Pflanzenkrankheiten

Aus Hortipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Klima hat bestimmenden Anteil am Aussehen der Erde und entscheidet oft auch heute noch über Hunger und Sattsein. Schon unsere Vorväter wussten die Beobachtung des Wetters und der Natur zu schätzen, was die zahlreichen Bauernregeln zu diesem Thema lebhaft beweisen. Manche dieser Regeln wiesen sogar in die Zukunft. So hieß es: “Kommt die Eiche vor der Esche, gibt’s im Sommer große Wäsche. Kommt die Esche vor der Eiche gibt’s im Sommer große Bleiche.” Dass die Reihenfolge, in der die Bäume im Frühjahr austreiben, auf die sommerliche Witterung schließen lassen, ist sehr unwahrscheinlich.

Unbestritten ist die Beeinflussung von Pflanzen und Pflanzenkrankheiten durch das Wetter. So wie sich die Blüte der Obstbäume von Frühjahr zu Frühjahr verschiebt, so verändert sich auch das Auftreten von Pflanzenkrankheiten mit der jährlichen Witterung. Vor etwa zwanzig Jahren hat sich die Forschung diesem Thema angenommen und versucht seitdem, die Zusammenhänge von Wettergeschehen und Krankheitsbefall zu beschreiben. Die Entwicklungen von Computern und preisgünstigen elektronischen Wetterstationen haben diese Arbeiten begünstigt. Mittlerweile gibt es schon eine ganze Reihe von Schadorganismen, deren Auftreten mit Hilfe von Rechenprogrammen simuliert (d. h.: nachgebildet) werden kann.

Man muss aber nicht über einen Personalcomputer verfügen oder komplizierte Rechnungen vornehmen, um etwas über die Zusammenhängen von Witterung und Pflanzenkrankheiten zu verstehen. Meist genügen ein paar Faustregeln und Vieles wird klarer.


Pilze mögen´s feucht – Insekten mögen´s warm

Bei den Pflanzenkrankheiten, die am häufigsten in allen Bereichen des Gartenbaus und somit also auch im Haus- und Kleingarten zu finden sind, handelt es sich um Schäden verursacht von Pilzen. Diese wachsen aber nicht wie gewohnt in unseren Wäldern auf Baumwurzeln, sondern auf lebendem Pflanzengewebe, das sie zerstören und damit den Ertrag mindern oder die Pflanzen zum Absterben bringen. Im Gegensatz zu den oft sehr attraktiven Fruchtkörpern der Speisepilze, sind die Fruchtkörper der blattbewohnenden Pilze nur mit dem Mikroskop auszumachen. Die Wachstumsbedingungen sind jedoch sehr ähnlich, und daher treten die Pilzkrankheiten vor allem dann auf, wenn die Bedingungen auf der Pflanze warm und feucht sind. Daher setzen Krankheiten wie der Apfelschorf, der Sternrußtau oder die Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel (die auch die Tomate befällt) vielen Gartenpflanzen vor allem in feuchten Jahren zu.

Aber nicht die Wetterbedingungen im Allgemeinen sind entscheidend, sondern die Verhältnisse direkt an der Pflanze. Das ist einleuchtend, denn dort hält sich der Schädling oder der Erreger auf. So kann ich meine Tomaten durch Abdeckung mit Folie gut vor der Kraut- und Knollenfäule schützen. Wenn der Pilze keine nassen Blätter findet, kann er nicht in die Pflanze eindringen und stirbt ab. Halte ich die Pflanzen jedoch im Gewächshaus und lüfte zu wenig, fördert die Feuchtigkeit auf den Blättern den Pilz, und ich muss bereits früh mit starken Pilzproblemen rechnen.

Andere Zusammenhänge sind zu finden, wenn man den Bereich der Insekten unter die Lupe nimmt. Insekten sind in ihrer Entwicklung im Gegensatz zu Pilzen nicht von Feuchtigkeit abhängig. Dagegen sind sie sehr stark durch die Temperatur gesteuert. Die Summierung von Temperaturen oberhalb einer bestimmten Entwicklungsschwelle und über einen größeren Zeitraum hinweg, kann die Entwicklung von Insekten bereits sehr gut beschreiben. Während im Erwerbsgartenbau diese Tatsache eine einfache und gute Hilfe zur Bestimmung des Erscheinens von Schaderregern oder zur Festlegung eines Behandlungszeitpunktes bietet, ist der Nutzen im Kleingarten eher gering. Hier ist es besser, biotechnische Verfahren wie Leimringe oder Pheromonfallen zu nutzen, um zeitlich unbegrenzt die Schädlingspopulation verringern.

Und was ist mit den Bakterien?

Es gibt jedoch ein Prognosemodell, das nicht allein den Erwerbsanbauern nutzt. Es handelt sich um die Prognose der Infektion durch den gefährlichen Erreger des Feuerbrandes Erwinia amylovora. Das Bakterium führt im Apfel- und Birnenanbau zu sehr starken Schäden, kann aber auch zahlreiche Zierpflanzen wie Cotoneaster und Sorbus befallen. Da kaum eine Möglichkeit (außer Schnitt bzw. Rodung) besteht, den Erreger zu bekämpfen, spielt auch der Befall der Ziergehölze eine große Rolle. Die Pflanzen werden unter bestimmten Bedingungen (warm und feucht) über die Blüte befallen. Daher ist der Cotoneaster eine entscheidende Infektionsquelle, denn seine Blüte finden wir in einer Zeit, unter denen der Erreger die besten Wetterbedingungen vorfindet. Die Feuerbrandverordnung fordert die Meldung von Befall und die Rodung betroffener Ziergehölze.

Die Infektionsbedingungen für den Feuerbrand sind bekannt und können in einem Simulationsmodell berechnet werden. Das Internetangebot ist unter der Adresse www.am.rlp.de in den Rubriken “Warndienst” zu finden und ist jedem frei zugänglich.


Häufige Symptome

Im Folgenden sind einige Symptome, bzw. Schadbilder aufgeführt, die in vielen Gärten auftreten. Nicht in jedem Fall sind Pflanzenschutzmittel notwendig oder sinnvoll, oftmals müssen andere Maßnahmen getroffen werden.

Feuerwanzen

Feuerwanzen kommen häufig und in großer Zahl an warmen, trockenen Stellen im Garten vor. Besonders an Robinien, Linden und Malven sind sie häufig zu finden. Viele Gartenfreunde reagieren ganz verschreckt auf das Massenauftreten dieser Tiere und wollen unbedingt wissen, wie man sie beseitigen kann. Dabei sind sie ganz harmlos und machen keinen Schaden. Die rot-schwarzen Feuerkäferchen oder auch „Friedhofstierchen“ genannt gehören zoologisch gesehen zu den Wanzen, daher der Name Feuerwanze (Pyrrhocorisapterus). Wie die meisten Wanzen besitzen auch die Feuerwanzen sogenannte „Wehrdrüsen“. Damit können sie im Falle eines Angriffes einen unangenehmen Geruch abgeben. Besonders stark ist der Geruch, wenn ein Tier zerquetscht wird; denn damit können die anderen gewarnt werden. Mit ihrem Saugrüssel saugen sie an den Blüten von Ziergehölzen, aber auch an toten Insekten. Da sie keine Schäden anrichten, gehören sie auch nicht zu der Gruppe der Schädlinge. Demzufolge ist auch eine Bekämpfung nicht möglich und auch gar nicht notwendig. Sie sind somit allenfalls als Lästlinge einzustufen. Sollten sie sich einmal zufällig im Haus verirren, entfernt man sie am besten mit Schaufel und Kehrblech. Ähnlich kann man im Garten verfahren, in dem man die Überwinterungsquartiere in der Nähe von Bäumen im zeitigen Frühjahr entfernt. Da die Tierchen wirklich harmlos sind, ist eine Abtötung mit heißem Wasser, Insektensprays oder Ködermittel nicht angebracht. Eine weitere Wanze, die keine Schäden verursacht, aber häufiger in Wohnungen eindringt, um dort zu überwintern, ist die „Große Stinkwanze“ oder „Graue Gartenwanze“ (Rahphigaster nebulosa). Schon allein der Anblick dieser bis zu 16 mm großen grau-braunen Wanzen versetzt empfindliche Menschen in Angst und Schrecken. Doch auch hier gilt wieder das Attribut „harmlos für Mensch und Pflanze“, die Gefahr von einer Stinkwanze gestochen zu werden ist ausgesprochen gering. Entfernen Sie alle Stinkwanzen konsequent und schnell aus der Wohnung, ohne sie dabei zu zerquetschen, da dabei die Stinkdrüsen geleert werden.

Gelbe Blätter an Pflanzen

Sehr häufig treten an Pflanzen gelbe Blätter auf. Bei der Untersuchung können dann keine Schädlinge oder Krankheiterreger festgestellt werden. Die unnatürliche Gelbfärbung von Blättern bezeichnet man als Chlorose oder „Gelbsucht“. Oft handelt es sich dabei um die Eisenmangel-Chlorose. Sie beginnt an den jüngeren Blättern an der Spitze des Triebes und geht dann nach und nach auf die älteren Blätter über. Hierbei wird das Blattgrün (Chlorophyll) aufgrund des Eisenmangels nur schlecht ausgebildet bzw. zerstört. Die Ursachen einer mangelnden Eisen-Aufnahme können sein:

  • Festlegung auf Böden mit hohem pH-Werten
  • Nicht optimale Nährstoffverhältnisse, z. B. Kali- oder Stickstoffmangel.
  • Ungünstige Bodenverhältnisse, z. B.: verdichtete, kalte oder nasse Böden)

Neben bodenverbessernden Maßnahmen ist eine Optimierung der Nährstoffversorgung notwendig. Als Sofortmaßnahmen gegen die Chlorose ist der Einsatz eisenhaltiger Dünger zu empfehlen. Der Fachhandel hat eine breite Palette dieser Spezialdünger im Angebot, die im Spritz- Gieß- oder Streuverfahren eingesetzt werden können.

Flechten an Gehölzen

Oft kommen Schadbilder vor, die meist als „Pilz-Befall“ auf der Rinde von Gehölzen interpretiert werden. Dieser tritt oft an älteren, ungepflegten und nicht geschnittenen Obstbäumen auf, in denen keine Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden. Hierbei handelt es sich um Flechten. Darunter versteht man eine Lebensgemeinschaft von Algen und Pilzen. Sie können grau, gelb oder rot sein. Besonders die farbigen Flechten werden von den Freizeitgärtnern oft als bedrohlich empfunden und im Hinblick auf Kinder oder Haustiere als potentielle Gefahr angesehen. In der Literatur gelten Flechten als ein Indikator für gute und sauber Luft. In den letzten Jahren ist aber regional eine deutlich Zunahme zu beobachten. Sie wachsen außen auf der Rinde und schädigen die von ihnen besiedelten Bäume nicht. Eine Bekämpfung ist daher weder notwendig noch sinnvoll. Wer sich dennoch durch den Anblick dieser harmlosen Erscheinung gestört fühlt, kann den Befall durch Abbürsten, kombiniert mit einen kräftigen Rückschnitt zur Verjüngung des Holzes reduzieren.

Birnengitterrost

Ein echter Dauerbrenner ist der Birnengitterrost, und zwar während der gesamten Vegetation von April-Oktober. Diese Pilzkrankheit wird von vielen als sehr bedrohlich angesehen, die gelb-orangen Blätter bzw. Blattflecken werden als optisch störend empfunden. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen diese Symptome als „eklig“ oder „hässlich“ empfinden. Das regelmäßige, alljährliche Erscheinen an den Birnbäumen hängt mit der Lebensweise zusammen: der Pilz ist wirtswechselnd, d. h. im Winter lebt er auf Wacholder, in der Vegetation auf Birnenbäumen. Für eine Bekämpfung stehen im Garten zulassungsbedingt keine Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. Das Pflanzenstärkungsmittel Neudo-Vital (Neudorff) soll eine befallsreduzierende Wirkung haben. Zur Vorbeugung sollten die Wirtspflanzen im Umkreis entfernt werden. Bei schwachem Befall macht eine Entfernung der befallenen Blätter der Birne im Juli Sinn. Bei Neupflanzungen können widerstandfähigere Wacholdersorten wie z.B. Juniperus sabina `Wichita Blue’, Juniperus sabina `Grey Owl’ etc. verwendet werden, weniger anfällige Birnensorten sind `Bunte Juli`, `Conference`, `Gellerts Butterbirne`, `Gute Luise` oder Àlexander Lukas`.
Die meisten Sorten kommen mit einem schwachen-mittleren Befall der Blätter gut zurecht und werden nicht geschädigt. Deshalb ist eine Bekämpfung auch nicht notwendig.


Quelle

Weblinks