Quittenanbau

Aus Hortipendium
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In den letzten Jahren wird von verschiedenen Seiten die Quitte wieder stärker ins Gespräch gebracht. Besonders für Privatvermarkter kann sie das Angebot positiv erweitern. Der Anbau von Quitten macht bis auf wenige Ausnahmen - Feuerbrand - wenig Probleme. Der Absatz über Genossenschaften kann problemtisch werden, wenn das Angebot zu groß ist, da die Quitten fast ausschließlich in die Verarbeitung gehen und nicht für den Frischverzehr gedacht sind.

Blüte und Bestäubung

Die Blütezeit der meisten Quittensorten ist fast 3 Wochen später als die der Birnensorte Conference. Dadurch sind die Blüten fast nicht spätfrostgefährdet. Wenn Schäden zur Blütezeit auftreten, so werden die Neutriebe, an denen endständig die Blüten sitzen, in Mitleidenschaft gezogen. Zur Blütezeit herrschen meist schon etwas wärmere Temperaturen, so dass die Insekten, die durch die großen rosafarbenen Blütenblätter und den Nektar angelockt werden. Beim Öffnen der Blüten sind die Narben bei vielen Sorten schon mit sorteneigenen Pollen belegt. Dadurch können die meisten Sorten auch als Einzelbäume gepflanzt werden. Eine Ausnahme macht die Sorten Konstantinopeler und Riesenquitte von Leskovacz. Zur Blütezeit sind die Quitten hoch anfällig für Feuerbrand.

Ansprüche an Boden, Lage, Klima

Die Lage sollte etwas geschützt und warm sein. Quitten sollten nicht zu sehr dem Wind ausgesetzt werden. In kalten Lagen läßt die Fruchtbarkeit und der Duft der Früchte nach. Zu beachten ist die hohe Frostanfälligkeit, sowohl im Winter, wie auch zur Blüte, aber auch besonders ausgeprägt im Herbst, wenn das Holz nicht richtig ausgereift ist. Die Quitten lieben warme, mittelschwere nicht zu trockene Böden, auf keine Fall Staunässe. Wichtig ist der Kalkgehalt des Bodens. Bei pH-Werten über 7 neigen Quitten zur Chlorose. Der optimale pH-Wert liegt zwischen 6 und 6,3.

Optimalwerte für Quitten
pH-Wert 6,0 - 6,3
K2O 15 - 25 mg je 100 g Boden
P2O5 15 - 20 mg je 100 g Boden
MgO 12 mg je 100 g Boden
Bor 0,8 mg je 100 g Boden
Humus 1,5 - 2,5 %


Unterlagen

Die verbreiteste Unterlage für unser Kultursortiment ist Quitte A. Möglich sind aber auch Veredelungen auf andere Quittentypen z.B. Adams, BA 29 oder C oder auf Weißdorn (Crataegus monogyna). Bei Weißdorn ist auf die Feuerbrandgefahr zu achten. Darüber hinaus kommt es öfter zu Unverträglichkeiten. BA 29 ist in kalkreicheren Böden zu bevorzugen. Hierzu gibt die Darstellung “Quitenunterlagen” einen Überblick.

Unterlagen für Quitten
Unterlagen Feuerbrand-Resistenz Kälte-Resistenz Verträglichkeit Kalktoleranz Wuchsstärke
Quitte A 0 2 3 1 2 - 3
Quitte C 0 2 3 1 1 - 2
Quitte Adams 0 2 3 2 2 - 3
BA 29 0 2 3 4 3
Crataegus monogyna 0 4 2 4 3
Sorbus aucuparia 1 4 4 5 4 - 5


Pflanzung

Die Pflanzabstände richten sich nach der angestrebten Baumgröße und nicht zuletzt nach dem vorhandenen Maschinenbesatz. Zwischen 3,50 x 4,50 m und 4,0 x 5,0 m sind alle möglichen Variationen denkbar. Auf Grund der hohen Winterfrostanfälligkeit sollte die Pflanzung soweit dies möglich ist, im Frühjahr erfolgen. Die Pflanzendichte variiert zwischen 1000 und 2000 Bäumen, je ha, was einem Pflanzraster von 3,5 x 2,5 m bis 3,5 x 1,5 m entspricht. Aus einem Versuch an der SLVA Ahrweiler läßt sich ablesen, daß der optimale Abstand etwa bei 1,5 m liegt. Bezüglich der Düngung sind Quitten anspruchslos. Wenn gedüngt wird, sollten physiologisch saure Dünger - wegen der hohen Chlorosegefahr verwendet werden. Quitten reagieren positiv auf organische Dünger.

Quitten - Pflanzabstände kg je Variante
Jahr 3,50 x 2,00 m 3,50 x 1,60 m 3,50 x 1,33 m 3,50 x 1,14 m
1992 5,72 6,13 8,58 5,83
1993 19,31 39,79 29,02 33,31
1994 19,37 27,02 24,33 26,91
1995 25,52 37,7 48,25 46,53
Summe 69,92 107,64 110,19 112,58


Quittensorten

Quittenfrüchte sind gelbfleischig. Vor allem nach der Fruchtform lassen sich Quitten in zwei Gruppen teilen.

  • Apfelförmige Quitten sind trocken und hart im Fruchtfleisch; sie haben viele Steinzellen und das typische Quittenaroma.
  • Birnenförmige Quitten sind weicher als Apfelquitten; sie haben weniger Steinzellen.
Sorte Befruchtung Wuchs Standortansprüche Reifezeit Frosthärte Kalkempfindlichkeit Feuerbrand Befallstufe1 Fruchtform
‘Bereczki’ selbstfruchtbar kräftig, aufrecht ideal Weinbauklima IX - X sehr empfindlich empfindlich 6 - 7 birnförmig
‘Champion’ selbstfruchtbar mittelstark, verzweigt genügsam, gering X kaum empfindlich gering 6 - 7 birnförimig
‘Cydora-Robusta’ selbstfruchtbar mittelstark, aufrecht - IX - XI - - - birnförimig
‘Konstantinopeler’ teilweise selbstfruchtbar mittelstark, aufrecht genügsam X frosthart empfindlich 5 - 6 apfelförmig
‘Portugiesische’ selbstfruchbar kräftig, aufrecht hohes wärmebedürfnis X empfindlich sehr empfindlich 7 - 8 birnförmig
‘Radonia’ teilweise selbstfruchtbar mittelstark, kompakt warme Standorte IX - X etwas empfindlich gering 5 - 6 birnförmig
‘Riesenquitte von Lescovac’ selbst unfruchtbar kräftig, breit sandige Lehme X frosthart gering 7 - 8 apfelförmig
‘Ronda’ selbstfruchtbar mittelstark Weinbauklima X kaum empfindlich gering 8 - 9 apfelförmig
‘Sobu’ selbstfruchtbar mittelstark, sehr große Blätter - X - XI - - - birnförmig
‘Vranja’ selbstfruchbar mittelstark, sehr große Blätter hohe ökologische Anbaubreite X empfindlich mittel 7 - 8 birnförmig
1 Feuerbrand (Erwinia amylovora) - Befallsstufen nach Prof. Dr. Jacob, Geisenheim

1 = resitent (‘Harrow Sweet’)
3 = schwach anfällig (‘Alexander Lukas’)
6 = mittelhoch anfällig (‘Conference’)
9 = extrem anfällig (‘Nordhäuser Winterforelle’)

Qualitätsanforderungen

An Quittenfrüchte werden folgende Anforderungen gestellt:

  • die Reife soll gleichmäßig sein, kein Durchpflücken.
  • die Früchte sollen groß, mindestens 200 g schwer sein.
  • die Früchte sollen glatt und bei der Ernte frei vom Filz sein.
  • es darf keine Verbräunung des Fruchtfleisches und nur wenig Steinzellen geben.
  • die Inhaltsstoffe müssen folgende Parameter aufweisen:
    • mindestens 15 o Brix Refraktometerwert
    • um die 20 %o Säure nach 2 Wochen Lagerung.
    • gelbe Saftfarbe
    • typisches Quittenaroma

Ernte und Lagerung

Bei der Ernte - je nach Sorte von Mitte September bis Mitte Oktober - ist darauf zu achten, daß der Farbumschlag von grün nach gelb (ähnlich 'Golden Delicious') gegeben ist und der Filzüberzug deutlich zurücktritt. Der Stiel muß an der Frucht bleiben. Bei einer zu frühen Pflücke sind die Früchte unreif und haben eine geringe Aromaausbildung, da sie wie Äpfel eine klimakterische Frucht sind. Werden die Quitten zu spät gepflückt, so neigen sie zu Verbräunungen im Fruchtfleisch, die Stärke wird zu stark abgebaut und die Aromastoffe sind verflüchtigt.

Für die Verarbeitung sollten die Früchte gepflückt werden, wenn keine Grünanteile mehr in der Schale sind; eine Nachlagerung von 2 - 3 Wochen ist ratsam, um die volle Aromabildung zu gewährleisten. Über die Lagerung der Quitten ist nur sehr wenig bekannt. Eine Frischluftlagerung bei + 0,5 °C mit Birnen ist möglich. Österreichische Erfahrungen besagen, daß auch ein CA-Lagerung mit Gloster möglich sei. Zu beachten ist, daß der intensive Quittengeruch zu Geschmacksbeeinträchtigungen der anderen Früchte führen kann.

Einige der an der SLVA Ahrweiler stehenden Sorten mit Ernteterminen im Durchschnitt der Jahre 1993-1996
Sorte Datum
Ekmek 23. September
Sekergeurek 23. September
Limon 25. September
Bencikli 26. September
Cukurgöbek 28. September
Vranja 30. September
Portugiesische 01. Oktober
Bereczki 03. Oktober
Ronda 03. Oktober
Konstantinopeler 05. Oktober
Sobu 07. Oktober

Stand des internationalen Anbaus

Gemäß ihrer natürlichen Verbreitung ist der Anbau der Quitte seit jeher in den Herkunftsgebieten dieser Obstart wie Vorderasien, den asiatischen und transkaukasischen Sowjetrepubliken besonders konzentriert. Im internationalen Anbau steht die Sowjetunion mit 22.000 ha an der Spitze, die USA haben etwa 3.500 ha, Rumänien 3.000 ha, Mexiko und Australien je 1.000 ha und Bulgarien 500 ha. Für den erwerbsmäßigen Anbau ist die Quitte darüber hinaus in Ungarn, Italien, Südfrankreich, Spanien und Portugal anzutreffen. Auch in der ehemaligen DDR und in der Schweiz wird seit einigen Jahren versucht, den Anbau der Quitte für die industrielle Verarbeitung zu erweitern.


Tipps für Brenner

Das Abbrennen oder der Abtrieb der Maische in der Brennblase sollte nicht unter 1,5 Stunden durchgeführt werden, langsames Brennen ist somit förderlich. Der Vorlauf von 1,2 - 1,8 l sollte großzügig abgetrennt werden. Den Mittellauf bis Maximal 60° Oechsle laufen lassen und dann mit dem Nachlauf beginnen.

Hinweise zum Einmaischen bzw. zur Behandlung der Maische

  • Quitten nach der Ernte noch etwa 2 Wochen lang nachreifen lassen, das verstärkt das Aroma
  • vor dem Musern die Früchte sortieren, faule entfernen, Faulstellen ausschneiden und den Pelz auf der Schale entfernen
  • langsam Musern und dazu feingezähnte Messer einsetzen
  • keine großen Fruchtstücke in die Maische gelangen lassen
  • damit die Gärung optimal verläuft ist beim Einmaischen Reinzuchthefe mit einzurühren und zur besseren Verflüssigung ist es ratsam entsprechende Enzyme beizumischen
  • Maische zweimal wöchentlich umpumpen (macht Mühe, denn die Quittenmaische ist sehr trocken!)
  • Wasserzusätze machen die Maische flüssiger, führen aber zu Aroma-Verlusten
  • beim Umpumpen sehr sorgfältig auch die oberen Maischeanteile einbeziehen, sonst gärt die Maische nicht ganz durch, was zu Ausbeuteverlusten führt
  • Langes Lagern im Kühlen und Dunklen wirkt sich positiv auf das Aroma aus

Quellen

H.J. Weber (2004): Quitten - eine alte Obstart - neu entdeckt?. DLR Rheinpfalz. Ahrweiler. 

Jürgen Schmidt, DLR-Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau: Verwertungsobst Quitte
Gartenakademie Rheinland-Pfalz