Substratanalyse Topfpflanze
Bei gärtnerischen Substraten wird durch Bodenanalyse die verfügbare Nährstoffmenge exakt erfasst, da die verwendeten Torfsubstrate eine geringe biologische Aktivität besitzen und die Nährstoffe kaum nachgeliefert und festgelegt werden.
Im Idealfall dienen Kontrolluntersuchungen während der Kulturzeit der Bestätigung, ein optimales Düngungsprogramm erarbeitet zu haben, das den Bedürfnissen der jeweiligen Kultur angepasst ist. Die Kontrolle der Nachdüngung muss gegen Ende des ersten Drittels der Kulturzeit durchgeführt werden, um eventuell noch korrigierend eingreifen zu können. Sind bereits Ernährungsstörungen aufgetreten, sind diese gewöhnlich zwar reparabel, aber Folgen wie Qualitätsverschlechterung und Verlängerung der Kulturzeit sind bereits eingetreten.
Die Substratanalyse während der Kulturzeit ist immer dann ein Muss, wenn ein neues Substrat oder ein komposthaltiges Gemisch benutzt wurde sowie bekannt ist, dass das Gießwasser nährstoffhaltig ist bzw. einen hohen Salzgehalt aufweist.
Inhaltsverzeichnis
Nährstoffdefizit einzelner Nährstoffe
Hat eine Kontrolluntersuchung während der Kultur Unterversorgung an einem Nährstoff ergeben, ist der Mangel auszugleichen.
pH CaCl2 |
mg/l Substrat | |||
---|---|---|---|---|
Salz | N | P2O5 | K2O | |
6,1 | 1650 | 35 | 190 | 230 |
Mit Hilfe der Richtwerttabelle wird der Versorgungsgrad des Substrats ermittelt.
Salz | N | P2O5 | K2O | |
---|---|---|---|---|
Richtwert Messwert |
1500 1650 |
150 35 |
150 190 |
200 230 |
Fehlbedarf | 115 | - | - |
Es ist eine Stickstoffunterversorgung eingetreten, während alle anderen Nährstoffe, der [8Salzgehalt]] und der pH-Wert im Optimalbereich liegen.
Die Bedingungen für die Auswahl des Stickstoffdüngers sind kein Absinken des pH-Werts und rasche Düngerwirkung. Sie werden von Kalksalpeter erfüllt. Der Fehlbedarf soll über flüssige Nachdüngungen aufgefüllt werden. Damit keine schädliche Salzwirkung eintreten kann, soll eine Konzentration von 2 g/l nicht überschritten werden. Die Anzahl der Nachdüngungen ist abhängig von der Wassermenge pro Düngungsvorgang, diese wiederum von der Topfgröße.
Topfgröße [cm] | Wasseraufnahme [ml] | |
---|---|---|
Gießen von Hand | kapillare Verfahren | |
8 9 10 11 12 13 14 |
35 40 50 75 100 125 150 |
40 55 80 90 120 150 180 |
Beispiel: Ein 12 cm Topf nimmt pro Gießvorgang mit der Hand 100 ml Wasser auf (Topfinhalt 0,8 l). Wie oft muss ein 12 cm Topf mit 2 g/l Kalksalpeter nachgedüngt werden, um einen Stickstoff-Fehlbedarf von 105 mg/l aufzufüllen?
A. Berechnung des Sickstoff-Fehlbedarfs pro 12 cm Topf
in 1,0 l fehlen 115 mg N
in 0,8 l fehlen x mg N
x = 0,8 * 105 = 92 mg N/12 cm Topf
B. Berechnung der Stickstoffmenge in 2 g/l Kalksalpeter
100 g Kalksalpeter enthalten 16 g N
2 g Kalksalpeter enthalten x g N
x = = 0,32 g N/l = 320 mg N/l
C. Berechnung der zugeführten Stickstoffmenge pro Düngungsvorgang
1000 ml Wasser enthalten 320 mg N
100 ml Wasser enthalten x mg N
x = = 32 mg N pro Düngungsvorgang
D. Berechnung der Düngungshäufigkeit
32 mg N durch 1 Düngung geliefert
92 mg N durch x Düngungen geliefert
x = = 2,9 Düngungen
Das Defizit von 92 mg N pro 12 cm Topf wird durch drei Düngungen mit 2 g/l Kalksalpeter aufgefüllt.
Nährstoffdefizit mehrerer Nährstoffe
Allgemeiner Nährstoffmangel kann analog zur bisherigen Vorgehensweise entweder mit Einzeldüngern oder einem Mehrnährstoffdünger behoben werden.
pH CaCl2 |
mg/l Substrat | |||
---|---|---|---|---|
Salz | N | P2O5 | K2O | |
6,3 | 1730 | 70 | 120 | 80 |
Mit Hilfe der Richtwerttabelle wird der Versorgungsgrad ermittelt.
Salz | N | P2O5 | K2O | |
---|---|---|---|---|
Richtwert Messwert |
1500 1730 |
150 70 |
150 120 |
200 80 |
Fehlbedarf | 80 | 30 | 120 |
Beispiel:
Die Substratanalyse hat ergeben, dass bei Stickstoff und Kalium ein Fehlbedarf besteht. Der geringe Phosphat-Fehlbedarf wird pauschal über den ausgewählten Dünger verabreicht. Die Ergänzung des Fehlbedarfs soll über einen Mehrnährstoffdünger erfolgen. Die Topfgröße beträgt 12 cm, die Wasseraufnahme pro Düngung 80 ml (Anstaubewässerung). Zur Vermeidung der Salzanreicherung im Substrat wird die Nährlösungskonzentration auf 1,5 g/l begrenzt.
Wie viel Nachdüngungen mit 1,5 g/l eines Mehrnährstoffdüngers (MND) sind notwendig, um die Fehlbedarfe zu ergänzen? (Berechnung über den Stickstoff, der Phosphat- und Kaliumbedarf sind damit ebenfalls gedeckt).
A. Berechnung des Stickstoff-Kalium-Verhältnisses (N = 1)
N : K2O = 1 : x
80 : 120 = 1 : x
x = = 1,5
Geeignet ist ein Mehrnährstoffdünger mit dem Nährstoffverhältnis 15•5•25.
B. Berechnung der Düngermenge zur Deckung des Stickstoffbedarfs
15 mg N in 100 mg MND
80 mg N in x mg MND
x = = 533 mg MND
C. Berechnung des Fehlbedarfs pro 12 cm Topf
in 1,0 l fehlen 533 mg MND
in 0,8 l fehlen x mg MND
x = 0,8 x 533 = 426 mg MND/12 cm Topf
D. Berechnung der Stickstoffmenge in 1,5 mg/l MND
100,0 g MND enthalten 15 g N
1,5 g MND enthalten x g N
x = = 0,225 g MND/l = 225 mg MND/l
E. Berechnung der zugeführten MND-Menge pro Düngungsvorgang
1000 ml Wasser enthalten 225 mg N
80 ml Wasser enthalten x mg N
x = = 18 mg N/Düngungsvorgang
F. Berechnung der Düngungshäufigkeit
18 mg N durch 1 Düngung geliefert
80 mg N durch x Düngungen geliefert
x = = 4,4
Das Nährstoffdefizit wird durch ca. 4 Düngungen mit 1,5 g/l aufgefüllt.
Korrektur bei Nährstoffüberangebot
Großblätter und gehemmte Blütenentwicklung bei Cyclamen, insgesamt verlängerte Kulturzeit und übermäßige vegetative Entwicklung allgemein sind keine Einzelfälle. Ursachen sind Nährstoffüberangeboten einzelner Nährelemente (häufig Stickstoff) und zu hohe Gesamtsalzkonzentration im Substrat. Diese sind in der Regel das Resultat einer falschen Nachdüngung, unvorhergesehener Nährstoffnachlieferung des Substrats durch Mineralisierung organischer Substanz (Kompost, Zuschlagstoffe) und organischer Dünger bzw. Freisetzung aus Depotdüngern sowie eines überhöhten Salzgehalts im Gießwasser.
Wird die Nachdüngung regelmäßig durch Substratanalyse kontrolliert, ist in vielen Fällen die Regulation durch eine Düngungspause möglich. Wird erst bei sichtbaren Symptomen eine Substratanalyse durchgeführt, bleibt oft nur das arbeitswirtschaftlich nicht zu rechtfertigende Durchspülen des Substrats die einzige Möglichkeit, den Pflanzenbestand zu retten.
pH CaCl2 |
mg/l Substrat | |||
---|---|---|---|---|
Salz | N | P2O5 | K2O | |
6,4 | 2100 | 410 | 380 | 400 |
Der Vergleich mit den Richtwerttabelle macht eine Aussage über den Grad der Überversorgung (mg/l Substrat).
Salz | N | P2O5 | K2O | |
---|---|---|---|---|
Richtwert Messwert |
1500 2100 |
150 410 |
150 380 |
200 400 |
Überversorgung | 600 | 260 | 230 | 200 |
Als besonders kritisch ist die überhöhte Stickstoffversorgung zu beurteilen, daher wird die Berechnung der Düngungspause an den Stickstoff angebunden.
Beispiel:
Wie viel Wochen muss die Düngung ausgesetzt werden, bis die Nährstoffgehalte wieder auf den Richtwert gesunken sind?
A. Berechnung des wöchentlichen Stickstoffbedarfs: N-Bedarf während der Kulturzeit 600 mg/ Pflanze, Kulturdauer 12 Wochen
wöchentlicher Bedarf = =
= 50 mg N/Woche und Pflanze
B. Berechnung des Stickstoffüberschusses pro Topf (12 cm Topf, 0,8 l Inhalt)
1,0 l hat 260 mg N-Überschuss
0,8 l haben x mg N-Überschuss
x = 0,8 x 260 = 208 mg N-Überschuss
C. Berechnung der Düngungspause
50 mg N in 1 Woche aufgenommen
208 mg N in x Wochen aufgenommen
x = = 4 Wochen
Die Düngungspause muss 4 Wochen andauern, um das Nährstoffniveau wieder den Richtwerten anzupassen.
In dem Beispiel sind alle Nährstoffe in etwa gleichen Verhältnissen im Überschuss. Ist nur ein Nährstoff betroffen, gilt die Berechnung nur für diesen, alle anderen müssen dem Entzug entsprechend weiter nachgedüngt werden.
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der wöchentliche Entzug lediglich pauschal berechnet wurde. In das Beispiel ist nicht die Wachstumsphase der Pflanzen eingegangen, wodurch Abweichungen vom errechneten Wert entstehen. Sicherheit über die tatsächliche Dauer der Düngungspause gibt letztlich nur eine erneute Substratuntersuchung.
Eine weitere Möglichkeit ist die Berechnung des Fehlbedarfs bis zum Kulturende. Aus dem Ergebnis wird geschlossen, zu welchem Zeitpunkt des Kulturablaufs die Düngung wieder aufgenommen werden kann.
A. Berechnung der fehlenden Stickstoffmenge bis Kulturende
Stickstoffgehalt der Jungpflanze +im Endtopf bisher aufgenommen (5 Wochen à 50 mg N) |
100 mg N 250 mg N |
= bisher aufgenommene N-Menge + Überschuss/Topf |
350 mg N 208 mg N |
= zur Verfügung stehende N-Menge Gesamtentzug |
558 mg N 600 mg N |
Fehlbedarf bis Kulturende | 42 mg N |
Der Fehlbedarf entspricht etwa dem Stickstoffentzug einer Woche. Das bedeutet, dass allenfalls gegen Kulturende mit der Düngung wieder begonnen werden kann.
Einzelnachweise
Quellen
Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße.