Pflaumen

Aus Hortipendium
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Pflaumen
Prunus domestica
Synonyme
Zwetschen, Zwetschgen, Zwetschken, Mirabellen, Reneklode, Reineclauden
Zwetschge Baum red.jpg
Eine aufgeschnittene Zwetsche
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung Rosenartige
Rosales
Familie Rosengewächse
Rosaceae
Gattung Pflaumen
Prunus

Die Pflaume oder auch Zwetsche (Prunus domestica) erfreuten sich schon immer einer großen Wertschätzung. Der Begriff Pflaume ist regional gesehen sehr missverständlich. Obwohl es laut Duden offiziell „Zwetschen“ lautet, heißen dieselben Früchte in Süddeutschland und der Schweiz „Zwetschgen“, in Österreich sogar „Zwetschken“. Ähnlich verwirrend ist die unterschiedliche Schreibweise von „Reineclauden“. Der Name dieser alten, aus Armenien stammenden Frucht geht zurück auf die Gemahlin von König Franz I. im 14. Jahrhundert in Frankreich, nämlich „Reine Claude = Königin Claude“. In der Pfalz wurde daraus landläufig „Ringlo“, aus den Zwetschen „Quetsche". Des weiteren tragen die Kulturformen der Mirabelle und Reineclaude sowie die Schreibweise der Pflaume nicht gerade zum besseren Verständnis bei. In Bezug auf Geschmack, Aussehen, Inhaltsstoffen und Verwendung haben sie allderings viel gemeinsam.
In früheren Zeiten, als die Selbstversorgung noch eine dominierende Rolle spielte, standen sie oft an zentralen Punkten im Garten. Alles wurde verwertet: was nicht frisch gegessen wurde, wurde zu Marmelade verarbeitet oder langfristig konserviert als Branntwein. Auch heute sind sie immer noch oder wieder für den Garten interessant, denn neue, robuste Sorten auf schwachwachsenden Unterlagen ermöglichen einen Anbau auch in kleinen Gärten.

Unterscheidung Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen

Der Unterschied, ob es sich um eine Zwetsche, Pflaume, Reneklode oder Mirabelle handelt, ist nur auf äußere Merkmale bezogen (phänotypisch). Beim Kreuzen von 2 Zwetschensorten kann es also zum Beispiel vorkommen, dass unter den Nachkommen auch Pflaumen und Mirabellen sind.

Zwetsche Pflaume Reneklode Mirabelle
Botanischer Name Prunus domestica Prunus domestica Prunus domestica subsp. italica Prunus domestica subsp. syriaca
Steinablösbarkeit gut gering gering gut
Fruchtfarbe meist blau, stark beduftet alle Farben alle Farben gelb, rote Deckfarbe
Backfähigkeit ja nein nein ja
Fruchtform mehr lang als breit oval oder rund rund rund
Fruchtgröße klein - mittelgroß groß mittelgroß kirschengroß
Brennen viele Sorten kaum kaum ja
Geschmack würzig, auch herb aromatisch, zuweilen wässrig sehr süß süß, aromatisch
Fruchtfleisch sehr fest hochreif sehr weich, saftend hochreif sehr weich, saftend süß, aromatisch
Sorten `Bühler`, `Ersinger`, `Elena`, `Jojo` etc. `Magna Glauca`, `Ontario-Pflaume`, `Gräfin Cosel`, `Opal` `Graf Althanns Reneclaude`, `Große Grüne Reineclaude`, `Qullins Reineclaude` `Metzer Mirabelle`, `Nancy Mirabelle`, `Bellamira`, `Miragrande`


Sorten



Anbau

Zum Anbau finden Sie weitere Informationen in folgenden Berichten

Blüte und Fruchtansatz bei Pflaume und Zwetsche

Wie bei den meisten Baumobstarten findet auch bei den Pflaumenartigen die Blüteninduktion bereits im Sommer (Juni/Juli) des Vorjahres statt. Die Blüte entwickelt sich dabei in der Knospe kontinuierlich bis zur Aufblüte im April. Lediglich im Winter ist die Entwicklung eingeschränkt. Da der Blühzeitpunkt kurz vor dem Blattaustrieb liegt, muss die zum Wachstum benötigte Energie vollständig aus den Baumreserven gedeckt werden. Dies macht die Notwendigkeit einer guten Blattpflege zum Reservestoffaufbau auch nach der Ernte deutlich. Das Reservestoffminimum des Baumes wird bei Pflaume kurz nach der Blüte, also beim beginnenden Fruchtwachstum erreicht.

Die Blütenbildung findet bei Pflaumenartigen in den Blattachseln von Kurztrieben am zweijährigen Holz, vereinzelt auch in den Blattachseln der Langtriebe statt. In der Regel besteht eine Blütenknospe aus zwei Einzelblüten, sortentypisch können auch ein, bzw. drei Einzelblüten pro Knospe gebildet werden. Die Anzahl der Blütenstände pro Kurztrieb ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich. So zeigen zum Beispiel Ortenauer oder Hauszwetsche häufig nur einzelne Blütenstände, Cacaks Schöne oder Stanley dagegen meist mehrere Blütenstände an einem Kurztrieb; entsprechend ist die Anzahl der Blüten pro Ast wesentlich höher. Daraus resultiert eine relativ weite Spanne des zum Vollertrag erforderlichen prozentualen Fruchtansatzes. Dieser liegt in Abhängigkeit von Sorte und möglicher Fruchtgröße zwischen ca. 10 und 40 %.

Trotz früher Blüte gelten die meisten Sorten landläufig als recht sichere Träger. Durch den hexaploiden Chromosomensatz gibt es im Genom zahlreiche Kombinations­möglichkeiten, so dass bei den pflaumenartigen alle Übergänge von selbstfertil über teilweise selbstfertil bis selbststeril gefunden werden. Zwar gelten die meisten Sorten als selbstfertil, brauchen also keinen fremden Pollen zur ausreichenden Fruchtbildung, es zeigte sich aber, dass aus Selbstung hervorgegangene Embryonen und damit Früchte bei den Fruchtfallperioden überproportional häufig abgeworfen werden. Deshalb wäre eine Fremdbefruchtung vorteilhaft, weil dann von einem stabileren Fruchtbehang ausgegangen werden kann. [1] Als selbststeril gelten unter anderem die Sorten ‚Große Grüne Reneclode’, ‚Lützelsachser’, ‚President’ und ‚Zimmers Frühzwetsche’, als teilweise selbstfertil die Sorten ‚Ersinger’, ‚Fellenberg’, ‚Ortenauer’, ‚Toptaste’ und ‚Topfive’. Die jeweilige Fertilitätsstufe ist bei den einzelnen Sortenbeschreibungen in diesem Heft verzeichnet. Bei den selbststerilen Sorten ist eine geeignete Bestäubersorte zwingend erforderlich, bei den teilweise selbstfertilen Sorten kann der Fruchtansatz durch geeignete Bestäubersorten verbessert werden.

Die mittlere Pollenanzahl pro Blüte ist sortenabhängig und schwankt von Jahr zu Jahr. Ein dreijähriger Versuch ergab einen Fund von jeweils zwischen 20 000 und 40 0000 Pollen/Blüte bei fünf Sorten.[2] Diese waren alle augenscheinlich voll entwickelt, wobei die mittlere Keimrate im Labor in Abhängigkeit von Sorte und Jahr zwischen 20 und 75 % lag.
Da bei selbstfertilen Sorten der Pollen nur wenige Millimeter zwischen Staubgefäß (Anthere) und Griffel innerhalb der Blüte transportiert werden muss, ist die Bestäubungssituation wesentlich einfacher zu sehen als bei Süßkirsche. Prinzipiell genügt der Besuch eines Bestäuber­insekts oder eines anderen Individuums auf der Blüte um diesen kurzen Pollentransport zu gewähr­leisten. Die Bestäubung kann sozusagen schnell nebenbei stattfinden.
Die Dauer des Pollenschlauchwachstums von der Narbe bis zur Samenanlage ist jedoch stark temperaturabhängig. Die Pollenschläuche benötigen im Mittel zwischen 5 und 12 Tagen. Pauschal gilt die Regel: „Je schneller das Wachstum, umso höher der potentielle Fruchtansatz.“ Hierbei sind natürlich weitere Faktoren, wie Trockenheit, Virusstatus oder Schädlingsbefall, die einen Fruchtfall induzieren können, nicht berücksichtigt.

Der gezielte Einsatz von Honigbienen oder Hummeln zur Bestäubung von Pflaumen und Zwetschen mag für große und einheitliche Plantagen nötig und sinnvoll sein. Als zielführend kann aber gerade in dieser Kultur eine Bestandsentwicklung und Etablierung von Osmia cornuta, der Gehörnten Mauerbiene sein. Diese fliegt bereits sehr früh ab Mitte März und steht entsprechend für diese frühblühende Kultur zur Verfügung. Bei Pflaumenanlagen in einer Region mit hohem Heckenanteil oder anderen Saumstrukturen kann der natürliche Bestand an Bestäuberinsekten gegebenenfalls ausreichen um die Bestäubung der Kultur und dadurch gute Erträge zu gewährleisten.


Züchtung

Die in Deutschland angebauten Pflaumen gehören zur Art Prunus domestica. Diese hat im Gegensatz zu Süßkirschen keinen doppelten, sondern einen 6-fachen Chromosomensatz, das heißt, die Erbanlagen sind 6-fach hinterlegt. Davon kommt natürlich nur eine einzige zur Ausprägung. Für die Züchtung bedeutet dieses aber sehr viel mehr Kombinationsmöglichkeiten als bei der Süßkirsche, ein gezieltes Züchten ist aufwändiger.
Zu den Pflaumenartigen zählen verschiedene Arten der Gattung Prunus. Neben der Verwendung der Früchte haben einige nur als Unterlage Bedeutung.

Deutscher Name Botanischer Name Chromosomensatz Chromosomenzahl
Europäische Pflaume Prunus domestica hexaploid (6-fach) 48
Schlehe Prunus spinosa tetraploid (4-fach) 32
Myrobalane Prunus cerasifera diploid (2-fach) 16
Japanische Pflaumen Prunus salicina diploid (2-fach) 16
Nordamerik. Formenkreis Prunus americana / nigra / besseyi diploid 16

Pflanzenschutz

Bei allen Obstarten können Schäden an sämtlichen Teilen der Pflanze auftreten. Diese werden zum einen durch Schaderreger, wie Pilze, Insekten, Viren, Bakterien oder Mycoplasmen verursacht. Schäden können aber auch durch Witterungs­ein­flüsse oder physiologische Probleme, die in der Pflanze selbst zu suchen sind, entstehen. Weiterlesen


Gesundheitswert

Pflaumen wurden schon in der Antike eine Heilwirkung zugeschrieben, allerdings beschränkte man sich damals auf Rindenextrakte und Baumharz, welches in Wein aufgelöst bei Nieren- und Blasenleiden verabreicht wurde. Pflaumen und Zwetschen haben eine ausgewogenen Vitamingehalt, besonders erwähnenswert sind die Vitamine der B-Gruppe und Biotin. Deshalb sind sie gut geeignet als Nervennahrung, bei Nervosität und Unruhe und gelten als Leistungsförderer. Eine Fülle von bioaktiven sekundären Pflanzenstoffen aus der Gruppe der Pflanzenfarbstoffe wie Anthozyane oder Flavonoide vervollkommnen die krankheitsvorbeugende Wirkung der Früchte: ihnen hat man eine krebsvorbeugende Wirkung attestiert. Deshalb bietet sich zur Erntezeit eine Pflaumekur mit frischen Pflaumen an, das entwässert den Körper, regt die Verdauung an und bindet Fette im Darm. Solche Fitness-Kuren lassen sich das ganze Jahr durchführen mit einem breiten Angebot an Trocken- oder Backpflaumen. Versuchen Sie es doch einmal mit einer einwöchigen Pflaumenkur mit täglich 200 g Trockenpflaumen. Wohl bekomm`s.


Einzelnachweise

  1. HEINKEL, R. HARTMANN, W. und R. STÖSSER (1999): Überprüfung einer Bestäubungstechnik zur Züchtung neuer Sorten bei Prunus x domestica mit Hilfe der RAPD-Technik. Gartenbauwissenschaft 64, 227-232.
  2. LORENZ, J. (2000): Einfluss des Fruchtbehangs auf Pollenqualität und Stärkeeinlagerung in die reproduktiven Blütenteile bei Pflaumen und Zwetschen (Prunus x domestica L.). Diss. Universität Hohenheim, Grauer, Beuren, Stuttgart.


Quelle

Martin Balmer, Margret Wicke-Brandhoff, Hans-Josef Weber, Peter Hilsendegen, Jürgen Lorenz (2011): Praxisanleitung "Zwetschen, Pflaumen, Mirabellen" - Qualitätsproduktion. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Rheinbach.