Trockenmauern

Aus Hortipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche

Standort

In Gärten und Anlagen gibt es viele Möglichkeiten, eine solche Natursteinmauer aufzuschichten. Freistehende Mauern können Gärten und Plätze gliedern. Böschungen, zum Beispiel an einer Terrasse, lassen sich durch Stützmauern absichern. Abfallendes Gelände kann mit solchen Mauern abgestuft werden; auf den dabei entstehenden Terrassen ergibt sich dann eine Vielzahl von interessanten Gestaltungsmöglichkeiten. Die wärmespeichernden und schützenden Mauern führen hier zu einem angenehmen Kleinklima; eine Nutzung als Sitzgelegenheit oder die Anpflanzung wärmeliebender Pflanzen bietet sich an.

Naturnahe Steingärten

Fehlt es an entsprechendem Platz für Mauern, wird schon mit einem locker aufgeschichteten Steinhaufen viel “Mauerleben” in den Garten gebracht: Die Höhlungen und Spalten eines solchen “Lesesteinhaufens” können von vielen Tieren als Unterschlupf genutzt werden. Steine sind immer eine Bereicherung eines Gartens - wenn sie so verwendet werden, dass naturnahe Lebensräume dabei entstehen. Anstelle steriler “Steingärten”, in denen Steine meist nur als vereinzelte Verzierungen oder Trittsteine herumliegen, lassen sich zum Beispiel auch naturnahe Steingärten anlegen. Mit Stützmauern lassen sich Böschungen naturnah absichern. Eine 10- bis 20-prozentige Neigung und das dränierende Lockergestein hinter den aufgeschichteten Steinen sorgen für eine hohe Stabilität. Steine sind dabei, wie in der Natur, Teil des Bodens. Sollen solche Standortverhältnisse auf einem vorhandenen Gartenboden geschaffen werden, muss die Gesteinsschicht so mächtig sein, dass der darunter liegende Gartenboden von starkwüchsigen krautigen Pflanzen nicht mehr erreicht werden kann.

Material

Bei der Aufschichtung einer Trockenmauer lassen sich besonders gut plattenartige oder auch als “Brocken” angebotene Steine verschiedenster Größe verarbeiten (zum Beispiel Schiefer, Sandstein oder Kalkstein). Solche und andere geeignete Gesteinsarten können vom Baustoffhandel oder Steinbruchunternehmen geliefert werden. Ein buntes Zusammenwürfeln verschiedener Gesteinsarten sollte vermieden werden, damit eine naturnahe Besiedlung bzw. Bepflanzung durch eine Pflanzengemeinschaft möglich ist (auf kalkhaltigem oder kalkarmem Gestein siedeln zum Beispiel jeweils völlig verschiedene Pflanzenarten und -gesellschaften). Für Mauerfüllungen und Dränageschichten wird zudem grobes Gesteinsmaterial benötigt. Gut geeignet für Füllungen ist neben Kies oder Schotter auch Bauschutt! Schon bei der Planung einer Trockenmauer ist zu berücksichtigen, dass meist recht große Mengen Steine beschafft, transportiert und verarbeitet werden müssen: Für eine 2 m lange und 1 m hohe freistehende Mauer benötigt man für Schichtung und Füllung etwa 1 Tonne Gesteinmaterial.

Bauanleitung

Beim Aufschichten einer Trockenmauer werden Bindemittel wie Zement oder Kalk nicht verwendet. Um der Mauer trotzdem eine hohe Stabilität und lange Lebensdauer zu verschaffen, sollten die folgenden Anregungen beachtet werden:

  • In der ersten “Bauphase” wird nach dem entsprechenden Erdaushub eine festes Fundament aus einer ca. 20 cm tiefen Kies- oder Schotterschicht eingebracht. Auf diese Weise kann Wasser leicht versickern, und im Winter wird ein mögliches “Auffrieren” der Mauer verhindert.
Steinmauern1.jpeg
  • Die Aufschichtung der Steine erfolgt nach innen hin mit einer leichten Neigung von 10 bis 25 Prozent (vgl. Skizze).Die Steine werden dabei sorgfältig ihrer Form entsprechend eingepasst.
  • Zum Ausgleich von Unebenheiten wird am besten lehmige Erde als Fugenfüller eingebracht. Im Interesse der Tierwelt müssen dabei aber genügend Zwischenräume als Zugänge zu Höhlungen frei von Erde bleiben. Im Innern der Mauer lassen sich durch Einbau größerer Steinplatten auch größere Höhlen als Unterschlupf für Tiere schaffen.
  • Abfließendes Oberflächen- und Hangsickerwasser kann möglicherweise eine Trockenmauer im Laufe der Zeit zerstören. Deshalb muss hinter dem Mauerwerk immer eine dränierende Lockergesteinsschicht aus Sand, Kies oder Bauschutt eingebracht werden. In der Regel kann man dann auf den oftmals empfohlenen Einbau von Dränagerohren verzichten.
Steinmauern2.jpeg
  • Auch das Innere einer freistehenden Mauer wird überwiegend mit grobem Material angefüllt - der schnelle Wasserzug ist nicht nur für die Stabilität von Bedeutung, sondern auch für die trockenheitsliebenden Pflanzen- und Tierwelt der Mauer.
  • Freistehende Mauern schichtet man maximal 1 m hoch auf.
  • An ihrer Basis sollten sie mindestens 0,80 bis 1 m breit sein (max. 1,50 m). Wenn die Steine dann mit einer Neigung von ca. 20 Prozent nach innen hin verjüngt aufgeschichtet werden, lässt sich eine gute Stabilität erreichen.

Bepflanzung

Im naturnahen Garten wird das Ziel verfolgt, durch Anlage entsprechender Lebensräume bevorzugt heimische Pflanzenarten anzusiedeln. Die Besiedlung von Gesteinsflächen können wir dabei auch völlig der Natur überlassen - gerade die Beobachtung der langsamen “Eroberung” einer Mauer durch heimische Pflanzen der Umgebung kann sehr interessant und spannend sein! Fehlt dafür die Geduld oder besteht eine Vorliebe für bestimmte Pflanzenarten (die zwar für den Standort typisch sind, aber bei der spontanen Besiedlung ausbleiben), kann natürlich auch durch Pflanzung oder Aussaat nachgeholfen werden. Unbedingt zu verzichten ist auf eine massenhafte Anpflanzung der häufigen “Steingartenpflanzen”, die durch Wuchsstärke und Farbenpracht heimische Arten verdrängen. Die hier empfohlenen Wildpflanzen können als Samen oder Pflanzen über den Fachhandel leicht beschafft werden, sind nicht nur anspruchslos und robust, sonder überwiegend auch eine optische Bereicherung eines jeden Gartens.

Standort Mauerfuge Mauerkrone Mauerfuß
Sonnig
Odermenning (Agrimonia eupatoria) x
Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) x
Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum) x
Hungerblümchen (Draba aizoides) x
Natternkopf (Echium vulgare) x x
Johanniskraut (Hypericum perforatum) x x
Nachtkerze (Oenotherum missouriensis) x
Sandfingerkraut (Potentilla cinerea) x
Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) x
Mauerpfeffer-Arten (Sedum acre u. a.) x x
Purpurrote Fetthenne (Sedum telephinum) x
Echte Hauswurz (Sempervivum tectorum) x x
Feldthymian (Thymus serphyllum) x
Wärmeliebende Küchenkräuter wie Lavendel, Thymian, Dost, Ysop u. a. Pflanzen der Ruderalstandorte und Magerrasen wie Wegwarte, Schafgarbe, Königskerze, Wegmalve, Silberdistel oder Kornrade für Mauerkrone und Mauerfuß.
Halbschattig/Schattig
Gänsekresse (Arabis procurrens) x x
Streifenfarn (Aspienium trichomanes) x
Gelber Lerchensporn (Corydalis lutea) x x
Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) x
Ruprechtskraut (Geranium robertianum) x x x
Moossteinbrech (Saxifraga hypnoides) x x
Arten der Mauerfuß-Gesellschaften (auf stickstoffreichem Boden) wie Guter Heinrich, Schwarznessel und Schöllkraut.
Trockenmauer aus behauenen Steinen

Literatur

  • CHINERY, Michael: Naturschutz beginnt im Garten. Das Buch zum BUND-Gartenjahr, Ravensburg: Otto Maier, 1986, 191 S., (Tipps zum Lebensraum Natursteinmauer)
  • NIEMEYER-LÜLLWITZ, Adelbert: Arbeitsbuch Naturgarten. Ravensburg, Otto Maier, 1989, 288 S., (Bauanleitungen Natursteinmauern, Kräuterspirale, Steingärten)
  • WITT, Reinhard: Naturoase Wildgarten, München, Wien, Zürich: BVL, 1992, 167 S., (Planung und Gestaltung von naturnahen Steingärten).

Quellen

Gartenakademie Rheinland-Pfalz Informationsblätter des Naturschutzzentrums NRW