Topinambur Erwerbsanbau

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Topinambur
Helianthus tuberosus
Linné, 1753
Synonyme
Erdbirne, Indianerknolle
Topinambur gomolj.jpg
Typische Topinambur-Knolle
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Asteriden
Ordnung Asternartige
Asterales
Familie Korbblütengewächse
Asteraceae
Gattung Sonnenblume
Helianthus

Topinambur (Helianthus tuberosus) gehört zur Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae) in der Gattung der Sonnenblumen (Helianthus). Sie ist auch unter den Namen Erdbirne, Erdartischocke, Erdapfel, Knollensonnenblume, Erdsonnenblume, Ewigkeitskartoffel, Kleine Sonnenblume, Indianerknolle, Jerusalemartischocke, Diabetikerkartoffel, Zuckerkartoffel, (in Südbaden auch Ross-Erdäpfel) bekannt. Diese Vielzahl an Namen lässt sich sicherlich zum einen durch ihre Ähnlichkeit zu den Sonnenblumen erklären, aber auch durch ihre Herkunft und den Anbau in der Erde.

Herkunft

Topinambur ist eine aus Nordamerika stammende Kulturpflanze, welche Anfang des 17. Jahrhunderts von den Franzosen nach Frankreich gebracht wurde. Diese benannten das Gewächs fälschlicherweise nach den Tupinambá, einem brasilianischen Indianervolk. Diese nutzten die Pflanze als Viehfutter und als Gemüse. Auch in Europa verbreitete sich der Anbau von Topinambur als Nutzpflanze sehr schnell. Heute wird Topinambur auf fast allen Kontinenten angebaut, nach wie vor vorwiegend in Nordamerika, aber auch in Australien, Asien und Russland, während in Europa die Pflanze inzwischen weitgehend unbekannt und von geringem wirtschaftlichen Nutzen ist. So gibt es in Deutschland nur wenige kleine Anbaugebiete, z. B in Baden. Im 18. Jahrhundert wurde sie von der Speisekartoffel verdrängt. oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo

Botanik

Die Pflanze ähnelt auf den ersten Blick einer gelben Sonnenblume, sie wird bis zu drei Meter hoch. Im Boden bilden die Wurzeln zahlreiche kartoffelähnliche Knollen in Birnen- oder Apfelform. Die Schale ist - sortenabhängig - entweder weiß-gelblich (Bianka), diese wird vom Menschen zum Verzehr genutzt, oder rötlich-violett (Waldspindel), diese dient als Viehfutter. Die Knollen sind absolut winterhart und halten Temperaturen von –25°C gut aus. Daher treiben sie jedes Frühjahr erneut aus den Knollen aus, sie sind also sehr langlebig (bis zu 15-20 Jahren können bei guter Pflege erreicht werden!) und eignen sich somit gut als Wildackerpflanze, da der Wiederaustrieb jedes Jahr von selbst erfolgt. Aus den Knollen wachsen Stängel mit rauhen eiförmigen Blättern, diese sind bis zu 10 cm breit und bis zu 25 cm lang. Die gelben, zwittrigen Blüten sind 5-10 cm im Durchmesser und blühen ab Ende August / Anfang September.

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Sortenwahl Topinambur

Es gibt einige Topinambur-Sorten, deren Eignung für die betriebseigenen Gegebenheiten zu prüfen ist. Hilfreich bei der Sortenwahl sind die verschiedenen Sorten-Versuchsergebnisse, die man online im Internet lesen oder runterladen kann.
Internet: Topinambur Sortenversuche oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo

Anbau, Ernte und Lagerung

Die Pflanze stellt geringe Ansprüche an Boden und Klima. Lockere, warme, kalkhaltige, humose Sandböden mit Grundwassernähe sind günstig. Da Topinambur ausreichend Nährstoffe benötigt, eignet sich Stallmist zur Abdeckung, auch können Düngungen vorgenommen werden. Eine Überdüngung mit Stickstoff sollte allerdings vermieden werden, da dies die Haltbarkeit der Knollen beeinträchtigt.

Bei der Fruchtfolge sollte folgendes beachtet werden: Es ist keine besondere Vorfrucht nötig, um Topinambur anzupflanzen. Da Topinambur nicht über Saatgut vermehrt wird, können im Frühjahr oder im Herbst Knollen gesetzt werden (Abstand etwa 0,5 m x 0,5 m, Tiefe etwa 5-10 cm). Im späten Frühjahr entwickeln sich aus den in der Erde liegenden Knollen hohe Pflanzen, die im Sommer blühen. Zur Stabilisierung sollten Erdanhäufungen um den Stängel herum vorgenommen werden. Im Herbst, sobald das Laub verwelkt ist, kann, je nach Sorte, mit der Ernte begonnen werden, allerdings sollte jeweils eine Knolle im Boden verbleiben. Da die Knollen frosthart sind, können sie in den Monaten November bis April nach Bedarf geerntet werden, bevorzugt wird im Februar/März geerntet. Um auch bei frosthartem Boden ernten zu können sollte der Boden um die Pflanzen herum mit Stroh abgedeckt werden, was ein Gefrieren verhindert.

Videos

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Erntebilder

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Beikrautregulierung

Beim Anbau von Topinambur ist eine Beikrautregulierung wichtig. Neuanlagen sollten frei von Wurzelunkräuter sein. Wenn doch vorhanden, diese vor der Topinabur-Pflanzung beseitigen bzw. aussschalten.

Quellen

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Krankheiten und Schädlinge

Als Krankheiten können bei Topinambur Echter Mehltau, Grauschimmel und Weißfäule auftreten. Eine Bekämpfung dieser Krankheiten ist nicht wirtschaftlich. Unkrautbekämpfung kann mechanisch erfolgen. Als Schädlinge treten vorwiegend Schnecken und Wühlmäuse auf. Während die Schnecken vorwiegend die jungen Triebe befallen, leiden die Knollen besonders unter den Wühlmäusen.

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Lagerung

Die Lagerung der Topinambur Knollen ist schwierig, da sie bei längerer Lagerung außerhalb des Bodens viel Feuchtigkeit und schnell an Elastizität verlieren sowie faul und schrumpelig werden.
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Marktangebogt

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Inhaltsstoffe

Als besonders nährstoffreiches Gemüse enthält Topinambur neben 70-80% Wasser viele wichtige Kohlenhydrate (etwa 15%, vorwiegend Inulin, welches von Magensäure und -enzymen in Fruchtzucker umgewandelt wird), Eiweiße (etwa 3-4%), und Mineralien und Spurenelemente wie Natrium, Kalium, Eisen, Kalzium, Phosphat, Phosphor, Schwefel, Kieselsäure, die Vitamine B1, B2, B6, C und D, sowie Betain, Biotin, Inulin, Saponine, und Cholin.

Quelle

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Wert als Nahrungsmittel

Topinambur kann in vielfacher Weise genutzt werden. So werden die Knollen einerseits als Viehfutter verwendet, aber auch der Mensch kann seinen Nutzen aus der Pflanze ziehen. Die Knollen haben einen süßlichen, kartoffel- bzw. artischockenähnlichen Geschmack und werden gerne als winterliches Delikatessgemüse als schmackhafte Beilage verwendet. Allerdings werden sie im Gegensatz zu Kartoffeln nicht allzu lange gekocht (Verlust an Aroma) und geschält (die Schale ist so dünn, dass sie ohne weiteres mitgegessen werden kann). Statt dessen werden sie entweder gedünstet, gebraten, gebacken oder gegart, wodurch sich ein süßliches, nussiges Aroma entwickelt, oder roh geraspelt und mit Zitronensaft (verhindert ein schnelles Braunwerden) zum Garnieren von Salaten verwendet. Topinambur eignet sich aufgrund seines hohen Gehalts an Fructose auch zur Herstellung von Sirup, Säften und Alkohol (Topinambur-Schnaps oder -Branntwein). Weiterhin können die Knollen zu Mehl verarbeitet werden. Die gesundheitliche Bedeutung von Topinambur ist enorm. So werden die gesundheitsfördernden Wirkstoffe in der Homöopathie genutzt, unter anderem dient Topinambur der Stärkung des Abwehrsystems und dient zur Linderung bei Magen-, Leber- und Gallenbeschwerden. Da die Topinamburknollen den Mehrfachzucker Inulin (nicht mit Insulin zu verwechseln, einem Hormon der Bauchspeicheldrüse) enthalten, sind sie besonders für Diabetiker geeignet. Seit einigen Jahren wird Topinambur im medizinischen Bereich bei der Behandlung von Diabetes mellitus eingesetzt. Betain und Cholin gelten als krebshemmende Inhaltsstoffe. Auch ist Topinambur Bestandteil von vielen Diätlebensmitteln und dient als Appetitzügler. Durch den hohen Anteil an Ballaststoffen und Fructose ist die Pflanze ein geeignetes Nahrungsmittel zur kalorienreduzierten Ernährung, da sie als Fett- und Zuckerersatz dient.
Der Verzehr von Topinambur kann einen wertvollen Betrag zur gesunden Ernährung des Menschen leisten. So empfehlen z.B. die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ und die „Deutsche Krebsgesellschaft“ im Rahmen der Kampagne „5 am Tag“, fünf Mal am Tag eine Portion Obst und Gemüse zu essen.
Einen umfassenden Überblick über gesundheitliche Wirkungen von Gemüse findet man über die Internetseite „Gemüse-ist-mehr als eine Nahrungsmittel“. Hier werden Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt in knapper, gut lesbarer Form aufgelistet und die vorbeugende Wirkung von Gemüse auf viele, meist chronische Erkrankungen dargelegt.

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Anbauer in Länder

Deutschland

Johannes Brunner in 92272 Freudenberg (Oberpfalz)

Schöeiche: Heinz-Peter Frehn in 15938 Steinreich (bei Berlin)

Schweiz 2022

  • Anbaufläche: 9 ha
  • Bioanbau: Zwei Drittel der Anbaufläche.
  • Gesamte Produktionsmenge: 182 Tonnen.
  • Marktversorgung mit inländischer Ware: Nov. bis März.
  • Importmenge: 460 Tonnen
  • Pro Kopf Verzehr pro Jahr: 70 Gramm

Quelle

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Internationale Bezeichnung

20px Deutsch Topinambur, Indianerknolle, Jerusalem Artischocke
Flag of the United Kingdom (3-5).svg Englisch topinambur, girasole, jerusalem-artichoke
Flag of Bulgaria.png Bulgarisch topinambur
Flag of China.png Chinesisch (Mandarin) ngah-koh-yui-na
Flag of Denmark (WFB 2004).gif Dänisch jordskok
Flag of Finland.png Finnisch mukula-artisokka
Flag of France.png Französisch topinamboour
Flag of Greece.png Griechisch kollokasi
Flag of Italy (1946–2003).png Italienisch topinambour, patata canadese
Japan flag - variant.png Japanisch kiku-imo
Flag of the Netherlands.svg Niederländisch aardpeer
Flag of Norway.svg Norwegisch jordskokk
Flag of Poland.svg Polnisch topinambur, slonecznik bulwiasty
Flag of Portugal.svg Portugisisch topinambo
Flag of Romania.svg Rumänisch topinambur
Flag of Russia.svg Russisch topinambur, zmeljanaja grusa, Топинамбур, земляничная груша
Flag of Sweden.svg Schwedisch jordärtskocka
Flag of Spain.svg Spanisch pataca, aguaturma
Flag of Hungary.svg Ungarisch csicsóka

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Videos

Siehe auch in Hortipendium

Quellen Offline

Georg Vogel (1996): Handbuch des speziellen Gemüsebaues. Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-5285-1

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Quellen Online