Walnussfruchtfliege

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Walnussfruchtfliege
Rhagoletis completa
CRESSON
Synonyme
Rhagoletis suavis subsp.completa CRESSON
Rhagoletis completa3.jpg
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Zweiflügler
Diptera
Familie Bohrfliegen
Tephritidae

Seit dem Jahr 2004 hat sich die Walnussfruchtfliege Rhagoletis completa in Deutschland zu einem bedeutenden Schädling im Walnussanbau entwickelt. Ursprünglich stammt die Art aus Nordamerika, wo sie hauptsächlich im Südenwesten der Vereinigten Staaten und Mexiko als Schädling im erwerbsmäßigen Walnussanbau vorkommt. In den 1980er Jahren wurde die Walnussfruchtfliege nach Europa eingeschleppt. Über Norditalien, die Schweiz und Frankreich ist die Wärme liebende Art auch nach Deutschland vorgedrungen und breitet sich vornehmlich entlang des Rheins Richtung Norden aus.

Außer im erwerbsmäßigen Anbau sind Walnussbäume als Hofbäume oder prägende Elemente in der Kulturlandschaft von Bedeutung. Auch hier richtet die Walnussfruchtfliege Schaden an und ist dafür verantwortlich, dass viele Bäume keinen zufrieden stellenden Ertrag mehr bringen.

Merkmale und Lebensweise

Die Walnussfruchtfliege ist in etwa so groß wie die Stubenfliege, ähnelt aber in ihrem Aussehen der etwas kleineren Kirschfruchtfliege Rhagoletis cerasi, die wie die Walnussfruchtfliege zur Familie der Bohrfliegen (Tephritidae) gehört. Charakteristisch für beide Arten sind neben dem gelben Rückenschildchen (Scutellum) die schwarzen Querbinden auf den Flügeln, von denen die letzte v-förmig ausgeprägt ist. Während die Walnussfruchtfliege insgesamt drei Querbinden besitzt, weist die Kirschfruchtfliege noch eine zusätzliche, nicht durchgängige kleine Binde auf den Flügeln auf.

In der Saison treten die ersten adulten Walnussfruchtfliegen Anfang bis Mitte Juli auf. Die Flugzeit erstreckt sich von Juli bis September, mit einem Flughöhepunkt in den ersten vier Wochen. Es wird nur eine Generation pro Jahr ausgebildet.

Adulte Walnussfruchtfliege neben Eiablagestelle (schwarzer Punkt) an Walnuss

Nach erfolgter Paarung legen die Weibchen ihre Eier in Gruppen in die grünen Fruchthüllen der Walnüsse. Die Einstichstellen sind in Form von kleinen schwarzen Punkten auf der Fruchthülle zu erkennen. Nach fünf bis sieben Tagen schlüpfen die weißlichen Maden und ernähren sich vom Inneren der grünen Fruchthüllen. Die Entwicklungszeit beträgt drei bis fünf Wochen. Durch den Fraß der Maden werden die Fruchthüllen schwarz, weich und schmierig. Die ausgewachsenen Maden lassen sich entweder zu Boden fallen oder fallen zusammen mit den Nüssen zu Boden, wo sie sich in der Erde verpuppen. Dort bleiben sie bis zum Schlupf im darauf folgenden Sommer, manchmal wird auch eine Puppenruhe bis zum übernächsten Jahr eingelegt.

Außer der Walnuss werden auch die Schwarznuss Juglans nigra und andere Arten der Gattung Juglans, sowie in seltenen Fällen auch Pfirsichbäume, befallen.

Schadbild und Verwechslungsmöglichkeiten

Befallene Nüsse werden außen schwarz, die weiche, schmierige Fruchthülle lässt sich von der Nuss nicht mehr oder nur noch sehr schwer trennen. Dies ist auch der Fall, wenn die innere Fruchthülle komplett leer gefressen und die übrig gebliebene äußere Fruchthülle um die reife Nuss herum eingetrocknet ist. Obwohl die Nüsse im Inneren meist nicht von den Maden befallen werden, können die Nüsse selbst aufgrund einer Unterversorgung durch die befallene Schale kleiner ausfallen. Auch die Lagerungs- und Keimfähigkeit kann bei Befall durch die Walnussfruchtfliege herabgesetzt sein [1]. Insbesondere stellt jedoch die schwarze äußere Hülle eine starke Qualitätsminderung dar. Wenn überhaupt können die Nüsse nur nach aufwändigen Reinigungsverfahren (Hochdruckreiniger, professionelle Waschanlagen) und anschließender Trocknung vermarktet werden.

Verwechselungsmöglichkeiten:
Eine schwarze Verfärbung der Walnussschale kommt ebenfalls bei Befall durch den Erreger des Bakterienbrands (Xanthomonas campestris pv. juglandis) oder den pilzlichen Erreger der Marssonina-Krankheit (Marssonina juglandis) vor. Beide Erkrankungen weisen aber im Gegensatz zu einem Befall durch die Walnussfruchtfliege zusätzlich Symptome an den Blättern in Form von braunen Blattflecken auf.

Ein weiterer Schädling, der die Fruchtschale von Walnüssen befallen kann, ist der Apfelwickler (Cydia pomonella). Die Larven sind allerdings größer als die der Walnussfruchtfliege und fressen große Löcher in die Fruchtschale (Frank Korting, DLR Rheinpfalz, pers. Mitteilung).

Bekämpfung und vorbeugende Maßnahmen

Derzeit sind in Deutschland noch keine Insektizide zur Bekämpfung der Walnussfruchtfliege zugelassen oder genehmigt. Einzelbetriebliche Ausnahmegenehmigungen nach § 22(2) PflSchG sind aber möglich [2]. Für Walnussbäume in der freien Landschaft oder innerhalb von Ortschaften kommen nur vorbeugende und alternative Maßnahmen in Frage.

Die effektivste vorbeugende Maßnahme ist der Anbau weniger anfälliger Sorten. Dahlbender und Hensel (2012) empfehlen allgemein spät reifende Sorten wie Geisenheim 26, Geisenheim 1247, Parisienne, Meylannaise und Scharsch. Samietz et al. (2011) nennen insgesamt zwölf Walnusssorten, die hinsichtlich ihrer geringeren Anfälligkeit für Krankheiten und Befall durch die Walnussfruchtfliege zu empfehlen sind. Neben den oben genannten Sorten haben sich auch Sheinovo, Rainuss Kläusler, Fernette, Fernor, Ronde de Montignac, Wirz und Ferjean als weniger anfällige Sorten erwiesen.

Gelbtafel mit adulten Walnussfruchtfliegen

Durch gelbe Leimtafeln, wie sie für das Monitoring der Kirschfruchtfliege eingesetzt werden, wird zwar ein Teil der adulten Walnussfruchtfliegen abgefangen, dies ist aber als Bekämpfungsmaßnahme allein nicht ausreichend. Der Nachteil von Leimtafeln ist generell, dass damit auch andere Insekten, darunter viele Nützlinge, gefangen werden.

Das Einnetzen ganzer Bäume zur Abwehr der Adulten ist aufgrund der Größe der Bäume nur schwer durchzuführen und meist nicht praktikabel. Durch die hohe Mobilität der Walnussfruchtfliege ist ein konstanter Zuflug aus der Umgebung möglich. Deshalb sind auch im Obstbau Maßnahmen wie das Absammeln befallener Früchte oder das Abdecken des Bodens mit feinmaschigen Netzen unterhalb der Baumkrone vor dem Schlupf der Adulten nicht geeignet, um einem Befall vorzubeugen. Bei konsequenter Durchführung kann der Befall dadurch jedoch reduziert werden. Das Abdecken des Bodens mit Folien verhindert das Eindringen der Larven in den Boden zur Verpuppung, was helfen kann, einen Befall im Folgejahr zu reduzieren.

Einzelnachweise

  1. Dederichs, Uwe: Ein neuer Weg der Fruchtfliegenbekämpfung. In: Obstbau 1/2012, S. 19-22
  2. Dahlbender, Werner und Hensel, Günter: Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) – ein neuer Schädling in Rheinland-Pfalz

Quellen

  • Epp, Paul und Dederichs, Uwe (2010): Die Walnuss-Fruchtfliege. In: Obstbau. 7. Seite 381-382. 
  • Samietz, J., Schwizer, T., Höhn, H., Aluja, M. und Guillén, L. (2011): Schwarze Nüsse nicht nur durch Walnussfruchtfliege. In: Obstbau. 10. Seite 552-556. 
  • Dederichs, Uwe (2012): Ein neuer Weg der Fruchtfliegenbekämpfung. In: Obstbau. 1. Seite 19-22. 

Weblinks