Pflanzenschutzgeräte

Aus Hortipendium
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Genauso wichtig wie die Wahl eines geeigneten Pflanzenschutzmittels ist der Einsatz geeigneter, exakt arbeitender Pflanzenschutzgeräte. Diese müssen eine korrekte Dosierung und eine gleichmäßige Verteilung auf der Zielfläche ermöglichen. Um sicher zu stellen, dass nur Geräte zum Einsatz kommen, die diese Anforderungen erfüllen verlangt der Gesetzgeber von allen Herstellern oder Vertriebsunternehmen, dass sie vor dem erstmaligen Inverkehrbringen eines Gerätetyps (außer bei Kleingeräten) dem Julius-Kühn-Institut (JKI) alle technischen Einzelheiten mitteilen. Die Behörde prüft dann die eingereichten Unterlagen und wenn sie zu der Feststellung kommt, dass alle Anforderungen erfüllt sind, trägt sie das Gerät in die Pflanzenschutzgeräteliste ein. Damit ist das so genannte „Erklärungsverfahren“ abgeschlossen und die Baureihe darf verkauft werden. Da aber auch gebrauchte Pflanzenschutzgeräte (außer Kleingeräte) einem Mindeststandard entsprechen müssen, muss es der Gerätehalter alle 6 Kalenderhalbjahre (3 Jahre) in einem dafür anerkannten Betrieb überprüfen lassen (Gerätekontrolle) (siehe Pflanzenschutzgeräteverordnung).

Schematischer Aufbau eines Sprühgerätes

Geräte-Typen

Folgende Geräte können im Pflanzenschutz zum Einsatz kommen:

  • Feldspritzgeräte für Flächenkulturen im Acker- und Gemüsebau (Schlepperanbau, Nachläufer, Selbstfahrer)
  • Sprühgeräte für Wein- Obst- Hopfenbau und Baumschulen (Schlepperanbau und Nachläufer.)
  • Schlauchspritzgeräte für Wein- Obst- Hopfenbau und Baumschulen
  • Karrenspritzen für Gartenbaubetriebe, teilweise Freiland u. Gewächshaus
  • Granulatstreugeräte (selten)
  • tragbare Motorsprüh-, -spritzgeräte für Gartenbaubetriebe
  • tragbare handbetätigte Spritzgeräte für Gartenbaubetriebe
  • Kleingeräte für den Hobbybereich, Haus und Garten
Unter Kleingeräten versteht man: Sprühflaschen, Druckspeicherspritzen, Streichgeräte oder Spritzgeräte mit Rotationszerstäuber, handbetätigte Rückenspritzgeräte, motorbetriebene Rückenspritzgeräte oder motorbetriebene Rückensprühgeräte. Kleingeräte müssen so konstruiert sein, dass sie von einer Person getragen werden können.

Grundausstattung

Pflanzenschutzgeräte werden heute mit hoher technischer Ausstattung angeboten. Die folgenden Anforderungen an die Technik sind aus rechtlicher Sicht einzuhalten.

Behälter ablesbare Füllstandsanzeige, Ablassvorrichtung für Restmengen-Einfüllsieb, 5 % Übergröße für Schaumbildung, Innenreinigung (außer Sprühgeräte <400 l), Anschluss für Außenreinigung (außer Sprühgeräte >400 l)

zusätzlich Spülwasserbehälter (Fassungsvermögen mind. 10fache der techn. bedingten Restmenge, außer Sprühgeräte <400 l), Handwaschwasserbehälter (15 l)

Pumpenleistung Ausreichend für Düsenausstoß (l/min/Düse bei Höchstdruck x Zahl der Düsen) + 5 % des Behältervolumens (l/min; Rührreserve)
Rührwerk sichtbare Umwälzung
Armatur im Griff- und Sichtbereich des Schlepperfahrers Schalthebel müssen dicht schließen, der Druckregler muss zuverlässig arbeiten, Aus- und Einschalten darf nicht zu Druckänderungen führen.

Zentralschalthebel und Teilbreitenschalter müssen vorhanden sein

Manometer gedämpft, Ø mind. 60 mm Anforderung an Ablese- und Anzeigegenauigkeit hängt ab vom Arbeitsbereich
Arbeitsbereich Skalenteilung max. zuläss. Fehler
1 – 5 bar 0,2 bar 0,2 bar
5 – 20 bar 1 bar 0,5 bar
Gestänge stabil, keine Schwankungen, Abstandhalter Höhenverstelleinrichtung;

Hindernisausweicheinrichtung

Leitungen dicht (auch unter Druck),keine Knick- oder Scheuerstellen
Filterung Je ein Filter im Saug- und Druckbereich (auf richtige Maschenweite achten)
Düsen einheitlich (Größe, Typ), möglichst grobtropfig nicht verschlissen
Tropfstopp dürfen nicht länger als 5 Sekunden nachtropfen; (Membrantropfstop- ventile verwenden, in Ausnahmefällen auch Kugelventilfilter)

Zusatzteile die dem Umwelt- und Anwenderschutz dienen

  • Fassfülleinrichtung “freie Fließstrecke”
Damit bei einem möglichen Unterdruck im Leitungssystem kein Rücksog entsteht und die Flüssigkeit aus dem Behälter in das Wasserleitungsnetz gelangt.
  • Füllschleuse oder Einspülinjektor in der Behältereinfüllöffnung
  • Kanisterspüleinrichtung


Einstellung eines Sprühgerätes

Vor der richtigen Einstellung eines Sprühgerätes steht die Überlegung, welche Brüheaufwendung pro Flächeneinheit ausgebracht werden kann und wie hoch die anzuwendende Konzentration sein soll. Die exakte Einstellung eines Sprühgeräts ist Voraussetzung für die Ausbringung der gewünschten Mittel- und Brühemenge, für eine hohe biologische Wirksamkeit der eingesetzten Mittel und möglichst geringe Abdrift- und Abtropfverluste. Die für den Brüheaufwand je ha entscheidenden Einflussgrößen:

  • Fahrgeschwindigkeit
  • Arbeitsbreite
  • Anzahl offener Düsen
  • Brüheausstoß

müssen aufeinander abgestimmt werden, damit die gewünschte Brühemenge ausgebracht werden kann. Nähere Informationen dazu auf der Seite Applikationstechnik.

Gerätereinigung

Innenreinigung

Nach Abschluss der Applikation erfolgt zuerst die Innenreinigung des praktisch leeren Gerätes. Dabei wird die technische Restmenge (= verbleibende Flüssigkeit am Behälterboden, in der Pumpe und in den Leitungen) mit der zehnfachen Wassermenge verdünnt. Beim Einfüllen des Wassers mittels Schlauch kann dabei die Behälterinnenwand abgespritzt werden. Die Spülflüssigkeit wird anschließend auf der zuvor behandelten Fläche auf die Pflanzen verteilt. Dieser Vorgang ist zu wiederholen. Zunehmend werden von den Geräteherstellern Reinigungsdüsen angeboten, die im Spritzbehälter angebracht werden und beim Umpumpen und Reinigen der Schläuche und der Pumpe gleichzeitig die Behälterinnenwand abspritzen.

Außenreinigung

Muss das Gerät auch außen gereinigt werden, so darf dies ebenfalls nur auf der zuvor behandelten Fläche geschehen. Viele moderne Geräte haben dafür einen Zusatzbehälter für Frischwasser zur Gerätereinigung. An die Seitenabsperrventile wird dann ein Schlauch mit einer Reinigungsbürste angeschlossen und das Gerät von außen mit dem Frischwasser aus dem Zusatzbehälter gereinigt. Die verschmutzte Reinigungsflüssigkeit darf dabei nicht auf eine befestigte Fläche oder in einen Graben gelangen. Bei Regen besteht ansonsten die Gefahr einer Abschwemmung in offene Gewässer.

Außen ungereinigte Geräte dürfen nicht ohne Überdachung im Freien abgestellt werden.

Pumpen

Kolbenpumpe - 1) Ölstand-Schauglas, 2) Öleinfüllschraube, 3) Druckausgleichsbehälter, 4) Druckventil, 5) Druckleitung, 6) Manometer, 7) Ölbad, 8) Ölablassschraube, 9) Pumpkolben, 10) Saugleitung, 11) Saugventil, 15) Wasserablasschraube


Membranpumpe - 4) Druckventil, 5) Druckleitung, 10) Saugleitung, 11) Saugventil, 12) Membrane, 14) Gestänge
Kolbenmembranpumpe - 4) Druckventil, 5 ) Druckleitung, 10) Saugleitung, 11) Saugventil, 12) Membrane, 13) Stützkolben

Die Kenndaten einer Pumpe sind:

  • der maximale Förderstrom (L/min) und
  • der maximale Druck (bar)

Für die am meisten verbreitete hydraulische Zerstäubung werden je nach Verwendungsbereich der Pumpe (Sprüh- oder Spritzverfahren) Drücke von 20 bar (bis maximal 60 bar) benötigt. Dabei sollte bei steigendem Druck der Förderstrom annähernd konstant bleiben. Diese Anforderungen werden nur von Pumpenbauarten erfüllt, die dem Typ der Verdrängerpumpe entsprechen. Hingegen wird bei der pneumatischen Zerstäubung nur ein sehr geringer Pumpendruck benötigt, der im Wesentlichen dazu dient, die Brühe bis zur Zerstäubungsvorrichtung zu fördern.

Kolbenpumpen

Bei Kolbenpumpen erfolgt eine taktweise Förderung und Druckerhöhung der Flüssigkeit. Je geringer die Kolbenzahl (üblich sind heute Zwei- oder Dreikolbenpumpen), desto größer sind die Druck- und Förderschwankungen. Um diese auszugleichen, verfügen Kolbenpumpen über einen Druckausgleichsbehälter. Bei neueren Pumpen erfüllt diese Funktion eine aufblasbare Gummimembran (Fülldruck 2-5 bar). Das schwingende Luftpolster dämpft die stoßweise Förderung.

Membran- und Kolbenmembranpumpen

Bei Membranpumpen ist der Pumpkolben durch eine Gummi- oder Kunststoffmembran ersetzt. Durch Hin- und Herbewegen der Membran wird Unterdruck zum Saugen bzw. Überdruck zum Fördern erzeugt. Membranpumpen sind aufgrund ihrer Bauart robust, erzeugen jedoch nur einen Druck von maximal ca. 20 bar. Um die Vorteile von Membranpumpen (unempfindlicher gegen aggressive Flüssigkeiten, preiswerter, kaum trockenlaufempfindlich) mit denen von Kolbenpumpen (hohe Drücke, konstanter Volumenstrom) zu kombinieren, entwickelte man Kolbenmembranpumpen. Hier wird die Membran durch einen Kolben abgestützt, so dass Drücke von ca. 40 bar erreicht werden. Ist die Membran porös, muss sie ausgetauscht werden. Im Fall einer Rissbildung gelangt Spritzflüssigkeit ins Getriebe und kann schwere Schäden hervorrufen. Auch bei Membran- und Kolbenmembranpumpen werden Druckausgleichsbehälter zum Ausgleich der Druckschwankungen benötigt.

Kreiselpumpen

Bei Geräten mit pneumatischer Zerstäubung können auch Kreiselpumpen eingesetzt werden. Diese kleinen, leichten und wesentlich billigeren Pumpen können nur einen geringen Druck aufbauen (ca. 2-10 bar), der jedoch bei pneumatischer Zerstäubung völlig ausreicht.

Brühebehälter und deren Befüllung

Brühebehälter bestehen heute meist aus Kunststoff (Polyäthylen oder glasfaserverstärktem Kunststoff). Die Vorzüge liegen in der hohen Widerstandsfähigkeit gegen aggressive Stoffe, der leichten Reinigung, dem geringen Gewicht und der Durchsichtigkeit des Materials. Außerdem müssen an die Behälter folgende Forderungen gestellt werden:

  • Sie sollen eine große Einfüllöffnung mit einem Einfüllsieb aufweisen und eine Vertiefung am Boden, an der sich der Ablauf befindet. Eine vollständige Entleerung muss auch in nicht waagrechter Lage möglich sein.
  • Die Behälter müssen Volumenmarkierungen aufweisen.
  • Im Idealfall ist eine Einspülvorrichtung (wirksame Anwenderschutzmaßnahme speziell bei Spritzpulvern) vorhanden.
  • Es muss ein leistungsfähiges Rührwerk (hydraulisch oder mechanisch) vorhanden sein, um Absetzvorgänge in der Spritzbrühe zu vermeiden.

Achtung: Beim Befüllen der Brühebehälter ist dafür Sorge zu tragen, dass keine Spritzbrühe in Gewässer, in die Kanalisation oder in das Wasserversorgungsnetz gelangt. Deshalb ist beim Befüllen aus der Wasserleitung unbedingt darauf zu achten, dass bei einem Unterdruck im Wassernetz keine Flüssigkeit aus dem Spritzbehälter zurückgesaugt wird. Dies kann durch Montage einer so genannten Rohrtrenneinrichtung, die wandseitig vor dem Wasserhahn installiert wird, sichergestellt werden. In jedem Fall ist der Füllvorgang zu beaufsichtigen.

Filter

Je nach Typ und Verwendungszweck verfügen Pflanzenschutzgeräte über mehrere Filter, die vom Einfüllsieb bis zu den Düsen zunehmend feinere Maschen aufweisen. Das Einfüllsieb in der Einfüllöffnung des Brühebehälters hat die Aufgabe, grobe Teile bei der Herstellung der Spritzbrühe zurückzuhalten. Zwischen Brühebehälter und Pumpe ist ein Saugfilter angeordnet, um Grobteile (wie z. B. im Behälter abgeplatzte Spritzmittelkrusten) von der Pumpe fernzuhalten. In modernen Geräten sind entweder zwischen der Pumpe und der Einstellarmatur oder zwischen der Einstellarmatur und den Düsen Feinfilter eingebaut, die als Druckfilter bezeichnet werden. Sie sind sehr robust, da sie dem von der Pumpe aufgebauten Druck ausgesetzt sind. Druckfilter sollten mit einem Spülventil ausgestattet sein, das eine schnelle Reinigung ermöglicht. In den Düsenkörpern finden sich die so genannten Düsenfilter, die Düsenverstopfungen vermeiden sollen. Ihre Maschenweite muss daher kleiner sein als der Durchmesser der Düsenbohrung.

Einstellarmaturen (Druckarmaturen)

Die Einstellarmatur eines Sprühgeräts hat folgende Aufgaben:

  • Einstellung und Überwachung des Spritzdrucks (Manometer)
  • Öffnen oder Verschließen der Druckleitungen zu den Düsen (ein- oder beidseitig)
  • Rückführung der überschüssigen Brühe über den Rücklauf (oft gleichzeitig hydraulisches Rührwerk)

Die Einstellarmaturen sollten gut erreichbar und möglichst im ständigen Sichtbereich des Fahrers liegen. Für die ordnungsgemäße Bedienung der Armaturen ist die Bedienungsanleitung der Gerätehersteller zu beachten.

Düsen

Spritzbild Hohl- oder Vollkegelform

Je nach Einsatzgebiet werden im Pflanzenschutz unterschiedliche Düsenbauarten eingesetzt. Die Flüssigkeitsausstoßmenge einer Düse wird durch die Größe der Düsenbohrung und den Spritzdruck bestimmt. Je höher der Druck und je größer die Düsenbohrung umso größer ist der Flüssigkeitsausstoß. Mit zunehmendem Druck verringert sich jedoch auch die Tropfengröße. Die Tropfengröße wird aber auch durch den Durchmesser der Düsenbohrung bestimmt – bei größerer Bohrung werden gröbere Tropfen erzeugt.

oben:Düsenverband Flachstrahldüsen, unten: Düsenverband Rundstrahldüsen

Dralldüsen (Rundstrahldüsen)

Dralldüsen oder Rundstrahldüsen werden in Druckbereichen von 3-60 bar eingesetzt. Sie finden Verwendung bei Sprühgeräten mit hydraulischer Zerstäubung (Druckbereich ca. 5-15 bar) sowie bei der Schlauchspritzung (Druckbereich ca. 30-60 bar). In Verbindung mit dem höheren Druck und durch den Einbau eines Drallkörpers kommt es zu einer feineren Zerstäubung und stärkeren Verwirbelung der Tropfen, was die geschlossene und gleichmäßige Ausbildung eines dünnen Spritzbelags begünstigt. Je nach Gestaltung des Drallkörpers hat das Spritzbild Vollkegel- oder Hohlkegelform.

Rundstrahldüsen werden im Düsenverband so eingestellt, dass sich eine geringe Überlappung ergibt.

Flachstrahldüsen

symmetrische Flachstrahldüse (links), asymetrische Flachstrahldüse (OC-Düse, rechts)

Flachstrahldüsen werden vorwiegend im Niederdruckbereich zur Herbizidausbringung eingesetzt. Für Pflanzenschutzmaßnahmen werden sie in Spritzgestängen oder in Tunnelspritzgeräten verwendet. Zunehmend finden sie aber auch Einsatz in Sprühgeräten wie dem Tangentialgebläse. Das Spritzbild ist fächerförmig. Man unterscheidet im Wesentlichen zwischen symmetrischen und asymmetrischen Flachstrahldüsen (= OC-Düsen = Off Center Düsen). OC-Düsen sind besonders für die Unterzeilenstreifenbehandlung geeignet. Bei der Herbizidausbringung sollten abdriftarme Antidriftdüsen oder Injektordüsen verwendet werden, die große Tropfen mit wenig Abdrift produzieren.

Mehrere Flachstrahldüsen werden in einem Winkel von ca. 5° - 10° versetzt angeordnet, so dass sich die einzelnen Sprühstrahlen überlappen.

Injektordüsen

Injektordüse

Eine Besonderheit stellen die Injektordüsen dar. Bei dieser Düsenart wird durch Bohrungen im Seitenteil der Düse Luft in den Flüssigkeitsstrom in der Düse angesaugt (Venturi-Prinzip). Die den Flüssigkeitsausstoß bestimmende Bohrung sitzt hier beim Düseninnenteil (Injektor). Die Auslassöffnung ist nun wesentlich größer, was zwangläufig zu einem starken Druckabfall innerhalb der Düse führt. Zusammen mit der größeren Auslassöffnung werden deutlich größere Tropfen erzeugt. Die Vermischung mit Luft innerhalb des Injektors führt zudem zu einem „Aufschäumen“ der Brühe und dadurch zu weniger abdriftgefährdeten Feintropfen, was vor allem bei der Herbizidausbringung, aber auch bei verlustmindernden Pflanzenschutzmaßnahmen vorteilhaft ist.

Antidriftdüsen

Ähnlich aufgebaut sind die abdriftarmen Antidriftdüsen. Sie besitzen keinen Injektor, haben aber ebenfalls zwei unterschiedliche Bohrungen – eine kleine, die die Ausstoßmenge bestimmt, und eine größere, an der die Tropfen erzeugt werden. Durch den fehlenden Injektor können diese Düsen deutlich kürzer gebaut werden. Die meisten der angebotenen Injektordüsen und Antidriftdüsen sind als Flachstrahldüsen ausgebildet.

Düsenkennzeichnung

Die Düsengröße und damit die Höhe der Ausstoßmenge werden über farbcodierte Düsenmundstücke und/oder codierte Kennzeichnung angegeben. Jede Farbe entspricht einem definierten Ausstoß. Leider verwenden nicht alle Hersteller die gleiche ISO-Norm Farbcodierung. Um Verwechslungen und daraus resultierende Anwendungsfehler zu vermeiden ist es deshalb wichtig, die zur jeweiligen Düse passende Düsentabelle des Herstellers zu verwenden.

Düsenverschleiß

Bei den Materialien der Düsenmundstücke (Düsenplättchen) ergibt sich hinsichtlich der Verschleißfestigkeit folgende Rangfolge:
Keramik - Edelstahl - Kunststoff - Messing
Kunststoff- und Messingdüsen sind am wenigstens verschleißfest und sollten lediglich im Niederdruckbereich (z.B. Herbizidausbringung) verwendet werden. Ausschlaggebend für den Düsenverschleiß ist:

  • die physikalische und chemische Aggressivität der eingesetzten Spritzmittel (feste oder flüssige Formulierung)
  • der Spritzdruck
  • die Einsatzdauer
  • das Material der Düse.

Mit zunehmendem Verschleiß wird der Durchmesser der Düsenöffnung größer. Dadurch steigt der Brüheausstoß, und das Tropfenspektrum verändert sich. Wenn der tatsächliche Brüheausstoß (feststellbar bei der Geräteprüfung) bei einem bestimmten Druck den angegebenen Brüheausstoß laut Tabelle um mehr als ca. 15 % überschreitet oder wenn der Ausstoß der einzelnen Düsen sich um mehr als 15 % voneinander unterscheidet, sollten die Düsenmundstücke ausgewechselt werden. Düsen mit Rückschlagventilen oder Tropfstoppventile unterbinden das Nachtropfen nach dem Abschalten des Flüssigkeitsstroms zu den Düsen und verhindern so eine ungewollte Belastung der Umwelt.

Arten der Tropfenbildung

Hydraulische Zerstäubung

Schematische Darstellung der hydraulischen Zerstäbung

Durch eine Pumpe wird Flüssigkeit vor einer Düse unter Druck gesetzt. Durch die vom Pumpendruck erzeugte hohe Austrittsgeschwindigkeit und die dabei im Mündungsbereich der Düse entstehenden Turbulenzen zerfällt der Flüssigkeitsstrahl in viele kleine Tröpfchen. Bei vielen Düsen wird die Tröpfchenbildung und –verwirbelung durch einen der Düsenöffnung vorgelagerten Drallkörper unterstützt. Die Tropfengröße hängt vom Durchmesser und der Gestaltung der Düsenöffnung, dem Drallkörper und dem Flüssigkeitsdruck (entscheidend für Austrittsgeschwindigkeit) ab. Dieser Form der Tropfenerzeugung begegnen wir bei den meisten Spritz- und Sprühgeräten und bei der Schlauchspritzung.

Pneumatische Zerstäubung

Bei Rückensprühgeräten und älteren selbstfahrenden Sprühgeräten wird die Spritzbrühe durch einen extrem schnellen Luftstrom in Einzeltröpfchen zerrissen. Im Vergleich zur hydraulischen Tropfenerzeugung ist die Größe der Tröpfchen weniger einheitlich und es werden außerdem sehr viele kleine, abdriftgefährdete Tropfen mit einem Durchmesser deutlich unter 100 µm erzeugt. Zudem ist die Austrittsmenge nur ungenau regulierbar. Geräte mit pneumatischer Zerstäubung können daher bei der Gerätekontrolle die Anforderungen an die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Ausbringmenge nicht erfüllen und dürfen deshalb nicht mehr eingesetzt werden. Auch lassen sich solche Geräte nicht mit abdriftarmen Düsen kombinieren, um als verlustmindernde Geräte anerkannt zu werden.

Rotationszerstäubung

Zur Ausbringung von unverdünnten oder stark konzentrierten Pflanzenschutzmitteln können so genannte Rotationszerstäuber eingesetzt werden. Die Tropfen werden mittels einer schnell rotierenden Scheibe, an deren gezähntem Rand die Flüssigkeit zerrissen wird, erzeugt. Der Tropfentransport der extrem feinen Tropfen erfolgt meist in einem Trägerluftstrom. Im Weinbau können Herbizide (unverdünnt oder stark konzentriert) mit diesen Zerstäubern ausgebracht werden. Jedoch erfolgt hier die Ausbringung ohne Trägerluft und die feinen Tropfen müssen gut gegen Abdrift abgeschirmt werden.


Gebläsebauarten für Raumkulturen

Aufbau und Funktion verschiedener Gebläsebauarten - A) Ansicht von hinten, B) Ansicht von oben, c) Luftstrom (schematisch von oben)

Kriterien für die Leistung eines Gebläses sind die Luftfördermenge (m3/h) sowie die Luftaustrittsgeschwindigkeit (m/s).


Axialgebläse

Sie fördern die Luft in axialer Richtung in der Art eines Propellers. Durch Luftleitbleche wird der Luftstrom auf der Ausgangsseite rechtwinkelig oder schräg zur Laubwand abgeleitet. Gebräuchlich sind heute Axialgebläse mit 20.000-35.000 m3/h Luftfördermenge und 20-40 m/s Luftaustrittsgeschwindigkeit. Bei Axialgebläsen mit einem Propeller weist die Luftströmung auf einer Seite einen Drall nach unten, auf der anderen Seite einen Drall nach oben auf (Drehrichtung des Propellers). Die Hersteller versuchen diesen störenden Effekt durch geschickte Anordnung von Leitblechen zu verringern. Auch bei Doppelaxialgebläsen (mit 2 gegenläufigen Propellern) kann der Drall nahezu verhindert werden.

Umkehraxialgebläse

Eine Sonderbauform mit verbesserten strömungstechnischen Eigenschaften stellen die Umkehraxialgebläse dar. Die Luft wird von vorn angesaugt und schräg nach hinten ausgestoßen. Gegenüber normalen Axialgebläsen ergibt sich eine bessere Anlagerung der Brühe, verminderte Abdrift zum Schlepper und damit eine verringerte Kontamination des Fahrers. Bei modernen Umkehraxialgebläsen kann der Anströmungswinkel des Luftstroms verändert und damit der Gassenbreite angepasst werden (enge Zeilen: mit spitzem Winkel schräg nach hinten; breite Zeilen: annähernd rechtwinkelige Anströmung).

Tangentialgebläse

Hierbei wird der Luftstrom von zwei senkrecht stehenden walzenförmigen mit Lamellen bestückten Lüfterrädern erzeugt. Der Vorteil dieser Geräte besteht in dem exakt parallel zum Erdboden ausgerichteten Luftstrom, der gegenüber Radialgebläsen zu geringerer Abdrift führt. Außerdem kann der Anströmungswinkel des Luftstroms verändert und damit der Gassenbreite angepasst werden. Die Leistungsdaten liegen zwischen denen der Axialgebläsen und Radialgebläsen.

Radialgebläse

Diese Gebläse fördern die Luft über Schaufelräder von innen nach außen (in radialer Richtung), von wo sie über Luftkanäle weitergeleitet wird. Sie weisen eine vergleichsweise geringe Luftfördermenge (bis 18.000 m3/h), aber eine hohe Luftaustrittsgeschwindigkeit (50-100 m/s) auf. Sie werden sowohl in Geräten mit pneumatischer Zerstäubung (z. B. Rückensprühgeräte) als auch mit hydraulischer Zerstäubung eingesetzt.


Verlustmindernde Geräte

Eine neue Generation von Pflanzschutzgeräten findet seit einigen Jahren zunehmende Verbreitung in der Praxis. Mit den so genannten Recyclinggeräten ist es möglich, einen hohen Anteil der Spritzbrühe, die sich nicht an der Laubwand anlagert, sondern die Laubwand passiert, wieder aufzufangen und in den Brühebehälter zurückzuführen. Grundsätzlich werden dabei drei Bauformen und Verfahren unterschieden:

  • Tunnelspritzverfahren: Ausbringung ohne Trägerluftstrom, Auffangen nicht angelagerter Spritzbrühe durch Tunnelwände
  • Kollektorverfahren: Ausbringung mit Trägerluftstrom, Herausfiltern nicht angelagerter Spritzbrühe am Tropfenabscheider (Kollektor)
  • Reflektorverfahren: Ausbringung mit Trägerluftstrom, Umlenkung des Luftstroms auf der Zeilenrückseite und Auffangen nicht angelagerter Spritzbrühe

Bei allen Bauarten ist die Rückgewinnungsrate umso höher, je kleiner die Blattfläche ist. Insbesondere bei Bekämpfungsmaßnahmen vor der Blüte lassen sich bis zu ca. 60 % der Brühe wieder auffangen; mit zunehmend dichterer Belaubung geht dieser Wert auf ca. 10-20 % zurück. Das Tunnelspritzgerät hat den Vorteil, dass zwei Reihen mit einer Fahrt von beiden Seiten behandelt werden, während bei den gebläseunterstützten Bauarten die Laubwände nur von der Fahrgassenseite angeströmt werden. Mit allen Geräten lassen sich durch die deutliche Verringerung der effektiv ausgebrachten Brühemengen erhebliche Kosten einsparen und Umweltbelastungen verringern, ohne dass es zu einem Abfall der biologischen Wirksamkeit kommt. Nachteilig sind insbesondere die großen Abmessungen und die teilweise starken seitlichen Schwankungen der Geräte zu werten, die zu Beschädigungen der Unterstützungsvorrichtung und des Geräts führen können. Breite Vorgewende und ebene Fahrbahnen sind daher unabdingbare Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz, der auch mit zunehmender Hangneigung schwieriger wird. Das so genannte Sensorgerät tastet mit einem Lichtstrahl die Rebzeile ab, erkennt Lücken in der Laubwand und schließt über Magnetventile die entsprechenden Düsen, so dass nur dort Brüheausstoß erfolgt, wo tatsächlich eine Zielfläche vorhanden ist. Vorteilhaft ist der Einsatz besonders in Junganlagen oder in frühen Entwicklungsstadien bei noch nicht geschlossener Laubwand.

Pflanzenschutzgerätekontrolle

Kontrollpflicht besteht für alle in Gebrauch befindliche Pflanzenschutzgeräte außer für tragbare Kleingeräte im Abstand von 6 Kalenderhalbjahren (3 Jahre). In den anerkannten Kontrollbetrieben werden an Hand von Kontrollrichtlinien alle Bauteile auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft (nachzulesen auf der Homepage des Julius-Kühn-Institutes unter www.jki.de). Wichtigste Anforderung ist dabei, dass an keiner Stelle unbeabsichtigt Flüssigkeit austreten darf und dass alle wichtigen Bauteile vorhanden sind und einwandfrei funktionieren. Wenn es keine Beanstandungen gibt, wird eine Plakette angebracht, die gegenüber der Überwachungsbehörde den ordnungsgemäßen Zustand ausweist.

Durchführung der Kontrolle

Die Kontrolle der Pflanzenschutzgeräte und die Vergabe der Kontrollplaketten dürfen nur durch autorisierte Landmaschinenwerkstätten (mit amtlicher Anerkennung) erfolgen. Die Werkstätten müssen über geeignete Messgeräte und speziell geschultes Personal verfügen. Die Durchführung der Kontrolle muss nach den genau definierten Richtlinien der Biologischen Bundesanstalt erfolgen. Dabei wird der allgemeine Sicherheitszustand (z.B. Schutzvorrichtungen am Antrieb oder Gebläse) und die einzelnen Bauteile des Gerätes (Pumpe, Behälter, Rührwerk, Armatur mit Druckregler und Manometer, Leitungen, Filter, Düsen und Gebläse) sowie die Düsenverteilung (Spritzbild) überprüft. Alle am Gerät befindlichen Bauteile und vorhandene Zusatzausrüstungen müssen dabei voll funktionsfähig sein, z. B. Zusatzvorrichtung für Herbizidausbringung. Sind alle Anforderungen erfüllt, darf das Pflanzenschutzgerät mit einer Kontrollplakette versehen werden. Geräte mit geringen Mängeln können mit einer Plakette versehen werden, die Mängel sind aber umgehend vom Halter abzustellen.

Quelle

B. Altmayer, B. Fader, M. Harms, R. Ipach, U. Ipach, H.-P. Lipps, K.-J. Schirra, B. Ziegler (2010): Sachkunde im Pflanzenschutz (Weinbau). 6. überarbeitete Auflage. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin. Neustadt an der Weinstraße. 

Horst Knewitz (2010): Sachkunde im Pflanzenschutz. Dienstleistungszentrum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück. Bad Kreuznach. 


Siehe auch