgemüse lieben tiefgründige, humose, warme Böden. Auf schweren Böden werden sie leicht "vielbeinig" und bilden viele Faserwurzeln aus. Auf eine gleichbleibende Wasserversorgung ist zu achten, da starke Schwankungen zum Aufplatzen der Wurzeln führen. Wurzelgemüse werden den Mittelzehrern zugerechnet. Wird im Garten mit frischem Mist gedüngt, pflanzt man sie zusammen mit Schwachzehrern nur auf die Beete, die im Vorjahr mit Mist versorgt wurden, da sie keine frische Mistdüngung vertragen. Bei Mischkulturbeeten können sie sowohl mit Stark- als auch Schwachzehrern kombiniert werden.

Lagerung:

Wurzelgemüse hatten früher eine große Bedeutung für die Versorgung mit Frischgemüse im Winter. So kann z.B. die Schwarzwurzel über Winter auf dem Beet bleiben und nach Bedarf an frostfreien Tagen gerntet werden. Mit Ausnahme des Knollenselleries können alle Wurzelgemüse auch in Sand eingeschlagen in einem kühlen Keller oder Schuppen aufbewahrt werden. Ideale Bedingungen zur Lagerung bietet auch eine Erdmiete im Garten.

Quelle

Wurzelgemüse - mehr als nur Rettich, Möhren und Schwarzwurzeln, Eva Morgenstern, Gartenakademie Rheinland-Pfalz